Montag, 31. Dezember 2018

das hätts echt nicht noch gebraucht

Eigentlich war 2018 ja ein relativ gutes Jahr für meine Rollerei. Aber kurz vor Schluss brauchte es wohl noch einen Tiefschlag. 

Darum ist mir heute an der Ampel ein PKW-Fahrer hinten auf den Chinakracher draufgefahren. Da ich die Bremsen nicht angezogen hatte und das Tempo des auffahrenden Fahrzeugs schon relativ gering war, ist nicht viel kaputt. Allerdings bin ich bei der Aktion mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe. Jetzt weiß ich, dass der Helm stabiler ist als der Windschild.

Das Teil ist einmal quer rüber gebrochen, zusammengehalten wird es nur noch vom Keder und zwei Aufklebern, das aber erstaunlich gut. Zumindest in der Stadt kann man so relativ problemlos fahren, weshalb ich es erstmal dran lassen werde, ganz ohne Scheibe ist aktuell nicht wirklich gut.
Den Gepäckträger hat es minimal gestaucht, das ist nicht so wild, aber das Hauptproblem ist, dass die Karre seit dem Elefantenkuss Sprit verliert. Darum steht der Hobel jetzt erstmal mit einer Wanne drunter in der Garage. Bevor der Versicherungsgutachter da war, mach ich sowieso nix dran. 

Es ist aber trotzdem schade, dass die letzte Fahrt dieses Jahr so enden musste. Gut, es hätte viel schlimmer kommen können, aber ärgerlich ist es trotzdem.

Jahresrückblick 2018

Ganz ehrlich? Ich hasse Jahresrückblicke! Jedes Jahr kurz vor Silvester wird man aus allen möglichen Richtungen damit beglückt, ob man nun will oder nicht. Hier im Blog halte ich es aber durchaus für sinnvoll eine kurze Rückschau zu halten und (was eigentlich viel wichtiger ist) eine kleine Vorschau auf 2019 zu geben.

Für mich persönlich war das Slooowriders-Treffen in Ilmenau wohl das Touren-Highlight des Jahres. 
Auch wenn die anschließende Tour ja leider einen kapitalen Motorzerleger bei meiner Ape bedeutete, war es ein schönes Erlebnis und die Vorfreude auf die 2019er-Ausgabe ist groß.
Es wäre natürlich wünschenswert, wenn es im neuen Jahr nicht wieder einen Motorschaden geben würde. Im Gegensatz zum Treffen in Ilmenau stellte der Totalausfall des Chinarollers in Komotau wohl den absoluten Tiefpunkt der Saison dar. 
Immerhin ist diese unrühmliche Episode der einzige Einsatz des Pannendienstes für eines meiner Fahrzeuge gewesen, der dieses Jahr notwendig gewesen ist. Angesichts der Pannenserie 2017 eine überaus positive Entwicklung. 

In Sachen Rollerschrauberei war 2018 ein eher unergiebiges, ja geradezu langweiliges Jahr. Der einzige Neuzugang im Fuhrpark war spät im Jahr der Malaguti Centro, genannt Glubschi, der sich derzeit im Neuaufbau befindet. 
2019 wird sicher wieder etwas mehr interessante Schraubertätigkeit sehen, unter anderem auch weil die umfangreiche Reparatur meiner PK weitergehen wird. Diese ist derzeit etwas in den Hintergrund getreten, da es mit dem Motor doch mehr Schwierigkeiten gibt als zunächst gedacht. Im neuen Jahr wird sich aber auch dies sicher finden.

Ein Projekt ohne Räder, das 2019 ebenfalls weitergehen wird, ist der Youtube-Kanal der dem Blog seit einiger Zeit angeschlossen ist. Dort wird es in Zukunft hoffentlich noch mehr Videos geben, was aber auch davon abhängen wird, ob ich die dazu notwendige Zeit finde. Das filmen, schneiden und bearbeiten von Videos macht zwar viel Freude, ist aber auch mit extrem viel Arbeit verbunden.
Wichtiger als Rück- und Vorschau ist mir an dieser Stelle aber noch ein herzliches Dankeschön an alle Blogleser, Youtube-Zuschauer, Helfer und Freunde die dazu beigetragen haben, dass 2018 ein im Grunde gutes Jahr für das Rollerchaos war. Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr, aber bitte nicht mit dem Roller! Feiert schön und erholt euch anschließend gut, wir sehen uns dann im Jahr 2019!





Samstag, 29. Dezember 2018

Glubschi: Schrauberei zwischen den Jahren

Trotz der Weihnachtsferien waren die bestellten Bremsenteile für den Centro gekommen. Darum ging es doch dieses Jahr noch ein bisschen weiter an dieser Baustelle.
Die Bremsscheiben von NG verwende ich seit Jahren und bin immer zufrieden gewesen, die Beläge mit Zulassung von Polini sind für mich hingegen neu. Da die Teile in vielen Reviews sehr gelobt werden bin ich ehrlich gesagt neugierig darauf wie sie sich schlagen werden. Die Verarbeitungsqualität ist jedenfalls tadellos, soviel kann ich schon sagen.
Da die Teile ja nicht direkt für den Centro gelistet waren, blieb natürlich eine gewisse Unsicherheit. Aber es passte alles problemlos und auf Anhieb. 
Der Bremssattel begeistert mich immer noch, so sauber und rostfrei sind die Teile bei alten Rollern nur selten. Entsprechend problemlos verlief dann auch der Zusammenbau der Bremse.
Wenn jetzt noch mein Bremsenentlüfter aus dem "Außendienst" bei Michael zurück kommt, kann ich dieses Kapitel endgültig abschließen. 
Noch nicht abgeschlossen ist dafür die Sache mit dem Gepäckträger. Nach der Probefahrt war mir aufgefallen, dass sich die Metallplatte etwas mehr bewegt als sie eigentlich sollte, die Ursache hatte ich bisher nicht gesucht. Darum kam heute doch die Heckverkleidung nochmal runter.
Tatsächlich hatte es eine der Schrauben komplett ausgerissen. Der Rest der alten Gepäckträgeraufnahme war ganz offensichtlich nicht stabil genug um meine Lösung zu tragen. Verschrauben alleine funktioniert also scheinbar nicht. 
Darum habe ich mein Winkeleisen jetzt doch angeschweißt. In diesem neutralen Bereich des Rahmens habe ich damit keine allzu große Schmerzen, allerdings ist mein Schweißgerät für solche Arbeiten nur sehr bedingt geeignet. Es wird wirklich Zeit, dass ich vom alten Elektrodenbruzzler auf ein vernünftiges Gerät umsteige.
Nach dem verputzen sieht es aber doch einigermaßen ordentlich aus und es ist jetzt auch deutlich stabiler als vorher. Wirklich gefallen tut mir diese Lösung aber trotzdem nicht, eine nur geschraubte Konstruktion wäre mir deutlich lieber gewesen.
Aber es manchmal klappt es eben nicht ganz so wie man es sich vorstellt. Grundierung und schwarze Farbe für die Reparaturstelle waren dann noch die letzten Amtshandlungen in diesem Jahr, jetzt ist für 2018 wohl endgültig Feierabend und der Centro hat bis nächstes Jahr Zeit zu trocknen. ;-)

Montag, 24. Dezember 2018

eine schöne Bescherung

In den letzten Jahren habe ich an Weihnachten immer einen besonderen Weihnachtsgruß an meine Blogleser gepostet. Das ist dieses Jahr leider im allgemeinen Chaos untergegangen und ärgert mich etwas. Leider war die Vorweihnachtszeit dieses Jahr mit viel privatem Stress verbunden, das ging leider vor und ich entschuldige mich dafür.

Gestern Abend bin ich dann doch nochmal in die Werkstatt rausgefahren, eigentlich um eine kleine Weihnachtsbastelei für die Familie fertig zu machen. Doch daraus wurde leider nichts, denn ich stellte entsetzt fest, dass die Werkstatt unter Wasser stand. Keine ganz große Überflutung, aber doch genug um Probleme zu verursachen.
Die Elektrik hatte zum Glück nichts abbekommen, dafür stand ein Teil des Materiallagers im Wasser.
Die Ursache, eine undichte Regenrinne, war gestern Abend noch schnell zu finden. Mein Vermieter war aber leider nicht zu Hause, darum ging es erst heute Morgen weiter.
Das Kniestück ist die eigentliche Problemquelle, denn es hat ein kleines Loch. Dadurch lief ein Teil des Wassers an der Unterseite des Querrohrs entlang ins Haus. Natürlich war kein passendes Teil zu bekommen und darum haben wir es erstmal mit reichlich Silikon zugekleistert. 
Der hölzerne Kragen soll zudem als "Wellenbrecher" dienen und verhindern, dass das Wasser bis zum Gebäude kommt. So tropft es am Holz ab und landet harmlos auf der Einfahrt. Ein grobes Provisorium, das hoffentlich meine Werkstatt trocken hält bis ein neues Kniestück besorgt ist.


Da ich jetzt eh schon, ungeplant, draußen war habe ich gleich noch eine Baustelle angegriffen, die ich eigentlich erst nach den Feiertagen angehen wollte.
Die Vorderradbremse des Centro benötigt eine Überarbeitung, denn Scheibe und Beläge haben es ziemlich hinter sich. 
Das Vorderrad ließ sich glücklicherweise problemlos ausbauen und die Bremsbeläge gingen ohne Schwierigkeiten aus dem, völlig sauberen und rostfreien (!) Bremssattel heraus.
Die Beläge sind, wie man deutlich sieht, völlig verhärtet und bröselig. Vermutlich handelt es sich um die Originalbeläge des Rollers, genau wie die Bremsscheibe haben ihnen lange Standzeit und exzessiver Stadtverkehr zugesetzt.
Neu kaufen wollte ich die Teile sowieso, allerdings taucht der Centro natürlich in keiner Vergleichsliste wirklich auf. Da hilft nur eine 1:1 Zeichnung der Beläge mit Maßen und die Grundmaße der Bremsscheibe zu dokumentieren.
Anhand dieser Werte konnte ich dann zu Hause herausfinden, dass die Bremse wie vieles andere auch aus dem Piaggio-Regal stammt. Die Bremsbeläge sind gleich zum Piaggio Free 50 und die Bremsscheibe zur Vespa ET4 125. Beides Roller für die es problemlos Teile zu kaufen gibt. 
Somit ist jetzt aber wirklich Feierabend für dieses Jahr und die stille Zeit "zwischen den Jahren" beginnt. Der Centro verbringt diese als "Einrad" in der Werkstatt und ich hoffe, dass ich von weiteren unliebsamen Überraschungen verschont bleibe.

Meinen Bloglesern und allen anderen lieben Menschen da draußen wünsche ich auf diesem Weg ein frohes, friedliches und schönes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr. 









Donnerstag, 20. Dezember 2018

Glubschi: langsam wirds meiner

Die Batterieabdeckung für den Centro stand heute auf dem Programm. Das rare Teil sollte natürlich an dem ihm zustehenden Platz im Helmfach kommen.
Der Vorbesitzer hatte hier kreativ gebastelt, immerhin konnte die Batterie so nicht lose im Helmfach herumfliegen. Wirklich schön und sicher ist das aber trotzdem nicht.
Die Abdeckung sorgt hier für aufgeräumte Verhältnisse. Daran, dass das Helmfach brachial verdreckt ist ändert es aber nichts.
Genauso wenig wie an dem stinkenden und hässlichen Stück Teppich, dass der Vorbesitzer ins Helmfach gepappt hatte.
Hier hilft nur, das Helmfach vom Roller und den Teppich vom Helmfach zu trennen. Zurück blieben leider die uralten Reste von doppelseitigem Klebeband.
Das Helmfach habe ich dann erstmal grob mit Verdünnung ausgewischt. So sind die Klebereste und der uralte Schmier erstmal weg. Man sieht halt deutlich, dass der Roller ernsthaft benutzt wurde. Eine Kur mit Kunststoffpflegemittel wird aber trotzdem nicht schaden.
Gleiches gilt auch für die Sitzbank, deren Kunstleder hat schon bessere Tage gesehen, ist aber frei von Rissen und groben Schäden. Allerdings nervt mich der Riemen für den Sozius, denn wie bei den meisten Rollern sitze ich auch beim Centro genau auf dem Riemen.
Dieser ließ sich jedoch gut abschrauben. Die beiden Löcher habe ich, wie üblich, mit Schrauben und Karosseriescheiben verschlossen. Auch so ein klassisches Merkmal eines Speedguru-Rollers. Der Hocker selbst muss aber noch gründlich geschrubbt werden, die vielen Jahre Standzeit in der Garage haben auch hier deutliche Spuren hinterlassen. So langsam wirds aber mein Roller, auch wenn das Projekt sicher noch ein bisschen Arbeit erfordern wird.







Mittwoch, 19. Dezember 2018

Fahrzeugportrait: Sym Fancy R / Super Fancy

In diesem Fahrzeugportrait soll ein, zumindest in Deutschland, eher ausgefallener Roller vorgestellt werden. Der von Sanyang Motor gebaute, unter dem Markenname Sym vertriebene, Fancy R (in einigen Märkten auch Super Fancy).


Grundsätzliches
Sanyang gehört zu den ältesten Motorradherstellern aus Taiwan. Bereits seit 1954 ist das Unternehmen aktiv und produziert motorisierte Fahrzeuge. Dabei handelt es sich meistens und relativ simpel gemachte Gebrauchsmaschinen ohne besonders bemerkenswerte Eigenschaften. In Deutschland waren die Sym-Roller langezeit als günstige, einigermaßen robuste Einstiegsfahrzeuge bekannt. Der Fancy R stelle Mitte der 1990er Jahre einen ersten Versuch dar, Sym im Segment tourentauglicher Kleinroller zu etablieren.
Dabei ist grundsätzlich anzumerken, dass der Fancy R die zweite Generation von Rollern mit dem Namen Fancy darstellt. Jedoch handelt es sich beim Fancy R um eine vollständige Neukonstruktion, die außer dem Namen mit dem Vorgängermodell sehr wenig gemeinsam hat.


Fancy, das englische Wort kann man unterschiedlich übersetzen, als Substantiv gebraucht, bedeutet es Phantasie oder Laune, als Abjektiv kann es mit schick oder ausgefallen übersetzt werden. Wie sehr der Wunsch der Konstrukteure ausgeprägt war, den Kunden ein besonderes Fahrzeug anzubieten wird bereits auf den ersten Blick klar. Unter dem Namensschriftzug auf den Seitenverkleidungen steht: "Giving you the best function & sensation all i have! Fast and first and best!". Ein ziemlich selbstbewusstes Versprechen an den Kunden. Dass dies durchaus ernst gemeint war, wird in vielen Konstruktionsdetails des Fancy R deutlich. Anders als die, teilweise arg krude gemachten, älteren Roller des Herstellers ist der Fancy R hochwertig verarbeitet und durchdacht gebaut. So hat er einen im Trittbrett liegenden Tank mit großem Volumen. Dies ermöglicht, trotz des senkrecht angeordneten Zylinders, ein sehr großes und tiefes Helmfach. Die Batterie ist zusätzlich platzsparend im Helmfachboden untergebracht. Zur Serienausstattung gehörten stets ein Seitenständer und ein sehr guter, stabiler Gepäckträger.


Motor und Antrieb
Der Fancy R wird von einem, von Sym selbst entwickelten Motor übliche Machart angetrieben. Es handelt sich um einen, als Treibsatzschwinge ausgeführten, luftgekühlten Zweitaktmotor mit 49ccm. Die vom Werk mit 4,1PS angegebene Leistung ist mehr als ausreichend um den Roller im Stadtverkehr ordentlich zu beschleunigen. Die ab Werk sehr gut gelungene Antriebsabstimmung sowie die eher nachlässige Drosselung des Rollers tun ihr übriges um ihn zu einem der bestgehenden Fuffis seiner Zeit zu machen.
Konstruktion erinnert der Motor an die Honda- und Peugeot-Rollermotoren seiner Zeit, an denen sich die Konstrukteure in Taiwan vermutlich orientiert haben.

Warum Sym für den Motor des Fancy R seinerzeit die Verwendung von SuperPlus-Benzin vorschrieb bleibt jedoch ein Geheimnis der Taiwanesen, denn die Verdichtung des Motors ist mit 7,1:1 nicht höher als bei anderen Zweitaktrollern und Premiumtreibstoff daher sicher nicht notwendig.

Fahrwerk und Bremsen
Das Fahrwerk mit Telegabel vorne und Einzelfederbein hinten, ist von gewöhnlicher Bauweise, jedoch solide und sauber ausgeführt. Die Federung ist, passend zum Fahrzeugkonzept, sehr komfortbetont. Der Fancy R ist weich gefedert und neigt zum Aufschaukeln. Beim Fahrverhalten waren wohl nicht Roller sondern US-Straßenkreuzer der 60er Jahre die Inspirationsquelle der Ingenieure. Letztlich ist dies nicht weiter schlimm, lässt jedoch auf schlechten Straßen und in schnellen Wechselkurven wenig Vertrauen aufkommen. Die grundsätzlich gute, wenn auch nicht übermäßig große, Schräglagenfreiheit des Rollers lässt sich so schlecht ausnutzen, denn im Grenzbereich ist der Roller eher kritisch zu fahren und neigt zum Wegrutschen, Letzteres kann durch das Aufziehen hochwertiger Reifen etwas gemildert werden. Das der Fancy R auf der Allerweltsgröße 3.00-10 (vorne und hinten) rollt, macht dies leicht, denn in dieser klassischen Rollerdimension gibt es eine unglaubliche Auswahl an Reifen.


Die Bremsen sind klassentypisch eher zahm, wenn auch grundsätzlich ausreichend stark. Die Bremsleistung ist in Ordnung und die Dosierbarkeit der hinteren Trommelbremse ist ausreichend. Die vordere Scheibenbremse agiert teigig und ohne klaren Druckpunkt, daraus resultiert eine ungesunde Neigung zum Überbremsen des Vorderrades. Dies kann für Anfänger gefährlich werden, insbesondere auf nassem Untergrund ist hier größte Vorsicht angebracht. 

Fahrverhalten
Die eher zurückhaltende Bremsanlage und das weiche Fahrwerk verleiten nicht zu übermäßig sportlicher Fahrweise. Diese ist mit dem Fancy R ohnehin nicht empfehlenswert. Der sehr niedrig bauende Roller verfügt nur über begrenzte Bodenfreiheit und setzt in schnell gefahrenen Kurven leicht auf. Vor allem in Linkskurven beißt gerne der Hauptständer in den Asphalt. Die Zehnzöller bauen zudem wenig Kreiskraft auf. Im innerstädtischen Verkehrsgewühl ist dies beim Autoslalom hilfreich, auf Landstraßen nervt es eher. Wie alle Roller mit dieser Radgröße neigt der Fancy R dazu um die Hochachse zu pendeln und Fahrbahnunebenheiten nachzulaufen.

Der Fancy R ist als komfortabler Gleiter zu verstehen. Sein Fahrverhalten nimmt tatsächlich Anleihen bei gewissen, historischen US-Automobilen. Er ist, solange es geradeaus geht, schnell, aber ab der ersten Kurve zieht die Konkurrenz wieder vorbei. Beim entspannten, gerne auch stundenlangen, Dahinrollern auf offener Strecke kann er aber als unaufgeregter, komfortabler Reisebegleiter punkten. Zusammen mit dem großen Helmfach, dem guten Gepäckträger und dem großen Tank ist er somit auch eine durchaus interessante Basis für einen Tourenroller.

der Fancy R im Alltag
Im Alltagsbetrieb machen oft Kleinigkeiten den Unterschied aus. Der Fancy R punktet hier mit einem nutzbaren Handschuhfach, das bei einem Roller dieser Ära keine Selbstverständlichkeit ist, sowie einfacher Benutzung. Der relativ leichte Roller ist einfach aufzubocken und zu rangieren, die Schlösser sind gut zugänglich und leicht bedienbar und das Cockpit gut ablesbar, auch wenn es sehr wenig Informationen liefert.


Der serienmäßige, sehr solide Gepäckträger schreit förmlich nach einem Topcase. Was dann noch immer nicht verstaut werden kann, landet zur Not  im großzügigen Fußraum. Ebenso positiv fällt der sehr gute, die Fahrbahn breit und weit ausleuchtende Scheinwerfer auf. Gerade bei einem Roller aus den 90er Jahren keine Selbstverständlichkeit. Das große Rücklicht sorgt zudem für Sicherheit von hinten. Trotz des relativ hohen Verbrauchs von um die vier Liter auf hundert Kilometer sorgt der knapp 6 Liter fassende Tank für eine ordentliche Reichweite.

Nicht jedermanns Sache ist der Tank im Trittbrett. Zum Tanken muss man entweder den Kniefall vor der Kreatur üben oder sich vor ihr verneigen. Die Intension der Ingenieure klar: Ein niedrig platzierter Tank kommt der Gewichtsverteilung zu gute und verbessert das Fahrverhalten, außerdem räumt er im Rahmenheck den Platz für ein größeres Helmfach frei.


Fazit
Der Sym Fancy R gehört zu jenen, oft übersehenen Rollern die kaum jemand "auf dem Schirm" hat. Er ist eine durchaus interessante, weil gut gebaute und angenehm zu fahrende, Alternative zu den üblichen Verdächtigen wenn es um Alltags- und Tourenroller geht.

Dienstag, 18. Dezember 2018

Glubschi: verfrühte Bescherung auf italienisch

Es gibt Aspekte beim Umgang mit seltenen bzw. exotischen Fahrzeugen die ich zugleich fürchte und liebe. Einer davon ist die Suche nach schwierig zu beschaffenden Ersatzteilen. 
Einerseits ist es natürlich nervig ein Teil nicht einfach kaufen zu können wenn man es braucht, andererseits hat die, teilweise an Detektivarbeit erinnernde Suche nach raren Brocken auch ihre besonderen Reize und es ist ein seltsam befriedigendes Gefühl ein gesuchtes Teil gefunden zu haben.

Ein solches Teil hatte ich heute in der Post. Eigentlich gibt es kaum etwas banaleres als eine Batterieabdeckung, beim Centro gehört diese jedoch zu den seltenen und schwierig zu beschaffenden Teilen. Den Hersteller des Fahrzeugs gibt es schon länger nicht mehr und das deutsche Händlernetz war schon zu Lebzeiten der Marke dünn, darum war nördlich der Alpen kein Ersatz zu bekommen. Heute kam jedoch das Resultat meiner Suche aus Italien. Eine neue, originalverpackte Batterieabdeckung für den Centro. 

Fast möchte man mit Herrn Beckenbauer fragen: "Ja ist den heut' scho' Weihnachten?"

Freitag, 14. Dezember 2018

Glubschi: auf der Zielgeraden

Die notwendigen Kleinteile um die Benzinpumpe endgültig anschließen zu können waren die Tage in der Post, das Hinterrad hatte einen neuen Reifen, es war also alles da um den Roller soweit fertig zu machen. Mein erklärtes Tagesziel heute war darum eine erfolgreiche Probefahrt mit dem Centro.
Der erste Schritt dahingehend war natürlich das Hinterrad einzubauen und den Auspuff wieder zu montieren. Wie schon geschrieben ist der Auspuff zu fertig um einen großartigen Sanierungsversuch zu unternehmen, der wird einfach so wie er ist gefahren bis er endgültig hinüber ist. 
Anschließend musste der Sprit aus dem Tank raus, denn es war Zeit die Benzinleitungen neu zu verlegen.
Mit dem neuen T-Stück war die Zuleitung zur Benzinpumpe dann auch dicht. Den vorher abgelassenen Treibstoff habe ich wieder in den Tank gefüllt und einen Startversuch unternommen.
Soweit so gut, der Roller lief, allerdings sabberte die Ausgangsleitung der Benzinpumpe etwas. Den Fehler hatte ich schnell gefunden, es war meine Schuld, denn der Schlauch war einfach zu knapp geschnitten. 
Eine transparente Leitung ist an dieser Stelle ohnehin sinnvoller, denn so lässt sich leichter prüfen ob Treibstoff am Vergaser ankommt. 
Die grundlegenden Reparatur- und Überholungsarbeiten waren damit soweit abgeschlossen. Als nächste Aufgabe stand dann der Zusammenbau auf dem Programm.
Dabei ist es interessant, dass der Centro sich auch in diesem Bereich eine gewisse Extravaganz leistet. Denn er ist nicht nach dem üblichen Schachtelprinzip zusammengebaut, sondern wird von der Mitte her zerlegt. Die Unterbodenverkleidung "hängt" am Trittbrett, das seinerseits mit vier Schrauben am Rahmen befestigt ist. Das Beinschild-Innenteil wird dann über das Trittbrett montiert. Das ist insofern eine interessante Lösung, als es erlaubt sowohl das Beinschild als auch den Heckpanzer zu entfernen ohne das Trittbrett auszubauen. In Sachen Reparaturfreundlichkeit ist der Centro damit vorbildlich. 
Bereits beim Kauf hatte ich ja gesehen, dass die Gepäckträgeraufnahme komplett abgerissen/weggerostet ist. Technisch erstmal kein Problem, auch weil sie nicht Teil des Rahmens ist sondern am Halter für das Sitzbankschloss angebracht ist. Man könnte das verschraubte Teil theoretisch komplett tauschen, nur ist es nirgendwo zu bekommen. 
Darum ist hier wohl eine klassische Reparatur im Orkstyle angebracht. Dazu habe ich zunächst die letzten Reste der alten Aufnahme entfernt und abgeschliffen. 
Auf dieser Grundlage war es dann möglich mit dem Neubau zu beginnen. Dazu habe ich ein Stück Vierkantrohr zerschnitten um einen stabilen Winkel zu erhalten. 
Dieses Winkelstück wurde anschließend mit dem Rest der alten Gepäckträgeraufnahme verschraubt. Dadurch entsteht eine stabile Fläche, an der etwas neues angeschraubt werden kann.
Zunächst habe ich aber erstmal Heckpanzer und Helmfach montiert um zu sehen, ob das neue Material passt.
Die Sitzbank zeigt ohnehin noch die Spuren des ehemals montierten Gepäckträgers. Sie lässt in diesem Bereich auch genug Platz um die Streben des Originalträgers durch zu lassen.
Ich möchte jedoch keinen Träger mit Streben sondern einfach nur eine Montageplatte für ein Topcase. Dazu gabs erstmal einen passenden Abschnitt von einer 4mm Platte die ich noch da hatte.
Durch den relativ großen Überhang des Rücklichtgehäuses verschwindet leider ein Gutteil davon unter dem Sitz. 
Ob da wirklich die endgültige Lösung ist weiß ich noch nicht, aber als Testmöglichkeit taugt es. Die Sitzbank geht auch problemlos über das Material. Insofern passt es.
Grundsätzlich lässt sich auch ein Topcase an der Platte montieren, allerdings ist zumindest in diesem Fall kaum genug Aufstandsfläche vorhanden. Das werde ich auf jeden Fall nochmal überarbeiten müssen. Für eine Passungsprobe genügt es aber erstmal. Auch optisch passt es mit dem kleinen, schmalen Koffer ganz gut. In diese Richtung wird es sicher gehen.
Vor der Probefahrt brauchte es dann nur noch Spiegel. Die mit dem Roller mitgekommenen waren furchtbar billige Chinarollerspiegel, noch dazu zwei verschiedene. Diese wollte ich auf keinen Fall übernehmen. Der Fundus gab noch einen Satz Skelettarm-Spiegel vom Ur-Zip her, mit ein paar kleinen Änderungen passen diese wunderbar an den Centro.
Die erste wirkliche Probefahrt mit dem Roller war dann, aufgrund der räumlichen Möglichkeiten, kurz aber schön. Der Roller läuft wirklich hervorragend. Bleiben nur noch Kleinigkeiten wie die nicht sauber arbeitenden Blinker und eben die Topcasebefestigung, dann kann der Roller im Frühjahr wieder auf die Straße zurück.