Dienstag, 25. Februar 2020

voll verhorstet

Am vergangenen Wochenende war ich mal wieder beim Thum zu Hause. Diese Besuche sind immer sehr schön und eine willkommene Auszeit, allerdings bedeuten sie auch fast immer, dass ich mir Arbeit ins Haus hole.
Diesmal war es einer von Thums Wulfhorst R7 der mitfahren wollte. Ich hatte dieses Exemplar erst letztes Jahr in "Behandlung", worüber es eine kleine Youtube-Serie gibt, und seitdem läuft es auch einigermaßen. Allerdings blieben einige Probleme bestehen. Unter anderem zieht das Fahrzeug nicht richtig und der Hauptscheinwerfer geht nicht. Wirklich gravierend ist allerdings, dass der Roller nur sehr unwillig anspringt. 

Zwischenzeitlich war Zeit der Sache etwas auf den Grund zu gehen. Als Ursache für die schlechten Fahrleisten kommen wohl am ehesten der uralte und völlig abgefahrene Antriebsriemen sowie die völlig verbrauchten Fliehgewichte in Frage.
Das ist jetzt nicht weiter spektakulär, aber es bleibt ja noch das Hauptproblem: Die Startunwilligkeit des Motors.
Basis des R7 ist bekanntlich der Peugeot SV50. Die spezielle Technik dieser Fahrzeuge, mit dem Tank unter dem Trittbrett, macht eine Benzinpumpe nötig. Diese ist letztlich die Achillesferse des Fahrzeugs, denn sie benötigt zuverlässige Versorgung mit Unterdruck um zu arbeiten. Im Alter ist dies nicht mehr immer gewährleistet und die Treibstoffversorgung bricht zusammen. Die einzig sinnvolle Lösung ist es dann, den Motor komplett zu zerlegen und neu abzudichten.
Der Ausbau des Motors ist beim Wulfhorst gegenüber dem normalen Roller erheblich aufwändiger. Denn der Motor wird zusammen mit dem Fahrschemel ausgebaut, was durch dessen Gewicht sehr schwierig ist.
Wenn dann, wie bei diesem Exemplar, durch Werkstattpfusch in der Vergangenheit, sämtliche Schrauben überdehnt und vernudelt sind, dann ist es eine ziemliche Quälerei, bis der Roller vom Fahrschemel getrennt ist.
Danach kann dann der Motor abgenommen und der Fahrschemel provisorisch wieder in den Roller eingehängt werden. 
Dies hat den Vorteil, dass das Fahrzeug beweglich bleibt. Immerhin eine Sache, die bei den Dreirädern einfacher ist als bei einem normalen Roller.
Am ausgebauten Motor ist dann eine relativ einfache Fehlersuche möglich. Erstes Problem, war der völlig undichte Wellendichtring auf der Zündungsseite. 

Inwiefern dieser mit dem "Pelz" in Verbindung steht, der sich auf und hinter dem Zündanker gebildet hatte weiß ich nicht. Ich habe so etwas auch noch nie gesehen und ehrlich gesagt will ich eigentlich auch gar nicht so genau wissen, was das ist. Sonderlich gesund sieht es jedenfalls nicht aus.
Die restlichen Anbauteile des Motors hielten dann zum Glück keine weiteren Überraschungen mehr bereit. Diese Dinge waren allerdings auch noch ziemlich neu, weshalb es nicht weiter überrascht, dass sie völlig in Ordnung sind.
Spalten ließ sich der Motor dann auch ganz leicht, nicht zuletzt weil die Gehäuseschrauben locker waren. 
Die Kurbelwelle fiel einfach aus den Lagern, was ebenfalls nicht unbedingt für guten Zustand spricht. Die Welle selbst hat immer hin kein Spiel und scheint nicht verzogen zu sein.
Schrott ist sie aber trotzdem, denn die WeDi-Lauffläche auf der Antriebsseite ist vermackt und eingelaufen. Überhaupt erweckt der Motor den Eindruck, dass ihn in der Vergangenheit schonmal ein völliger Dilettant auseinander hatte. Die Mitteldichtung, die scheinbar aus einem Milchkarton geschnitten und mit gewaltigen Massen Dichtmasse eingeklebt war spricht jedenfalls nicht unbedingt für Profiarbeit.
Was bleibt ist die Erkenntnis, dass dieser Motor durchaus rettbar ist. Aber er braucht eine komplette Revision mit einer neuen Kurbelwelle. Was genau hier passieren wird, muss ich noch mit dem Thum absprechen. Klar ist nur, dass es sehr viel Arbeit sein wird.


Donnerstag, 20. Februar 2020

Pornoyacht: langsam wirds was

Ein Problem beim Zusammenbau der PK war ja, dass ich den Vergaser verlegt hatte. Zwischenzeitlich war das Teil aber zum Glück wieder aufgetaucht.
Einen frischen Dichtungssatz dafür hatte ich noch. Also stand dem Einbau nichts mehr im Wege.
Anschließend zog auch der Tank provisorisch wieder in den Roller ein.
Was dann noch fehlte waren der Auspuff ...
... und die Motorverkleidungen. So gerüstet war es möglich, den Roller einmal sinvoll laufen zu lassen und alles zu testen.
Der Leerlauf schwankt noch etwas, was wohl an der Zündungseinstellung liegen dürfte. Ansonsten passt es soweit. Allerdings bin ich jetzt an dem Punkt, an dem ich Teile bestellen muss. Darum ging es von hier aus erstmal nicht weiter. Nächster Schritt sind neue Bowdenzüge und einige Kleinteile, dann sollte es auch möglich sein, den Roller zu fahren.



Dienstag, 18. Februar 2020

einen Wolf gesucht und eine Kröte gefunden

Der Ovetto nervte noch immer mit dem höchst merkwürdigen Bremsproblem. Zur Erinnerung: Beim Einfedern zog die Hinterradbremse an. Nach Umsetzen des Bremshebels an der Ankerplatte zog die Bremse schon beim simplen auf den Roller setzen so fest an, dass man nicht mehr fahren konnte. Die Frag: "Was zum Geier ist da los?" war also mehr als nur berechtigt.
Im Verlauf der letzten Tage habe ich mich, immer nur nebenbei um den Frustfaktor gering zu halten, nochmal damit befasst.
Ich hatte zuletzt den Verdacht, dass es am Federbein liegen könnte. Der Fundus lieferte noch ein brauchbares Testexemplar.
Gebracht hat das aber nichts. Also ging es an den Test einer wesentlich aufwändigeren Theorie, die nicht von mir sondern von Dude stammte. Er hatte die Idee, dass beim Unfall (seit dem das Problem auftritt) das Lager der Getriebeausgangswelle einen mitbekommen haben könnte. Denn der Roller wurde ja seitwärts getroffen und ein Stück seitwärts geschoben. Kräfte, für die die Getriebelagerung nicht ausgelegt ist.
Ein defektes Lager könnte aber dazu führen, dass sich das Hinterrad unter Last so bewegt, dass sich Bremstrommel und -backe berühren. Soweit Dudes Theorie.
Da mir ehrlich gesagt auch nichts Besseres eingefallen ist, ging es also dem Räderwerk an den Kragen.
Positiv daran war vor allem, dass sich die Getriebeinnereien in praktisch neuwertigem Zustand präsentierten. Der grundsätzlich gute Zustand des Rollers hatte sich wieder einmal bestätigt. Der WeDi der Ausgangswelle war, angesichts seines Alters, etwas hart. Ansonsten aber alles in Ordnung.
Das Lager hatte kein erfühl- oder messbares Spiel außerhalb der Toleranzen. Zum Glück hatte ich Lager und WeDi da, also kamen die Teile trotzdem neu.
Den Zahnrädern tut eine gründliche Reinigung alle paar Jahrzehnte auch gut, von daher kein Verlust und vor allem keine unmittelbaren Ausgaben.
Gebracht hatte das ganze aber leider absolut gar nichts. Gut, der neue WeDi war kein Luxus und der Getriebeölwechsel stand sowieso auf dem Programm. Eine Nullnummer wars aber trotzdem. Leider hatte der Dude nicht recht. Aber was ist es denn nun? Ich hatte keine weitere Idee, Dude auch nicht. Also alles auf Anfang und den Roller nochmal weitreichend zerrupfen.
Ohne Verkleidung fiel dann recht schnell ein mechanischer Schaden am Bremszug auf.
An dieser Stelle gibt es aber eigentlich nichts, an dem der Zug scheuern könnte. Bei genauerer Betrachtung stellte sich ein, von außen nicht sichtbarer, Bruch in der Trittbrettplatte als Täter heraus. An der gebrochenen Verstärkungsrippe konnte der Zug einhaken und sich verklemmen. Was er allerdings erst dann tat, wenn der Roller einfederte. Darum war er eben im entlasteten Zustand völlig frei und ließ sich problemlos bewegen. Das Trittbrett, das äußerlich keine Schäden hatte, hatte ich nach dem Unfall nicht abmontiert. Darum war diese verborgene Folge des Zusammenstoß nicht sichtbar.
Die Schadstelle habe ich dann durch ausfeilen entschärft und zusätzlich den Zug etwas anders verlegt, danach kam noch das YSS-Federbein wieder in den Roller und Öl ins Getriebe. Diverse "Hüpftests" in der Werkstatt ergaben dann eine fehlerfrei arbeitenden Hinterradbremse.
Ebenso die Probefahrt, die auf den Wiederzusammenbau des Rollers folgte. Ganz bewusst bin ich durch Schlaglöcher, über Gullideckel und sogar einen Bordstein gefahren. Nichts, absolut nichts davon beeindruckt die Bremse im Geringsten. Manche Fehler sind eben wirklich dermaßen bescheuert, dass sie gleich mehrere Profis vor Rätsel stellen. Aber gut, der Ovetto hat jetzt eine generalsanierte Hinterradbremse, ein frisch abgedichtetes Getriebe und ein neues Hinterachslager. Das ist nichts schlechtes. Außerdem hat die Aktion mal wieder gezeigt, dass man auch nach 30 Jahren Schrauberei noch immer was dazu lernen kann.



Montag, 17. Februar 2020

japanischer Anker für den Bomber

Letzten Freitag hätte ich den TPH ja beinahe im Heck eines Toyota beerdigt. Keine gute Sache, Bremsversagen ist doof. Gelinde gesagt. Heute Abend war Zeit der Sache einmal auf den Grund zu gehen.
Grund ist dabei das Stichwort. Der des Ausgleichsbehälters war nämlich trocken.
Als Ursache dafür entpuppte sich schnell der Bremssattel. Der innere Kolben bewegte sich nicht mehr, dafür sprudelte die Bremsflüssigkeit fröhlich neben dem Kolben aus dem Sattel. Die Bremsbeläge glichen entsprechend eher Schwämmen. 
Bei näherer Inspektion zeigte sich dann, dass die beiden Runddichtungen im Sattel hinüber waren.
Gut, das Teil ist von 1995 und hat sicher schon einige Abenteuer hinter sich. Insofern verzeihlich, aber eben auch gefährlich. Darum habe ich mich dann auch dagegen entschieden den Sattel zu überholen, sondern seine Einzelteile an den Schrotteimer verfüttert.
Eine Entscheidung die umso leichter fiel, als der Fundus noch einen passenden Bremssattel hergab. Das Teil aus dem alten Neos, Produktionsjahr 2002, da seinerzeit erneuert. Gut, auch das Teil ist sportliche 18 Jahre alt, aber eben immer noch 7 Jahre jünger als sein Vorgänger. Vor allem kenne ich aber die Vorgeschichte, inklusive regelmäßiger Flüssigkeitswechsel.
Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn sich eine Bremse schnell und ohne Drama entlüften lässt. So wie in diesem Fall. Die Bremswerte sind, dank neuer Bremsbeläge, die ebenfalls noch im Fundus waren, sensationell gut. Die Karre macht jetzt ernsthafte Stoppies, was sie vorher nicht tat. Insofern bin ich zufrieden, auch weil die Reparatur keine unmittelbare Ausgaben verursacht hat.

Es ist eben schön, wenn sich ein kleines Drama auch mal ohne weiteres beheben lässt. Beinahe sterben (und das auch noch beim Einschlag in eine stillose Allerweltskarre) ist schon schlimm genug, da brauch ich nicht noch Werkstattstress.

Samstag, 15. Februar 2020

Saisonende für den Bomber

Der TPH hat gestern Abend beschlossen, die Winterrollersaison zu beenden. Beim Anbremsen an eine Ampel war schlagartig die Vorderradbremse weg. Griff ins Leere und null Bremswirkung. Zum Glück tat die Hinterradbremse noch was sie sollte und so ist nichts passiert. Was da los ist? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Für den TPH ist jedenfalls erstmal Feierabend.
Heute Morgen kam der Bock auf den Anhänger und raus zur Werkstatt. Unterwegs gabs noch einen Zwischenstopp in der Waschanlage, denn so eingedreckt und versifft wie er war, wollte ich ihn nicht in der Werkstatt abstellen. Außerdem ist so, ganz nebenbei, auch der Anhänger gleich ordentlich sauber. Geschraubt habe ich am TPH heute aber nicht mehr, der soll erstmal trocknen und ein wenig rumstehen, für heute standen andere Dinge auf dem Zettel.
So hatte ich zwischenzeitlich einen neuen Kettenspanner für die X30 aufgetan. Im direkten Vergleich sieht man schön, wie heftig es den alten zermangelt hatte. Was auch immer das passiert sein mag. ganz verstehen tue ich es ehrlich gesagt nicht.
Der Einbau dieses Teils ist zum Glück keine große Sache. Die Tretkette läuft jetzt wieder schön sauber und der Rücktritt funktioniert auch wieder.
Anschließend bekam das Mofa gleich noch den anstehenden Frühjahrsservice. Ölwechsel, neue Zündkerze usw., was man halt so macht bevor die Saison los geht.
Bei solchen Altertümchen ist es dann aber immer wieder spannend, ob sie nach der Winterpause noch tun was sie sollen. Die Puch war dieses Jahr brav und sprang sofort an. Immer wieder ein schönes Gefühl.
Im Prinzip wäre das Fahrzeug so bereit für den Saisonstart in etwa sechs Wochen. Aber es gibt natürlich immer etwas zu tun, auch solche Sachen, die technisch nicht unbedingt notwendig wären. 
Das "Topcase" auf der X30 hatte keinen richtigen Verschluss für den Deckel. Zum Fahren hatte ich da bisher immer einen Gürtel rum gelegt, das sah eigentlich ganz nett aus, war aber keine gute Sicherung. So ist letztes Jahr zweimal Werkzeug aus dem Kasten gestohlen worden, leider ist man wohl auch auf Oldtimertreffen nicht mehr vor solchen Unsitten sicher. Einen richtigen Riegel will ich aber aus optischen Gründen nicht haben.
Eine kleine Stahlkette hatte ich noch da, ebenso ein altmodisches Vorlegeschloss.
Zuketten passt irgendwie zu der Whiskey-Dose, das Schloss Modell "Folterkammer" ebenso. Natürlich ist das kein wirklich wirksamer Einbruchschutz, aber gegen einen Gelegenheitsdieb sollte es helfen. Außerdem passt es optisch ins Konzept.
Am Gepäckträger befestigt wird der Kasten mit Kabelbindern. Das funktioniert grundsätzlich gut, allerdings hatte ich heute gesehen, dass sich die Binder doch ins relativ dünne Blech der Dose einarbeiten. Der Boden braucht also etwas Verstärkung.
Sperrholz war noch im Fundus und ein passendes Stück schnell zugeschnitten ...
... und mit den nötigen Löchern versehen. Rohes Holz sieht an dieser Stelle aber nicht gut aus und würde wohl auch nicht lange halten. Darum habe ich mal ein wenig damit herumgespielt.

Holz etwas anzusengen ist eine Möglichkeit, um einen interessanten Oberflächeneffekt zu erreichen.
Anschließend noch etwas mit der Schleifmaschine drüber gehen und schon gefällt mir das ganz gut. Es wirkt eben wie ein Stück altes Holz, etwa von einem Fass.
Reichlich matter Klarlack versiegelt dann die Oberfläche und das Teil ist Bereit für einen neuen Einsatzzweck.
Die Dose ist so deutlich stabiler und sitzt viel sicherer auf dem Gepäckträger. Da ist es dann auch nicht so schlimm, dass man das Sperrholz im beladenen Zustand nicht sieht.
Das Schloss fügt sich schön ein, das Ziel ist erreicht und es sieht auch noch gut aus. Zeit für eine Probefahrt.
Die X30 zu fahren ist immer wieder schön. Der rauer Charakter des Fahrzeugs macht einfach Spaß, auch wenn es nicht sonderlich komfortabel ist. Aber noch ist es draußen zu nass für größere Oldtimerausfahrten, darum ging es dann recht bald zurück zur Werkstatt.

Eigentlich hatte ich dann vor, den Ovetto mit nach Hause zu nehmen. Doch das wurde nichts. Seit den letzten Arbeiten an der Hinterradbremse war ich den Roller nicht mehr gefahren. Die Probefahrt war immer am schlechten Wetter gescheitert. Heute wollte ich das nachholen, doch es wurde nichts daraus.
Das Problem ist nicht besser, sondern erheblich schlimmer geworden. Sitzt man auf dem Roller, zieht es die Hinterradbremse so fest an, dass der Roller nicht losfahren kann. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich ratlos was das sein kann.
Eine theoretische Möglichkeit wäre ein defektes Federbein, ein Problem mit der Schwingenaufhängung oder der Getriebewelle. Hier muss also noch etwas geforscht werden.
Was blieb war den Bomber in Wartstellung zu schieben, den Roten Baron auf den Anhänger zu stellen und nach Hause zu fahren.