Eines gleich vorweg: Aus dem angekündigten Selbstversuch mit dem Chinakracher wurde nichts. Zu den Gründen, die diesmal nicht technischer Natur waren, später mehr, denn anfangen sollte man bekanntlich immer am Anfang.
Freitag, 23.03.
Es geht früh los, schon um kurz nach Sechs am Morgen spanne ich den Golf vor den Anhänger und fahre nach Norden. Ziel ist Hiltpoltstein im schönen Frankenland. Denn dort wohnt Ronny, der Thums Wulfhorst R10 (aka "Schwerer Gustav") über den Winter mit einer neuen Hinterachse versehen hat. Der frühe Start ist notwendig, denn zum Einen will Ronny heute noch nach Essen auf die Oldtimermesse fahren und zum anderen haben Thum und ich noch einges vor. Darum ist es gut, dass ich schon um kurz vor halb neun vor dem "Back-Alley-Workshop" ankomme.
Thum und Ronny warten bereits auf mich und wir unterhalten uns nur kurz beim gemeinsamen Frühstück, bevor wir das Dreirad auf den Anhänger wuchten.
Ronny fährt nach Nordwesten, Thum und ich nach Süden, jeder zu seinem nächsten Tagesziel. Für uns ist es natürlich meine Werkstatt in Niederbayer, womit der vierte bayerische Regierungsbezirk des Tages erreicht ist. Doch politische Bezirke interessieren uns erstmal wenig, es geht viel mehr darum, letzte Handgriffe am Wulfhorst durchzuführen.
Dank Ronnys Zuwendung ist der Roller in einem sehr guten technischen Zustand, eine angenehme Abwechslung, weshalb ein Wechsel von Zündkerze und Bremsflüssigkeit die einzigen Servicearbeiten bleiben. Stattdessen verpassen wir dem Roller eine Wetterscheibe, die anschließend sofort einem (achtung Ironie) hochwissenschaftlichen Windkanaltest unterzogen wird.
Aber wie das mit wissenschaftlichen Experimenten eben so ist, die Ergebnisse sind uneindeutig und so bleibt wohl auch hier nur die Festestellung, dass nichts so gnadenlos ist wie ein Praxistest.
In der Praxis vielfach bewährt sind Getränkehalter an Tourenrollern. Auch der Wulfhorst soll derartiges bekommen, aber natürlich ist einfach kaufen und anschrauben langweilig. Thum wünscht eine perfekte Lösung, also bleibt nur eine Verstärkung des Plastikteils aus dem Baumarkt mittels bewährtem Speedguru-Material: Einem zurechtgeschnittenen Kennzeichen.
Der Winkelschleifer der hierbei zum Einsatz kam, hatte allerdings noch keinen Feierabend. Stattdessen durfte er sein kreisendes und wohl dosiertes Zerstörungswerk an Thums Slooowriders-Fahnen fortsetzen. Ronny hatte auf besonderen Wunsch des "Kunden" ja zwei Standartenhalter am Schweren Gustav angebracht und diese wollten natürlich in Betrieb genommen werden.
An dieser Stelle ein kurzer Einwurf zu Ronnys Arbeit am Wulfhorst:
Die originale Hinterachse, sprich die von Firma Wulfhorst gebaute Lösung, hatte sich im Tourenbetrieb als nicht haltbar erwiesen. Kein Wunder, Kilometerleistungen die von den Güterslohern als Lebenslaufleistung angesehen wurden, reißt Thum auf einer einzigen Tour herunter. Kleine Verbesserungen, wie eine neue Lagerung des Differentials oder Schmiernippel zur besseren Versorgung mit Fließfett brachten nichts. Darum hat Ronny die ganz große Keule geschwungen und einen völligen Neubau realisiert. Geblieben ist nur das, massiv modifizierte, Differential aus einem Rasentraktor.
In über 100 Arbeitsstunden (die Zeit für Planung, Recherche und verzweifeltes Weinen nicht eingerechnet) entstand somit ein ingenieurstechnisches Meisterstück. Die mit minimaler Werkzeugausstatung zerlegbare und auf Normteile aufbauende Lösung, die nicht ganz zu unrecht den Projektnamen "Panzerachse" bekommen hat, entkoppelt das Differential komplett von der Radführung, nimmt somit die Biegekräfte heraus und entlastet die Lagerung. Zudem ist das Diff nun nicht mehr mit Fett sondern mit Öl gefüllt. Durch eine deutliche Spurverbreiterung ist zudem auch die Kurvengängigkeit des Gesamtfahrzeugs erheblich verbessert.
Es genügt wohl ein Vergleich dieses Fotos mit dem des Originalzustandes um zu zeigen, wie genial Ronny hier gearbeitet hat. Ronny hat im Fusselforum wunderschön beschrieben wie viel minutiöse Arbeit in diesem Projekt steckt, ich empfehle daher den entsprechenden Eintrag nachzulesen:
Einfach nur krass was er da umgesetzt hat!
Ebenfalls von Ronny kamen zwei Palettenrahmen, aus denen eine rückenschonende Verladehilfe für den Wulfhorst wurde.
So einfach und ohne Rückenschmerzen habe ich das Viech bisher nie auf den Anhänger bekommen. Denn leider macht der Gustav seinem Namenszusatz alle Ehre. Vorher mussten wir das Fahrzeug allerdings noch dazu überreden, die Werkstatt wieder zu verlassen, denn offenbar gefällt es dem Ding bei mir ziemlich gut.
Manchmal braucht es eben etwas Nachdruck um ein Ziel zu erreichen.
Manchmal braucht es eben etwas Nachdruck um ein Ziel zu erreichen.
Diesmal ging es immerhin ohne verrenktes Kreuz weiter nach Regensburg, ein bisschen mit dem Wulfhorst und dem Chinaroller rumfahren, unter anderem auch auf den Brandlberg und anschließend gemütlich Abendessen.
Immerhin war es ja Thums Geburtstag und der will ja gebührend gewürdigt werden. Wir verabreden uns dann noch für den nächsten Morgen und ich begleite ihn ein Stück zu seinem Hotel. Morgen soll es nach Freiberg gehen, Thum mit dem Wulfhorst und ich mit dem Chinaroller. Doch wie schon angekündigt, daraus sollte nichts werden.
Samstag, 24.3.
Der Samstagmorgen steht zunächst im Zeichen einer massiven Planänderung. Irgendwie habe ich mich am Vortag verkühlt, als Folge einer älteren, nicht richtig auskurierten Erkältung hat es mich böse erwischt. Rollerfahren ist so nicht drin, die Tour mich dem Chinakracher also gestorben. Aber komplett lassen will ich die Exkursion am Wochenende auch nicht, also geht es mit der Ape auf Piste. Zunächst nur ans andere Ende der Stadt, Thum im Hotel abholen und am Truckstop beide Fahrzeuge auftanken.
Regensburg verlassen wir, bei kaltem aber sonnigen Wetter, bezeichnender Weise auf der Pilsen Allee. Diese führt uns durch den Industriegürtel der Stadt nach Norden, in die Ausläufer des Oberpfälzer Waldes, den wir auf der Strecke über Kürn, Nittenau und weiter nach Bodenwöhr und Oberviechtach überwinden. Dies ist eine für die kleinen Fahrzeuge fordernde Strecke mit häufigen, starken Steigungen und bald zeigt sich was im Laufe des Tages immer Wieder deutlich wird: Der Wulfhorst ist am Berg das bessere Dreirad. Luigi ringt schwer mit den Bergen, aber er schafft es genau wie Thums "kranker Fahrstuhl" bis zur Grenze bei Eslarn / Tillyschanz.
Samstag, 24.3.
Der Samstagmorgen steht zunächst im Zeichen einer massiven Planänderung. Irgendwie habe ich mich am Vortag verkühlt, als Folge einer älteren, nicht richtig auskurierten Erkältung hat es mich böse erwischt. Rollerfahren ist so nicht drin, die Tour mich dem Chinakracher also gestorben. Aber komplett lassen will ich die Exkursion am Wochenende auch nicht, also geht es mit der Ape auf Piste. Zunächst nur ans andere Ende der Stadt, Thum im Hotel abholen und am Truckstop beide Fahrzeuge auftanken.
Regensburg verlassen wir, bei kaltem aber sonnigen Wetter, bezeichnender Weise auf der Pilsen Allee. Diese führt uns durch den Industriegürtel der Stadt nach Norden, in die Ausläufer des Oberpfälzer Waldes, den wir auf der Strecke über Kürn, Nittenau und weiter nach Bodenwöhr und Oberviechtach überwinden. Dies ist eine für die kleinen Fahrzeuge fordernde Strecke mit häufigen, starken Steigungen und bald zeigt sich was im Laufe des Tages immer Wieder deutlich wird: Der Wulfhorst ist am Berg das bessere Dreirad. Luigi ringt schwer mit den Bergen, aber er schafft es genau wie Thums "kranker Fahrstuhl" bis zur Grenze bei Eslarn / Tillyschanz.
Den alten, langsam verfallenden, Grenzposten nutzen wir für eine erste Pause auf tschechischem Boden.
Wir folgen von nun an den Straßennummern der Nationalstraßen quer durch Böhmen. Die N197, die kaum mehr als ein asphaltierter Waldweg ist, bringt uns bis Primda. Die N605 und N200, denen wir über Bord nach Checkovice folgen sind dann bessere bis sehr gute Überlandstrecken.
Am Kreuzungspunkt der Landstraßen mit der Autobahn 5 nutzen wir den Autohof zum Tanken und fahren dann weiter nach Plana, wo wir zur Mittagspause bei einem türkischen Imbiss einkehren.
Plana markiert auch mehr oder weniger das Ende der schnur geraden, modern ausgebauten Straßen. Die N230, die uns in einem weiten Bogen um Marienbad herum führt, verschwindet bald im wilden Serpentinengewirr des Egertals, dem wir bis nach Karlsbad folgen.
Riesige Türme aus Eisschollen liegen am Flußufer unterhalb der Straße. Der Winter befindet sich hier in einem verlorenen Kampf gegen den Frühling. Zwischen den Bizarren Eisgebilden bricht frisches Grün hervor und das Geräusch des Wassers wird vom Gesang der Vögel begleitet.
Gut gelaunt fahren wir durch diese spektakuläre Naturkulisse. Aber wie schon geschrieben, nichts deckt Schwächen einer Konstruktion so gnadenlos auf wie ein Praxistest. Der an Thums Dreirad angebaute Flaschenhalter löst sich hier, mein Mechanikerkollege in Freiberg wird hier nochmal nacharbeiten müssen.
Angesichts der Probleme, die der Wulfhorst seinem Fahrer in derVergangenheit bereitet hat, ist dies jedoch völlig harmlos.
Hinter Karlsbad beginnt dann wieder das Gebirge. Nachdem wir bereits den Oberpfälzer Wald und die Ausläufer des Böhmerwaldes überwunden haben, steht nun die größte Herausforderung für unsere Fahrzeuge an: Das Erzgebirge will überwunden sind. Wenige Kilometer hinter Karlsbad beginnt der Anstieg, der uns bis auf 1080 Meter auf die Passhöhe des Fichtelbergpasses hinauf führen wird.
In langen, teils sehr steilen, Serpentinen windet sich die Straße hinauf. Die Höhenmeter fallen hier schneller als die Zahlen auf dem Kilometerzähler und insbesondere meine Ape hat schwer zu kämpfen. Streckenweise muss ich den ersten Gang bemühen um die Steigung zu bewältigen. Thum ist auf seinem Dreirad sichtlich genervt von meiner Schleicherei, zudem setzt ihm die Kälte immer mehr zu.
Der Gipfelort Bozi Dar ist eines der wichtigsten Skigebiete in Tschechien. Auch jetzt Ende März liegt hier oben noch genug natürlicher Schnee um den Skibetrieb zu ermöglichen. Während Thum sich in der Tankstelle aufwärmt fotografiere ich den majestätischen Sonnenuntergang.
Die Tankstelle ist unser letzter Halt in Tschechien, wenige Hundert Meter weiter ist die Grenze nach Deutschland und wir sind in Sachsen. Vorbei am 1214m hohen, in der Abendsonne glühenden, Fichtelberg geht es hinaf nach Oberwiesenthal und weiter durch den Talschnitt nach Annaberg-Buchholz. Der kleine Fluss Sehma hat hier ein ebenso wildes wie malerisches Tal in das Gebirge geschnitten, leider bekommen wir davon nichts zu sehen, denn es ist Stockdunkel. Hier zeigt sich ein weiterer Fehler des Wulfhorst: Die Einstellschraube des Scheinwerfers ist verloren gegangen und die Lampe leuchtet nutzlos in die Baumwipfel. Die gelbe Rundumleuchte auf dem Dach meiner Ape dient jetzt unser beider Sicherheit und Thum zudem als Leuchtfeuer auf dem weiteren Weg nach Freiberg.
Wir sind gute zwölf Stunden unterwegs, als wir endlich ankommen. Die letzten Meter durch die Straßen der alten Universitätsstadt sind ein persönlicher Triumphzug für zwei verrückte Kerle mit ihren tollkühnen Kisten. Es gibt noch ein wenig Grog und dann fallen wir beide steinmüde ins Bett, ein langer, abenteuerlicher Tag ist zu Ende.
Sonntag, 25.3.
Nach einem gemeinsamen Frühstück breche ich gegen neun Uhr auf, der Heimweg liegt noch vor mir, während Thum nochmal ins Bett kriegen und sich ausruhen kann.
Ich will nicht nochmal die volle Wucht des Erzgebirges abbekommen, zudem ist es ja langweilig, zweimal die gleiche Strecke zu fahren. Darum lasse ich es gemütlich angehen und fahre zunächst nach Chemnitz.
Die Straße folgt hier dem geografischen Randbereich von Erzgebirge und Ergebirgsbecken. Entsprechend flach und gleichförmig ist sie, man hat hier Zeit die weite Landschaft zu genießen und der Motor der Ape läuft in einem angenehmen Lastbereich.
In den breiten Straßen der recht geräumig angelegten Innenstadt von Chemnitz ist Sonntagmorgen nicht viel los und ich finde einen Parkplatz unmittelbar vor dem Karl-Marx-Denkmal.
Der Vordenker des Kommunismus wird von der Morgensonne in einer interessantes Licht getaucht und ist heute vor allem ein dankbares Fotomodell. Früher war das Monument die Kulisse großer Aufmärsche. Die Stadt, die von 1953 bis 1990 seinen Namen trug, hat sich seither stark verändert. Das Gebäude, vor dem er über den real existierenden Sozialismus wachte, ist heute nicht mehr der Sitz des SED Bezirksrates und ihm direkt gegenüber, genau in seinem Blickfeld, befindet sich eine American Sportsbar mit dem schönen Namen Pentagon.
Ich verlasse Chemnitz nach diesem Fotostopp wieder und fahre weiter, immer der Bundesstraße 173 folgend, zunächst nach Zwickau und dann weiter nach Plauen. Die Landschaft ist jetzt wieder welliger, scharfe Talschnitte durchziehen die Landschaft und erzwingen immer wieder steie Anstiege. Das Vogtland ist erreicht und damit auch die Grenzregion zu Bayern.
Kurz vor der Grenze finde ich, im Schatten eines alten Förderbandes, einen guten Platz für eine kurze Mittagspause.
Zugegeben, ein Sternemenü ist es nicht, aber ich genieße die Stille und den friedlichen Moment, hier mitten im Nirgendwo an einem herrlich sonnigen und warmen Sonntagmittag. Einige Zeit später erreiche ich bei Ullitz die ehemalige Grenze und bin wieder in meinem heimatlichen Bundesland.
Von hier aus ist es nur noch eine kurze Fahrt nach Hof und dann weiter nach Oberkotzau und in die ersten Ausläufer des Fichtelgebirges. Anders als Oberpfälzer Wald und Erzgebirge gibt es hier keine scharfen Talschnitte, sondern sanfte, eher an große Hügel erinnerten Bergkegel. Die Straße verläuft durch eine weiche Landschaft, die von weiten Wäldern und Bauernland dominiert wird. Der höchste Übergang über das Fichtelgebirge ist der Wurmlohpaß, mit gerade einmal 652 Metern ein eher harmloser Vertreter seiner Art.
Von hier aus ist es nur eine kurze Strecke nach Kemnath, wo ich ein letztes Mal auf dieser Reise den Tank der Ape fülle. Die Tankstelle ist ein liebenswertes Relikt aus den 60er Jahren, zwei Zapfsäulen am Straßenrand ohne Schutzdach und mit einem echten Tankwart. Direkt daneben der Kirchturm, der gleichzeitig als Stadttor dient.
Diese malerische, leicht nostalgische Kulisse, ist ein guter Abschluss, denn die restliche Fahrt nach Hause bietet wenig Berichtenswertes. Vorbei an Amberg geht es durch das wohl bekannte Vilstal nach Kallmünz und somit auch in den heimatlichen Landkreis. Regensburg erreiche ich gegen 18 Uhr, also nach gut neun Stunden Fahrt.Die Ape hat sich auf dieser Runde ebenso gut bewährt wie Ronnys Neubauachse am Wulfhorst, ein gelungenes Wochenende geht zu Ende, auch wenn der ursprüngliche Plane nicht funktioniert hat.
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