Sonntag, 30. August 2015

Monsieur Ferraille: auf der Zielgeraden

Bald beginnt die Winterrollersaison und dieses Jahr soll der Zenith als solcher herhalten. Bisher konnten jedoch keine richtigen Testfahrten damit stattfinden, denn der Roller war bisher nicht versichert. Diese Woche habe ich jedoch ein Kennzeichen gekauft und wollte den Bock heute testen. Trotz der Panne mit dem CPI funktionierte dieser Plan, knapp 40 gute und aufschlussreiche Testkilometer später stand der Peugeot wieder in der Werkstatt.
Er läuft wirklich gut, Fahrwerk und Bremsen sind in gutem Zustand, der Motor ist stark und zuverlässig, soweit ich das bisher beurteilen kann. Davon abgesehen, dass der Roller mir eigentlich zu klein ist und er den, für Zenith typischen, "Presslufthammereffekt" hat bin ich sehr zufrieden.

Ein noch abzustellender Mangel ist jedoch, dass der Tacho nicht funktioniert. Eine passende Tachowelle hatte ich noch da und habe sie auch gleich eingebaut, leider brachte dies keine Abhilfe.

Zwar war die alte Tachowelle definitiv hinüber, der Antreiber ist es leider ebenfalls.
Da hilft leider nur ein Neuteil, denn die Innereien des Altteils sind völlig verschlissen.

Ebenfalls etwas Aufmerksamkeit erforderte das Tocase. Die Blechkiste diente mir früher als Werkzeugkasten an meiner Ape 50. Bei diesem Fahrzeug war sie unter der Pritsche montiert und entsprechend mitgenommen ist sie. Die riesige Druchrostung am Kistenboden habe ich mit einem alten Kennzeichen verschlossen und den Kasten etwas nach hinten versetzt, jetzt scheuert er nichtmehr an der Sitzbank.


Mit einem neuen Tachoantreiber ist der Zenith somit Einsatzbereit. Nach ein paar abschließenden Stylingarbeiten am Winterroller war Feierabend in der Werkstatt.






Mülleimer: ich hasse die Karre!

Der neue Ansaugstutzen für den "Mülleimer" war gestern in der Post, also rein damit um den Roller wieder auf die Straße zu kriegen.

Der Einbau war wie erwartet keine Schwierigkeit und tatsächlich sprang der Roller mit dem neuen Ansaugstutzen sofort an und lief ruhig im Stand. Der Motorlauf ist jetzt erheblich besser als vorher und eine kurze Probefahrt bestätigte den guten Eindruck.
Damit der Roller wirklich gut beinander ist, habe ich gleich noch ein anderes Problem angegangen. Die Hupe des CPI gab nurnoch ein unangenehmes Krächzen von sich, also erneuern.
Das Problem dabei ist die Einbaulage der Hupe beim Oliver, diese sitzt tief in der Front und ist normalerweise nur nach Demontage der Frontmaske zugänglich. Eine Arbeit die ich mir heute aber nicht geben wollte. Die Lösung kam mir dann in Gestalt einer gebrauchten Hupe aus einem Chinaroller in die Finger.
Die Anschlusskabel der Hupe sind zugänglich wenn man die kleine Frontverkleidung über dem Scheinwerfer abnimmt und ein Loch ist schnell in die Querstrebe gebohrt. Jetzt hupt der Roller wieder ordentlich und die Hupe ist ggf. jederzeit gut zugänglich. Ich bin damit sehr zufrieden.
 
Allerdings scheint mich der "Mülleimer" nicht zu mögen. Nachdem ich die Hupe erneuert hatte, wollte ich mit dem Roller eigentlich schnell zur Tankstelle fahren um etwas Benzin für den Zenith zu holen, Ein Plan der leider wenige hundert Meter von der Werkstatt entfernt fehlschlug. Der CPI fährt nichtmehr ordentlich, schafft kaum noch 10km/h und stinkt bestialisch. Die Ursache dafür war diesmal schnell gefunde: der Bremssattel der Vorderradbremse sitzt fest. 
Langsam regt mich die Reuse wirklich auf ...



Mittwoch, 26. August 2015

Project X: Schnitzereien ohne zierende Funktion

Der neue Motor für meine Sfera ist wie berichtet ein Zip25-Block. Grundsätzlich ist dieser mit dem Motorblock der Sfera bzw. Zip und Free in 50km/h-Ausführung identisch, hat jedoch eine "Zylindersperre" die verhindert, dass der 50km/h-Zylinder montiert werden kann. Die Sperre besteht aus Angüssen im Zylinderschacht des Motor.
Die meisten Tuner bearbeiten den 50er-Zylinder am Fuß um ihn für den 25er-Block passend zu machen, da der Motor aber eh völlig zerlegt ist bevorzuge ich hier die große Lösung: Abfräsen der Zylindersperre.
Mit der Handfräse und einem einfachen Hartmetallkopf ist es eine Sache von wenigen Minuten die Sperren zu entferen.

Zudem bietet sich so die Gelegenheit, Unregelmäßigkeiten im Ansaugtrakt und den Überströmkanälen einzuebnen. Mein 25er-Block hat sehr guten Guss, sodas es nur an zwei kleinen Stellen nötig war nachzuarbeiten. 

Der 50er-Zylinder passt jetzt problemlos in den 25er-Block. Sobald ich wieder etwas Zeit habe werde ich den Motor mit neuen Lagern und Dichtungen zusammenbauen.




Pornoyacht: zurück auf die Straße und Detailverbesserungen

Gestern kam endlich der richtige Ansauger für die PK. Natürlich musste dieser sofort eingebaut werden, also ab in die Werkstatt und ran an die Arbeit.

Im Vergleich mit dem Altteil sieht man, dass ich bei diesem das Oberteil modifiziert hatte.
Die normalerweise nur eingepresste Stahlbuchse, die den Vergaser trägt, habe ich zusätzlich verschraubt. Dies war notwendig, nachdem die Verpressung den Geist augegeben hatte. Dieses Problem tritt bei den Polini-Membranansauger häufiger auf, darum habe ich das verbesserte Teil weiterverwendet.
Mit dem alten Oberteil versehen war der Einbau des Ansaugers dann kein Problem. Hoffentlich ist an dieser Front jetzt dauerhaft Ruhe. 
Nachdem die restlichen Anbauteile wieder am Roller waren habe ich eine kurze Probefahrt unternommen. Das Fahrzeug läuft wieder wunderbar, so wünsche ich es mir und freue mich schon auf die erste Ausfahrt nach der Reparatur. Diese wird vorraussichtlich zum Oldtimertreffen in Pöttmess am 6. September führen. 


Ein kleiner "Nebenkriegsschauplatz" an der "Pornoyacht" war das fehlende Halteblech für die Zündleitung und den Motorkabelbaum, ein Standardproblem denn das Blech geht leicht verloren. Die meisten PK-Fahrer ignorieren es einfach, aber mich stört es wenn die Kabel vor dem Lüfterrad herumbaumeln. 
Abhilfe war mit einem Stückchen Kupferblech schnell geschaffen.
Nichts wildes, aber für mich eine große Verbesserung, sieht einfach ordentlich aus wenn keine Kabel unter der Seitenhaube hervorschauen.

Da ich gerade in Bastellaune war habe ich mich noch mit einer anderen Sache befasst, die mir schon länger durch den Kopf spukte.


Das Reserverad zählt für mich zu den praktischsten Features der klassischen Vespas, bei der PK erzeugt der Halter aber einen toten Raum. Es gibt zwar eine Plastikabdeckung, diese schafft jedoch keinen nutzbaren Stauraum. Ich würde den Freiraum im Reserveradhalter gerne als Stauplatz für einen Ersazschlauch und etwas Flickzeug nutzen, diese Dinge habe ich auf allen Touren dabei, sie raumen aber wertvollen Platz im Handschuhfach. Warum also nicht den Reserveradhalter so umbauen, dass der Raum für diesen Zweck nutzbar wird?

Aus einem alten Nummernschild habe ich deshalb ein passendes Stück herausgesäbelt und auf den Reserveradhalter aufgenietet. So entsteht ein knapper, aber für den angedachten Zweck völlig ausreichender Stauraum.

Mit etwas Farbe sieht das dann auch recht ordentlich aus und verschwindet unsichtbar unter der Seitenhaube. Eine schöne Lösung die mir sehr gut gefällt und ausdrücklich zur Nachahmung freigegeben ist. 











Samstag, 22. August 2015

Mülleimer: Ärger mit dem Snüffelstück

Kurz vor dem Urlaub hat mich der "Mülleimer" mal wieder stehen lassen. Diesmal mit völlig neuen Fehlerbildern. Er ist ausnahmsweise mal einfach ausgegangen und hat sich geweigert wieder anzuspringen. Ehrlich gesagt recht mich die Karre langsam auf und ich hatte daher keine Lust ihn vor dem Urlaub noch zu reparieren. 

Dass der Kübel mehr und mehr zum Dauergast in der Werkstatt wird passt mir garnicht, denn eigentlich soll er bald das "Alltagsgeschäft" übernehmen wenn der "Rote Baron" ab Oktober Winterschlaf hält. Es hilft also nix: erstmal zerlegen und Ursachenforschung.



Mit Bremsenreiniger direkt in den Ansaugstutzen läuft der Karren kurz an, grundsätzlich scheint der Motor also in Ordnung zu sein. Er saugt auch kräftig an und hat gute Kompression, bekommt aber aus irgend einem Grund keinen Sprit. Der Vergaser war nach dem zerlegen und reinigen unauffällig, gebracht hat die Reinigung auch nichts. Die Karre springt ums Verrecken nicht an. Mein nächter Generalverdächte in solchen Fällen sind die Einlassmembranen, beim ausbauen des Ansaugstutzens bin ich dann aber auf den (hoffentlich) eigentlich Schuldigen gestoßen. 

Der Ansaugstutzen hat an der Unterseite (also dort wo man es in eingebautem Zustand nicht sieht ...) einen fetten Riss. Bei näherer Betrachtung ist auch die Oberseite total rissig, sehen tut man das aber nur bei gutem Licht und mit dem Stutzen in der Hand. Gemeiner Fehler und hoffentlich die Ursache für den Ausfall, eine Chance kriegt der Haufen noch, der neue Ansaugstutzen ist schon bestellt. Wenn das nix bringt gibts bald nen billigen CPI Oliver in der Bucht. 



Project X: es geht weiter

Zurück aus dem Urlaub und voller Tatendrang, außerdem neugierig auf den tatsächlichen Zustand des seit Jahren eingelagerten Schlachtmotors. So könnte man meinen heutigen Arbeitsansatz in der Werkstatt umschreiben. Also habe ich zunächst den Spendermotor für die Sfera aus dem Fundus herausgesucht. Es handelt sich hierbei um den Originalmotor von Biancas "Kasperltheater", also einen Zip 25 Block. Hier ist also das extrem kurze Getriebe der 25km/h-Version drin, ich werde dieses zunächst beibehalten, denn eigentlich ist Beschleunigungsvermögen wichtiger als Endgeschwindigkeit. Mal sehen wie sich das mit den geplanten Motorveränderungen verträgt.
 

Bevor hier aber irgendwelche Versuche der Leistungssteigerung anstehen, musste zunächst mal der Motor auseinander. Ich habe diesen Motor nie laufen lassen, denn beim Kauf war der Zip nicht fahrbereit und es ist mir damals nicht gelungen, den Motor zum anspringen zu überreden. Ursache war ein massiver Kolbenfresser. Da außerdem die Wellendichtringe des Motors sichtbar undicht waren und er einen Lagerschaden hat, habe ich damals einfach einen Austauschmotor in den Zip gehängt und mich nicht lange mit diesem Klotz aufgehalten. Im Laufe der Jahre hat er dann diverse Anbauteile hergeben müssen, darunter auch die Zündung und den Antrieb, was mir heute nur recht war, so war das Zerlegen des Motors denkbar einfach.

Der Zustand des Motorblocks ist insgesamt deutlich besser als beim Originalmotor der Sfera. Außerdem ist die Kurbelwelle selbst völlig in Ordnung, lediglich das Antriebsseitige Hauptlager war völlig verschlissen. Ich kann somit die Kosten für eine neue Kurbelwelle sparen, die sehr gute Originalwelle reicht für meine Pläne völlig aus. 

Etwas recherchieren muss ich noch zum Thema Zylindersperre. Normalerweise hat der Zip25 einen Anguss im Gehäusehals der verhindert, dass der Zylinder der 50km/h-Version montiert wird. Dieser scheint bei meinem Exemplar jedoch zu fehlen. Ob dies daran liegt, dass es ein Motor aus der spanischen Lizenzproduktion von Motovespa ist weiß ich nicht, hier muss ich nochmal Rücksprache halten. 




Demnächst geht es hier also mit der Motorinstandsetzung weiter, ich will nur vorher die Frage zur Zylindersperre abschließend klären. Aus Unwissenheit in eine Falle tappen wäre doch sehr ärgerlich.


Freitag, 14. August 2015

!!! Speedguru macht Ferien !!!

Ja, es ist wieder soweit, Opa geht auf Reisen und lässt euch eine Woche lang in Rollerdingen im Dunklen tappen. 

Mal sehen ob es mich auf der Reise ebenso kalt erwischt wie Thomas auf dem Foto. Mal sehen, ich weiß es noch nicht, dafür wird es aber wieder einen schönen Reisebericht zu lesen geben!

Bis dahin könnt ihr mir natürlich weiterhin E-Mails, SMS, Whatsapp- und Facebook-Nachrichten schreiben, ich werde sie auch beantworten, aber halt nicht so schnell wie gewohnt. Bis bald!

Project X: Herzzerreißendes Schicksal eines Motors

Heute war mein letzter "Arbeitstag" in der Werkstatt, bevor es in den Urlaub geht. Eigentlich wollte ich nur die Tretwellenbuchsen des Puchals erneuern, aber nachdem dies schneller als gedacht erledigt war, konnte ich auch an der Sfera weitermachen. 

Nachdem ich den Kolbenschaden festgestellt hatte war klar, dass ich den Motor zerlegen muss. Keine schöne Arbeit, aber in solchen Fällen unumgänglich. Also zunächst mal raus mit dem Klotz:
Der schwierigste Teil hierbei war das Lösen der unteren Stoßdämpferschraube. Diese war unrettbar mit dem Block verwachsen und musste abgetrennt werden. Letztendlich lag der Motor trotzdem nach einer guten halben Stunde auf der Werkbank. 
Da nahezu alle Schrauben bombenfest mit dem Motorblock verbacken waren, dauerte das Zerlegen des Blocks nochmal fast zwei Stunden. Leider fiel das Ergebnis der Demontage in etwa so aus wie ich es erwartet habe. 
Die Kurbelwelle ist auf jeden Fall hinüber, ihr Herzbolzenlager ist eingelaufen und die Kurbelwangen völlig ausgeglüht, vermutlich hat der Motor in der Vergangenheit einmal extrem überhitzt. Irgend ein Murkser hat dann versucht ihn zu überholen und dabei
die Lager schief in die Lagergassen gedroschen, die Lagersitze sind in entsprechend desolatem Zustand. Dazu war der Block ohne Mitteldichtung bzw. ohne einen einzigen Tropfen Dichtmasse zusammengebaut worden, dabei wurde leider die Dichtfläche an mehreren Stellen beschädigt. 

Alles in allem ist der Motor wohl unrettbar hinüber, die notwendigen Arbeiten für seine Instandsetzung würden den wirtschaftlichen Rahmen einfach sprengen. Trotzdem habe ich die Blockhälften erstmal in Waschöl eingelegt, nach dem Urlaub (wenn die Dreckkruste runter ist), werde ich entscheiden wie ich weiter vorgehe. Immerhin habe ich noch einen kompatiblen Motorrumpf im Regal liegen, eventuell (sehr wahrscheinlich) wäre dieser die bessere Basis für einen Neuaufbau.



Puchal: die Welle gemacht; Teil 2

Dank Heinz Liedl war die Beschaffung der Tretwellenbuchsen für meine X30 ja kein großes Problem, heute habe ich sie eingebaut. 
Wie zu erwarten war die Demontage der alten Buchsen recht aufwändig, auch wenn Kunststoff nicht festrosten kann, nach fast 40 Jahren an einem Ort fällt die Trennung doch schwer. Hr. Liedls Tipp, die Buchsen mit einem langen Schraubendreher herauszudrücken hat leider nicht funktioniert, eine Kombination aus Waffenöl und einer am Kragen der Buchsen angesetzten Gripzange war die Lösung. Die völlig zerstörte Buchse auf der rechten Seite (Ursache für das Kettenproblem) lies sich dann jedoch mit einem Durchschlag heraustreiben. 

Der Vergleich zwischen alten und neuen Buchsen ist recht eindrucksvoll, hier sieht man schön, wie verschlissen die Altteile waren. Sollten die neuen wieder 40 Jahre halten, bin ich mehr als zufrieden. Immerhin war der Einbau relativ aufwändig, wenn ich musste die Buchsen mit etwas Schleifleinen vorsichtig auf Maß bringen. Schlussendlich sitzen sie aber fest und sauber im Rahmen.
Das Spiel der Tretwelle ist jetzt nahe null, die Tretkette ist wieder sauber geführt und verhackt sich nicht mehr am Schutzblech.










Montag, 10. August 2015

Puchal: die Welle gemacht

Seit dem verkorksten Oldtimertreffen in Niedergebraching (siehe Blogpost dazu) war meine X30 unfahrbar in der Garage gestrandet, einfach weil die Tretkette (die auch die Hinterradbremse betätigt) am Schutzblech schliff. Ich hatte deshalb schon mit Heinz Liedl gesprochen und sein Verdacht war, dass die Puch einen Schlag auf die Tretwelle bekommen haben muss. 
Schrauben an der wertvollen und raren Maschine ist immer etwas kitzlig, darum habe ich gewartet bis ich die nötige Zeit und Ruhe dafür hatte.

Hier sieht man deutlich, dass die Nietköpfe der Kette am Schutzblechrand anliegen, was es unmöglich macht die Hinterradbremse zu treten. 
Die Tretwelle hat mehr als 2mm Spiel in alle Richtungen, dadurch ist es überhaupt möglich, dass die Kette soweit wandert.
Nach der (vorsichtigen) Demontage der Welle zeigte sich dann, dass die Hartplastbuchsen in denen sie läuft völlig verschlissen sind. Auf der Tretkettenseite ist zudem der Auflagerand der Buchse abgescheuert. 
Was davon übrig ist, hat eher Ähnlichkeit mit einem zerrissenen Einmachgummi. Vermutlich war der harte Schlag durch das Kaninchenloch der letzte Todesstoß für das Bauteil. Herr Liedl hatte zum Glück die passenden Buchsen auf Lager, somit ist es mir möglich das Mofa bei nächster Gelegenheit wieder zusammenzubauen. Die Tretwelle selbst ist noch in Ordnung, was gut ist, denn für dieses Teil gibt es keinen Ersatz mehr.




Project X: Herztot

Heute hatte ich Zeit ein bisschen zu schrauben, also raus in die Werkstatt und ran an die Arbeit. Zunächst einmal habe ich die Seitenteile für die Sfera fertig lackiert, Königsblau und Schwarz sind immer wieder eine gute Kombination.

Die blauen Fläche werde ich aber nochmal überlackieren müssen, irgendwie ist der Lack hier etwas "wolkig" geworden. Macht aber erstmal nix, die Teile sollen zunächst ordentlich durchtrocknen, bis ich sie brauche wird eh noch etwas Zeit vergehen. Wichtiger ist zunächst, dass der Roller überhaupt läuft.

Da der ursprünglich montierte Auspuff unrettbar hinüber ist, habe ich heute zu testzwecken (ich will ja nicht taub werden) einen alten ZX angeschraubt, der seit Jahren in der Werkstatt rumliegt. Das Ding ist zwar keinesfalls der endgültige Auspuff für den Roller, aber zum testweise anlassen ohne Gehörschaden taugt er. 
Tatsächlich ist es mir dann auch gelungen den Motor zu starten, er hat jedoch kein Standgas und dreht auch nicht hoch wenn man den Gashahn öffnet. Bei Vollgas tuckert er nur knapp vorm ausgehen vor sich hin, kein gutes Zeichen. 
Also habe ich zunächst den Ansaugstutzen und den Membranblock ausgebaut, der Blick in die Kurbelkammer offenbarte dann einen regelrechten Ölsee. Bei Piaggiomotoren ist dies sehr selten, denn die Ölpumpe kann hier nicht in das Kurbelgehäuse lecken, eigentlich kann dies nur passieren, wenn der Motor mit Zweitaktmischung betrieben wurde und abgesoffen ist. Das Benzin verdunstet nach einiger Zeit, das Öl jedoch nicht. Meine Laune wurde entsprechend immer schlechter, denn dies ist auf jeden Fall ein Zeichen für ein größeres Motorenproblem.
Pauschalverdächtiger in solchen Fällen sind die Wellendichtringe an den Kurbelwellenstümpfen. Meistens der auf der Zündungsseite, daher habe ich dann die Zündung ausgebaut. Dies schreibt sich leicht, war aber ein vierstündiger Kampf mit den total verrotteten Schrauben der Gebläsehaube. Zuletzt habe ich dann die, ohnehin beschädigte, Haube zerstört und versucht die Schrauben mit der Zange auszudrehen, dabei sind sie natürlich alle abgerissen. Die Schrauben für den Hallgeber sitzen ebenfall unlösbar im Gehäuse, hier werde ich wohl zu rabiateren Mitteln greifen müssen. Immerhin war es möglich, den Zündanker zu lösen und soweit zur Seite zu schieben das der Wellendichtring sichtbar wurde. Das erstaunliche dabei: er ist neu, sogar ein hochwertiges Teil aus Viton. 
Sauber und Trocken ist er auch, hier ist alles in Ordnung. Dass der Motor an der Zylinderfußdichtung etwas sabbert ist bei den alten Piaggios oft der Fall und meistens unkritisch.

Da im Kellergeschoss des Triebwerks offenbar alles passt gings dann im Dachboden weiter: Kopf ab war angesagt. 
Hier gab es dann die nächste, diesmal unerfreuliche, Entdeckung: Der Brennraum ist völlig sauber, offenbar ist der Motor seit einer gründlichen Reinigung des Kopfes nicht mehr gelaufen.
Nach dem ziehen des Zylinder kam dann das böse Erwachen. Die Ursache für den extrem schlechten Motorlauf sind völlig zerstörte Kolbenringe.
Beide Ringe sind im Bereich der Passnuten völlig zerbrochen.
Kolben und Zylinder haben jedoch keinerlei Riefen oder Fresspuren, ganz im Gegenteil: der Kolben ist in grundsätzlich neuwertigem Zustand, der Zylinder wurde scheinbar vor kurzem gehohnt. Das Kolbenspiel befindet sich im völlig normalen Bereich. 
Mein Verdach ist hier, dass irgend ein Dilletant den Zylinder ausschleifen lies um einen Übermaßkolben zu montieren. Beim Zusammenbau des Motors jedoch die Kolbenringe zerstört hat und der Roller deshalb als teilzerlegtes Wrack im Schuppen landete, weil es besagtem Murkser nicht gelungen ist den Motor zum laufen zu bringen. Letztes ist grundsätzlich gut, denn die abgebrochenen Ringstücke schwimmen mit ziemlicher Sicherheit in der Ölsuppe im Kurbelgehäuse. 

Für mich bedeutet dies, dass ich den Motor komplett machen muss. Da die "Revision" offensichtlich gut begonnen wurde (hochwertige Teile, profiarbeit am Zylinder) aber in der Montage jemand zu Werke war, von dem man getrost behauptet kann das er von Motorenbau soviel Ahnung hat wie ein Pinguin von der Luftfahrt, ist es mir schlicht zu heiß nur den Kolbenringschaden zu beheben. Nach meinem Urlaub werde ich den Motor daher ausbauen und zerlegen. Es ist dann auch einfacher, die festsitzenden Schraubenstücke herauszubohren und die Gewinde zu reparieren. 









Samstag, 8. August 2015

kleine Abenteuer am Straßenrand

Wenn man mit dem Roller (und offenen Augen) durch die Landschaft gondelt erlebt man immer wieder schöne Sache. Was mir heute passiert ist, würde einem Romanautor vermutlich niemand glauben, aber doch ist es real.

Am Rand einer einsamen Landstraße, irgendwo zwischen frisch abgeernteten Feldern, saß eine junge Amsel. Scheinbar ein Jungvogel der diesjährigen Brut. Er saß dort völlig teilnahmslos, ja regelrech apathisch, ohne sich auch nur einen Milimeter vom Fleck zu rühren. Selbst mein herannahender Roller hat ihn nicht verjagen können, was so ungewöhnlich ist, dass es mich zum Anhalten verleitet hat. 

Tatsächlich lies sich das Tier völlig widerstandslos in die Hand nehmen und aufs schattige Trittbrett der Vespa setzen. Das Wasser aus meiner Flasche hat er dann problemlos und gierig getrunken. Nach etwa einer Vierteilstunde flog er dann davon, kam jedoch sofort zurück und setzte sich auf den offenen Deckel meines Topcase. Ein kurzer Blick und dann war er endgültig weg, davongeflogen, irgendwo in die Weite des niederbayerischen Agrarlandes.





Kann eine Amsel einen Hitzschlag bekommen? Weiß sie was Dankbarkeit ist? Seit heute weiß ich: Die Antwort auf beide Fragen lautet ja.