Freitag, 14. September 2018

Fahrzeugportrait: Beeline Tapo

Es gibt in der Rollerwelt Modelle, die immer wieder unter anderem Namen auftauchen. Bekanntestes Beispiel sind wohl die Roller von Standardmotors aus Taiwan, die in den 1990er Jahren unter zahlreichen Bezeichnungen verkauft wurden oder natürlich die Schwesterbaureihen von Yamaha und MBK. Sehr viel seltener ist hingegen, das ein Modellname von mehreren Marken genutzt wird, wie es beim Tapo der Fall ist.
Den Modellnamen Tapo verbinden viele Rollerfreunde mit der Marke Daelim, die ihn über einen langen Zeitraum hinweg für verschiedene Generationen simpler aber robuster Gebrauchsroller verwendete. Heute ziert dieser Namen jedoch einen Roller der Marke Beeline, die genau wie Daelim von der Hans Leeb GmbH vertrieben wird. Neben dem Grundmodell Tapo gibt es den Tapo RS, einen technisch identischen, optisch jedoch etwas sportlicher aufgemachten Ableger, der wohl primär jugendliche Fahrer ansprechen möchte und vor allem durch "Kriegsbemalung" und einen sportlich aussehenden Auspuff auffällt.

Grundsätzliches zum Beeline Tapo
Wie schon bei Daelim steht der Name Tapo bei Beeline für einen Gebrauchsroller ohne besonders herrausragende Merkmale. Es handelt sich um einen simpel gemachten, auf Nutzwert ausgelegten Chinaroller der etwas gehobenen Qualitätsstufe. Verarbeitung und Bauqualität sind deutlich besser als bei den ganz billigen Baumarktrollern, erreichen jedoch nicht das Niveau der bekannten Marken aus Europa und Japan. Als klassischer Gebrauchsroller weist der Tapo Merkmale wie ein tiefliegendes, flaches Trittbrett, ein großes Helmfach und ein offenes Ablagefach in der Frontverkleidung auf. Seine Bedienung ist logisch und die Instrumentierung sparsam aber gut ablesbar und für den Alltagsbetrieb völlig ausreichend.


Motor und Fahrwerk
Angetrieben wird der Beeline Tapo von einem luftgekühlten Zweitaktmotor nach dem typischen Baumuster zweitaktender Chinaroller. Es handelt sich um eine Abart bzw. Weiterentwicklung des Minarelli-Lizenzmotors von CPI. Ein bekannt robuster, wenn auch eher schwachbrüstiger und lautstarker Antrieb. Für den relativ leichten Tapo (Leergewicht 83kg) ist die Leistung aber ausreichend. Die werksseitige Abstimmung des Antriebs ist recht gelungen und lässt den Roller sauber und gleichmäßig beschleunigen sowie relativ gut bergauf ziehen.
Das Fahrgestell des Tapo besteht aus einem konventionellen Rohrrahmen mit Telegabel vorne und einem Einzelfederbein hinten. Die Fahrwerksabstimmung des Rollers ist deutlich auf hohe Zuladung und Nutzwert abgestimmt und weniger auf Komfort. Der Tapo neigt zu einem unkritischen, für ungeübte Fahrer aber erschreckenden, Pendeln um die Hochachse, zudem neigen Gabel und Federbein zum heftigen Durchschlagen auf Bodenwellen. Die ebenfalls klassentypische Bremsanlage mit einer Scheibenbremse vorne und einer Trommelbremse hinten ist ausreichend und gut dosierbar, lässt jedoch beim sportlich angehauchten Tapo RS die erwünschte Aggressivität und den klaren Druckpunkt vermissen.

Fahrverhalten
Das Fahrverhalten des Beeline Tapo ist typisch für Roller seiner Klasse und Bauweise. Es ist durchschnittlich, ohne sportliche Ambitionen und in den meisten Situationen absolut sicher beherrschbar. Dies macht ihn grundsätzlich zu einer guten Wahl für Anfänger und unsichere Fahrer und zu einem unaufgeregten Alltagsbegleiter. Die Reifen der Dimension 120/70-12, die ungewöhnlicherweise auf beiden Rädern zum Einsatz kommen, sind ausreichend breit um nicht jeder Spurrinne nachzulaufen und ein Einhacken in Trambahnschienen zu verhindern, zudem ist die Größe von zwölf Zoll ein guter Kompromiss zwischen Handlichkeit und gutem Geradeauslauf. Bei letzterem kann der Tapo angenehm überraschen. Trotz einer unangenehmen Neigung zum Pendeln läuft er sehr gut geradeaus, freihändiges Fahren ist grundsätzlich problemlos möglich, wenn auch wenig empfehlenswert.

Alltagstauglichkeit/Ausstattung
Das Helmfach des Tapo ist relativ gut nutzbar und der werksseitig montierte Spoiler kann als Montagepunkt für ein Topcase genutzt, oder durch einen Gepäckträger ersetzt werden, zudem gibt es ein offenes Ablagefach in der Front für Kleinkram. Insofern ist er Alltagsnutzen des Rollers gut, leider fehlt ab Werk ein Seitenständer, dafür ist im Originalzubehör ein stabiles Windschild erhältlich, was leider nur bei wenigen Chinarollern der Fall ist.
Cockpit des Beeline Tapo, über dem Tacho (etwa auf Höhe der 45km/h Marke) sitzt die Ölwarnleuchte früher Modelle.
Im Cockpit erhält der Fahrer alle notwendigen Informationen. Der große Tacho mit hellem Ziffernblatt ist gut ablesbar und fast spiegelfrei. Drei gut sichtbare Kontrolleuchten informieren über Blinker und Fernlicht. Die Warnlampe für den Ölvorrat ist bei älteren Modellen leider arg klein geraten und unglücklich positioniert, was im Zuge der Modellpflege jedoch geändert wurde. Positiv ist hingegen der breite, auch mit Handschuhen gut bedienbare Lichtschalter am linken Lenkerende sowie der Blinkerschalter mit automatischer Rückstellung. Eine Kuriosität stellt der Killschalter für den Motor am rechten Lenkerende dar. 
Der Killschalter über dem Anlasserknopf ist eine Kuriosität.
Er ist bei einem Automatikroller ungewöhnlich und eigentlich sinnlos, kann höchsten als zusätzlicher, schwacher Diebstahlschutz dienen. Er befriedigt, insbesondere beim Sportmodell RS, eher den Spieltrieb als den praktischen Nutzen. Diesem kommt eher der relativ leichtgängige Hauptständer zu gute, genau wie der gut platzierte und solide Kickstarter.
Etwas unglücklich ist der Tankstutzen platziert. Dieser ist, wie bei vielen chinesischen Rollern, hinter dem Sitzbankende in die Verkleidung eingelassen. Er ist bei montiertem Topcase schlecht zugänglich und zudem etwas fummelig zu bedienen. 
Der große, weit und breit Leuchtende Scheinwerfer sowie das LED-Rücklicht und gut sichtbare, helle Blinker dienen ebenso der der Sicherheit wie große Spiegel an langen Auslegern.

Fazit
Der Beeline Tapo wird seinem Daelim-Ahnen insofern gerecht, als er wie dieser ein unaufgeregter Alltagsroller zum günstigen Preis ist. Er ist eines jener Fahrzeuge, mit denen jemand glücklich werden kann, der einen robusten und unaufgeregten Gebrauchsroller sucht. Kein Fahrzeug für Enthusiasten, sondern vielmehr für Nutzanwender.  

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