theoretische Überlegungen zu einem Reiseroller (50er-Klasse)

Mein vor kurzem veröffentlichter Blogpost zum Thema Reichweitenermittlung hat in einigen Kreisen für eine interessante Diskussion gesorgt, nämlich über die grundsätzliche Eignung von Fuffirollern für Touren. Dazu ist ganz allgemein anzumerken, dass man grundsätzlich mit jedem 50er Roller auch größere Strecken zurücklegen kann, einen ordentlichen technischen Allgemeinzustand vorrausgesetzt. Im Prinzip gilt das natürlich auch für alle klassischen Mopeds und Mofas, der Einfachheit halber soll es hier aber nur um Roller gehen.
In der Praxis gibt es natürlich verschiedene Faktoren, die dazu geeignet sind, die Tauglichkeit eines bestimmten Rollers für Touren zu beschränken. Darum soll es bei den hier angestellten, rein theoretischen und allgemeinen, Überlegungen gehen. Dies ist auch nicht als Anleitung zur Auswahl des ultimativen Reiserollers gedacht, denn diesen kann es allgemein nicht geben, es gibt immer nur einen Roller, der für den jeweiligen Benutzer optimal ist. 

allgemeine technische Eignung
Es ist simpel aber elementar: Nur ein zuverlässiger Roller taugt als Tourer. Wie diese Zuverlässigkeit erreicht wird ist dabei nebensächlich, natürlich kann man sich, die nötige Geduld und das nötige Wissen vorrausgesetzt, auch aus einer völligen Ruine einen tauglichen Roller aufbauen. Doch ist dies für die meisten Touren fahrer nicht zweckmäßig. Als Basisfahrzeug sollte also ein Roller gewählt werden, der sich in gutem Zustand befindet.Idealerweise ist dies ein Neufahrzeug oder ein gebrauchtes Fahrzeug mit nachvollziehbarer Wartungshistorie und möglichst geringer Laufleistung (siehe hierzu auch meine allgemeine Kaufberatung). 

Zur grundlegenden Eingeschaft der Zuverlässigkeit kommen Nebeneigenschaften wie gutes Licht und leistungsfähige Bremsen. Gerade bei den ganz kleinen Rollern gibt es nachwievor ettliche Modelle, deren Beleuchtung für Nachtfahrten auf unbeleuchteten Überlandstrecken völlig ungenügend ist. Zudem ist ein Roller, der mehr als einen Scheinwerfer für Fahrlicht aufweist deutlich sicherer bei Nachtfahrten. Denn es gibt noch eine gewisse Restfunktion falls einer der Scheinwerfer ausfallen sollte. Gleiches gilt auch für die Bremsen, denn diese müssen bei einer Tour ja nicht nur den Roller und seinen Fahrer, sondern auch das Gepäck zum Stehen bringen können. Vollbremsungen mit vollständig ausgereizter Zuladung sind aber nicht bei allen Typen von 50er-Rollern wirklich sicher zu bewerkstelligen.

massenhafte Verbreitung bevorzugt
Gerade wenn ein Roller zum Reisen in entlegenere Gegenden der Welt genutzt werden soll, ist es ein Vorteil, wenn es sich um ein häufiges Fahrzeugmodell handelt. Gerade bei den 50er Rollern gibt es eine Vielzahl von interessanten Modellen die in relativ geringer Stückzahl für einen begrenzten Markt produziert wurden bzw. werden. Solche Roller sind nicht zwangsläufig untauglich zum Tourenfahren, jedoch oft mit Vorsicht zu genießen. Denn was hilft ein Roller, für den es im Pannenfall keine Ersatzteile gibt? Hier sind die Fahrzeuge der bekannten italienischen und asiatischen Werke im Vorteil. Insbesondere die großen japanischen und südkoreanischen Werke sind in fast jedem Land vertreten und Ersatzteile für die Fahrzeuge zwar oft relativ teuer aber problemlos verfügbar.  

dem Alter den Vortritt lassen
Moderne Roller, auch in der 50er Klasse, sind oft mit allerlei Hightech ausgerüstet. Moderne Sicherheits- und Komfortfeatures wie ABS und digitale Cockpitsysteme sind schön und gut, genau wie moderne Motoren mit Benzineinspritzung eben auch sehr sparsam und leise laufen. Sie sind jedoch im Schadensfall ohne Spezialausrüstung und -wissen kaum zu reparieren. Ein älteres, technisch einfacheres Fahrzeug kann auf Tour daher im Vorteil sein. Gerade wenn das Reiseziel in einer Gegend liegt, in die der technische Fortschritt seinen Weg noch nicht in dem Umfang gefunden hat, in dem wir es in Westeuropa gewöhnt sind. 

einer bekannten Größe vertrauen
Der beste Tourenroller ist ein im Alltag erprobtes Fahrzeug. Angesichts dieses Erfahrungswertes ist es hilfreich, wenn ein vertrautes Fahrzeug auf Tour gefahren wird. Wer also schon einen Roller besitzt, der sich im Alltatg als zuverlässig und tauglich bewährt hat, dann spricht nichts dagegen dieses Fahrzeug als Tourer zu nutzen. Ganz im Gegenteil ist es sogar ausgesprochen klug so zu verfahren, denn Fahrverhalten und eventuelle Schwächen des Rollers sind dann aus dem Alltagsgebrauch bekannt und können beachtet werden.
Tragfähigkeit
Die Überlegungen zu den Bremsen, bzw. deren ausreichender Wirksamkeit bei voller Beladung, führen natürlich direkt zur Zuladung. Nicht bei allen 50ern ist diese für eine größere Tour, sprich die Mitnahme von viel Gepäck, wirklich ausreichend. Soll ein Roller speziell als Reiseroller angeschafft werden, so ist dies ein Faktor der vorher bedacht werden muss. Die simple Formel zulassiges Gesamtgewicht - Leergewicht + Fahrergewicht ergeben die erlaubte Zuladung an Gepäck. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass diese Zuladung in der Regel deutlich über dem liegt, was werksmäßig bzw. im Zubehör angebotene Gepäckträger tragen dürfen. Die Verfügbarkeit ausreichend solider Gepäckträgerm bzw. deren Eigenbau muss also ebenfalls bedacht werden.

Reichweite
Grundsätzlich ist bei einen Tourenroller eine möglichst große Reichweite wünschenswert. Hierbei ist die Kombination aus dem größtmöglichen Tank mit dem geringstmöglichen Verbrauch ideal. Problematisch ist nur, dass die Verbrauchsangaben der Fahrzeughersteller in der Regel stark von dem abweichen, was in der Praxis tatsächlich zu erreichen ist.

Fahrkomfort
Ein oft übersehener aber sehr wichtiger Faktor ist, dass der Roller für Touren bequem zu fahren sein muss. Es bringt nichts, wenn man nach einigen Kilometern mit mürbe geschüttelten Knochen vom Roller steigt und das Fahrzeug in den finstersten Höllenschlund hinab wünscht. Dabei ist das Problem jedoch, dass Bequemlichkeit nichts ist was sich in absoluten Werten darstellen lässt. Jeder Mensch empfindet anders und natürlich spielt auch der jeweilie Körperbau eine Rolle. Viele 50er Roller sind relativ klein und "passen" großen Menschen nicht sonderlich gut. Auch dies gilt es zu beachten, denn nur wenn ein Roller über längere Zeit ermüdungsfrei zu fahren ist, ist er auch ein sicheres Fahrzeug für eine Reise.

abschließend
Einen "ultimativ besten Tourenroller" gibt es nicht, soviel ist klar. Egal ob bei den 50ern oder in den größeren Klassen. Denn natürlich spielen der individuelle Geschmack und spezielle Anforderungen eine wesentliche Rolle wenn es um die Auswahl des Fahrzeugs geht. Ich hoffe jedoch, dass die vorstehenden Überlegungen dem Einen oder Anderen bei der Entscheidungsfindung helfen können und wünsche viel Spaß beim Reisen und allzeit gute Fahrt! 

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