Donnerstag, 28. Juni 2018

Cargo Zip: Schlechtwetterbeschäftigung


Sauwetter hat bisweilen auch seine guten Seiten, zum Beispiel wenn es einem einen frühen Feierabend verschafft weil die normale Arbeit bei Regen nicht machbar ist. Was stellt man dann aber an einem unerwartet freien Nachmittag an? Rollerschrauben zum Beispiel.
Wegen des gestern verreckten Auspuffs wäre der Zip sowieso nicht fahrbar gewesen, also rauf auf den Anhänger und raus zur Werkstatt.
Nachdem ich den Touring abgebaut hatte bin ich zugegeben etwas erschrocken. Ich war davon ausgegangen, dass ein übersehener Rostschaden zu der Lärmsache geführt hatte. Ein fetter Riss im Krümmer ist dann aber doch nochmal eine andere Geschichte. Wie es dazu gekommen ist? Ich habe keine Ahnung. Der Auspuff war fest und spannungsfrei montiert, außerdem ist der Riss nicht in der Naht sondern im Material. In dieser Form hatte ich das auch noch nicht, aber lamentieren bringt nichts, der Auspuff ist jedenfalls hinüber. 
Einen besseren, gebrauchten Endschalldämpfer habe ich heute organisieren können. Dieser ist jetzt am Zip, wie er sich fährt habe ich noch nicht wirklich ausprobiert, zu mehr als einigen hundert Meter Testfahrt hatte ich bei Dauerregen keine Lust, schön leise ist der Roller aber wieder.
Bei der gestrigen Heimfahrt war mir außerdem aufgefallen, dass der rechte Frontblinker nicht mehr tat. Keine große Sache, der Zip ist in dieser Hinsicht einer der angenehmsten Roller da die Frontmaske nicht demontiert werden muss.
Warum bauen eigentlich nicht alle Hersteller ihre Roller so, dass ein Birnchenwechsel keinen riesigen Aufriss erfordert? Im Dienste des Bedienkomforts und der Verkehrssicherheit wäre das doch mal ein guter Ansatz.
Nachdem die Reparaturen kaum eine Viertelstunde in Anspruch genommen hatten, war natürlich noch Zeit sich über das bereits angekündigte Umstyling der Frontpartie Gedanken zu machen. Zwei Dinge waren klar: Zum Einen sollte ein Werkzeugbehälter an die Front und zum Anderen der Gepäckträger gekürzt und wieder klappbar werden.
Den Gepäckträger zu stutzen war dabei natürlich der einfachere Teil. Der Winkelschleifer erledigt solche Dinge ja recht problemlos. 
Die Munitionskiste war, genau wie ihr Brüderchen das seit einigen Jahren am Roten Baron mitfährt, einmal ein Requisit bei einer Theateraufführung, die martialische (und nicht veröffentlichungsfähige) Aufschrift hatte sie von damals noch.
Auf den Frontträger gesetzt passt die Kiste sehr gut ins Gesamtbild der Maschine. Sie sitzt sauber und lässt sich zusammen mit dem Träger nach unten schwenken ohne zu stören. Außerdem blockiert sie den Lichtkegel des Scheinwerfers nicht, ein ganz wichtiges Detail, denn sie soll ja dauerhaft auf der Rollerfront bleiben.
Die, genau wie die Etiketten, von der Theateraufführung stammenden Löcher mussten natürlich auch noch verschlossen werden. Regelmäßige Blogleser wissen, dass ich für solche Dinge gerne alte Versicherungskennzeichen benutze, so auch in diesem Fall. Um Verwirrungen zu vermeiden habe ich das Kennzeichen absichtlich verkehrtherum angenietet.
Unter einer frischen Schicht roter Farbe (Restmaterial vom Chinakracher) sieht die alte Kiste doch gleich viel ziviler und freundlicher aus.
Während die Farbe auf der Kiste trocknete war Zeit sich um das grundlegende Styling der Front zu kümmern. Ich hatte zwischenzeitlich überlegt, den Zip im kommenden Winter ordentlich zu lackieren, allerdings gefällt mir das Stickerbombing eigentlich immer besser je öfter ich es sehe. Von der letzten Klebeaktion am Lenker waren noch ettliche Aufkleber übrig, Zeit die Front bunt zu machen.
Zusammen mit der rot lackierten Kiste, die natürlich auch ein paar Aufkleber abbekommen hat, sieht das dann genauso aus wie ich es mir vorgestellt hatte. Bunt und skuril, eigentlich eine perfekte Alternative zu einer Neulackierung, denn einfarbig kann ja jeder.
Die Kiste bekam noch ein Schloss und war dann eigentlich fertig. Zeit den Klappmechanismus zu testen.
Ohne den originalen Anschlag des Gepäckträger funktioniert das wunderbar. Der Kistenboden bildet jetzt den Anschlag für den Gepäckträger. Da ich den Träger auf Tour vermutlich eh nie für etwas anderes als einen kleinen Rucksack benutzen werde ist das so genau richtig. Denn im Alltag ist der Frontträger viel wichtiger.


Die Kiste beherbergt jetzt all den auf Tour wichtigen Kleinkram der bisher das Helmfach verstopfte. Dieses ist nun frei und als Stauraum nutzbar, eine wichtige Verbesserung bei einem Roller, der relativ wenig Platz bietet und im Alltag wie auf  Tour genutzt werden soll.
Bleibt nur zu hoffen, dass bald das richtige Wetter für einen ausgiebigen Praxistest ist.

















Mittwoch, 27. Juni 2018

Cargo Zip: klassische Minusschrauberei

Manchmal geht ein Experiment auch nach hinten los, so wie mein heutiger Versuch, dem Cargo Zip zu etwas Extrapower zu verhelfen.
In einigen Betriebszuständen kommt der Motor nämlich nichtmehr richtig auf Drehzahl, beginnt seltsam zu knattern und läuft träge und ohne Zug. Die klassischen Symptome eines völlig zugesetzten Auspuffs also. Eine Lösung dafür wäre, den Auspuff auszubrennen, wovon ich aber aus verschiedenen Gründen nicht viel halte. Ein anderer Auspuff ist ein anderer Weg das Problem zu kurieren. Insofern kam es mir gelegen, dass ich vor einiger Zeit den abgebildeten LeoVince Touring für Piaggiomotoren geschenkt bekommen habe. Diesen wollte ich dann doch direkt mal ausprobieren.
Grundsätzlich war die Montage kein Problem, man sieht halt deutlich, dass dieser Auspuff eigentlich für einen viel größeren Roller gedacht ist. Aber er saß fest und war dicht. Die anschließende Probefahrt verlief vielversprechend und so ging es dann recht gut gelaunt auf den Weg nach Hause.
Die Freude am "neuen" Auspuff währte jedoch nicht lange. Kurz nach dem letzten Fotostopp wurde der Roller bestialisch laut und richtig langsam. Der Grund: Der Auspuff war so rostig, dass der Krümmer regelrecht zerbröselt ist. Schade, das wäre dann wohl zu einfach gewesen. Schlimme ist es eigentlich nicht, der Roller hat mit mit einem "Notverband" aus Panzertape zuverlässig (wenn auch recht ohrenbetäubend) nach Hause gebracht, aber schade ist halt, dass der Roller schon wieder gegroundet ist.



Cargo Zip: neuer Gummi auf der Hinterhand

Wie berichtet hatte es mir ja vor einiger Zeit den Hinterreifen des Zip kapital zerlegt. Eine ärgerliche und gefährliche Sache, aber diesmal doch glimpflich abgegangen. Ärgerlich war nur, dass es beim Reifenhändler ein Missverständnis gegeben hatte, darum war der frische Gummi erst gestern wirklich fertig geworden.
Es ist wieder die Originalfelge, mit einem frischen K58 ein schöner Anblick.
Das defekte Hinterrad war dann schnell ausgebaut, der Reifen war beidseitig aus dem Hump gesprungen und hin nurnoch lose in der Felge. Was auf dem Foto nicht zu erkennen ist, ist dass das Felgenhorn an einer Stelle völlig abgeflacht ist. Die Felge ist nur noch Schrott, der Reifen auch, zwar hat er noch volles Profil, nach dieser Geschichte habe ich aber keinerlei Vertrauen mehr dazu. Bei nächster Gelegenheit lasse ich ihn abziehen und werde die Felge verschrotten.
Der Roller ist damit grundsätzlich wieder Einsatzbereit, allerding will ich das Frontkonzept nochmal überarbeiten. Der Traktorscheinwerfer hat sich nicht wirklich bewährt, er ist schlecht einstellbar und leuchtet nicht so gut wie ich es mir erhofft hatte. Den Frontträger will ich allerdings behalten. Mal sehen wie das noch weitergeht, eine wirklich abschließende Idee habe ich hier noch keine.



Dienstag, 26. Juni 2018

Spirit of Saxonia: Kampf gegen den Rückschlag

Das Chinakackfaß haßt mich und will mich krampfhaft in der Klapsmühle sehen, anders sind manche Dinge nicht zu erklären.
Am Samstag, während Thums Besuch in der Rollerhölle, fiel der vor das Tor verbannte Chinakracher einfach um, ansich nicht weiter schlimm, dumm nur, dass hinterher nicht nur die halbe Verkleidung aus dem Leim war (was bei den Rotzeimern ja normal ist) sondern die linke Bremsarmatur völlig locker herumbaumelte.
Aber es hilft ja nichts, darum habe ich mich heute nochmal mit dem Eimer beschäftigt. Die Verkleidung war relativ schnell wieder geradegerückt und hat an zwei zusätzlichen Stellen jetzt Kabelbinder als Befestigungsmaterial (wenn das so weitergeht, habe ich bald einen komplett schraubenlos montierten Chinakracher). Danach kam die Lenkerverkleidung nochmal runter um das Problem mit der Bremsarmatur zu analysieren.
Ursache für die Lockerungsübungen ist, dass die recht windige Blechschelle die die Armatur trägt verbogen war. Eigentlich nicht weiter schlimm, dumm nur, dass die Halteschraube völlig vernudelt und festgerottet ist. Sicher, ich hätte das Ding auf aufschneiden und erneuern können, aber dazu hatte ich einfach keine Lust. Eine pragmatische Lösung musste her.
Loch durch Schelle und Lenker ...
... Schraube durch, selbstsichernde Mutter dagegen, zusätzlich mit endfestem Schraubensicherungslack eingeklebt, und dann angezogen bis Blut aus den Ohren spritzt, das ist jetzt vermutlich stabiler als die Originallösung. Außerdem hat die Reparatur nur fünf Minuten gedauert und nichts gekostet.




Umgefallen ist das Elend hauptsächlich, weil der Seitenständer nichts taugt. Der Flügelschlag einer in 10m Entfernung landenden Fruchtfliege genügt da schon, um den Hobel umzuwehen. Bisher hatte das beim Spirit keinen Ärger gemacht, aber die Lösung kenne ich aus der Erfahrung gut genug.
Zunächst muss man den Seitenständer abschrauben und in den Schraubstock spannen. Zwei, drei herzhafte Hammerschläge sorgen dann für einen etwas besseren Winkel.
Außerdem muss der Anschlag am Rahmen eingekürzt werden, die Hälfte des originalen Materials genügt völlig und der Ständer klappt so weiter nach vorne.
Der Lohn der Mühen ist ein Chinakracher der deutlich schräger und sicherer auf dem Seitenständer geht, genau was ich haben wollte. Jetzt kann ein Andenkondor auf der Sitzbank starten ohne das es den Roller umhaut. Zeit den Windschild wieder anzuschrauben und eine Probefahrt zu unternehmen!
Fahren tut der Haufen natürlich genauso wie vor der Überarbeitung. Der Baotian-"Sportauspuff" bringt, wie erwartet, absolut überhaupt nichts. Die jetzt etwas schräger stehende und durch den Keder verstärkte Scheibe zittert nicht mehr wie Espenlaub (eine große Verbesserung) und die wieder rundum ordentlich befestigte Verkleidung klappert nicht mehr. Vor allem funktioniert die Vorderradbremse jetzt wieder zu 100% und man muss keine Angst haben, dass es den Kaugummistopfen (oder was auch immer das für ein Ding war) aus dem Schauglas raushaut. Damit sind die wichtigsten Ziele der Renovierung erreicht und ich bin soweit zufrieden.








Montag, 25. Juni 2018

Fahrzeugportrait: PGO TR3-50 Rollerdreirad

In der bunten Welt des Rolleruniversums gibt es viele Paradiesvögel. Zu ihnen zählt zweifellos der PGO TR3-50, ein relativ selten zusehendes Rollerdreirad aus Taiwan.


über den Hersteller
Die Roller die unter dem Label PGO verkauft werden, entstammen der Produktion von Motive Power Industry in Taiwan. Das Unternehmen wurde 1964 gegründet und ist seither als Produzent von kleinen Motorfahrzeugen aktiv. Der Markenname PGO entstammt einer Zeit der Kooperation mit Piaggio in den Jahren 1972 bis 1982. PGO ist letztlich nur eine Verkürzung des Namens des italienischen Partnerunternehmens. 
Bei den heute gefertigten Rollern handelt es sich ausnahmslos um komplette Eigenentwicklungen, die jedoch nach dem in Asien gebräuchlichen Muster von Standardtypen gefertigt sind. 



Allgemeines über den TR3-50
Grundsätzlich ist der TR3-50 eine Dreiradversion des PGO T-Rex. Er entspricht technisch grundsätzlich dem Basisfahrzeug. Anders als in Kleinserie umgebaute Rollertrikes ist er grundsätzlich nicht als Behindertenfahrzeug ausgelegt sondern eher als Nutzfahrzeug zu verstehen. Als Dreirad kann er größere Lasten tragen bzw. ziehen als das zweirädrige Basisfahrzeug und viele Details der Konstruktion deuten darauf hin, dass dies auch genau im Sinne der Entwickler in Taiwan lag.
Technische Grunddaten
Der PGO T-Rex (interner Modellcode CP) ist grundsätzlich ein solider Gebrauchsroller ohne technische Besonderheiten. Er wird von einem Lizenzbau des Minarellimotors angetrieben der aus 49cm³ 2,14kW bei 5.500upm mobilisert. Diese nominal recht geringe Leistung ist auch für die schwere (120kg Leergewicht, 274kg zul. Gesamtgewicht) Dreiradversion ausreichend. Der Motor verfügt über die heute gebräuchliche Getrentschmierung. Der Öltank ist als Besonderheit nicht unter dem Trittbrett oder im Rahmenheck plaziert, sondern befindet sich direkt unter dem Helmfach und wird durch eine Klappe im Helmfachboden befüllt.
die Tankklappe im Rollerheck
Der Kraftstofftank befindet sich weit hinten im Rahmenheck und wird über eine abschließbare Klappe hinter dem Soziussitz befüllt. Diese Konstruktionsweise macht einen klappbaren Gepäckträger erforderlich, der im Zubehör angeboten wird. Alternativ kann, wie beim Fotofahrzeug, ein stark nach hinten verlängerter Gepäckträger angebracht werden. Durch die ungewöhnlich plazierten Tanks ergibt sich ein sehr tiefes und langes Helmfach, das dadurch sehr gut nutzbar ist.Wie bei asiatischen Herstellern üblich, befindet sich die Batterie schwerpunktgünstig und platzsparend unter dem Trittbrett. 

Ausstattungsmerkmale
Anders als viele asiatische Hersteller setzt PGO nicht auf spartanische Minimalroller. Der T-Rex/TR3-50 kommt mit einer für einen 50er Roller erstaunlich umfangreichen Ausstattung.
Das große und gut ablesbare Cockpit enthaält neben den üblichen Instrumenten eine Zeituhr und einen Drehzahlmesser.
Am linken Lenkerende befinden sich die Schalter für Licht und Hupe, darunter auch ein Aufblendschalter als Lichthupe (Passing). Der Bremshebel der Hinterradbremsen kann mit einer Sperrklinke festgesetzt werden und dient somit als Feststellbremse. 
Am rechten Lenkerende befindet sich wie üblich der Anlasserschalter. Anders als viele Fuffiroller verfügt der TR3-50 jedoch auch über einen Killschalter für den Motor. Er ist damit einer der am umfangreichsten ausgestatteten 50er Roller.


Umstellhebel für die Fahrtrichtung

Anders als die meisten Rollerdreiräder verfügt der TR3-50 über einen Rückwärtstang. Dieser wird durch den Hebel am Beinschild eingelegt. Da der Rückwärtsgang nur aus einem Umlenkgetriebe besteht kann der Roller theoretisch rückwärts genauso schnell fahren wie vorwärts. Jedoch verfügt er über eine Schutzschaltung, die beim Überschreiten einer gewissen Geschwindigkeit bei Rückwärtsfahrt den Motor abstellt. Ebenso wird der Motor sofort abgestellt, wenn der Rückwärtsgang ausversehen während der Fahrt eingelegt wird.

technische Besonderheiten des Dreirades
Der TR3-50 gehört zur seltenen Gattung der serienmäßigen Rollertrikes. Die meisten Dreiradroller sind nachträgliche Umbauten und entspreichend oft recht krude gebaut. Dem TR3-50 hingegen merkt man an, dass er aus der Massenfertigung kommt.
Der Hinterradantrieb ist durch eine, auf die Getriebeausgangswelle des Reduktionsgetriebes aufgesetzte, Zahnradkaskade ausgeführt. Diese im Ölbad laufende Kaskade treibt zunächst das Vorgelege des Rückwärtsgangs und dann das Differential an. Aus diesem führend die beiden Halbwellen in einem Hüllrohr zu den Hinterrädern.
bei abgenommener Verkleidung ist das Gehäuse des Hinterachsantriebs gut zu sehen
Beide Hinterräder verfügen über eine seilzugbetätigte Trommelbremse üblicher Machart. Da beide Räder gebremst sind, verfügt der TR3-50 über sehr gute Verzögerungswerte im Vergleich zu verschiedenen Umbauten.
eine der Trommelbremsen an der Hinterachse
Ein interessantes Detail der Hinterradführung ist, dass die Hinterachse von zwei einstellbaren Zugstreben geführt wird. Dadurch lässt sich in gewissen Grenzen die Spur der Hinterachse korrigieren was die Fahreigenschaften weiter verbessert.
Zugstrebe für  die Hinterachsführung




Fazit
Der PGO TR3-50 ist ein in vieler Hinsicht hoch interessantes Fahrzeug mit großem Nutzwert. Er basiert auf einem als robust bekannten Fahrzeug und verfügt über einen guten Motor und eine durchdachte Konstruktion. Anders als nachträgliche Umbauten ist hier zudem die Ersatzteilversorgung für die Hinterachskonstruktion gesichert. In Europa wird man ihn wohl primär als Fahrzeug für Menschen mit Gehbehinderung antreffen, grundsätzlich ist er aber wohl eher als Nutzfahrzeug ausgelegt und wird, insbesondere in seiner ostasiatischen Heimat, auch hauptsächlich als solches genutzt.
Für Menschen mit Behinderung ist er von seinem Nutzwert insofern eingeschränkt, als er nicht als Krankenfahrstuhl zugelassen werden kann. Der TR3-50 gilt als dreirädriges Kleinkraftrad und darf darum weder in Fußgängerzonen noch auf Gehwegen gefahren werden. Im Gegenzug bietet er natürlich den Vorteil einer Endgeschwindigkeit von 45km/h. Es kommt auf den Einzelfall an, ob dieser Tausch von Nutzungsmöglichkeiten gegen Geschwindigkeit sinnvoll ist.







Samstag, 23. Juni 2018

dreirädriger Besuch aus dem wilden Osten

Es gibr nur relativ wenig Leute für die ich eine Ausnahme von der ehernen Regel mache, dass fremde Fahrzeuge in meiner Werkstatt unerwünscht sind. Der Thum aus Sachsen ist eine solche Ausnahme, denn er ist nicht nur ein guter Freund, sondern bringt auch immer spannende "Patienten" mit.

Darum habe ich mich gestern gerne auf den Weg gemacht, um mich im Vilstal bei Amberg mit ihm zu treffen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen in Kallmünz ging es dann nach Regensburg, wo er bei Freunden übernachtete.
Heute Morgen haben wir seine Neuerwerbung, einen PGO TR-3 50 dann auf meinen Anhänger gehievt und zur Werkstatt rausgefahren.
Zum TR3 wird es bald ein Fahrzeugportrait geben, darum will ich jetzt an dieser Stelle nicht zuviel über das relativ seltene Fahrzeug aus Taiwan schreiben. In die Werkstatt war er gekommen, weil der Auspuff austauschfällig war und eine gründliche Inspektion bei einem frisch erworbenen Fahrzeug nie schlecht ist.
Nach dem Auspuffwechsel haben wir uns auf den Antriebsstrang gestürzt. Neben dem üblichen Austausch von Fliehgewichten und Antriebsriemen gab es in diesem Fall auch noch eine neue Kupplung mit Glocke um ein nerviges Anfahrruckeln zu kurieren.

Außerdem sollte der Roller eigentlich noch einen neuen Luftfilter bekommen, was aber daran scheiterte, dass die vorab bestellte Ausführung falsch war. Der TR3 hat, was für Zweitaktroller eigentlich absolut untypisch ist, einen zweistufigen Luftfilter mit Papierelement und Schaumgummimatte als Vorfilter. Glücklicherweise waren die eingebauten Teile noch in sehr gutem Zustand, es ist problemlos möglich damit noch einige Zeit zu fahren.
Überhaupt ist der Zustand des Rollers sehr gut, es gab in diesem Sinne keinen Wartungsstau, lediglich die Innereien des Antriebs waren völlig hinüber. Außerdem hatte offenbar noch nie jemand die Bremsflüssigkeit gewechselt. Allein den Behälter zu öffnen war ein kleiner Kampf, darin befand sich dann natürlich braune Brühe.
Aber auch dies lässt sich ja problemlos beheben. Von der technischen Seite her war der Roller damit fertig, allerdings gab es noch ein weiteres Problem: Die Sitzbank.
Der Serienhocker passte Thum weder von der Höhe noch von der Form her, ein echtes Problem, denn ein unbequemer Roller ist kein gutes Fahrzeug. Eine Lösung dafür zu finden ist grundsätzlich recht aufwändig, allerdings half hier einmal mehr der von Ronny mitgenommene Fundus an Chinarollerteilen.
Die Sitzbank des Baotians (der ja schon den Sportauspuff für den Spirit geliefert hat) passt von der Grundform her gut auf Helmfach und Verkleidung des PGO. Lediglich Scharnier und Sperriegel mussten passend gemacht werden.
Etwas kreativer Gebrauch von Flacheisen, Nieten, Schrauben und Abstandshaltern später war die Bank dann an den Taiwanesen angepasst. Es war erstaunlich einfach, den eigentlich nie für diesen Roller vorgesehenen Sitz zu montieren.
Ein glücklicher Rollerfahrer freut sich dann aber umso mehr über den deutlich komfortableren Sitz. Vor allem passt die Bank ohne das Umbauten am Roller notwendig waren, ein Rückbau ist also jederzeit und spurlos möglich, eine perfekte Lösung mit deren Umsetzbarkeit ich ehrlich gesagt auch nicht gerechnet hätte.

Morgen geht es dann für den Thum zurück in die Heimat, ich werde ihn wohl ein Stück begleiten und sicher später eine Rückmeldung erhalten, ob sich die Sitzbank auf Tour bewährt hat.