Samstag, 27. Juni 2020

Achtung Baustelle: Umbaupause in der Werkstatt

Die Sache ist schon länger geplant, aber jetzt ist es aktuell: Die Werkstatt wird sich radikal verändern und vergrößern, das Provisorium im Keller der Scheune ist bald Geschichte.
Für den Blog und den Youtube-Kanal bedeutet das eine kleine Pause, denn in der Umbauphase wird es vermutlich nicht möglich sein, Beiträge und Videos in der gewohnten Form zu erstellen. Es ist einfach zu viel Arbeit notwendig.

Aber bald gibt es wieder frischen Inhalt, soviel steht fest. Aus einer neuen, größeren und besseren Werkstatt.

Freitag, 26. Juni 2020

Roter Baron: Flickschusterei

Der Flyscreen an der PX war sowieso schon angeknackst, der Vogelschlag letztens hat ihm dann den Rest gegeben.
Einfach einen neuen Kaufen wäre vermutlich die beste Lösung, aber dann wären die gesammelten Aufkleber verloren. Darum gab es jetzt erstmal einen Rettungsversuch.
Die Bruchstelle mit Alustreifen zu stabilisieren passt auch optisch irgendwie zum Fahrzeug. Man soll ruhig sehen, dass das keine behütete Eisdielen-Vespa ist, sondern, dass die Karre gefahren und benutzt wird.
Die Schrauben sind ganz bewusst noch etwas zu lang, darum auch die Hutmuttern. Ich habe noch eine Idee, wie das zusätzlich genutzt werden kann. Aber demnächst stehen erstmal andere Dinge auf der Agenda.
Mit einer neuen Schaltrastenabdeckung war die Vespa jedenfalls wieder fit für die Straße.
Es gab ja in letzter Zeit ein paar Anfeindungen von Leuten, die scheinbar nicht verstehen können (oder wollen?), dass ich Plastikroller genauso mag wie Vespas. Darum dann heute noch, ganz frisch der fotografische Beweis, dass die beiden Welten durchaus zusammen existieren können.
Natalie und Marco haben nämlich ihren Zip abgeholt. Eine gute Gelegenheit für eine kleine Ausfahrt und siehe da: Die beißen alle nicht ;)






Motorradfahrverbote in Österreich, was bedeutet das für Rollertouristen?

In letzter Zeit wurde ich von zahlreichen Leuten auf die neuen Motorradfahrverbote in Österreich angesprochen. Wie wirkt sich das auf Rollerfahren aus? Eine nicht uninteressante Frage, denn ähnliche Beschränkungen drohen und ja auch in Deutschland. Grund genug, sich dich Regelungen in der Alpenrepublik einmal genauer anzusehen.

Es soll hier nicht darum gehen, ob das sinnvoll ist oder nicht (wenn ihr meine Meinung wissen wollt: Ich halte es für ausgemachten Schwachsinn), sondern nur um die Auswirkungen auf Rollerfahrer in der Praxis.

Was gilt?
Die Landesregierung von Tirol hat für einige Strecken zeitlich begrenzte Fahrverbote für Motorräder erlassen, die bestimmte Geräuschwerte überschreiten. Es ist zu erwarten, dass weitere Strecken und Regionen folgen werden.

Aktuell gilt, dass zu den angegebenen Zeiten auf den betroffenen Strecken keine Motorräder fahren dürfen, die ein Standgeräusch von mehr 95dB in den Papieren eingetragen werden. Dies gilt auch für Anliegerverkehr, also auch für die Zufahrt zu Campingplätzen, Hotels und Gaststätten.

Wer ist betroffen?
Auf ihrer Webseite (Link: https://www.tirol.gv.at/verkehr/verkehrsrecht/motorrad-fahrverbot/fragen-antworten/ ) definiert die Landeregierung das Fahrverbot als für "alle einspurigen Kraftfahrzeuge, die laut Zulassung ein Standgeräusch (Nahfeldpegel) von mehr als 95 dB (A) aufweisen" gültig. Es sind also alle Zweiräder betroffen, nicht jedoch Trikes, Quads oder PKW bzw. LKW.

Ausschlaggebend ist nämlich nicht das tatsächliche Geräuschniveau, sondern was unter Position U.1 (Standgeräusch) in den Fahrzeugpapieren eingetragen ist. Ich habe für meine Flotte, als beispielhafte Aufstellung, einmal eine entsprechende Tabelle erstellt.

Golf und Ape, die nicht betroffen sind, dienen hier nur als Vergleichsbeispiele.


Wie wird gemessen?
In den Fahrzeugpapieren ist als Standgeräusch eine Nahfeldmessung eingetragen, die unter genau definierten Bedingungen erstellt wurde. Interessant ist, dass viele ältere Fahrzeuge eine spezifische Drehzahl vermerkt haben. Diese bezieht sich auf eine Abweichung von der Normmessung. Leider ist aktuell unklar, ob solche Werte in Österreich akzeptiert werden oder nicht. Betroffene Fahrzeuge sind also "Wackelkandidaten" bei einem möglichen Fahrverbot.

Die Norm für die Standgeräuschmessung fordert, dass die Messung bei halber Nenndrehzahl erfolgt. Das Mikrophon des Messgeräts ist dabei in einem halben Meter Entfernung, um 45° vom Auspuffende entfernt angebracht.


Fazit:
Aktuell scheint es, dass vor allem größere Roller von den Fahrverboten betroffen sind, Fuffis sind in der Regel unter der Geräuschgrenze angesiedelt. Die teilweise nicht den heutigen Normen entsprechenden Eintragungen bei älteren Fahrzeugen können aber möglicherweise Probleme verursachen. Solange es hier keine Klarheit gibt, kann nur zur Vorsicht geraten werden.







Donnerstag, 25. Juni 2020

Opa Zip: Erfolg im zweiten Anlauf

Die Piaggio-Roller der 90er Jahre mag ich vor allem deshalb, weil sie problemlos funktionieren und dankbare Schrauberobjekte sind. Meistens zumindest.
Denn der Zip wehrte sich diesmal doch etwas. Gestern Abend waren Marco und Natalie, zu denen der Bock ja soll, in der Werkstatt. Der neue Hinterreifen war gekommen, außerdem hatten sie den Roller versichert und das Kennzeichen dabei, eigentlich wäre der Roller damit fertig gewesen. Eigentlich, denn das Getriebe machte noch immer martialische Geräusche. Zudem lief der Roller mit Mühe 40, nicht gut.Gestern Abend fehlten dann aber Nerven und Zeit, der Sache endgültig auf den Grund zu gehen.
Wir hatten zwar noch versucht, das Getriebe mit Teilen aus dem Fundus in Ordnung zu bringen, aber ohne Erfolg. Ohnehin ist es nicht gut, wenn man Teile aus unterschiedlichen Rollern durcheinander mischt. Ein einheitliches Getriebe musste also her.
Zum Glück hatte ich den toten Originalmotor meines TPH noch rumliegen, ein idealer Teilespender.
Also kam zunächst das Getriebe aus dem Schlachtmotor raus und dann aus dem Zip. TPH-Getriebe, also langer Motor, lassen sich nicht ohne weiteres in Kurzschwingen einbauen. Diese haben eine andere Ausgangswelle, allerdings kann bei diesen Motoren zum Glück das Zahnrad problemlos von der Welle getrennt werden.
Das so entstandene Zwitter-Getriebe lief dann auch problemlos. Allerdings hatte der Roller noch immer keine Leistung. Als Ursache dafür entpuppte sich bei näherer Betrachtung (und genauem Hinhören) der Auspuff. Das äußerlich gute Teil befand sich innerlich im Zustand des erweiterten Zerfalls.
Angesichts des guten Allgemeinzustands des Rollers wäre natürlich ein neuer Auspuff die beste Lösung. Aber der Roller soll eigentlich so bald wie möglich zu seiner neuen Besitzerin, darum ist das keine Option. Ein gebrauchter Sito aus dem Fundus, der zwar optisch gammelig aber technisch einwandfrei ist, tut es darum auch.
Die nachfolgende Probefahrt war dann schon deutlich besser. Der Roller lief endlich so wie er soll. Allerdings zeigte der Tacho plötzlich völlig unsinnige Werte an.
Ursache dafür ist meist der Tacho selbst, vor allem, wenn mal jemand mit ungeeigneten Schmiermitteln dran war. Da hilft dann nur ausbauen, zerlegen und reinigen.
Das Werk dieser alten Tachos lässt sich problemlos ausbauen und mit Waffenöl spülen. Danach kommt dann eine kleine Menge Lithiumfett als Schmiermittel für die Gerieberäder zum Einsatz, keine Spatenladung Maschinenfett, wie es der letzte Schrauber für richtig hielt.
Wenn man dann schon bei Kleinigkeiten ist: Der Blinkerschalter rastete in Mittelstellung nicht mehr sauber ein, aber das ist ja nun wirklich kein Problem. Ein guter, gebrauchter Schalter lag im Regal.
Somit war der Zip dann endgültig bereit für die Reise nach Hause und damit auch die finale Probefahrt. Denn ich war mit meinem Fastrider zur Werkstatt raus gefahren. Rollertausch stand auf dem Programm.
Auf dem Heimweg ging es dann, in einem größeren Bogen als unbedingt nötig, gut 60 Kilometer Überland. Der kleine Italiener läuft wunderbar und völlig sauber, die Mängel sollten also wirklich alle abgestellt sein und es ist zu erwarten, dass er seiner neuen Besitzerin sehr viel Freude machen wird. So war das ja auch von Anfang an gedacht, auch wenn es sich manchmal doch etwas wehrt.

Dienstag, 23. Juni 2020

Opa-Zip: Motorenarchäologie

Die bestellten Ersatzteile für den Zip, gefühlt ein Zip-Bausatz, waren die Tage in der Post. Da der Roller so bald wie möglich aus der Werkstatt raus soll gab es darum einen Schraubermarathon. Es sei schon vorab verraten, dass es 7 Stunden gedauert hat, alle anstehenden Arbeiten auszuführen.
Dabei kam wieder einer meiner Grundsätze zum tragen: Wenn an einem Motor mehr als drei Sachen zu tun sind, dann ist es in der Regel einfacher ihn auszubauen. Darum war der erste Schritt, den Roller auf Böcke zu hieven und den Motor zu trennen.
Auf der Werkbank war dann auch klar zu sehen was ich schon wusste: Der Motor war mit einer stellenweise mehrere Zentimeter dicken Schicht aus Dreck und Ölschlamm verkrustet.
Spätestens jetzt war klar, dass jede Menge Gummihandschuhe sterben würden. Aber manchmal geht's eben nicht ohne Opfer.


Erste Aufgabe war dann, den Motor von seinen restlichen Anbauteilen zu befreien. Also von Zylinderverkleidung, Zündung, Hauptständer und Anlasser. Dabei wurde schnell klar, dass es richtig war ihn auszubauen. Denn so verstopft wie die Kühlrippen waren, wäre ein Motorschaden bei der ersten Überlandfahrt wohl unausweichlich gewesen.
Genau darum gehört das Abnehmen der Kühlerhaube zum von Piaggio vorgeschriebenen Umfang der Routinewartung. Man müsste es halt auch machen.
Immerhin hatte die schwarze Mumpe alle Schrauben gut konserviert. Tatsächlich ließen sich alle Schrauben problemlos lösen, zumindest wenn man sie gefunden hatte. Anschließend begann dann eine wahre Dreckorgie.
Zum Einsatz kam alles, was das Arsenal hergab. Schraubendreher, Spachtel, diverse Drahtbürstenaufsätze für die Bohrmaschine sowie acht (!) Dosen Bremsenreiniger und zahllose Gummihandschuhe.
Aber gut, Ausgrabungen sind nun einmal ein dreckiges Geschäft und nach gut zwei Stunden war der Motor soweit sauber, dass sich damit sinnvoll arbeiten ließ.
Vorher stand aber noch eine Reparatur am Hauptständer auf dem Programm. Bei diesem war beim Rangieren in der Werkstatt der linke Ausleger abgebrochen. Hier hatte sich der Vorbesitzer schon mal versucht, wenn auch ohne großen Erfolg.
Hier musste also erstmal geschweißt werden. Das Gebatze des Vorgängers machte diese Aufgabe nicht einfacher, aber sie ließ sich lösen.
Auch dies ist weder perfekt noch schön, aber es sollte zumindest eine Zeit lang halten. Ruhe um sich nach einem neuen Hauptständer umzusehen.
Die eigentlichen Arbeiten am Motor begannen dann mit einem neuen Lager für die Getriebeausgangswelle, natürlich komplett mit frischem WeDi. Einen solchen erhielt auch die Eingangswelle.

Das Räderwerk war somit Bereit für seinen Wiedereinbau und die eigentliche Reparatur am Roller erledigt. Der Rest ist ja doch eher eine "erweiterte Inspektion".
Diese begann mit dem präventiven Austausch beider Kurbelwellen-Dichtringe. Denn das Exemplar auf der Antriebsseite war schon merklich feucht und so schön zugänglich sind die beiden WeDi normalerweise nicht.
Anschließend konnten Zündung, Anlasser und Hauptständer wieder einziehen. Gründlich gereinigt versteht sich.
Membranblock, Ansaugstutzen und der mit neuen Innereien bestückte Antrieb folgten unmittelbar danach.
Mit der, natürlich auch gereinigten, Zylinderverkleidung, war der Motor dann fertig für den Wiedereinbau in den Roller.
Als nächster logischer Schritt folgten Vergaser und Luftfiltersystem.
Letzteres war auch von pfundweise Dreck befreit. Der dreiteilige Luftfilterkasten später Zip Base ist ja berüchtigt als Drecksammler, vor allem wenn er nie gewartet wurde.
Die beiden Faltenbälge sind natürlich auch neu, genau wie die Schläuche vom Benzinhahn zum Vergaser. Von Zündkerze und Stecker ganz zu schweigen.
Normalerweis wäre das der Punkt, an dem eine Probefahrt erreichbar ist. Aber das sollte diesmal nichts werden, denn Marco und Natalie haben das Hinterrad des Zip mitgenommen. Solange das nicht mit einem neuen Hinterreifen da ist, steht der Roller erstmal.
Deshalb ging es mit den weniger wichtigen Arbeiten weiter. Etwa der Montage des Seitenständers.
Der Opa-Zip hat extrem wenig Rost. allerdings gibt es die typische Stelle rechts am Motorträger. Wenn auch nur oberflächlich und völlig harmlos.
Damit das so bleibt, gab es einen Schluck Chassislack. Somit sollte der Rost erstmal gestoppt sein.
Alte Roller bringen fast immer Kuriositäten mit. Bei diesem Zip ist es ein Brandloch (!) im Trittbrett. Grundsätzlich unkritisch, aber an einer Stelle, an der potentiell Wasser hochspritzen kann. Da Natalie den Roller höchst wahrscheinlich auch bei schlechtem Wetter und im Winter fahren wird, erschien es mir sinnvoll, das Loch zu stopfen.
Außerdem, seien wir ehrlich, es wäre kein echtes Rollerchaos-Projekt, wenn nicht irgendwo ein Stück Nummernschild dran wäre.
Vier Popnieten sorgen, ebenfalls klassisch, für die nötige Stabilität. Weniger für das Trittbrett, als dafür, dass es möglich war, das Loch mit dem Heißluftfön "dichtschmelzen" zu können.
Damit es optisch passt, kam anschließend noch etwas Unterbodenschutz drüber. Damit sollte das dann dicht sein.
Der Sitzbankriegel ist beim klassischen Zip eine bekannte Schwachstelle. Auch hier war er kaputt, die Lösung des Vorbesitzers, gelinde gesagt, abenteuerlich. Das wollte ich auf keinen Fall so lassen.
Zumal der Aufwand relativ gering ist. Einfach zwei Löcher bohren, eines in den Riegel und eines in die Verstärkungsrippe der Sitzbankbasis, und schon funktioniert der Rücksteller wieder ordentlich.
Dafür sorgt dann nämlich eine kleine Zugfeder.
Anschließend ging es dann daran, den Roller wieder zusammen zu bauen. Zumindest soweit es aktuell sinnvoll ist.
Dabei kam dann natürlich auch die letzte Baustelle des Tages an die Reihe. Der Heckpanzer. Kenner wissen, dass dieser bei späten Zip1 ein Problemteil ist, denn die Passung wurde mit der Zeit immer schlechter. Dadurch steht das Teil bei späten Exemplaren dauernd unter Spannung. In Folge dessen brechen die vorderen Anschraubpunkte und die Panzer reißen seitlich ein.
Die Anschraubpunkte ließen sich mit der üblichen Sekundenkleber und Backpulver Methode wieder befestigen. Außerdem habe ich die Löcher ausgebohrt, damit etwas mehr Spiel in der Befestigung ist.
Gerissen war dieser Panzer nur auf einer Seite und auch nicht ganz durch. Immerhin etwas. Den Riss zusammen zu ziehen bringt nichts, dadurch bringt man nur wieder neue Spannung in das Teil. Meiner Meinung nach ist es sinnvoller, den Riss zu belassen und zu stabilisieren.
Etwa indem man ihn mit Sekundenkleber und Backpulver füllt.
Damit ist der Roller, bis auf Hinterrad und Auspuff, fertig. Die Scheinwerfermaske muss auch noch wieder angebracht werden, aber das ist eine Kleinigkeit.

Damit wäre dann auch klar, dass das Nachholen von 22 Jahren verschleppter Wartung genau 7 Stunden dauert.