Das jährliche, meist an Christi
Himmelfahrt stattfindende, Treffen der Slooowriders ist zu einer liebgewonnenen
Tradition geworden. Nicht nur mich, sondern auch den Rest der
liebenswürdig-chaotischen Gruppe zieht es jedes Jahr zu einem neuen Ziel um ein
paar schöne Tage in der Gemeinschaft mit guten Freunden zu verbringen.
Für die
2018er Auflage war der Campingplatz Mayersgrund bei Ilmenau in Thüringen
ausgewählt worden. Für mich bedeutete dies, dass ich am Dienstag vor
Himmelfahrt nach Norden aufgebrochen bin. Zwar wäre es grundsätzlich möglich,
Ilmenau mit der Ape an einem Tag zu erreichen, aber die damit verbundene
heftige Kilometerfresserei wollte ich mir dann doch nicht geben. Es ging also
zunächst recht entspannt von Regensburg aus durch die nördliche Oberpfalz über
Amberg nach Franken. Die oberfränkische Kulturhauptstadt war jedoch leider nur
ein Wegpunkt auf der weiteren Fahrt über Kulmbach nach Kronach. Von dort aus
ist es dann nur noch ein kurzes Stück zur Grenze der Bundesländer Bayern und
Thüringen. Diese Landesgrenze markiert natürlich auch den Verlauf der
historischen innerdeutschen Grenze. Viel erinnert nicht mehr an dieses dunkle
Kapitel, auf einem Hügel zwischen den Orten Burggrub (Bayern) und
Neuhaus-Schierschnitz (Thüringen) steht jedoch eine kleine Kapelle. Die
Friedenskapelle wurde 1992 im Gedenken an die kurz zuvor überwundene Teilung
Deutschlands eingeweiht.
Die Friedenskapelle auf der ehemaligen innerdeutschen Grenze |
In der Kapelle herrscht eine
wunderbar ruhige und friedliche Stimmung. Keine Menschenseele ist weit und
breit zu sehen, nur ein paar Vögel sind zu hören und die Geräusche der wenig
befahrenen Straße. Es ist schon merkwürdig, dass dieser heute so friedvolle Ort
vor kaum einer Generation völlig anders ausgehen haben muss. Ein Gedanke, der
mich auf der weiteren Fahrt begleitet. Kurz hinter der Spielzeugstadt Sonneberg
beginnt dann der Thüringer Wald, die Straße windet sich in sanften Serpentinen
zwischen den dicht bewaldeten Bergen hinauf. Die Ape hat hier zum ersten Mal
auf dieser Reise etwas zu kämpfen, bewältigt die Steigungen aber gut. Bei
Hüttengrund suche ich mir dann einen Stellplatz für die Nacht, denn nach gut
200km Tagesleistung habe ich erstmal genug vom Apefahren. Die tiefe Stille des
Waldes lädt zu sehr zu einer kleinen Wanderung ein und sorgt später für eine
erholsame Nacht.
Übernachtungsplatz bei Hüttengrund |
Am nächsten Morgen geht es früh
raus, denn der Campingplatz ist zwar nicht sehr weit entfernt, aber ich will
die Strecke in Ruhe angehen und wenn möglich einige Besichtigungspausen
einlegen. Der Streckenverlauf wird ab dem Göritztal immer steiler, fast schon
alpin geht es hinauf bis zum Pumpspeicherwerk Goldisthal. Der hoch gelegene
Speichersee ist nicht besonders sehenswert, er erinnert an eine
überdimensionale Vogeltränke. Einfach nur ein großer Betontrog voller Wasser,
aber die Besucherplattform bietet einen fast unbegrenzten Blick über das
umliegende Land. Das tiefe Grün der Wälder wird nur von wenigen Spuren
menschlicher Aktivität unterbrochen, außerdem habe ich, frühmorgens an einem
ganz normalen Mittwoch, den Aussichtspunkt ganz für mich alleine.
Ausblick vom Speicherkraftwerk Goldisthal über den Thüringer Wald |
der Stausee des Kraftwerks ist weniger sehenswert |
Die schon
fast unwirkliche Stille wird nur vom gedämpften Summen der Turbinen, tief in
den Eingeweiden des Speicherkraftwerks, gestört. Von Goldisthal führt die
Straße weiter über die Höhenzüge am Rennsteig. Der berühmte Fernwanderweg
verläuft teilweise unmittelbar neben der Hochstraße. Am späteren Vormittag
erreiche ich dann den Campingplatz in einem stillen Talkessel bei der Ortschaft
Manebach.
Campingplatz Mayersgrund |
Angesichts der Tatsache, dass die
Ape kurz vor dem Tourstart mit Vergaserproblemen ausgefallen war, nutzte ich
die ruhige Zeit vor Ort zu einer Überprüfung der Gasfabrik. Die bestellten
Kleinteile waren einige Stunden vor meiner Abfahrt in Regensburg angekommen und
die Kontrolle und Grundüberholung des Vergasers ist, was die Anforderungen an
die Werkzeugausstattung angeht, keine große Sache. Letztlich war der etwas
überstürzt eingebaute Vergaser in ziemlich gutem Zustand und die Überholung
weniger technisch notwendig, als eine Maßnahme zur Gewissensberuhigung.
Aber
solche Überlegungen spielten bald keine Rolle mehr, denn langsam aber sicher
kamen die restlichen Teilnehmer des Treffens am Platz an. Trotz eines
heraufziehenden und sich heftig entladenden Gewitters wurde es dann noch ein
langer und schöner Abend.
Auf einen nassen Abend folgt meist auch eine ziemlich kalte Nacht und ich bin ehrlich gesagt dankbar für die gute Heizung meiner Ape. Eine Tasse heißer Tee als Starthilfe in den Tag tut dennoch gut. Als gleiche Gruppe geht es dann bald auf eine Ausfahrt durch den Thüringer Wald, denn für den Nachmittag ist wieder Regen angesagt.
An schönen Strecken für eine solche Ausfahrt ist die Gegend zum Glück sehr reich und wir lassen uns mehr oder weniger treiben.
Durch Zufall stoßen wir auf ein Oldtimertreffen, bei dem mehrheitlich Nutzfahrzeuge aus DDR-Zeiten zu sehen sind. Eine interessante Sache, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Doch das drohende Schlechtwetter maht zur Eile und so bleibt der Besuch bei den historischen Straßenriesen nur kurz. Bald geht es weiter, zum Gasthof Schwarzer Adler in Masserberg, wo wir uns mit der berühmten Bratwurst stärken konnten.
Die dem Wetterbericht geschuldete Eile erwies sich leider als recht begründet, denn kurz nach der Rückkehr zum Campingplatz begann es wieder zu regnen. Zwar nicht ganz so heftig wie am Vorabend, aber doch genug um den Grillabend etwas ungemütlich werden zu lassen. Ein Grund mehr für die gesamte Gruppe, sich in einem der Bungalows zurück zu ziehen und die Tourfilme der Türkei- und Marokkotour aus den vergangenen Jahren anzusehen.
Für den Freitag hatten die Wetterpropheten besseres Wetter vorhergesagt, weshalb sich ein Teil der Gruppe zu einer größeren Rundfahrt durch den Thüringer Wald aufmachte. Der Rest fuhr nach Suhl um das dortige Waffenmuseum zu besichtigen.
Suhl ist aber nicht nur seit jeher eine Hochburg der Herstellung von Waffen aller Art, sondern auch die ehemalige Heimat der Simsonwerke. Da bietet sich der Fotostopp mit dem Ostmoped vor dem Ortsschild natürlich an.
Für den Freitag hatten die Wetterpropheten besseres Wetter vorhergesagt, weshalb sich ein Teil der Gruppe zu einer größeren Rundfahrt durch den Thüringer Wald aufmachte. Der Rest fuhr nach Suhl um das dortige Waffenmuseum zu besichtigen.
Suhl ist aber nicht nur seit jeher eine Hochburg der Herstellung von Waffen aller Art, sondern auch die ehemalige Heimat der Simsonwerke. Da bietet sich der Fotostopp mit dem Ostmoped vor dem Ortsschild natürlich an.
Das Waffenmuseum hingegen ist eine faszinierende, streckenweise auch erschreckende, Einrichtung. Die dort ausgestellten Gerätschaften aus vielen Jahrhunderten sind in jedem Fall beeindruckend. Egal aus welchem Blickwinkel man sie betrachtet.
Grundsätzlich sind aber alle Slooowriders friedliche und hilfsbereite Zeitgenossen, weshalb auf der Rückfahrt auch angehalten wurde, um einem am Straßenrand gestrandeten Simsonfahrer zu helfen.
Leider gelang es nicht, das Fahrzeug vor Ort wieder fahrbereit zu machen. Da der jugendliche Mopedfahrer jedoch nur wenige Kilometer weiter zu Hause ist, konnten wir ihm immerhin mit einem Huckepackritt auf der Ape aushelfen. Beim anschließenden Einkauf für das Abendessen entstand dann ein Gespräch mit mehreren Simsonfreunden auf dem Supermarktparkplatz, das in der Folge zu einem kurzen Besuch auf dem Campingplatz führte.
Ohne Regenschauer war es dann der bisher beste und gemütlichste, zumindest äußerlich auch trockenste Abend des Treffens.Für den Samstag stand "Touriprogramm" auf dem Zettel. Die Glasstadt Lauscha, tief im Thüringer Wald und seit langer Zeit eine Hochburg der Glasherstellung, war unser Ziel.
Das Mittagessen vor Ort war leider nicht nach jedermanns Geschmack und so ging es bald weiter, die Natur Thüringens ist dann doch immer noch die schönste Sehenswürdigkeit der Gegend. Viel wichtiger ist bei diesen Treffen ohnehin die gemeinsam verbrachte Zeit, weshalb die Abende am Campingplatz das eigentliche Highlight blieben. Genau so soll es ja eigentlich auch sein.
Der Sonntagmorgen stand dann zunächst im Zeichen des allgemeinen Aufbruchs. Thum wollte an diesem Tag bis Herborn in Hessen und ich hatte mit ihm ausgemacht, dass ich ihn begleite. Darum waren wir beiden auch ziemlich die ersten, die den Campingplatz verließen.
Bei zunächst noch strahlendem Sonnenschein ging es von Ilmenau aus zunächst nach Schmalkalden und dann weiter in westlicher Richtung. Das gute Wetter sorgte für ebensolche Laune und die Gelegenheit, auch kuriosere "Sehenswürdigkeiten" zu besichtigen.
Der Casalini Sulky (Miniauto mit Ape 50 Technik) ist ein nördlich der Alpen selten zu sehender Vogel und Grung genug, eine kurze Pause einzulegen. Leider wurde der Himmel immer dunkler und bei Schmalkalden erwischte uns dann der Regen.
Für mich als Apefahrer war dies natürlich unerfreulich, aber nicht weiter schlimm. Thum auf seinem Dreiradroller wurde hingegen ordentlich nass. Die Mittagspause in Geisa, im sehr zu empfehlenden Gasthof zur Linde, war darum vor allem als Trocknungspause gut. Point Alpha ließen wir im Regen links liegen und fuhren lieber weiter nach Hessen hinein. Doch auch in der hessischen Rhön wurde das Wetter nicht besser, bis Marburg nur Regen in ständig wechselnder Stärke.Immerhin, Marburg markierte den Punkt einer gewissen Besserung, denn langsam ließ es nach und kurz vor unserem Ziel hörte der Regen tatsächlich auf. Immerhin eine trockene Ankunft in Herborn war also möglich.
kurz vor Herborn, endlich kein Regen mehr |
Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich nach einem gemeinsamen Frühstück im Hotel von Thum und lenkte die Ape in südlicher Richtung zunächst nach Wetzlar. Die Hauptstadt des Lahn-Dill-Kreis ist für mich gut bekanntes Terrain, denn einige Verwandte von mir leben hier. Doch zu einem Besuch dort hatte ich weder Zeit noch Lust, sondern suchte lieber den Weg zur B3, die ich etwas südlich von Gießen erreichte.
Bergarbeiter-Denkmal bei Wetzlar |
Die B3 ist eine relativ viel befahrene, landschaftlich aber angenehme Route, wenn man aus nördlicher Richtung nach Frankfurt am Main fahren will. Einzig die autobahnartig ausgebaute Ortsumgehung um Friedberg nervt, ist aber normalerweise auch mit der Ape schnell überwunden. Doch diesmal wollte das Pannenteufelchen keine Ruhe geben und schlug genau auf diesem Abschnitt zu. Schlagartig ging der Motor der Ape aus und weigerte sich nach dem ausrollen auf der Standspur wieder anzuspringen. Eine kurze Diagnose zeigte, dass die Zündkerze völlig verbrannt war.
Kein gutes Zeichen, denn eine derart verbrannte Kerze ist ein eindeutiger Hinweis, dass der Motor überhitzt hat. Allerdings zeigten sich keine der sonst üblichen Spuren von Überhitzung. Mit einer anderen Kerze aus dem Bordwerkzeug sprang die Ape sofort wieder an, jedoch fehlte es massiv an Leistung und Durchzugskraft. Vorsichtig, mit einem halben Ohr immer am Motor, ging es weiter nach Frankfurt.
Bei Bad Vilbel bog ich dann auf mir gut bekannte Nebenstraßen ab, denn mein Ziel war ja der Stadtteil Heddernheim, wo ein Teil meiner Familie zu Hause ist. Bald tauchten die Wolkenkratzer "Mainhattans" am Horizont auf und das Ziel war bald erreicht. Immer noch mit deutlich reduzierter Leistung, aber ohne weitere Zwischenfälle endete die Fahrt bald vor dem Haus der Verwandten. Ich wurde spontan im Gästezimmer einquartiert und es gab Pizza, was will man eigentlich mehr?
Neben dem Besuch bei den Verwandten, war für mich vor allem das Senckenbergmuseum ein wichtiger Grund nach Frankfurt zu fahren.
Die altehrwürdige Institution ist für mich mit Erinnerungen an die Kindheit verbunden, die riesige Sammlung von präparierten Tieren sowie natürlich die Skelette der Dinosaurier im Lichthof waren (und sind) unglaublich beeindruckend. Das Museum veranschaulicht auf extrem eindrucksvolle Art, wie vielfältig die Natur ist. Es nach vielen Jahren einmal wieder zu besuchen war nicht nur interessant, sondern auch eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit.
Ich treffe mich am Museum zudem mit einem lieben Freund, einem Paläontologen und Mitglied der Senckenberg Gesellschaft aus Hannover. Zusammen mit ihm wandere ich einige Stunden durch die schier endlosen Gänge, Hallen und Säle des Museums. Nach einem gemeinsamen Mittagessen im Museumsrestaurant verabschieden wir uns. Er muss seinen Zug zurück nach Hannover erwischen und ich will noch etwas Strecke machen, zumindest das Maintal hinter mir lassen und näher an die Heimat kommen.
Nach einem kurzen Abschied von den Verwandten lasse ich Frankfurt hinter mir. Die B8, die mich grundsätzlich bis nach Regensburg zurück bringen wird, ist schnell gefunden und es geht am Main entlang nach Aschaffenburg. Bervor ich aber Hessen verlasse, decke ich mich noch mit "Epplewei" (Apfelwein) ein, ein in Bayern schwierig zu erhaltendes Produkt.im Maintal kurz vor Aschaffenburg |
Aschaffenburg erreiche ich schneller als gedacht und die Ape läuft langsam aber zuverlässig, weshalb ich weiter fahre und am späten Nachmittag den Spessart erreiche. In den Tiefen dieses Mittelgebirges, unweit der von mir verfolgten Bundesstraße, liegt die Ortschaft Mespelbrunn. Eine eigentlich unscheinbare kleine Landgemeinde, die jedoch in den 1950er Jahren durch den Heimatfilm "Das Wirtshaus im Spessart" berühmt wurde. Insbesondere das Wasserschloss und das nahegelegene Schlosshotel gehören seither zu den bekanntesten Gebäuden Deutschlands. Natürlich lasse auch ich mir die Gelegenheit hier ein Foto zu machen nicht entgehen.
Ansonsten lässt mich das Touriprogramm aber kalt und ich fahre weiter, immer noch der B8 folgend und mit quälender Langsamkeit die Steigungen des Spessart hinauf. Die Ape ist schon im Normalzustand kein Bergwunder, aber seit dem Zwischenfall bei Friedberg ringt sie selbst an geringsten Steigungen schwer, bei einigen Abschnitten im Spessart bin ich mir unsicher, ob das kleine Fahrzeug es überhaupt schafft doch irgendwie gelingt es das Mittelgebirge zu überwinden. Von Marktheidenfeld bis Würzburg geht es zum Glück fast immer leicht bergab und ich kann Luigi einfach rollen lassen.
Den ursprünglichen Plan, es in Würzburg für den Tag gut sein zu lassen, gebe ich aber auf, denn im Talkessel der Stadt hängt eine finstere Regenwolke. Es schüttet wie aus Eimern, als ich Würzburg durchquere und beschließe weiter zu fahren bis der Regen aufhört. Dies ist tatsächlich der Fall als ich die Stadtgrenze von Fürth erreiche. Doch ans Pause machen ist jetzt kein Gedanke mehr, ich fahre weiter solange es geht und durchquere, kurz vor Mitternacht, Nürnberg. Die Frankenmetropole verlasse ich dann in südlicher Richtung, nicht auf der B8 sondern auf Nebenstrecken über Schwabach nach Roth. Hier reicht es mir dann endgültig, es ist fast Einuhr in der Nacht und ich bin nur noch müde, auf einem Wandererparkplatz halte ich an und verkrieche mich im Schlafsack.
Aufs Dach trommelnder Regen und Verkehrslärm wecken mich bereits um kurz nach sechs wieder. Es ist eisig kalt und die Welt hat sich in nass-trübes Grau gehüllt. Kein guter Morgen, aber ich will weiter. Nicht auf direkter Linie über Neumarkt und die B8 sondern auf der schönen Strecke durchs Altmühltal.Von Roth geht es über Freystadt und Berching nach Beilgries, von dort aus folge ich der Altmühl bis nach Kelheim und fahre auf der B16 nach Hause. Kurz vor Mittag komme ich in Regensburg an, heilfroh das die Ape gehalten hat und traurig weil die schöne Reise schon ihr Ende gefunden hat. Bleibt nur zu hoffen, dass die Ape bald wieder zu alter Kraft zurückgefunden hat und es bald wieder eine schöne Tour geben wird, das nächste Slooowriders-Treffen ist ja leider erst in einem Jahr.
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