Dienstag, 29. August 2017

Schraubertipps: Variator und Fliehgewichte, Ausbau, Prüfung und Wartung

Im Rahmen der routinemäßigen Wartung eines modernen Automatikrollers ist es erforderlich, den Variator auszubauen. Denn nur so ist es möglich, den Zustand der Fliehgewichte und des Variators selbst zu beurteilen. Beides sind Faktoren, die für die optimale Funktion des Fahrzeugs von großer Bedeutung sind.
Zudem muss bei vielen Rollern der Variator ausgebaut werden, wenn auf die Ölpumpe oder den Anlasserantrieb zugegriffen werden soll. Entsprechend wichtig ist es zu wissen, wie vorzugehen und was zu beachten ist. Hierbei soll diese Anleitung Hilfestellung leisten. Es ist zu beachten, dass viele Fahrzeughersteller in diesem Bereich Sonderlösungen gefunden haben. Die Anleitung zeigt die Arbeitsschritte an Fahrzeugen mit Minarelli- bzw. Piaggiomotor. Auch hier gilt, dass ein Werkstatthandbuch zum jeweiligen Fahrzeug unerlässlich für den Erfolg ist!

Grundsätzliches:
Der Variator ist für viele, besonders für unerfahrene, Schrauber ein regelrechter "Angstgegner". Dabei ist es eigentlich ein relativ simples Bauteil. Wichtig ist jedoch absolut sauberes und genaues Arbeiten, denn Schäden in diesem Bereich führen sehr schnell zu kapitalen Motorschäden bzw. können unmittelbar gefährlich werden. Ein sich im Fahrbetrieb lösender Variator kann durchaus den Antriebskasten durchschlagen und zum lebensgefährlichen Geschoss werden!  Von den Folgeschäden für das Fahrzeug ganz zu schweigen. 

Der Variator sitzt direkt auf der Kurbelwelle, als odem innerste und wichtigsten Teil des Motors. Eine defekte Kurbelwelle ist ein massiver Schaden und oft das wirtschaftliche Ende für den Roller. 

Die Zentralmutter, die den Variator auf der Kurbelwelle hält, ist bei manchen Rollern eine leicht untermaßige Dehnmutter. In solchen Fällen darf die Mutter auf keinen Fall wiederverwendet werden. Sie ist jedoch grundsätzlich ein hochbelastetes Teil und sollte daher stets erneuert und zudem mit Schraubensicherungsmittel eingeklebt werden. Bei einigen Modellen haben diese Muttern ein Linksgewinde oder ein nicht genormtes Gewindemaß. Um Fehler zu vermeiden, sollte darum immer eine exakt für das jeweilige Fahrzeug zugeordnete, am besten direkt vom Fahrzeughersteller gelieferte, Mutter verwendet werden. 

das notwendige Werkzeug:
Gerade bei Arbeiten an sensiblen Motorteilen, in diesem Fall der Kurbelwelle, ist die Wahl des richtigen Werkzeugs von großer Bedeutung. Falsches, falsch eingesetztes oder minderwertiges Werkzeug führt hier besonders schnell zu teuren Schäden.
Im Zweifelsfalle sollte man sich im Vorfeld genau informiere und das passende Werkzeug bereitlegen, ggf. auch Sonderwerkzeuge kaufen. Dies gilt besonders für die im Fachhandel angebotenen Gegenhalter für die Riemenscheibe. Diese so genannten "Variotools" sind zwar relativ teuer, aber ein unerlässliches Hilfsmittel bei diesen Arbeiten.
Oft wirf empfohlen, die Zentralmutter mit einem Pressluftschlagschrauber zu lösen und anzuziehen. Dies ist grundsätzlich möglich und wird auch von Fachbetrieben oft getan, jedoch ist dabei größte Vorsicht geboten, denn dieses grobe und starke Werkzeug kann das Kurbelwellengewinde leicht beschädigen. Blockierwerkzeug und Drehmomentschlüssel sind ihm überlegen und daher vorzuziehen. Schon weil nur so gewährleistet ist, dass das vom Fahrzeughersteller genau vorgeschriebene Anzugsmoment der Zentralmutter eingehalten wird.

In manchen Anleitungen findet man den Hinweis, dass sich der Motor auch mit einem Kolbenstopper festsetzen lässt. Auch das geht, ist jedoch ausgesprochen gefährlich, denn dabei kann der Kolben beschädigt oder gar das Pleuel verbogen werden. Kolbenstopper sind Hilfswerkzeuge für bestimmte Arbeiten an der Zündanlage und nicht zum festsetzen des Kurbeltriebs für grobe, mechanische Arbeiten gedacht. Daher sollte man von diesem Pfuschmittel die Finger lassen!

vorbereitende Arbeiten:
Grundsätzlich gilt auch hier das Gebot der Sauberkeit. Insbesondere der Schmier aus Fett und Abriebsstaub im Antriebskasten sollte entfernt werden bevor man weitere Arbeiten ausführt. Bei einigen Rollern befindet sich zudem ein Teil des Kickstarterantriebs auf der Kurbelwelle und muss abgenommen werden. Diese Bauteile sind meist mit einem Clip gesichert und müssen in der entsprechenden Reihenfolge gesichert werden. Vorsicht ist bei Kleinteilen und Federn geboten! Kabelbinder und Magnete leisten gute Dienste, wenn es darum geht die Reihenfolge der Komponenten sicher zu stellen.
 
Beispiel eines Kickstartermechanismus auf der Riemenscheibe, hier mit drei Innensechskantschrauben gesichert (TGB Sky der ersten Generation). 
Ausbau des Variators:
Ist die Zentralmutter frei zugänglich, kann der Ausbau beginnen. Hierzu muss die Riemenscheibe mit dem Sonderwerkzeug festgesetzt werden. Danach kann die Mutter gelöst werden.
Alternativ geht es natürlich auch mit dem Schlagschrauber (Bild: Benjamin Schmitz)
Nach dem Lösen der Mutter, kann die Riemenscheibe und ggf. mit ihr zusammen befestigte Teile wie Lüfterrad und Kickstarterkrone abgenommen werden. Auch hier muss die Reihenfolge der Bauteile sichergestellt werden. Ein Kabelbinder oder Draht ist dabei nützlich.
so geht nichts verloren
Wenn sich die Riemenscheibe nicht lösen lässt, kann vorsichtiges (!) hebeln mit einem Stück Holz helfen.
Anschließend kann der Riemen von der Gleitbuchse abgenommen und der Variator selbst herausgezogen werden. Hier ist zu beachten, dass sich auf der Gleitbuchse bei manchen Rollern exakt kalibrierte Distanzscheiben sowie der Drosselring befinden. Diese Teile müssen in der richtigen Reihenfolge wieder eingebaut werden, darum sollten auch sie sichergestellt werden. Hier ist ggf. wieder ein Kabelbinder nützlich.
Variator mit Gleitbuchse und Drosselring (Distanzring) Bild: Benjamin Schmitz
Beim Ausbau kann es sein, dass das Schiebestück des Variators (die sog. Kalotte) auf der Kurbelwelle zurück bleibt. Dann fallen meist auch die Fliehgewichte heraus. Darum sollte vorher ein sauberer Lappen untergelegt werden. 

zerlegen und prüfen des Variators:
Bei einigen Rollermodellen ist der Variator mit einem Abschlussring ausgestattet. Dieser verhindert ein Lösen der Kalotte vom starren Steigwerk. Zudem sorgt er für eine zusätzliche Abdichtung und verhindert somit, dass das Schmierfett ausgeschleudert wird.
Abgenommener Abschlussring (Bild: Benjamin Schmitz)
Die Halteschrauben sitzen häufig sehr fest. Ein gezielter Hammerschlag auf den Schraubendrehergriff vor dem Lösen hilft sie zu lockern. 

Unter dem Ring (bzw. bei offenen Variatoren sofort zugänglich) befindet sich die Kalotte mit ihren Führungsstücken aus Kunststoff. Sie kann lose aus dem Variator entnommen werden. Dabei ist zu beachten, dass die Führungsstücke kein übermäßiges Spiel haben dürfen.
Kalotte mit Führungsstücken (Bild: Benjamin Schmitz)
Der starre Teil des Variators, in dem die Kalotte läuft, wird als Steigwerk oder Gesteig bezeichnet. Er enthält zudem die Fliehgewichte (oft sachlich falsch als Rollen oder Kugeln bezeichnet). Hierbei handelt es sich um Metallgewichte mit Kunststoffummantelung. Der Zustand dieser Ummantelung ist entscheidend für das Laufverhalten der Gewichte. Unrunde Stellen oder gar Brüche führen zu einer erheblichen Verschlechterung des Fahrverhaltens. 
Fliehgewichte im Variator (Bild: Benjamin Schmitz)
Die Gewichte werden darum im Rahmen der Wartung ausgebaut und gereinigt. Zeigen sie Verschleißspuren müssen sie erneuert werden. 
Extrembeispiel für verschlissene Fliehgewichte. Die Ummantelung hat sich teilweise schon von den Kernen gelöst.
Anschließend werden die Laufbahnen der Gewichte im Steigwerk geprüft. Diese dürfen keine Grate oder spürbare Unebenheiten aufweisen. Ein verschlissenes Steigwerk kann nicht repariert, sondern nur ersetzt werden. Zudem wird jetzt probeweise die Gleitbuchse in das Steigwerk eingesetzt und auf Spiel geprüft. Sie muss "saugend" sitzen und darf kein Spiel aufweisen. 
 
Das Video zeigt den Vergleich zwischen einem völlig verschlissenen und einem intakten Steigwerk.

Abschließend werden alle wiederverwendeten Teile gründlich gereinigt und getrocknet. Die Gewichte, egal ob neu oder gebraucht, werden reichlich gefettet eingesetzt. Als Faustregel gilt, dass es genug Fett ist, wenn sich das offene Steigwerk mit den Gewichten nach unten zeigend halten lässt ohne das diese herausfallen. Zur Schmierung wird üblicherweise Radlagerfett empfohlen.

Einbau des Variators:
Beim Einbau ist, wie beim Ausbau, größte Sorgfalt gefragt. Der Variators und alle anderen Bauteile müssen perfekt sitzen. Im Zweifel lieber zweimal oder dreimal prüfen! Insbesondere die Verzahnungen auf der Kurbelwelle müssen perfekt in die Gegenstücke greifen. 
Die Zentralmutter wird zunächst von Hand auf das mit Schraubensicherungsmittel bestrichene Gewinde der Kurbelwelle gedreht und dann auf Drehmoment angezogen. Hierbei unbedingt die Werksvorgabe beachten (üblicherweise zwischen 30 und 50 NM). 



Besonderer Dank an Benjamin Schmitz für einige der Fotos (siehe Namensnennung unter dem jeweiligen Bild).


Freitag, 25. August 2017

Schraubertipps: Kupplungsglocke ausbauen und prüfen

Bei den heute üblichen Rollern mit Variomatikantrieb gehört die Kupplungsglocke, also der fest mit dem Endantrieb verbundene Teil der Kupplungsvorrichtung, zu dem wichtigsten Bauteilen. Sie ist aber auch ein klassisches Verschleißteil und sollte daher regelmäßig geprüft werden. Hierzu muss sie ausgebaut werden.
die Kupplungsglocke eines modernen Automatikrollers

Die Kupplungsglocke ist ein hoch belastetes Bauteil. Sie wird im Fahrbetrieb sehr heiß, wodurch das Material mit der Zeit ermüdet. Eine verschlissene Kupplungsglocke macht sich meist durch schlechte Beschleunigung, Ruckeln und teils Quietschen beim Anfahren oder am Berg bemerkbar.

Ausbau der Kupplungsglocke:
Um die Kupplungsglocke ausbauen zu können, sind die selben Arbeitsschritte wie zum Ausbau der kompletten Kupplungseinheit notwendig.
Zunächst muss der Variodeckel abgenommen werden. Dieser ist bei den meisten Rollern durch einen Schraubenkrank befestigt und kann, nachdem alle Schrauben herausgedreht sind, einfach abgenommen werden. Anders als immer wieder behauptet wird, ist es nur bei sehr wenigen Rollern notwendig, den Kickstarterhebel zu demontieren um den Variodeckel abzunehmen. 
Manchmal sitzt der Deckel jedoch durch Schmutz und Korrosion sehr fest auf dem Motorblock. In solchen Fällen helfen meist leichte (!) und vorsichtige (!) Schläge mit einem Gummihammer auf die Trennlinie der beiden Bauteile. Nach dem Abnehmen des Deckels liegt der Antrieb frei.

Links im Bild sieht man den Variator, also die getriebene Riemenscheibe. Rechts sind die Kupplungsglocke mit der dahinterliegenden Einheit aus Kupplung und Wandler zu sehen. 

Bei den meisten Rollern wird die komplette Kupplungsvorrichtung von einer Zentralmutter auf der Getriebeeingangswelle gehalten. Diese Zentralmutter muss gelöst werden um die Kupplungsglocke abnehmen zu können. Hierzu kann ein Schlagschrauber verwendet werden, besser und schonender ist jedoch die Verwendung eines geeigneten Haltewerkzeugs.
selbst gebautes Haltewerkzeug im Einsatz   Bild: Benjamin Schmitz
Ein solches Werkzeug kann man fertig kaufen oder, aus einem einfachen Flacheisen und zwei Schrauben, selbst anfertigen. Hierzu bitte die nachfolgende Zeichnung beachten.
Unabhängig davon, ob ein selbst gebautes oder gekauftes Haltewerkzeug benutzt wird, sollte die Hinterradbremse des Rollers für diese Arbeiten blockiert werden. Dies kann entweder durch einen Helfer oder durch einen Spanngurt im den Bremshebel erfolgen. 
Nachdem die Zentralmutter gelöst ist, kann die Kupplungsglocke abgenommen werden. Sie ist nur aufgesteckt. Ebenso kann jetzt die Kupplungs-Wandler-Einheit einfach entnommen werden.

Prüfen der Kupplungsglocke
Die Kupplungsglocke sollte nach dem Ausbau grob gereinigt werden, denn meist ist sie mit Abrieb von Kupplungs und Antriebsriemen verschmutzt. Danach erfolgt eine einfache Sichtprüfung auf Ausglühungen (blaue Stellen), Verzug (Wellen) oder Ausbrüche. Die Innenseite der Glocke, auf der die Kupplungsbeläge greifen, sollte im Idealfall metallisch blank und leicht "poliert" sein. Ein Anschleifen der Glocke, das früher oft empfohlen wurde, kann normalerweise unterbleiben. Sollte die Kupplung beim Anfahren durchrutschen, dann ist eine neue Glocke die sinnvollere Reparaturmaßnahme.

Zuletzt wird der Innendurchmesser der Kupplungsglocke mit dem Messschieber bestimmt. Hierfür geben die Fahrzeughersteller genaue Sollmaße an. Ist die Glocke zu groß geworden, dann muss sie sowieso ausgetauscht werden. Theoretisch kann eine verschlissene Kupplungsglocke durch einziehen eines neuen Innenrings von einem Fachbetrieb gerettet werden, doch ist dies finanziell bei den meisten Rollern nicht sinnvoll. 

Einbau der Kupplungsglocke
Der Einbau ist denkbar simpel.  Die wieder auf die Getriebewelle aufgesteckte Glocke wird mit einer neuen Zentralmutter gesichert. Diese sollte zusätzlich mit hochfestem Schraubensicherungsmittel gesichert werden. Zum festziehen der Mutter wird ein Drehmomentschlüssel verwendet, das jeweilige Solldrehmoment findet sich im Werkstatthandbuch des entsprechenden Rollermodells. 





BW's: schau mal rein

In einer Woche geht es auf Tour und glücklicherweise ist der Neos mitlerweile soweit auf Linie, dass ich mir keine großen Sorgen mache ob er durchhält oder nicht. Zu Schrauben ist also eigentlich nichts mehr. Trotzdem bin ich heute kurz in die Werkstatt gefahren, denn ich wollte mir noch eine kleine Nebenbaustelle ansehen.
Die Bestandsaufnahme beim BW's ist ja eigentlich abgeschlossen und der Roller soweit, dass ich nach der Tour den Motor komplettieren und ihn zum laufen bringen werde (zumindest versuchen ;) ). Bisher unbeachtet war jedoch der Antriebsstrang geblieben, ich hatte also keine Ahnung, was mich unter dem Variodeckel erwartet. 
Auf den ersten Blick sieht der Antrieb gut aus, aber um es genau zu beurteilen musste natürlich alles raus. 
Positiv ist schon mal, dass Kurbelwelle und Getriebewelle in praktisch neuwertigem Zustand sind. Keine vernudelten Gewinde und ausgeleierten Verzahnungen, sehr schön. 
Der Variator ist ein altes Hebo-Teil. Also eine hochwertige Komponente. Leider ist er schon ziemlich mitgenommen, insbesondere die Lauffläche der Riemenscheibe sieht nicht mehr besonders gut aus. Für ein paar Fahrversuche sollte es aber noch langen, genau wie der Antriebsriemen der drin war. 
Unter der Kupplungsglocke sieht es da schon besser aus. Hier ist eine einstellbare Rennkupplung von Hebo eingebaut. Auch dies ein Zeichen, dass der Roller seinerzeit mit hochwertigen Teilen aufgebaut wurde. Für das was ich vor habe, ist diese Kupplung auf jeden Fall mehr als ausreichend. Dass das (teure) Teil in gutem Zustand ist, ist da natürlich umso erfreulicher.
Weniger gut hat der, von Michael seinerzeit aufwändig bearbeitete, Variodeckel die Zeiten überstanden. Das Teil war einmal wirklich gut und hoch glänzend poliert. 
Sprühnebel und Dreck ließen sich gut abwaschen, doch leider sind in der Oberfläche einige ziemlich fiese Schrammen. 
Poliert sieht sowas nicht mehr schön aus, zudem soll es ja ein Crosser werden. Ich bin noch am überlegen was ich mit dem Variodeckel mache, evtl. tausche ich ihn sogar gegen ein unbearbeitetes Originalteil. Mal sehen ...

Insgesamt bin ich immer noch angenehm vom Zustand des BW's überrascht. Ja, das Ding sah beim Kauf aus wie etwas, das die Katze aus dem Wald geholt hat, aber mitlerweile ist da wirklich Potential drin. Irgendwie hab ich ein ziemlich gutes Gefühl bei der Karre. Aber jetzt wird dann erstmal Rollergefahren und nicht Rollergeschraubt. 









Mittwoch, 23. August 2017

Klingonenkreuzer: Luxusprobleme und deren Lösung

Ich machs erstmal kurz: Der Grund für die heutige, aus technischer Sicht völlig unnötige, Aktion ist die pure Eitelkeit. Der Anblick der Front meines Neos war einfach unerträglich geworden. Darum bin ich heute nach Feierabend kurz zur Werkstatt rausgefahren.
Auf dem Weg dorthin habe ich den Roller noch gewaschen, das war einfach nötig und zudem als Vorbereitung für die heute geplante Aktion hilfreich.
Es sollte nämlich der Frontmaske an den Kragen gehen. Für den Umbau mit dem Frontträger hatte ich ja die alte Maske zerschnitten, die bei dem Unfall vor ettlichen Jahren dabei war. Deshalb fehlten ihr nicht nur einige Halter, sondern sie war auch total zerschrammt. Auf den Fotos kommt das nicht rüber, aber in Wirklichkeit sah das Ding einfach schrecklich aus. In Verbindung mit dem zu groß geratenen Ausschnitt für den Frontträger wirkte das total schäbig. Eigentlich hatte ich ja vor, das während der Tour zu ertragen, aber ich habs einfach nicht ausgehalten. 
Zunächst musste natürlich das Loch kleiner werden. Eine Pappschablone half da bei der Formfindung. 
Die endgültige Lösung ist, wieder einmal, ein Stück Wohnwagenblech. Passend zugeschnitten und aufgenietet verschließt es die Öffnung und kann, wenn es wirklich notwendig ist, entfernt werden. Die Frontmaske lässt sich aber auch so montieren.
Anschließend habe ich den Scheinwerfer ausgebaut, die Aufkleber abgekratzt und das ganze Ding abgeschliffen. Dabei verschwanden zum Glück auch die meisten Schrammen und es war eine saubere Basis für neuen Lack vorhanden.
Der schwarz-silberne Zweifarblook gefällt mir ja sehr gut, also warum soll das nicht auch während der Tour so sein? Schwarzen Lack hatte ich zudem noch da, also drauf damit. 
Wieder zusammengebaut überzeugt das Ergebnis. Damit kann ich jetzt leben. Optisch deutlich angenehmer und bei weitem nicht so verwüstet, wirkt die Front wieder stimmig und passt zum Rest. Es sind ebend manchmal doch die kleinen Dinge, die den Unterschied machen.









Internet: Klingonenkreuzer meets Scoopy, oder zwei ungleiche Tourer

Vorgestern hat Sepp, der Macher von Scoopy on Tour, bei Facebook gepostet, dass er in Domazlice in Tschechien ist. Einen kurzen Chat später stand der Plan, dass wir uns auf der seiner Rückfahrt treffen und ein Stück gemeinsam fahren. 

Getroffen haben wir uns in Burglengenfeld und sind dann, auf einem mir ganz gut bekannten Schleichweg, entlang der Naab nach Kallmünz gefahren. Von dort aus ging es über Laaber und Aichkirchen, ebenfalls auf Schleichwegen, durch die wunderschöne Juralandschaft nach Riedenburg. 
Dort trennten sich dann unsere Wege wieder, denn ich musste zurück nach Regensburg und Sepp in seine Heimat bei Ingolstadt. Trotzdem war es schön, einfach mal mit einem lieben Menschen gemeinsam auf Tour zu gehen. Für mich ist es auch immer wieder eine Freude, den ebenso seltenen wie coolen alten Scoopy auf der Straße zu erleben. 

Sepps ausführlichen und sehr lesenswerten Reisebericht findet ihr hier: http://scoopyontour.de/domazlice-im-schoenen-westboehmen/ Das Beste daran ist natürlich das Foto von mir ;) 




Sonntag, 20. August 2017

Klingonenkreuzer: manchmal ist kleiner besser

Es ist schon ärgerlich, da denkt man, dass man den Roller für die Reise fertig hat und dann passiert sowas:
Ein Missgeschick beim Rangieren mit der Ape hat leider dem Zusatzrücklich das Leben gekostet. Eigentlich wollte ich ja mit den beiden Lampen aus der Wühlkiste die Tour bestreiten und dann in Ruhe eine Dauerlösung finden, aber gut, das sollte halt einfach nicht so sein.

Das Hauptproblem war nur, dass die beiden Zusatzleuchten natürlich Löcher im Topcase hinterließen.
Ein Umstand, der einmal mehr den Einsatz von Blechresten und Popnieten bedeutete.
Das Stahlblech ist zusätzlich mit Karosseriedichtmasse angeklebt, somit sollte das eigentlich dicht sein. 
Dran ist jetzt ein "Koso Nano" Miniaturrückicht. Trotz der geringen Größe ist das Ding sehr hell und völlig ausreichend. Das es zudem dank LED-Technik die Rollerelektrik entlastet ist natürlich auch nicht schlecht. 
Nachdem das Rücklicht dran war, habe ich noch die Kabelführung im Inneren des Topcase mit Karosseriemasse abgedichtet und dann alles abgeklebt. Denn am Klingonenkreuzer will ich eigentlich keinen Rostlook haben. Das verzinkte Blech wurde darum mit Aluspray angeglichen. 
Auf dem Foto sticht es mehr raus als in Wirklichkeit. Mir gefällt das so, das ist jetzt eben die Dauerlösung, die eigentlich erst nach der Tour dran sollte. Hoffentlich ist jetzt aber wirklich Feierabend mit Neosschrauben vor der Tour. 







Samstag, 19. August 2017

Schraubertipps: Kupplungswechsel beim Automatikroller

Die Kupplung gehört zu den am stärksten belasteten Bauteilen im Antrieb eines Fahrzeugs. Sie stellt den Kraftschluss zwischen Motor und Antrieb her und muss Kräfte aus zwei Richtungen aushalten. Zum Einen ist dies die Kraft des Motors und zum Anderen die der Motorkraft entgegenwirkende Kraft der Fahrwiderstände. 
Irgendwann ist sie darum verschlissen, was sich entweder in einem Abwürgen des Motors beim Anhalten (Kupplung trennt nicht mehr) oder dem völligen Verlust des Kraftschlusses (Kupplung greift nicht mehr) äußert. Es ist daher sinnvoll, die Kupplung regelmäßig zu prüfen und bereits vor dem Erreichen der absoluten Verschleißgrenze zu wechseln. Diese Anleitung geht davon aus, dass die Einheit aus Wandler und Kupplung demontiert ist, wie das geht wird in einer gesonderten Anleitung in den Schraubertipps erläutert. 

Achtung:
Die Kupplung sowie der Wandler enthalten bei den meisten Automatikrollern mehrere, sehr starke Federn. Es ist größte Vorsicht im Umgang mit diesen Federn geboten, da es leicht zu Verletzungen durch die Federkraft kommen kann!

Funktionsweise der Fliehkraftkupplung
Die Fliehkraftkupplung ist fest mit dem Wandler (getriebe Riemenschiebe) verbunden. Dieser wird druch den Motor in Drehung versetzt. Dadurch wirken Fliehkräfte auf die Backen der Kupplung und treiben diese nach außen. So wird der Kraftschluss zur Kupplungsglocke, die fest mit dem Endantrieb verbunden ist, hergestellt. 
Der Fliehkraft wirkt die Kraft der Kupplungsfedern entgegen. Deren Stärke bestimmt, bei welcher Drehzahl der Kraftschluss hergestellt wird und der Roller anfährt. Grundsätzlich gilt, dass diese Drehzahl umso höher ist, je stärker (härter) diese Federn gewählt werden. 

Bei leistungsgesteigerten Motoren müssen daher fast immer diese Federn gewechselt werden. Denn die Anfahrdrehzahl bestimmt zu einem wesentlichen Teil, wie schnell der Motor den optimalen Drehzahlbereich erreicht und ist somit von entscheidender Bedeutung für das Fahrverhalten der Maschine.


Lösen der Kupplung vom Wandler
Um die Kupplung vom Wandler zu trennen, muss zunächst die Zentralmutter gelöst werden. Hierzu kann ein passender Schraubenschlüssel verwendet werden. Es gibt jedoch auch spezielle, besonders robust ausgeführte, Schlüssel für diese Arbeit. Diese sind meist auch zum Gegenhalten der Kupplungsglocke beim Ausbau der kompletten Einheit aus dem Fahrzeug geeignet. 

Um die Kupplung besser gegenhalten zu können, eignet sich ein Ölfilterschlüssel mit festsetzbarem Band besonders gut. Alternativ kann die Kupplung auch im Schraubstock eingespannt werden (Holz zwischenlegen um die Backen nicht zu beschädigen!). 

In jedem Fall ist hier größte Vorsicht geboten! Denn zwischen Kupplung und Wandler befindet sich die, sehr starke, Gegendruckfeder. Die Kupplung muss während der gesamten Arbeiten fest niedergedrückt werden, sonst kann sie hochgeschleudert werden! Es begeht großes Unfallrisiko!
Bei Fahrzeugen >50cm³ ist daher ein entsprechender Kupplungshalter bzw. Federdrücker zu empfehlen. Dieser ist bei größeren Rollern zum späteren Zusammenbau der Einheit unerlässlich. 
Wenn die Zentralmutter gelöst ist, können Kupplung und Gegendruckfeder vom Wandler abgenommen werden. Auch die Feder ist ein Verschleißteil, dass bei dieser Gelegenheit genau geprüft werden muss. Ist sie gebrochen oder erlahmt, muss sie ausgetauscht werden.

Prüfung der Kupplung
Die Kupplung ist dann verschlissen, wenn der Belag der Kupplungsbacken eine Stärke von ca. 1mm erreicht hat. Einige Hersteller schreiben andere Mindestbelagstärken vor, die entsprechenden Informationen findet man ggf. im Werkstatthandbuch. 
Auch die Kupplungsfedern können verschleißen oder brechen. Gerade bei älteren Rollern sollten sie daher kontrolliert werden. 

Einbau der Kupplung
Logischerweise erfolgt der Einbau in umgekehrter Reihenfolge der Demontage. Es ist jedoch zu beachten, dass die Gegendruckfeder gerade und gleichmäßig komprimiert werden muss. Die Kupplung wird hierzu senkrecht auf den flach liegenden Wandler niedergedrückt. Dies kann entweder mit einem geeigneten Spezialwerkzeug oder von Hand, idealerweise mit beiden Händen, geschehen. Dann ist natürlich eine zweite Person zum Aufsetzen der Kupplungsmutter notwendig. 
primitiver, selbstgebauter Kupplungsdrücker im Einsatz
Die Zentralmutter sollte zusätzlich mit Schraubensicherungskleber gesichert werden. Die meisten Fahrzeughersteller geben für diese Mutter ein besonderes Drehmoment vor, daran sollte man sich halten. Eine entsprechend große Nuss für den Drehmomentschlüssel ist daher auch erforderlich (übliche Schlüsselweiten liegen zwischen 28 und 35mm). 

Hinweis:
Die Einheit aus Kupplung und Wandler wird zusammen mit der Kupplungsglocke ausgebaut. Die grundlegenden Schritte der Demontage, sowie die Prüfung der Kupplungsglocke, sind hier beschrieben: https://rollerchaos.blogspot.de/2017/08/schraubertipps-kupplungsglocke-ausbauen.html



Freitag, 18. August 2017

Klingonenkreuzer: letzte Details

Heute war es Zeit, den Klingonenkreuzer zum (hoffentlich) letzten Werkstattaufenthalt vor der Tour zu bringen. 
Geplant waren eigentlich nur ein neuer Luftfilter und der Frontträger. Das Variatordesaster vor ein paar Tagen machte aber auch noch neue Gewichte und einen neuen Riemen notwendig. Aber gut, so ist das eben ...
Immerhin zeigte sich beim Ausbau des alten Riemens, dass Kupplung und Glocke in einwandfreiem Zustand sind. 
Beide Teile stammen aus dem Schlachtrex und haben die Belastungen der Testfahrten mit dem Neos problemlos überstanden. 

Der alte Luftfilter hatte es aber definitiv hinter sich. Die Probefahrten auf teilweise unbefestigten Straßen hatten da deutlich ihre Spuren hinterlassen. Außerdem sieht man schön, warum zusätzliches Einölen des Luftfilters bei Zweitaktern unsinnig ist: Der Sprayback des Motors sorgt schon dafür, dass der Luftfilter nicht austrocknet. 
Die neue Matte in der gereinigten Airbox sollte für die Tour jetzt erstmal ausreichen. Zur Sicherheit reist aber natürlich ein Ersatzfilter mit. Den alten Antriebsriemen habe ich auch nicht weggeworfen, er darf als Notnagel unter der Sitzbank mitfahren.
Obligatorisch ist natürlich auch die Zündkerzenkontrolle. Diese fällt positiv aus, das Brennbild ist perfekt.
Den Frontträger habe ich jetzt auch wieder angebaut und dazu natürlich auch die Frontmaske gewechselt. Das schwarze Teil mit dem Klingonenlogo sieht natürlich cooler aus, aber für die Tour ist Funktion wichtiger als Aussehen. Der Träger ist natürlich ein experimenteller Prototyp. Auf Tour soll er den Packsack mit dem Zelt aufnehmen, dieses wiegt inklusive Zubehör etwas über zwei Kilo. Für die nächsten Testfahrten bekommt der Klingonenkreuzer darum ein Testgewicht auf Front.
Der alte Fünfliterkanister, gefüllt mit Wasser, ist schwerer als das Zelt und damit ein ideales Testgewicht. Zudem kann er drauf bleiben wenn der Roller irgendwo steht, das Ding wird schon kleiner klauen und wenn doch, dann ist es kein großer Verlust. Auf der Fahrt von der Werkstatt nach Hause hat der Träger jedenfalls problemlos funktioniert und die ersten Tests bestätigt. Ich bin aktuell recht optimistisch was das Ding angeht.