Montag, 17. April 2017

Tour: Roadtrip nach Karlsbad

Osterferien, das bedeutet ein langes Wochenende. Zeit die man gut mit Freunden verbringen kann um sich etwas Erholung zu verschaffen. Darum hatten Alexandra, Tobias und ich geplant an den Bodensee zu fahren. Doch der Wetterbericht für den Südwesten der Republik war eben wenig verlockend. Die Lösung für dieses Problem: Kurs in die entgegengesetzte Richtung, also nach Nordosten. Wir hatten ohnehin schon länger geplant einmal nach Tschechien, genauer gesagt nach Karlsbad (Karlovy Vary) zu fahren. Ein Plan der jetzt seine Umsetzung erlebt hat. 



Nun ist die Tschechische Republik eines jener Länder, die irgendwie unter dem Radar liegen. Zwar ist es hier in der Gegend durchaus üblich "mal in die Tschechei" zu fahren, aber eben meist nur wenige Kilometer hinter die Grenze um billige Zigaretten zu kaufen und günstig zum Essen zu gehen. Wie es in unserem östlichen Nachbarland wirklich aussieht wissen dabei die wenigstens. Ich war ja schon öfters dort unterwegs und abgesehen von einer leichten Sprachbarriere gibt es eigentlich keine Probleme damit. Die meisten Vorurteile die gegenüber diesem Land herumgeistern sind das, was Vorurteile meistens sind: Bei näherer Betrachtung unhaltbarer Blödsinn. 
Von Regensburg aus ist es über Cham und Furth im Wald gut eine Stunde gemütliche Fahrt bis an die Grenze. Auf der tscheschichen Seite windet sich dann die Nationalstraße 26 durch einen engen Talschnitt bis nach Horsovsky Tyn  (Bischofleinitz). Ort zweigt die N193 ab und bringt und kurze Zeit später zum kleinen Ort Borovice. Hier gibt es direkt neben der Straße eine alte verfallene Kirche. Eigentlich nichts besonderes, doch hier sind derzeit Renovierungsarbeiten im Gange. Damit kann das alte Gotteshaus durchaus als Symbol für den immer noch im Gang befindlichen Wiederaufbau des Landes dienen.
Eine verborgene Seenlandschaft, die wir durch Zufall entdeckten.
Von Borovice aus fahren wir, immer auf kleinen Nebenstrecken, weiter bis nach Konstantinovy Lazne (Konstantinsbad). Dies ist für uns der erste der berühmten böhmischen Badeorte die wir erreichen. Doch heute ist er nur eine Wegstation und wir fahren weiter. Irgendwo bei Touzim passiert dann das, was solchen Roadtrips stets zu einer besonderen Würze verhilft: Wir verfransen uns heillos auf kleinen Nebenstraße und entdecken durch Zufall ein kleines Seenland, das umgeben von Birkenwäldern wie die Szene aus einem Fantasyabenteuer wirkt. Wir halten an und erkunden das Gebiet zu Fuß. Es ist ein wunderschönes Fleckchen, wie von der Zeit vergessen und bis auf uns scheinbar menschenleer. Auf den extrem schlechten Straßen, die hier diesen Namen kaum verdienen, fahren wir langsam weiter und landen in einer Sackgasse. Die Straße endet plötzlich hinter einer Kurve an einem Zaun. Hinter dem Zaun stehen einige kleine Hütten und ein älterer Mann kommt um zu sehen wer sich hierher verirrt hat. Alexandra spricht glücklicherweise genug Tschechisch um sich mit ihm unterhalten zu können. Sie erfährt, dass er ein Torfstecher ist. Das uralte Handwerk, das in Deutschland wohl schon lange ausgestorben ist, lebt hier noch. Außerdem weißt er uns den Weg zurück auf die moderne Straße, die Nationalstraße 20, die uns zu unserem Tagesziel bringen wird.

Ankunft im Hüttendorf

Karlsbad liegt in einem tiefen Talschnitt. Der Fluß Eger hat sich hier durch das Gebirge gegraben und eine wunderschöne Landschaft geformt. Auf einem der umliegenden Berge, dem Veitsberg (Vitkova Hora) liegen ein Hotel und ein kleiner Campingplatz. Zu letzterem gehört auch ein Hüttendorf in dem wir zwei der kleinen Häuschen beziehen. Den Abend verbringen wir ruhig, grillen und steigen nach Einbruch der Dunkelheit auf den Gipfel des Veitsberges hinauf. Von dort sieht man die Lichter der Stadt. Ein würdiger Abschluss für einen schönen Reisetag.
Nächtlicher Blick über Karlsbad. Im Vordergrund das Grandhotel Pupp
 Der nächste Morgen beginnt so ruhig wie der Abend geendet hat. Alexandra schläft noch, während Tobias und ich mit dem Auto losfahren um die Stadt etwas zu erkunden und ein paar notwendige Dinge einzukaufen. Erst nach einem gemeinsamen Mittagessen auf dem Campingplatz fahren wir dann zu dritt in die Stadt um diese wirklich zu besichtigen.

Karlsbad zählt zu den schönsten Städten der Welt. Soviel steht für uns nach kurzer Zeit fest. Nicht nur weil es hier wunderschöne, alte Häuser zu sehen gibt. Über dem geschichtsträchtigen Kurort, über den wohl schon zu viel geschrieben wurde, liegt eine angenehme Atmosphäre. Die Stadt wirkt seltsam aus der Zeit gefallen und gleichzeitig überaus modern. Alles scheint hier eine Spur langsamer und menschlicher vor sich zu gehen. Kurz gesagt, es ist einfach ein überaus angenehmer Ort. Ich will darüber jetzt nicht zu viele Worte verlieren, sondern lasse einfach ein paar Bilder sprechen:



Es fällt uns wirklich ein bisschen schwer die Stadt zu verlassen und zum Campingplatz zurück zu kehren. Dort gibt es wieder einen entspannten Grillabend, noch verbessert durch guten Käse und Wein den wir in Karlsbad erstanden haben. 


Am Sonntagmorgen breche ich dann, leider ohne Begleitung, auf um nach Komotau (Chomutov) zu fahren. Dort habe ich mich zum Mittagessen mit dem Thum verabredet. Wir finden beide den vereinbarten Treffpunkt, den gut versteckten Bahnhof der alten Industriestadt und mache nuns auf die Suche nach einem Restaurant. Leider scheint der Ostersonntag hier ein allgemeiner Ruhetag zu sein und so tut sich nicht wirklich viel in der Stadt. Das einzige geöffnete Restaurant das wir finden ist ein liebenswürdiger, aber heruntergekommener Asiaimbiss nahe dem Bahnhof. Doch das hält uns nicht davon ab das Treffen zu genießen. Auch weil das Essen gut und billig sowie die Bedienung sehr nett (und hübsch) ist. 
Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass das thumsche Dreirad mit dem neuen Auspuff wirklich gut abgeht trennen wir uns und ich mache mich auf den Rückweg nach Karlsbad. Unterwegs klingelt mein Handy und Alex sagt, dass sie gerne am gleichen Abend nach Hause fahren würde. Die letzte Nacht in den unbeheizten Hütten war ihr wohl doch etwas zu kalt gewesen. Wir packen also unsere Sachen und machen uns auf den Heimweg.
Von Karlsbad aus fahren wir über Marienbad und Plana zur Grenze bei Tirschenreuth. Von dort aus geht es dann durch die nördliche Oberpfalz, vorbei an Weiden und Schwandort nach Regensburg zurück. So endet ein kleines aber sehr schönes Abenteuer nach drei Tagen und vielen Eindrücken. Sicher ist vor allem eines: Tschechien wir uns wieder sehen und Karlsbad ist ein sehr empfehlenswertes Reiseziel.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.