Fahrzeugportrait: Gilera Stalker 50

Die Rollerwelt kennt eine Vielzahl von Randfiguren. Fahrzeuge, die eigentlich gute Roller sind, aber dennoch nie auf dem Markt Fuß fassen konnten. Ein besonders gutes Beispiel dafür ist wohl der Gilera Stalker, der eins als Nachfolger des TPH/Typhoon angedacht war, von diesem letztlich aber doch überlebt wurde.

Gilera Stalker DD, Baujahr 1997

Grundsätzliches
Es ist dem Stalker deutlich anzumerken, dass er als Weiterentwicklung zur Ablösung des Gilera Typhoon angedacht war. Er ähnelt diesem nicht nur optisch, sondern nutzt auch einen weitgehend identischen Rahmen sowie Technik. Anders als der TPH, der stets als Geländefahrzeug vermarktet wurde, ist der Stalker jedoch auf reinen Straßenbetrieb ausgelegt. Dennoch weißt sein Design viele Parallelen zu Motocross-Motorrädern seiner Zeit auf. Am augenfälligsten ist hierbei wohl vor allem der Antriebsdeckel, der in seiner Gussstruktur eine Skelettschwinge imitiert.

Seine Konstruktion weißt gegenüber dem TPH einige wesentliche Verbesserungen auf. So verfügt er am Vorderrad über eine vollhydraulische Scheibenbremse und eine erheblich bessere Gabel. Ganz allgemein ist er als sportlich angehauchter Allrounder zu verstehen, der sich wohl am besten in die Kategorie der soliden Gebrauchsroller einordnen lässt.

Motor und Antrieb
Angetrieben wurde der Stalker vom bekannten Piaggio-Zweitaktmotor der ersten Generation. Es handelte sich hierbei stets um die Ausführung mit langer Schwinge und Luftkühlung. Für das Modelljahr 1997 gab Piaggio die Motorleistung mit 2,8kW bei 6250upm an. Wie damals üblich beträgt die Höchstgeschwindigkeit 50km/h.
Interessant ist der, vor allem bei Fahrzeugen für den italienischen Markt verwendete, Vergaser des Typs Weber 12OM. Dieser ist bei Rollermotoren eher ungebräuchlich. Deutsche Modelle wurden jedoch fast ausschließlich mit dem DellOrto PHVA12DD ausgerüstet.
Angetrieben wurde der Stalker durch eine klassenübliche Variomatik. Er zählte dabei seinerzeit zu den ersten Rollern, die Piaggio mit einem verbesserten Turbinenrad zur Antriebskühlung ausrüstete.  

Fahrwerk und Bremsen
In der Grundausführung weißt der Stalker ein klassenübliches Fahrwerk aus. Eine einfache Telegabel vorne und ein Einzelfederbein hinten sorgen für ausreichenden Fahrkomfort. Anders als der TPH, der stets auf Stollenreifen rollte, wurde der Stalker mit Straßenprofil ausgeliefert. Die Reifengröße von 120/90-10 vorne und 130/90-10 hinten blieb jedoch unverändert die des Vorgängermodells.

Stalker mit vollständig abgenommener Verkleidung.
Alle Stalker verfügen über eine einfache, hydraulische Scheibenbremse am Vorderrad. Diese entspricht, abgesehen von der vollständig hydraulischen Bedienung, der des TPH. Grundmodelle wurden hinten von einer einfachen Trommelbremse gestoppt. Als einen der ersten 50er-Roller überhaupt, gab es den Stalker jedoch auch mit hinterer Scheibenbremse. Diese DD-Modelle (DD für dopio disco, also Doppelscheibe) sind jedoch in der Summe selten geblieben. Die nur geringfügig bessere Bremsleistung war den meisten Kunden den Aufpreis nicht wert.

Die Hinterradbremse des DD-Modells
der Stalker im heutigen Betrieb
Trotz seiner relativen Seltenheit ist der Stalker ein problemlos benutzbarer Roller. Die Ersatzteilversorgung ist gut und stabil, von einigen wenigen Spezialteilen abgesehen. Dazu bietet er all jene Qualitäten, die auch schon der TPH aufwies. Er ist ein robuster, zuverlässiger und bequemer Alltagsroller.




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