Seit Anfang Juni steht der Neos als teilweise demontiertes Wrack in der Werkstatt. Nachdem er auf der Sachsentour mit kapitalem Motorschaden den Geist aufgegeben hatte war ich auf der Suche nach einer sinnvollen Lösung für das Problem.
Dazu habe ich mir vor allem den Roller nochmal genau angesehen, denn es ist ja leider nicht nur der Motor hinüber. Vor allem der Rahmen hat im Laufe der Jahre massiv gelitten, mehrere Unfälle und viele Touren haben ihre Spuren hinterlassen. Dazu kommt eine verzogene Gabel, nicht mehr hundertprozentig zuverlässige Elektrik und eine im Grunde total verwüstete Verkleidung. Dass die Sitzbank bei einem Roller mit weit über 100.000km Laufleistung völlig durchgesessen ist, ist dabei dann noch das kleinste Problem. All diese Dinge zu tauschen würde einen Neubau des Rollers bedeuten. Ein wirtschaftlich völlig unsinniges Unterfangen (wobei mich das ja traditionell nicht so sehr schreckt) Außerdem stellt sich natürlich die Frage: "Ist das dann überhaupt noch mein Klingonenkreuzer?"
Das ist primär ein philosophisches Problem. Es ist letztlich die Frage nach der Seele einer Maschine, so diese denn eine hat. Zumindest diese Frage würde ich in diesem Fall mit ja beantworten. Wie transplantiert man aber eine Seele? Oder weniger theatralisch, was macht den Klingonenkreuzer zum Klingonenkreuzer? Was unterscheidet ihn grundlegend von allen anderen Yamaha Neos und MBK Ovetto der ersten Generation, die über die Straßen dieser Welt rollern?
So gestellt begibt sich die Frage wieder auf soliden Grund. Denn es sind natürlich die Um- und Anbauten, vieles davon Einzelstücke die es nur an diesem einen Fahrzeug gibt. Dinge die sich im Grunde auch problemlos an jeden anderen Roller dieser Baureihe montieren lassen.
Eine eigentlich simple und logische Erkenntnis, die aber dennoch ihre Zeit brauchte um zu reifen und sich zu verfestigen. Die aber gestern ernste, physische Gestalt angenommen hat.
Vorhang auf für einen neuen Klingonenkreuzer:
Ein MBK Ovetto der ersten Serie, noch mit dem ursprünglichen Primitivcockpit und manuellem Choke. Eine klassiche Garagenleiche, in die vor kurzem ziemlich viel Geld gesteckt wurde und die nun, zu einem mehr als nur fairen Preis, bei mir gelandet ist. Der seltene Fall, dass ich einen uneingeschränkt fahrbereiten und sogar fertig versicherten Roller gekauft habe.
Wie geht es nun weiter? Der Plan ist den "neuen" Roller grundsätzlich zu erhalten. Es gibt keinen Grund ihn nennenswert zu verändern, denn auch der "alte" Neos war im Kern ein originales Fahrzeug ohne tiefgreifende Umbauten. Das Primitivcockpit ist in gewisser Weise dem Mäusekino überlegen, lediglich die fehlende Tankuhr ist bedauerlich.
Meine ursprünglichen Pläne sahen eigentlich vor, die Verkleidung des alten Klingonenkreuzers zu erhalten, aber irgendwie hinterlässt diese Vorstellung einen faden Beigeschmack. Mal ganz abgesehen davon, dass die Verkleidung des neuen Rollers praktisch neuwertig und die des alten völlig verwüstet ist, würde das dem neuen Roller die Maske des alten aufsetzen. Eine Replik, ein Schiff unter falscher Flagge, das will ich nicht machen. Es soll ruhig jeder sehen, dass es ein anderer Roller ist. Dazu kommt, das "Zahnsteinbeige" des Ovetto ist auf eine merkwürdige Art cool. Das bleibt so.
Aber genug philosophiert. Heute Abend gab es die erste längere Fahrt mit der Neuerwerbung. Knapp 40km einfache Strecke sind es bekanntlich zu meiner Werkstatt, eine Distanz, die der Ovetto problemlos geschluckt hat.
Die beiden Abendstimmungen sind dabei auch historische Fotos, denn sie zeigen den Roller zum letzten Mal in seinem Originalzustand.
In der Werkstatt warteten ja die traurigen Reste des alten Neos darauf gerupft zu werden. Das endgültige Ende des alten Rollers liegt zwar noch in der Zukunft, aber ein erstes Bauteil musste er heute schon hergeben. Den Windschild nämlich.
Ohne Windschild fahren ist einfach nicht mein Ding und ein Roller bei mir ohne einfach nicht komplett. Allerdings wurde auch der Ovetto etwas gerupft.
Das kleine Topcase steht dem Zip irgendwie viel besser, auf den Ovetto kam das große Givi-Case, dass zuletzt auf dem Zip war und das früher mit dem Neos durch die Weltgeschichte gondelte.
Die Alubox hat sich beim Neos nicht bewährt, sie harmoniert einfach nicht mit dem Fahrzeug. Der rundliche Kindersarg passt einfach optisch besser und bietet ungefähr genauso viel Stauraum.
Ein kleines, für mich persönlich sehr wichtiges, Detail war dann noch der Schlüsselanhänger. Der Schutzengel mit dem Bild des heiligen Christophorus war vor vielen Jahren ein Geschenk eines sehr lieben Menschen und seitdem immer mit dem Neos verbunden, jetzt baumelt er am Schlüsselbund des Ovetto.
Keine spektakuläre Schrauberaktion, sondern eher eine Sache von zehn Minuten, dennoch der Beginn eines für mich sehr bedeutenden Projektes.
Klingonenkreuzer reloaded, das Abenteuer geht weiter!
Dienstag, 27. August 2019
Montag, 26. August 2019
Cargo Zip und BW's: alles wieder dicht
Die Teile für den Zip waren vor einigen Tagen in der Post und heute hatte ich etwas übrige Zeit, um mich um den Roller zu kümmern.
Das Getriebe mit neuen Lagern und WeDi zusammen zu bauen ist letztlich nicht weiter spektakulär. Ebenso die neuen Bremsbacken für die Hinterradbremse.Gewehrt hat sich nur, es war aber auch nicht anders zu erwarten, der Auspuff. Das Teil will einfach nicht mein Freund werden, aber auch dieses Hindernis war bald überwunden. Bei einer kurzen Probefahrt zeigte sich dann, dass die Bremse scheinbar wieder ordentlich arbeitet und das Getriebeöl war auch noch drin, hoffentlich bleibt das jetzt auch so.
Deutlich mehr Arbeit hielt der BW's für mich bereit. Bei der letzten Ausfahrt, die nun auch schon fast vier Wochen zurück liegt, war ich mit dem Roller zweimal liegen geblieben und nur mit Not in der Werkstatt angekommen. Grund dafür war ein sich ständig lösender Benzinschlauch.
Nun ist der Ur-BW's leider alles mögliche, aber nicht schrauberfreundlich. Um die Treibstoff- und Unterdruckleitung zu wechseln muss der halbe Roller auseinander genommen werden.
Viel Arbeit um an zwei kleine Schlauchstücke zu kommen. Aber es hilft nichts.
Da der Tank sowieso ausgebaut war, habe ich dann noch den Benzinhahn kontrolliert. Dieser ist völlig in Ordnung, also keine Erklärung für die sporadischen Aussetzer des Rollers bei längerer Vollgasfahrt.
Eigentlich wollte ich den Luftfilter, dessen Remontage ein Abenteuer für sich ist, nicht abbauen, aber wenn ich schon am Schrauben bin mache ich es natürlich ordentlich. Darum kam dann noch der Luftfilter runter um den Vergaser zu kontrollieren.
Eine gute Entscheidung, denn tatsächlich zeigten sich Schmutzpartikel in der Schwimmerkammer. Vermutlich Reste einer defekten Treibstoffleitung.
Außerdem lag die Schiebernadel lose und haltlos im Vergaser, so kann der Roller natürlich nicht ordentlich laufen. Ursache hier war eine gebrochene Drahtklammer im Schieber. Zum Glück gab der Teilefundus eine solche Klammer her.
Wieder komplett zusammengebaut (zwei Stunden Arbeit!) lief der Roller dann auch deutlich besser als zuvor. Für eine wirklich ausführliche Probefahrt war keine Zeit, darum kann ich noch nicht sagen, ob ich den Fehler wirklich gefunden habe. Dafür verliert er kein Benzin mehr, denn die Leitung bleibt wo sie ist und alles ist schön dicht.
Sonntag, 25. August 2019
Tour: unterwegs in Oberbayern und Schwaben
Eine kleine Tagestour ohne starr festgelegtes Ziel hat ihren eigenen, besonderen Reiz. Der grobe Plan zum Kloster Andechs zu fahren war alles was ich hatte, als es am Samstagmorgen los ging. Von Regensburg aus entlang der Donau nach Kelheim und dann, auf einem quer durch Niederbayern verlaufenden Weg, über Abensberg in die Hallertau.
Im Spätsommer liegt ein seltsam betörender, süßlicher Geruch über den Hopfengärten. Ein Zeichen dafür, dass die Ernte nahe ist. Vorbei an Geisenfeld geht es, auf kleinen Nebenstraßen, in südlicher Richtung zunächst nach Rohrbach und dann nach Pfaffenhofen an der Ilm.
Pfaffenhofen ist, nicht offiziell aber doch gefühlt, auf dieser Reise das Tor zu Oberbayern. Die Hopfengärten verschwinden und werden von weitem, offenen Bauernland abgelöst. Sanfte Hügel mit grünen Wiesen und weite, größtenteils schon abgeerntete Felder unter blauem Himmel. Eine Postkartenlandschaft im besten Sinne, durch die sich die, am Wochenende angenehm wenig befahrene, B13 schlängelt, der ich bis Fahrenzhausen folge. Von dort aus geht es auf kleinen Nebenstrecken über Dachau nach Fürstenfeldbruch, eine Sache die ihre ganz eigenen Herausforderungen bereithält.
Die B471 ist die Hauptstraße zwischen Dachau und Fürstenfeldbruck, viel befahren, teilweise autobahnartig ausgebaut und fast durchgehend Kraftfahrstraße. Auf Rollertour will ich solche Strecken nicht benutzen, mit dem Centro ist es ohnehin nicht erlaubt. Umfahrungen sind nicht beschildert und müssen sich Ort für Ort aus der Karte erarbeitet werden.
In Fürstenfeldbruck grüßt das alte Kloster Fürstenfeld und markiert den Beginn eines ruhigeren, sauber beschilderten, Streckenabschnitts. Durch die grüne Waldlandschaft der Amperauen geht es nach Süden auf den Ammersee zu. Ich biege allerdings schon vorher, in Grafrath, etwas nach Osten ab und fahre über Wörthsee zum gleichnamigen Gewässer. Seefeld am Pilsensee ist von hier aus der nächste Wegpunkt, bevor der Ammersee bei Hersching erreicht ist.
An der Uferpromenade kommt hier fast südländisches Flair auf und es ist wieder ein Postkartenmotiv. Still auf dem Wasser wippende Segelboote, im Hintergrund der Ausflugsdampfer der sich langsam vom Anleger entfernt. Dazu, wie vom Künstler beiläufig eingestreut, einige Enten und Möwen. Leider ist es zu diesig um die Alpen in der Ferne sehen zu können.
Mich zieht aber ohnehin ein anderer Berg an, von Hersching aus ist es nicht mehr weit zur Ortschaft Andechs und dem gleichnamigen Kloster.
Seit dem 15. Jahrhundert thront die Wallfartskirche Sankt Nikolaus und Sankt Elisabeth hoch über dem Land. Das wunderschöne Gotteshaus ist an diesem herrlichen Spätsommertag von Touristenströmen überrannt und kein guter Ort zur stillen Einkehr. Die meisten Tagesausflügler scheuen dabei jedoch den mühsamen Aufstieg auf den Turm. Von seiner obersten Etage aus bietet sich ein traumhafter Weitblick über das Land und es ist dazu angenehm still.
Ich habe den Turm für mich alleine, bis ein amerikanischer Tourist im Treppenaufgang erscheint. Als einziges Mitglied einer Seniorenreisegruppe hat er sich an den mühsamen Aufstieg gewagt. Wir unterhalten uns einige Zeit recht angenehm und ich bin erstaunt zu erfahren, dass mein Gesprächspartner 93 Jahre alt ist und schon zum zweiten Mal hier. In breitem Texas-Akzent erzählt er von seinem ersten Besuch im Kloster Andechs, 1946 war er als junger GI zum ersten Mal hier.
Die abenteuerliche, extrem steile und enge Treppe mag so alt wie der Turm selbst sein. Dem rüstigen Herrn aus Amarillo bereitet sie erstaunlich wenig Schwierigkeiten.
Vom Kloster aus fahre ich später weiter, zunächst um die Südspitze des Ammersees nach Dießen und dann am Westufer entlang nach Norden. Diese touristisch weniger erschlossene Seite des Sees ist wunderbar ruhig. Ein traumhaftes, weites Land mit lichten Wäldern die immer wieder den Blick auf den See freigeben.
Meinen ursprünglichen Plan zunächst zurück nach Dachau und dann weiter nach Landshut zu fahren lasse ich fallen, vom Nordende des Ammersee aus ist es nur ein kurzes Stück nach Landsberg am Lech und das Lechfeld reizt mich. Die, fast unbefahrene, Landstraße verläuft hier leider unmittelbar neben der A96, entsprechend gerade und geräuschvoll geht es zu, aber bald ist Landsberg erreicht und noch vor dem Ortseingang biege ich in die östlichen Ausläufer des Lechfeldes ab.
Es ist ein Land der weiten Blicke, der grünen Gleichförmigkeit einer scheinbar endlosen Ebene. Ein Land zum träumen und genussvollen Rollern.
Über Penzing geht es zunächst nach Egling und dann in einigen kleinen Schleifen nach Nordosten nach Pfaffenhofen an der Glonn. Odelzhausen ist die nächste größere Ortschaft und mein Blick wandert wiedereinmal auf die Tankuhr des Centro.
Eines der kleinen Nebenziele dieser Tour ist nämlich, die absolute Reichweite des Rollers zu testen. Seinen Tank hatte ich am Morgen kurz hinter Regensburg nochmal gefüllt und schon seit Andechs ruht die Tanknadel friedlich auf dem untersten Anschlag des Instruments. Doch der Roller spult fröhlich Kilometer um Kilometer ab.
Derweit geht es quer durchs nördliche Oberbayern, nach Markt Indersdorf und Petershausen in Richtung Hohenkammer, wo ich zurück auf die B13 will.
Kurz vor Hohenkammer, der Abzweig auf die B13 ist bereits in Sicht, beginnt der Motor zu stottern und geht aus. Ich lasse den Roller in einem Feldweg ausrollen und notiere mir den Tachostand. Die Rechnung am Abend wird ergeben, dass die absolute Reichweite des Centro 286km beträgt und der Verbrauch bei normaler Überlandfahrt 2,9l/100km.
Mit dem Benzin aus dem Reservekanister geht es dann bald weiter, nur wenige Kilometer weiter ist an der B13 eine Tankstelle, an der ich den Tank wieder komplett füllen kann. Danach geht es auf bekannter Strecke zurück nach Paffenhofen an der Ilm, wo ich diesmal jedoch in Richtung Wolnzach abbiege.
Über Wolnzach fahre ich nach Mainburg, wieder zwischen den würzig duftenden Hopfengärten hindurch und lenke den Roller dann endgültig auf heimatlichen Kurs. Über Siegenburg geht es zurück nach Abensberg und über Kelheim nach Regensburg zurück.
Gut 400km mehr stehen am Ende des Tages auf dem Tacho des Centro, der sich bei seiner ersten größeren Ausfahrt wunderbar bewährt hat. Ein idealer Tourenroller ist er trotz der großen Reichweite nicht, zumindest noch nicht, aber das kann ja noch werden. Ein schöner Tag zum Kraft sammeln und Ruhe finden war es allemal.
Im Spätsommer liegt ein seltsam betörender, süßlicher Geruch über den Hopfengärten. Ein Zeichen dafür, dass die Ernte nahe ist. Vorbei an Geisenfeld geht es, auf kleinen Nebenstraßen, in südlicher Richtung zunächst nach Rohrbach und dann nach Pfaffenhofen an der Ilm.
Pfaffenhofen ist, nicht offiziell aber doch gefühlt, auf dieser Reise das Tor zu Oberbayern. Die Hopfengärten verschwinden und werden von weitem, offenen Bauernland abgelöst. Sanfte Hügel mit grünen Wiesen und weite, größtenteils schon abgeerntete Felder unter blauem Himmel. Eine Postkartenlandschaft im besten Sinne, durch die sich die, am Wochenende angenehm wenig befahrene, B13 schlängelt, der ich bis Fahrenzhausen folge. Von dort aus geht es auf kleinen Nebenstrecken über Dachau nach Fürstenfeldbruch, eine Sache die ihre ganz eigenen Herausforderungen bereithält.
Die B471 ist die Hauptstraße zwischen Dachau und Fürstenfeldbruck, viel befahren, teilweise autobahnartig ausgebaut und fast durchgehend Kraftfahrstraße. Auf Rollertour will ich solche Strecken nicht benutzen, mit dem Centro ist es ohnehin nicht erlaubt. Umfahrungen sind nicht beschildert und müssen sich Ort für Ort aus der Karte erarbeitet werden.
In Fürstenfeldbruck grüßt das alte Kloster Fürstenfeld und markiert den Beginn eines ruhigeren, sauber beschilderten, Streckenabschnitts. Durch die grüne Waldlandschaft der Amperauen geht es nach Süden auf den Ammersee zu. Ich biege allerdings schon vorher, in Grafrath, etwas nach Osten ab und fahre über Wörthsee zum gleichnamigen Gewässer. Seefeld am Pilsensee ist von hier aus der nächste Wegpunkt, bevor der Ammersee bei Hersching erreicht ist.
An der Uferpromenade kommt hier fast südländisches Flair auf und es ist wieder ein Postkartenmotiv. Still auf dem Wasser wippende Segelboote, im Hintergrund der Ausflugsdampfer der sich langsam vom Anleger entfernt. Dazu, wie vom Künstler beiläufig eingestreut, einige Enten und Möwen. Leider ist es zu diesig um die Alpen in der Ferne sehen zu können.
Mich zieht aber ohnehin ein anderer Berg an, von Hersching aus ist es nicht mehr weit zur Ortschaft Andechs und dem gleichnamigen Kloster.
Seit dem 15. Jahrhundert thront die Wallfartskirche Sankt Nikolaus und Sankt Elisabeth hoch über dem Land. Das wunderschöne Gotteshaus ist an diesem herrlichen Spätsommertag von Touristenströmen überrannt und kein guter Ort zur stillen Einkehr. Die meisten Tagesausflügler scheuen dabei jedoch den mühsamen Aufstieg auf den Turm. Von seiner obersten Etage aus bietet sich ein traumhafter Weitblick über das Land und es ist dazu angenehm still.
Ich habe den Turm für mich alleine, bis ein amerikanischer Tourist im Treppenaufgang erscheint. Als einziges Mitglied einer Seniorenreisegruppe hat er sich an den mühsamen Aufstieg gewagt. Wir unterhalten uns einige Zeit recht angenehm und ich bin erstaunt zu erfahren, dass mein Gesprächspartner 93 Jahre alt ist und schon zum zweiten Mal hier. In breitem Texas-Akzent erzählt er von seinem ersten Besuch im Kloster Andechs, 1946 war er als junger GI zum ersten Mal hier.
Die abenteuerliche, extrem steile und enge Treppe mag so alt wie der Turm selbst sein. Dem rüstigen Herrn aus Amarillo bereitet sie erstaunlich wenig Schwierigkeiten.
Vom Kloster aus fahre ich später weiter, zunächst um die Südspitze des Ammersees nach Dießen und dann am Westufer entlang nach Norden. Diese touristisch weniger erschlossene Seite des Sees ist wunderbar ruhig. Ein traumhaftes, weites Land mit lichten Wäldern die immer wieder den Blick auf den See freigeben.
Meinen ursprünglichen Plan zunächst zurück nach Dachau und dann weiter nach Landshut zu fahren lasse ich fallen, vom Nordende des Ammersee aus ist es nur ein kurzes Stück nach Landsberg am Lech und das Lechfeld reizt mich. Die, fast unbefahrene, Landstraße verläuft hier leider unmittelbar neben der A96, entsprechend gerade und geräuschvoll geht es zu, aber bald ist Landsberg erreicht und noch vor dem Ortseingang biege ich in die östlichen Ausläufer des Lechfeldes ab.
Es ist ein Land der weiten Blicke, der grünen Gleichförmigkeit einer scheinbar endlosen Ebene. Ein Land zum träumen und genussvollen Rollern.
Über Penzing geht es zunächst nach Egling und dann in einigen kleinen Schleifen nach Nordosten nach Pfaffenhofen an der Glonn. Odelzhausen ist die nächste größere Ortschaft und mein Blick wandert wiedereinmal auf die Tankuhr des Centro.
Eines der kleinen Nebenziele dieser Tour ist nämlich, die absolute Reichweite des Rollers zu testen. Seinen Tank hatte ich am Morgen kurz hinter Regensburg nochmal gefüllt und schon seit Andechs ruht die Tanknadel friedlich auf dem untersten Anschlag des Instruments. Doch der Roller spult fröhlich Kilometer um Kilometer ab.
Derweit geht es quer durchs nördliche Oberbayern, nach Markt Indersdorf und Petershausen in Richtung Hohenkammer, wo ich zurück auf die B13 will.
Kurz vor Hohenkammer, der Abzweig auf die B13 ist bereits in Sicht, beginnt der Motor zu stottern und geht aus. Ich lasse den Roller in einem Feldweg ausrollen und notiere mir den Tachostand. Die Rechnung am Abend wird ergeben, dass die absolute Reichweite des Centro 286km beträgt und der Verbrauch bei normaler Überlandfahrt 2,9l/100km.
Mit dem Benzin aus dem Reservekanister geht es dann bald weiter, nur wenige Kilometer weiter ist an der B13 eine Tankstelle, an der ich den Tank wieder komplett füllen kann. Danach geht es auf bekannter Strecke zurück nach Paffenhofen an der Ilm, wo ich diesmal jedoch in Richtung Wolnzach abbiege.
Über Wolnzach fahre ich nach Mainburg, wieder zwischen den würzig duftenden Hopfengärten hindurch und lenke den Roller dann endgültig auf heimatlichen Kurs. Über Siegenburg geht es zurück nach Abensberg und über Kelheim nach Regensburg zurück.
Gut 400km mehr stehen am Ende des Tages auf dem Tacho des Centro, der sich bei seiner ersten größeren Ausfahrt wunderbar bewährt hat. Ein idealer Tourenroller ist er trotz der großen Reichweite nicht, zumindest noch nicht, aber das kann ja noch werden. Ein schöner Tag zum Kraft sammeln und Ruhe finden war es allemal.
Dienstag, 20. August 2019
Cargo Zip: das war knapp
Um den Zip war es in letzter Zeit etwas still, hauptsächlich deshalb, weil der Roller grundsätzlich tat was er sollte, bis vor etwa drei Wochen die Hinterradbremse schlagartig versagte. Eine ziemlich unschöne Sache, die auch beinahe im Straßengraben ausgegangen wäre. Seitdem steht der Roller in der Werkstatt, mir fehlte bisher einfach die Zeit genau nachzusehen was da eigentlich los war.
Heute war etwas Zeit und ich habe mich darum gekümmert, allerdings gab es vorher noch etwas an der Werkstatt zu schrauben. Die leere Wand neben dem Eingang störte mich schon länger. Der Platz ist nicht wirklich sinnvoll nutzbar, aber etwas schöner könnte er sein.Ein paar Stücke altes Holz später gab es hier ein kleines Regal, das nicht zu sehr in den Weg ragt. Optisch eine deutliche Verbesserung und auch nicht unpraktisch.
Der Roller ist aber natürlich wesentlich wichtiger.
Dass die Hinterradfelge komplett mit Öl verschmiert ist hatte ich neulich schon gesehen. Mein Verdacht war daher, dass das Bremsversagen durch Getriebeöl in der Bremstrommel verursacht wurde.
Dass nach Abnehmen des Hinterrades drei Stücke Bremsbelag heraus fielen passte nicht wirklich zu dieser Diagnose. Ebenso wenig wie der verbrannte Lack auf der Felge.
Das Problem ist wohl zweigeteilt. Zum einen ist der Wellendichtring der Getriebeausgangswelle hinüber und zum anderen hat eine der Bremsbacken ihren Belag komplett verloren. Das die Bremse so nicht ordentlich funktioniert ist eigentlich klar.
Das Öl war glücklicherweise frei von Spänen und noch fast vollständig vorhanden. Es war also nur wenig ausgelaufen und ein Getriebeschaden entsprechend unwahrscheinlich.
Gesifft hatte es aber auch schon auf der Antriebsseite. Der WeDi der Eingangswelle hat es auch hinter sich.
Im Getriebekasten war es dann, wie erwartet, schön sauber. Das passt soweit alles und ist unkritisch. Das Lager der Ausgangswelle hat es hinter sich, ebenso die zwei WeDi. Alles in allem eine sehr überschaubare Reparatur.
Die Getriebeinnereien sind in jedem Fall noch völlig in Ordnung und nach einer gründlichen Reinigung wieder verwendbar.Die relativ geringe Laufleistung des Rollers wird hier deutlich, die Wellendichtringe sind wohl einfach nur durch ihr Alter hart und undicht geworden.
Für heute blieb dann nur noch die hintere Felge zu säubern, den verbrannten Bereich anzuschleifen und etwas gelbe Farbe drauf zu sprühen.
Sobald die Teile für das Getriebe und die Bremsbacken da sind kann der Zip wieder zusammengebaut werden. Das hätte wirklich sehr viel schlimmer ausgehen können.
Montag, 19. August 2019
Black Bomber: nahezu fertig
Heute war endlich mal wieder Zeit zum Schrauben. Eine gute Gelegenheit, um den "Bomber" fertig zu machen. Technisch war der Roller ja schon soweit beisammen, es fehlten nur noch die Verkleidung und die nötige Zusatzausstattung für den Alltagsgebrauch.
Da der Roller ja Gegenstand einer Youtube-Videoreihe ist will ich hier nicht zu viel verraten, aber er fährt soweit schön und das zurecht geschnittene Windschild von einem Aprilia Leonardo tut auch brav was es soll. Es ist manchmal wirklich erstaunlich, mit wie wenig Arbeit sich völlig fremde Teile passend machen lassen. Wer sich für die bisher veröffentlichten Videos zu diesem Projekt interessiert, findet sie hier in der Playlist.
Youtube-Playlist zum Bomber
Die nächste Amtshandlung am TPH ist jedenfalls ein frisches Versicherungskennzeichen, das hat aber noch etwas Zeit, denn auf die Gasse soll der Roller erst zum 1. September. Das lässt dann etwas Spielraum um ihn vor der Winterrollersaison zu testen.
Dann gibt es auch hier im Blog wieder etwas über dieses Fahrzeug zu lesen.
Da der Roller ja Gegenstand einer Youtube-Videoreihe ist will ich hier nicht zu viel verraten, aber er fährt soweit schön und das zurecht geschnittene Windschild von einem Aprilia Leonardo tut auch brav was es soll. Es ist manchmal wirklich erstaunlich, mit wie wenig Arbeit sich völlig fremde Teile passend machen lassen. Wer sich für die bisher veröffentlichten Videos zu diesem Projekt interessiert, findet sie hier in der Playlist.
Youtube-Playlist zum Bomber
Die nächste Amtshandlung am TPH ist jedenfalls ein frisches Versicherungskennzeichen, das hat aber noch etwas Zeit, denn auf die Gasse soll der Roller erst zum 1. September. Das lässt dann etwas Spielraum um ihn vor der Winterrollersaison zu testen.
Dann gibt es auch hier im Blog wieder etwas über dieses Fahrzeug zu lesen.
Sonntag, 11. August 2019
sonntägliche Entschleunigung
Tagelang nur Regen und Schmuddelwetter, der Sommer hat sich wohl schon verabschiedet. Zumindest hätte man auf diese Idee kommen können, wäre nicht heute ein traumhaft schöner Sonnen-Sonntag gewesen.
Mein Bravo stand seit Tagen nutzlos in der heimischen Tiefgarage, denn Wetter und Zeit ließen es einfach nicht zu, das Moped zu fahren. Also nichts wie raus auf die Straße!
Der eigentliche Plan war ja, nach dem Mittagessen zur Werkstatt zu fahren und das Moped gegen einen der Roller zu tauschen. Zum Einen weil ich nächstes Wochenende nicht zu Hause bin und es nicht mag, wenn einer der Oldtimer offen herumsteht und zum Anderen weil ich aktuell keine alltagstaugliche Fuffi zu Hause habe. Aber warum nur den Nutzwert im Auge haben? Nirgendwo steht geschrieben, dass ich immer auf dem kürzesten Weg zur Werkstatt fahren muss. Eine langgezogene, genüsslich langsame Runde auf kleinsten Nebenstraßen hat ihren Wert.
Von der Werkstatt aus ging es dann mit dem Centro weiter. Wieder nicht auf direktem Wege, denn es gibt einfach zu viele schöne Umwege.Etwa der auf den Hügel zur St. Koloman-Kapelle beim Langquaid. Ein stiller Ort des Friedens, eine Insel der Ruhe.
Ganz nebenbei lässt sich dann auch noch eine gute Tat tun. Die mitten auf der Hauptstraße sitzende Kröte hätte sonst sicher noch jemand überfahren.
Es gibt kaum etwas besseres, als sich gut 150km in aller Ruhe treiben zu lassen. Etwas die sommerliche Stille genießen und sich über die Sonne zu freuen.
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