Roadtrip: auf Bergungsfahrt im nördlichen Böhmen

Es heißt, Geschichte pflege sich zu wiederholen. Tatsächlich hat es ja nun schon eine gewissen Tradition, dass ich mit dem Roller losfahre und mit dem Auto ankomme, wenn ich zum Thum nach Sachsen will. Darum ging es nach der Panne am Freitag auch diesmal am Sonntagmorgen mit dem Golf in Richtung Nordost.
Ich muss zugeben, ein gewisses Maß an "Bill-Murray-Feeling" kommt in diesem Zusammenhang schon auf, aber es ist nunmal nicht zu ändern: Der Chinakracher steht in Komotau und muss geborgen werden. Warum soll man dies nicht mit einem kleinen Roadtrip verbinden? Zudem gibt es deutlich unangenehmere Dinge, als ein paar Tage bei Thum im Erzgebirge zu verbringen.
Ebenso zur Tradition geworden, wenn auch zur deutlich erfreulicheren, sind die gemeinsamen Schrauberaktionen im Carport. Diesmal galt es "Bertha" zu einem Frontgepäckträger und einer Wetterscheibe zu verhelfen. Letztlich keine allzu große Sache aber mit durchaus ansehnlichem Ergebnis.
Anschließend ging es noch auf eine gemeinsame Dreiradrunde durch Freiberg. Thum mit seinem PGO TR3 und ich mit dem Wulfhorst R3, also dem Prima-Dreirad, das wohl zweifellos den Titel des kuriosesten Fahrzeugs aus der thumschen Sammlung verdient. 
Ob es nun am Fahrzeug lag oder an der, längerer Standzeit und uraltem Sprit geschuldeten, riesigen Rauchwolke, aber die Blicke aller Verkehrsteilnehmer galten zweifellos dem urigen Gerät aus Gütersloh. Der anschließende gemütliche Abend auf dem Balkon war dann doch deutlich beschaulicher.
Letztlich stand das gesamte Unternehmen aber immer noch unter dem Titel "ach wie schön ist Komotau", weshalb es am Montag zeitig zurück auf die Straße ging. Diesmal mit der tschechischen Industriestadt als Ziel. Diese ist von Freiberg letztlich nur gut 70km entfernt, eine angenehm kurze, aber landschaftlich extrem reizvolle Fahrt. Denn Komotau liegt auf der südseite des Erzgebirges die steil in die böhmische Ebene abfällt. Die Straße windet sich in schon fast alpiner Manier an den Hängen hinab und eröffnet einen spektakulären Ausblick auf das Land.
Unser erstes Ziel in der Stadt war natürlich der Verwahrplatz des Abschleppunternehmens. Dort stand der Roller noch genauso wie ich ihn am Freitag zurückgelassen hatte und die knappen Formalitäten waren schnell erledigt.
Anschließend stand das Mittagessen auf dem Programm. Wiedereinmal beim bewährten Vietnamesen in der Nähe des Bahnhofs. Eine gute Adresse, die auch schon beim Slooowriders-Treffen in Osek eine Rolle spielte.
So gut das Essen dort auch ist, der Ausblick über den neuen Teil der Stadt, erbaut im allgemein geschätzten Baustil der sozialistischen 60er Jahre (auch bekannt als "Tritt in die Fresse Architektur"), ist auf seine Weise auch sehenswert. Vor allem betont er aber die Schönheit des Erzgebirges, durch das es dann wieder zurück nach Freiberg ging.
Hier unterstreicht die Architektur dann eher den landschaftlichen Reiz. Die alte Wehrkirche von Lauterbach, errichtet im 15. Jahrhundert und später als Friedhofskapelle an ihren heutigen Standort versetzt, zum Beispiel. 
Natürlich wird das Erzgebirge wie kaum eine andere Region Deutschlands bis heute von der Geschichte der Montanindustrie geprägt. Ein besonders schmucker Zeuge dieses Teils der Vergangenheit ist die alte Kalkbrennerrei in der Ortschaft Kalkwerk (sic!). Das seit den 70er Jahren stillgelegt Werk dient heute als Museum, war jedoch leider geschlossen. Als Kulisse für einen Fotostopp ist es aber allemal sehenswert.
Nach der Ankunft in Freiberg stand dann aber nochmal Rollerschrauben auf dem Programm. Thums PGO, der ja auf den Namenszusatz T-Rex hört, sollte noch eine angemessene "Kühlerfigur" bekommen. 
Der vergoldete Dinosaurier macht sich auf dem Kotflügel des Rollers tatsächlich richtig gut. Eine schöne kleine Bastelei, die wunderbar zum Fahrzeug passt. Dreiradfahren stand an diesem Abend aber nicht mehr auf dem Programm, dafür musste der Golf nochmal ran. 
Zum wegschaffen größerer Mengen Leergut eignen sich die Mopeds nunmal nur bedingt, das Auto ist da deutlich praktischer. Da Thum am Dienstag wieder zur Arbeit musste und ich natürlich wieder nach Hause wollte, endete der Abend bald. Dienstagmorgen ging es für mich wieder in die Heimat, gute viereinhalb Stunden über die Autobahn bis direkt zu meiner Werkstatt, denn was genau den Chinakracher außer Gefecht gesetzt hatte wollte ich dann doch direkt wissen. Aber dazu mehr in einem eigenen Blogbeitrag.

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