Sonntag, 30. April 2017

Besuch beim fränkischen Mopedchaoten

Es gibt Menschen, die mit besonderen Fähigkeiten beeindrucken. Ronny ist ein solcher Mensch und seine Fähigkeit ist die, aus völlig absurd erscheinenden Rohmaterialien besondere Kunstgegenstände entstehen zu lassen.
Das wohl berühmteste Kunstwerk aus seiner Hand ist der "Locus". Ein kaum noch als solcher zu erkennender VW Polo. Als bekennender Fordfan konnte der Erbauer natürlich nicht damit leben, dass der Wagen ein VW ist und hat ihn daher radikal umgestylt. Das Ergebnis ist polarisierend und auf eine sehr spezielle Art faszinierend. 
Eigentlich gab es jedoch einen anderen Grund für meinen Besuch in der fränkischen Wohnscheune. Diese ist nämlich nicht nur das Zuhause von Ronny und seiner Frau, einer Katze und diverser Autos, sondern beherrbergt auch eine überaus sehenswerte Mopedsammlung. 
Auf dem Tennenboden des historischen Gebäudes verbirgt sich eine Schatzkammer. Zu den besonderen Juwelen der Sammlung zählen ettliche Simsonfahrzeuge aus der DDR. Unter anderem ein sehr seltener Simson Spatz.
Diese Fahrzeuge gabs es, mit Tretkurbeln und Drosselung auf 25km/h, auch in Westdeutschland zu kaufen, dennoch kennt sie kaum jemand. In ihrer ostdeutschen Heimat findet man sie jedoch noch, logischerweise meistens in der DDR-Ausführung als Mokick mit Fußrasten und 50km/h Höchstgeschwindigkeit. Das wahre Juwel der Sammlung ist jedoch ein Simson Star.
Für Ronny ist er ganz besonders wertvoll, weil er ein Geburtstagsgeschenk seiner Frau, anlässlich seines Dreissigsten war. Simsonfreunde werden es jedoch bemerkenwerster finden, dass es sich um ein Fahrzeug der so genannten Nullserie handelt. Also ein rares Exemplar, das sich in vielen kleinen Details von den späteren Modellen unterscheidet und bereits ein Jahr vor der offiziellen Markteinführung verkauft wurde. 
Zwar enthält die Sammlung auch andere Simsonfahrzeuge, unter anderem mit dem Habicht auch den Dritten im Bunde der Vogelserie, aber diese westdeutsche Errungenschaft Ronnys ist ebenso sehr interessant. Es handelt sich um Hercules 220L Moped von 1964. Die Maschine, die er erst vor relativ kurzer Zeit von einem ehemaligen Arbeitskollegen übernommen hat, ist in wunderschönem, unrestauriertem Originalzustand erhalten. Etwas, das bei diesen Fahrzeugen überaus selten zu sehen ist. 
Auch wenn er nicht wirklich in die Reihe der hier bisher vorgestellten Oldtimer passen will, auf der Tenne gibt es noch ein anderes Fahrzeug zu sehen, das für mich ganz persönlich von Interesse ist. Auch viele Blogleser werden sich noch meinen CPI Oliver erinnern. 
Der "Mülleimer" hat bereits seit einigen Jahren eine neue Heimat in Franken gefunden. Das es ihm hier vermutlich besser geht als bei mir, denn sein heutiger Besitzer fährt mit ihm nicht mehr durch den Winter, ist schön. Bei aller Vergänglichkeit ist es doch gut zu wissen, dass zumindest ein Speedgururoller den Weg in einen sicheren Hafen gefunden hat.

Abschließend noch ein besonderer Dank an Ronny und Kathi, nicht nur weil ich über die wunderschöne Mopedsammlung berichten durfte, sondern auch für den wie immer sehr herlichen Empfang in der Wohnscheune. Hoffentlich sieht man sich bald wieder, denn die Idee einer gemeinsamen Mopedausfahrt steht ja auch noch im Raum.







 


Freitag, 28. April 2017

Roter Baron: kunterbunte Farbenwelt

Der Baron ist bekanntlich ein hart arbeitender Roller. Eine Rolle, bei der die eine oder andere Schramme nicht ausbleibt und daher war es an der Zeit, dem Fahrzeug etwas Kosmetik zukommen zu lassen. Das ich ihn heute in die Werkstatt gebracht habe, um ihn gegen den Neos zu tauschen, war da eine gute Gelegenheit.
Die erste Kleinbaustelle am Fahrzeug war der Topcasedeckel. Dort hatte ich ja eigentlich zwei Ösen angebracht, um leichte Gegenstände auf dem Kasten verzurren zu können. In der Praxis hat sich das nicht bewährt und es waren dadurch hässliche Löcher im Deckel. Von innen mit Panzertape abgedichtet waren diese zwar bisher kein Problem, aber halt unschön.
Die Lösung: Zwei alte Versicherungskennzeichen über die, jetzt mit Dichtmasse zugeschmierten, Löcher nieten.
Allerdings wollte ich die Kennzeichen an dieser Stelle nicht so offen lassen. Darum kamen sie zuerst unter die Drahtbürste ...
... um anschließend eine Dusche mit Aluspray zu erhalten.
Auf dem Foto kommt es nicht richtig rüber, aber tatsächlich sieht man so so erst auf den zweiten Blick. Ein Look der mir recht gut gefällt. Allerdings hoffe ich, dass die Taferl mit der Zeit anfangen zu rosten und so einen schönen Kontrast zum Alukoffer bilden.

Der nächste Kandidat war dann das Trittbrett.
Die Alubleche darauf sind zwar ein schönes Oldschool-Detail, aber in der Szene zu Recht als Rostbeschleuniger verschrien. Unter ihnen sammelt sich nämlich schön Feuchtigkeit und entsprechend schnell gammelt es, gerade bei Laternenparkern wie meinem Baron. 
Als Gegenmaßnahme nehme ich sie alle paar Jahre ab und fette das Blech darunter ein, bisher wirkt es gut.
Lediglich an einem Schweißpunkt des Mitteltunnels hatte sich etwas, oberflächlicher, Rost gebildet.

Nachdem ich lose Farbe und Dreck entfernt hatte, zeigten sich die Trittbretter im erwartet guten Zustand. Um diesen zu erhalten, bekommen sie vor der Remontage der Bleche noch etwas frische Farbe. 
Der Restbestand der roten Rostschutzfarbe hat leider nur noch für das linke Trittbrett gereicht, es geht also erst beim nächsten Werkstattbesuch weiter. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn der Baron soll dieses Jahr ganz bewusst weniger gefahren werden. Den Neos gründlich zu erproben, bevor es damit im September auf Tour geht, ist wichtiger. 











Sonntag, 23. April 2017

Nachlese: Regensburger Autoschau 2017

Die Regensburger Autoschau im Gewerbepark ist schon seit einigen Jahren fester Bestandteil des hiesigen Veranstaltungskalenders. Neben vielen örtlichen Autohändlern, die hier ihre Neufahrzeuge präsentieren, gibt es dort auch immer interessantes Altblech zu sehen. 
Hauptsächlich natürlich am Stand des Regensburger Oldtimerclubs (OCR). Ich bin zwar kein Mitgleid des Vereins, da ich aber einige der Mitglieder kenne war es kein Problem, meine X30 auf deren Stand zu zeigen. Hierfür nochmal vielen Dank, vor allem an Annemarie.
Auch wenn das Mofa neben Annemaries Chrysler etwas verloren wirkt, die beiden Fahrzeuge haben viel gemeinsam. Vor allem eine gewisse liebenswürdige Skurilität und ihren hohen Seltenheitswert. Das sich der alte Ami seit einiger Zeit mit dem H-Kennzeichen schmücken darf ist eine erfreuliche Neuerung.
Ein Publikumsmagnet auf dem OCR-Stand war das Cadillac Cabriolet. Der amerikanische Koloss brauchte zwar drei Parkplätze, war aber dennoch (oder gerade deshalb?) ein besonderer Symphatieträger. 
Dieser Vorkriegs-Rolls-Royce hat eine besondere Geschichte, denn er gehörte einst Margaret Rutherford, jener Schauspielerin, die in der Roller der Miss Marple weltberühmt wurde.

Allerdings gab es nicht nur auf dem OCR-Stand Fahrzeuge zu sehen, die für den Oldtimerfreund von Interesse waren. Direkt neben dem Oldtimerclub präsentierten sich einige historische Wohnwagen, ebenfalls ein spannendes Feld.
Eine Zeitreise in die 90er Jahre erlaubte auf dem Stand der Fordfreunde dieser wild gestylte Escort.

Ebensoviel Arbeit steckt wohl in diesem wilden Eigenbau, den das Autocrossteam präsentierte.

Zweitaktfans kommen bei der Autoschau nicht so leicht auf ihre Kosten. Neben einem Goggomobil und meiner Puch war nur noch dieser Framo zu sehen. Leider ist der DDR-Lastwagen in eher schlechtem Zustand und fristet seine Tage als Werbeträger einer lokalen Autowerkstatt. 
Trotz des recht windigen und kalten Wetters war die Autoschau auch dieses Jahr wieder ein Highlight im April. Ein schöner Termin und für mich dieses Jahr die Eröffnung der Oldtimersaison.






Freitag, 21. April 2017

bunt gemischte Kleinarbeiten

Manchmal muss man sich auch im all den Kleinkram kümmern, der sonst immer zugunsten der "wirklich wichtigen" Dinge liegen bleibt. Heute Abend habe ich das mal für mich erledigt.
Angefangen habe ich damit, den Winterroller aus der Garage meiner Eltern zu bergen. Dorthin hatte ich ihn ausgelagert, in der eigentlichen Rollerhölle war in den letzten Wochen ja doch arg viel Zeug rumgestanden. Bevor ich mich um den Zip gekümmert habe, ging es jedoch an eine alte Problembaustelle: Die Seitenverkleidung der Sfera.
Eigentlich wollte ich diese ja im Herbst noch neu lackieren, doch die Grundierung machte Ärger. Darum habe ich heute ein Experiment gestartet, das mir ein befreundeter Lackierer empfohlen hat. 

Seiner Meinung nach könnte das seltsame Kräuseln daher kommen, dass das Werkstück selbst mit irgendwas kontaminiert ist. Dann würde das mit jedem Lack passieren. Darum soll ich einfach mal mit einem anderen Lack einen Test starten. Gesagt getan und für den Fall das es funktioniert, habe ich es gleich ordentlich gemacht, also mit Schleifen. 
Danach kam ein Rest roter Lack auf das Seitenteil und dieses mitsamt Bierkiste an die Sonne zum trocknen. Da ich vom Endergebnis des Experiments leider keine Fotos habe (Akku war leer ...), greife ich hier vor: Es scheint nicht am Werkstück zu liegen, denn der rote Lack hielt. Als ich anschließend wieder Grundierung aufgetragen habe (direkt auf das rote Zeug), ging das Gekräusel sofort wieder los. Also ist die Grundierung wohl schlecht, das Zeug fliegt weg und es folgt demnächst ein neuer Anlauf mit neuer Grundierung.

Nach dem Lackexperiment habe ich den Zip in die Werkstatt gebracht. Eigentlich wollte ich den Roller ja behalten, aber ich brauche Platz, darum kommt er jetzt wohl doch in den Verkauf. Mit all den Anbauteilen ist das aber nicht gut, also stand ein Striptease auf dem Programm:


Obwohl er jetzt fast zwei Monate stand verlief die anschließende Testfahrt auf dem Feldweg recht überzeugend. Der Roller ist optisch nicht toll, aber er läuft sehr schön. Dafür sollte sich eigentlich ein Käufer finden lassen.
Das Topcase das im Winter auf dem Zip war, gehört ja eigentlich an die Pornoyacht. Diese musste es nur hergeben, weil der Gepäckträger ja eh kaputt war. Mitlerweile habe ich einen neuen bekommen und dieser wurde heute angepasst. 
Das Ding war nämlich nur das Grundgerüst eines Klappträgers. Mit ein paar Modifikationen nimmt es aber das Topcase schön auf. 
Damit war dann für heute Feierabend. Viel war es ja nicht, aber es waren Dinge die ich schon länger erledigen wollte. Insofern doch ein erfolgreicher Arbeitseinsatz in der Rollerhölle.







Mittwoch, 19. April 2017

Klingonenkreuzer: Wandlung vollzogen

Der Klingonenkreuzer sollte ja eigentlich schon vor den Osterferien fertig werden. Aber wie das so ist, es verzögerte sich. Heute waren aber endlich die letzten Teile da und ich konnte mich wieder an die Arbeit machen. 
Die Fahrversuche vor den Ferien hatten ja gezeigt, dass der Roller grundsätzlich schön läuft. Nur das Anfahrverhalten war noch stark verbesserungswürdig. Härtere Kupplungsfedern und eine leicht verstärkte Gegendruckfeder sollten das richten. 
Zunächst waren also Ausbau und Demontage der Kupplungs-Wandlereinheit notwendig.
In der Kupplung waren noch die Federn, die mit dem Touring mitgeliefert wurden. Den genauen Einkuppelpunkt dieser Federn kenne ich ehrlich gesagt nicht, er war jedenfalls für den Poliniauspuff zu niedrig. Darum habe ich direkt die härtesten Federn aus dem Nakuru-Set eingebaut. Diese haben eine Einkuppeldrehzahl von 2.000upm. 
Wie üblich wehrten sich die Federn ziemlich. Mit dem Schraubstocktrick (die Kupplung so einspannen, dass die Backen maximal zusammengedrückt werden) ging es dann aber recht gut. 
Die Anschließende Probefahrt zeigte, dass die Federn ein Volltreffer waren. Die Einkuppeldrehzahl liegt jetzt knapp über dem Idealwert, das kann so bleiben. Allerdings zog der Roller immer noch ungleichmäßig durch und begann am Berg zu ruckeln. Zeit sich den Wandler anzusehen.
Es kam das zum Vorschein womit ich gerechnet hatte: Ein völlig ausgewaschenes Steigwerk. Auf dem Foto sieht es noch halbwegs zivil aus, im Video wird aber deutlich wieweit das Teil verschlissen war.

Da ist nichts mehr zu retten, das Ding ist hinüber. Wieder zeigte sich, dass der Kauf des Schlachtrex eine gute Idee war. Dieser lieferte jetzt einen neuwertigen Wandler, den ich nur reinigen und neu einfetten musste. 
Zudem gab es gleich noch die verstärkte (10%) Kupplungsfeder. Diese (für mich neue) Ausführung von Polini kommt mit einem Satz Kunststoffringe die zwischen den Wandler und die Feder eingelegt werden. Damit soll die Feder besser gleiten und zudem wird der Andruck erhöht. Doch vor dem Test musste das Ganze zusammengebaut werden und jetzt war ich froh, dass ich mein ältestes, selbstgebautes Spezialwerkzeug noch habe: den Kupplungsdrücker für Automatikroller!
Das selten benutzte, hölzerne Relikt aus den Anfangstagen meiner Schrauberkarriere ersparte mir den zähen Ringkampf mit der 27kg-Feder. 

Mitlerweile gibt es solche Werkzeug fertig zu kaufen, ich bleibe aber bei meinem anachronistischen Bastelkunstwerk. 
Ebenso zufrieden wie mit dem Werkzeug war ich nach der Probefahrt mit dem Ergebnis der Arbeit. Der Roller zieht jetzt sauber und ohne zu ruckeln durch, läuft am Testberg stabil hoch und fährt sauber an. Sehr gut, das bleibt jetzt so und ich werde das Setup im Alltag erproben. 

Vorher müssen natürlich die Kofferträger wieder dran. Endlich, denn die Teile lagen jetzt doch ziemlich lange zerlegt in der Kiste. 
Zum Abschluss habe ich noch den Frontträger abgebaut. Dieser muss noch überarbeitet werden, was aber auch ohne den Roller geht. Darum hat der Neos jetzt auch an der Front eine Zweifarbenoptik. Sieht eigentlich nicht schlecht aus, vllt. lasse ich das so und tausche die linke Seitenbacke auch noch gegen ein schwarzes Teil. 










Montag, 17. April 2017

Tour: Roadtrip nach Karlsbad

Osterferien, das bedeutet ein langes Wochenende. Zeit die man gut mit Freunden verbringen kann um sich etwas Erholung zu verschaffen. Darum hatten Alexandra, Tobias und ich geplant an den Bodensee zu fahren. Doch der Wetterbericht für den Südwesten der Republik war eben wenig verlockend. Die Lösung für dieses Problem: Kurs in die entgegengesetzte Richtung, also nach Nordosten. Wir hatten ohnehin schon länger geplant einmal nach Tschechien, genauer gesagt nach Karlsbad (Karlovy Vary) zu fahren. Ein Plan der jetzt seine Umsetzung erlebt hat. 



Nun ist die Tschechische Republik eines jener Länder, die irgendwie unter dem Radar liegen. Zwar ist es hier in der Gegend durchaus üblich "mal in die Tschechei" zu fahren, aber eben meist nur wenige Kilometer hinter die Grenze um billige Zigaretten zu kaufen und günstig zum Essen zu gehen. Wie es in unserem östlichen Nachbarland wirklich aussieht wissen dabei die wenigstens. Ich war ja schon öfters dort unterwegs und abgesehen von einer leichten Sprachbarriere gibt es eigentlich keine Probleme damit. Die meisten Vorurteile die gegenüber diesem Land herumgeistern sind das, was Vorurteile meistens sind: Bei näherer Betrachtung unhaltbarer Blödsinn. 
Von Regensburg aus ist es über Cham und Furth im Wald gut eine Stunde gemütliche Fahrt bis an die Grenze. Auf der tscheschichen Seite windet sich dann die Nationalstraße 26 durch einen engen Talschnitt bis nach Horsovsky Tyn  (Bischofleinitz). Ort zweigt die N193 ab und bringt und kurze Zeit später zum kleinen Ort Borovice. Hier gibt es direkt neben der Straße eine alte verfallene Kirche. Eigentlich nichts besonderes, doch hier sind derzeit Renovierungsarbeiten im Gange. Damit kann das alte Gotteshaus durchaus als Symbol für den immer noch im Gang befindlichen Wiederaufbau des Landes dienen.
Eine verborgene Seenlandschaft, die wir durch Zufall entdeckten.
Von Borovice aus fahren wir, immer auf kleinen Nebenstrecken, weiter bis nach Konstantinovy Lazne (Konstantinsbad). Dies ist für uns der erste der berühmten böhmischen Badeorte die wir erreichen. Doch heute ist er nur eine Wegstation und wir fahren weiter. Irgendwo bei Touzim passiert dann das, was solchen Roadtrips stets zu einer besonderen Würze verhilft: Wir verfransen uns heillos auf kleinen Nebenstraße und entdecken durch Zufall ein kleines Seenland, das umgeben von Birkenwäldern wie die Szene aus einem Fantasyabenteuer wirkt. Wir halten an und erkunden das Gebiet zu Fuß. Es ist ein wunderschönes Fleckchen, wie von der Zeit vergessen und bis auf uns scheinbar menschenleer. Auf den extrem schlechten Straßen, die hier diesen Namen kaum verdienen, fahren wir langsam weiter und landen in einer Sackgasse. Die Straße endet plötzlich hinter einer Kurve an einem Zaun. Hinter dem Zaun stehen einige kleine Hütten und ein älterer Mann kommt um zu sehen wer sich hierher verirrt hat. Alexandra spricht glücklicherweise genug Tschechisch um sich mit ihm unterhalten zu können. Sie erfährt, dass er ein Torfstecher ist. Das uralte Handwerk, das in Deutschland wohl schon lange ausgestorben ist, lebt hier noch. Außerdem weißt er uns den Weg zurück auf die moderne Straße, die Nationalstraße 20, die uns zu unserem Tagesziel bringen wird.

Ankunft im Hüttendorf

Karlsbad liegt in einem tiefen Talschnitt. Der Fluß Eger hat sich hier durch das Gebirge gegraben und eine wunderschöne Landschaft geformt. Auf einem der umliegenden Berge, dem Veitsberg (Vitkova Hora) liegen ein Hotel und ein kleiner Campingplatz. Zu letzterem gehört auch ein Hüttendorf in dem wir zwei der kleinen Häuschen beziehen. Den Abend verbringen wir ruhig, grillen und steigen nach Einbruch der Dunkelheit auf den Gipfel des Veitsberges hinauf. Von dort sieht man die Lichter der Stadt. Ein würdiger Abschluss für einen schönen Reisetag.
Nächtlicher Blick über Karlsbad. Im Vordergrund das Grandhotel Pupp
 Der nächste Morgen beginnt so ruhig wie der Abend geendet hat. Alexandra schläft noch, während Tobias und ich mit dem Auto losfahren um die Stadt etwas zu erkunden und ein paar notwendige Dinge einzukaufen. Erst nach einem gemeinsamen Mittagessen auf dem Campingplatz fahren wir dann zu dritt in die Stadt um diese wirklich zu besichtigen.

Karlsbad zählt zu den schönsten Städten der Welt. Soviel steht für uns nach kurzer Zeit fest. Nicht nur weil es hier wunderschöne, alte Häuser zu sehen gibt. Über dem geschichtsträchtigen Kurort, über den wohl schon zu viel geschrieben wurde, liegt eine angenehme Atmosphäre. Die Stadt wirkt seltsam aus der Zeit gefallen und gleichzeitig überaus modern. Alles scheint hier eine Spur langsamer und menschlicher vor sich zu gehen. Kurz gesagt, es ist einfach ein überaus angenehmer Ort. Ich will darüber jetzt nicht zu viele Worte verlieren, sondern lasse einfach ein paar Bilder sprechen:



Es fällt uns wirklich ein bisschen schwer die Stadt zu verlassen und zum Campingplatz zurück zu kehren. Dort gibt es wieder einen entspannten Grillabend, noch verbessert durch guten Käse und Wein den wir in Karlsbad erstanden haben. 


Am Sonntagmorgen breche ich dann, leider ohne Begleitung, auf um nach Komotau (Chomutov) zu fahren. Dort habe ich mich zum Mittagessen mit dem Thum verabredet. Wir finden beide den vereinbarten Treffpunkt, den gut versteckten Bahnhof der alten Industriestadt und mache nuns auf die Suche nach einem Restaurant. Leider scheint der Ostersonntag hier ein allgemeiner Ruhetag zu sein und so tut sich nicht wirklich viel in der Stadt. Das einzige geöffnete Restaurant das wir finden ist ein liebenswürdiger, aber heruntergekommener Asiaimbiss nahe dem Bahnhof. Doch das hält uns nicht davon ab das Treffen zu genießen. Auch weil das Essen gut und billig sowie die Bedienung sehr nett (und hübsch) ist. 
Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass das thumsche Dreirad mit dem neuen Auspuff wirklich gut abgeht trennen wir uns und ich mache mich auf den Rückweg nach Karlsbad. Unterwegs klingelt mein Handy und Alex sagt, dass sie gerne am gleichen Abend nach Hause fahren würde. Die letzte Nacht in den unbeheizten Hütten war ihr wohl doch etwas zu kalt gewesen. Wir packen also unsere Sachen und machen uns auf den Heimweg.
Von Karlsbad aus fahren wir über Marienbad und Plana zur Grenze bei Tirschenreuth. Von dort aus geht es dann durch die nördliche Oberpfalz, vorbei an Weiden und Schwandort nach Regensburg zurück. So endet ein kleines aber sehr schönes Abenteuer nach drei Tagen und vielen Eindrücken. Sicher ist vor allem eines: Tschechien wir uns wieder sehen und Karlsbad ist ein sehr empfehlenswertes Reiseziel.