Mittwoch, 28. März 2018

Fahrzeugportrait: CPI Oliver Baureihe JR50/JR25

Der CPI Oliver ist ein Roller, an dem sich die Geister scheiden. Beliebt ist er vor allem bei jugendlichen Fahrern, die mit knappem Budget einen sportlich angehauchten Scooter suchen. Er steht damit in direkter Konkurrenz zu den bekannten Sportlern der großen Hersteller, also zu Fahrzeugen wie dem Yamaha Aerox und dem Peugeot Speedfight.
Die Klasse der Sportfuffis ist zweifellos die am härtesten umkämpfte Sparte der Branche. Kann sich der günstige Koreaner hier behaupten? Oder überlebt er den Sprung ins Haifischbecken nicht?

So kam der Oliver selbstverständlich nicht aus dem Werk, mein "Mülleimer" war ein Umbau auf Basis dieses Modells.

Modellvarianten
Der Oliver der Baureihe JR war als 45km/h Mokickversion mit der Bezeichnung JR50 sowie als werksseitige Mofaversion JR25 erhältlich. Ein Umbau des Mokicks zum Mofa ist mit einem Drosselsatz aus dem Zubehör möglich. Die Mofaversion kann jedoch nicht zum Mokick umgeschlüsselt werden, auch wenn der Umbau technisch problemlos möglich ist.

Motor und Antrieb
Als Kraftquelle dient dem Oliver ein von CPI gefertigter Lizenzbau des bekannten Minarellimotors. Der Motor kommt in dieser Form auch in diverse anderen Rollern des niedrigeren Preissegments zum Einsatz, bekannt sind vor allem die Roller der Marken Explorer und Generic, die technisch auf CPI-Modellen aufbauen. Es handelt sich um die Variante mit liegendem Zylinder, Gebläsekühlung und Trommelbremse am Hinterrad.
Der CPI-Motor weicht in einigen Details vom italienischen Original ab, ist diesem jedoch grundsätzlich ebenbürtig. Die Bauqualität des Motors ist gut, wenn sie auch nicht ganz ans Original heranreicht. Insbesondere das Oberflächenfinish der Gussteile und die Passung einiger Anbauteile (insbesondere der Kühlluftführung) erreichen nicht Originalniveau.

Die CPI-Version des Motors mobilisiert aus 49ccm 2,4kW bei 5900upm. Die überschaubare Leistung wird von einem klassentypischen, stufenlosen Automatikgetriebe ans Hinterrad durchgereicht. Dieser Antrieb funktioniert unspektakulär, aber auch wenig agil. Die werksseitige Abstimmung der Variomatik lässt viel Raum für Verbesserungen, die letzten Versionen mit Katalysator und Sekundärluftsystem sind zudem unsinnig stark gedrosselt und erreichen häufig kaum ihre legale Endgeschwindigkeit von 45km/h.

Zu einem inoffiziellen Markenzeichen von CPI ist der Edelstahlauspuff geworden. Als einer von ganz wenigen Herstellern spendieren die Koreaner ihren Fahrzeugen einen Auspuff aus dem dauerhaften Werkstoff. Leider ist gut gemeint oft das Gegenteil von gut gemacht. Der Auspuff wird zwar, anders als bei anderen Rollern, niemals wegrosten, dafür plärrt er blechern und der viel zu dünne Krümmer raubt dem Motor seine Drehfreude. Sehr viele Fahrer ersetzen ihn daher, es gibt jedoch (unzulässige) verbesserte Krümmer dafür zu kaufen, die für manche Zielgruppen eine gute Alternative darstellen.

Fahrwerk und Bremsen
Fahrwerk und Bremsen des Olivers halten keine Überraschungen bereit. Das konventionelle Stahlrohrskelett ist ausreichend solide. Die primitive, aber robuste Telegabel hält das Vorderrad gut in der Spur, schlägt auf schlechtem Untergrund aber durch. Gleiches gilt auch für das einsame Federbein, das die Treibsatzschwinge auf Kurs halten soll.
Sportliche Ambitionen des Fahrers erstickt das narrensichere, aber wenig dynamische Handling im Keim. Der Grenzbereich ist sehr breit und der Roller spricht deutlich mit seinem Fahrer. Dies macht ihn zu einem guten Untersatz für Anfänger und unsichere Fahrer und ist sicher mit ein Grund dafür, dass viele Oliver Verwendung als Fahrschulroller fanden. 

Gebremst wird vorne mit einer ausreichend dosierbaren, aber wenig bissigen Scheibenbremse. Es ist kaum möglich das Vorderrad zu überbremsen, der Sicherheit kommt dies zu gute, Sportfahrer wünschen sich aber einen klareren Druckpunkt und eine deutlich schärfere Wirkung des Stoppers. Die hintere Trommelbremse ist teigig und neigt zum Blockieren. Anfangs wird wohl jeder Oliverfahrer auf diese Weise dem Hinterreifen etwas Profil rauben. Es braucht Übung, bis der holzige Druckpunkt zu erfühlen ist.

Fahrverhalten
Der Oliver ist sehr neutral, neigt beim Bremsen in Schräglage nur wenig zum Aufstellen und schiebt im Grenzbereich gutmütig über beide Räder zum Kurvenäußeren. Er bietet viel Schräglagenfreiheit, auch wenn es, bedingt durch die geringe Rückmeldung aus dem unterdämpften Fahrwerk, Mut erfordert ihn bis an seine Grenzen zu treiben. Die wenigsten Rollerfahrer werden ihn wirklich bis ans Limit treiben, ein Umstand, der wieder den Sicherheitsgedanken herausstellt.
Den Konstrukteuren bei CPI ging es offensichtlich sehr darum einen alltagstauglichen, narrensicher zu fahrenden Roller zu bauen. Das Sportlerimage wurde dem Oliver vermutlich vom europäischen Importeur aufgedrückt, wirkliche Sportgene sucht man bei ihm vergebens.

Schlaglochpisten und Kopfsteinpflaster lassen den Roller unelegant hoppeln, wirklich unsicher ist man dabei aber nicht.

Der CPI Oliver im Alltag
Als Alltagsfahrzeug kann der Oliver in mehreren Kategorien punkten. Zum einen ist der Hauptständer sinnig positioniert. So lässt sich der Roller mit geringem Kraftaufwand aufbocken. Zusätzlich ist der Oliver bereits ab Werk mit einem Seitenständer ausgerüstet. Das Helmfach schluckt einen kleinen Helm problemlos und der als Spoiler getarnte Gepäckträger am Rollerheck ist solide genug für ein Topcase.

Der gut zu befüllende Tank ist aus Stahlblech (heute keine Selbstverständlichkeit) und vom Öltank getrennt. Dieser befindet sich unter einer Klappe im Fußraum und ist eher schlecht zu befüllen. Ölflecken unterm Roller sind hier praktisch unvermeidbar. Um Platz im Heck zu sparen, haben die Konstrukteure die Batterie unter das Trittbrett verbannt, hier verbessert sie zusätzlich noch die Gewichtsverteilung.

Der große, breit und weit leuchtende Scheinwerfer macht den Oliver zu einem sicheren Begleiter bei Nachtfahrten. Wo andere Rollerfahrer mit einer finsteren Positionslampe auskommen müssen, bei deren Schein man den Weg eher erraten als sehen kann, findet der Olivertreiber einen wirklich brauchbaren Scheinwerfer vor. Am Heck sorgt eine große, gut sichtbare Rückleuchte für Sicherheit und die klassischen Aufbaublinker schaffen Klarheit bei Abbiegemanövern.
Der Spritverbrauch von knapp 3l/100km geht in Ordnung. Die Tankuhr mahnt jedoch viel zu früh zum Nachfassen.

CPI-Roller stehen, durchaus zurecht, im Ruf zäh und langlebig zu sein. Die Verarbeitung einiger Details lässt zu wünschen übrig und Spaltmaßfetischisten werden mit diesen Fahrzeugen nicht glücklich. Der Technik tut dies jedoch keinen Abbruch.

Schwächen
Die Langzeitqualität der Kunststoffteile und des Rahmens ist leider durchwachsen. Insbesondere bei Laternenparkern und Winterrollern kann die Verkleidung verspröden und das Stahlgerippe darunter schnell rosten. 
Zudem neigt der Oliver (wie eigentlich alle CPI-Roller) zu Elektrikproblemen und folge vergammelter Stecker. Eine gemeine Falle ist auch die häufig verstopfte Ablaufbohrung des Batteriefachs. Ist sie mit Dreck zugesetzt, kann der Akku bei Regen buchstäblich ersaufen.

Fazit:
Der CPI Oliver ist vieles, ein robuster, sicher zu fahrender und praktischer Roller für kleines Geld. Was er nicht ist, ist ein Sportler. Sein Auftritt mit der martialisch geschnittenen, mit bunter „Kriegsbemalung“ versehenen Verkleidung erinnert etwas an Homer Simpson im Trainingsanzug. Wer mit dem Oliver gegen Aerox, Speedfight, Runner und Co antreten will, der geht sicher auch mit einem Messer zu Schießerei. Wer jedoch einen unkapriziösen, günstigen Alltagsroller sucht ist hier richtig.
Zudem gibt es ein reichliches Zubehörprogramm für diese Roller. Mechanisch passt praktisch alles, was an Markenroller mit Minarellimotor passt, von CPI selbst gab es nützliches wie Topcases, Wetterscheiben und Handschützer.  

Hinweis:
Die Fotos in diesem Artikel stammen von meinem "Mülleimer", einem Umbau auf Basis eines Oliver Mofarollers. Leider habe ich keine ausreichend guten Fotos vom Originalzustand mehr, weshalb hier Bilder eines originalen Olivers fehlen. Wer mir damit aushelfen kann, soll sich bitte melden. Ich wäre dafür ausgesprochen dankbar.

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