Montag, 29. Februar 2016

Schraubertipps: Schützenhilfe im Papierkrieg

An dieser Stelle möchte ich auf einige Emails antworten, die ich immer wieder bekomme. Eine der wichtigsten Fragen die mich auf diesem Weg erreichen ist, ob ich mit Kopien von Fahrzeugpapieren unterschiedlichster Typen aushelfen könne. Solche Anfragen beantworte ich immer mit dem Hinweis, dass die Kopie einer Betriebserlaubnis nichts nützt, da sie von den Prüforganisationen nicht anerkannt wird. Allerdings füge ich normalerweise die Nummer der gewünschten Betriebserlaubnis der Antwort bei, denn mit dieser kann der jeweilige Prüfer normalerweise die ABE leicht aus dem Computerarchiv anfordern. Allerdings habe ich natürlich nicht zu jedem jemal produzierten Roller eine Betriebserlaubniskopie herumliegen, über die Jahren haben sich aber dennoch ettliche angesammelt. 

Darum habe ich beschlossen, das Archiv nach den ABE-Nummern zu durchforsten und eine Liste von Betriebserlaubnissen aufzustellen, die ich "auf Lager" habe. Diese Liste werde ich in unregelmäßigen Abständen aktuallisieren. Ihr könnt sie ab sofort hier als PDF herunterladen. Wenn die ABE-Nummer alleine einmal nicht weiterhilft, kann ich gerne weitere Informationen aus einer ABE heraussuchen. Dinge wie Motortypen und zugelassene Vergaser usw. kann ich gerne mitteilen wenn es euch hilft. 


Sollte der Downloadlink einmal nicht funktionieren, lasst es mich bitte über die Kommentarfunktion oder per Email wissen, danke!

Sonntag, 28. Februar 2016

Schraubertipps: Zustandsbewertung eines Rollers (allgemein)

Eine Frage, mit der ich immer wieder von Bloglesern und Rollerfahrern im Allgemeinen konfrontiert werde lautet: "Wie beurteilt man eigentlich den Zustand eines Rollers?" Diese Frage ist natürlich nicht nur dann interessant, wenn man plant ein Fahrzeug zu kaufen und es darum besichtigt, sondern auch bei einem Roller den man bereits im Besitz hat. Zur gewissenhaften Wartung eines Fahrzeugs gehört ja auch, dass man dessen Allgemeinzustand im Auge behält.
Dieser Artikel soll dazu einige Tipps liefern, kann und will aber natürlich nicht abschließend sein.  Modellspezifische Schwachpunkte und den jeweiligen Betriebsumständen geschuldete Besonderheiten sollten natürlich immer gesondert beachtet werden.

Begonnen wird die Bestandsaufnahme mit einer ersten Sichtprüfung des Fahrzeugs. Hierbei sollte das Augenmerk vor allem auf offensichtlichen Beschädigungen und Fehlteilen liegen. 


Auch ein Roller der auf den ersten Blick einen ordentlichen Eindruck macht, so wie der hier gezeigte Zip, kann durchaus versteckte Schäden aufweisen. In diesem Falle ist das Helmfach völlig verwüstet. Helmwanne und Serviceklappe sind zerbrochen. Kein sicherheitsrelevantes Problem, aber ein nerviges. Kleinteile können so verloren gehen und Schmutz und Wasser kann in das Staufach eindringen. 


Ausserdem ist das zerschlagene Plastikteile natürlich ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Roller ein eher hartes Leben geführt hat bzw. der Besitzer ziemlich grob mit ihm umgegangen ist. Beim Gebrauchtkauf sollte dieser Umstand durchaus beachtet werden und kann ggf. als Hilfsmittel bei Preisverhandlungen dienen.
Nach der oberflächlichen Sichtkontrolle folgt, wenn es sich um ein fahrbereites Fahrzeug handelt, eine Probefahrt. Hierbei sollte nicht nur auf ungewöhnliche Geräusche und das allgemeine Fahrverhalten des Rollers (Spurtreue, Bremskraft ect.) geachtet werden, sondern auch alle elektrischen Systeme getestet werden. Insbesondere Fernlicht und Hupe führen bei vielen Fuffirollern ein Schattendasein und werden nur selten benutzt, ein Defekt fällt daher oft erst auf, wenn das jeweilige System wirklich gebraucht wird. 

Ein Bauteil das ebenfalls oft unbeachtet bleibt ist der Rahmen. Dabei ist er eigentlich das wichtigste Einzelteil des gesamten Rollers. Ohne Rahmen kein Roller, so einfach ist es. Ab Werk sind Rollerrahmen fast immer pulverbeschichtet. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass es eine besonders robuste Beschichtung erzeugt, der Nachteil ist, dass die aufgetragene Kunststoffschicht dazu neigt im Alter zu reißen und von Wasser unterkrochen wird. Gerade Roller die häufig bei schlechter Witterung gefahren wurden sind darum sehr rostgefährdet. Der Bereich unter dem Trittbrett und der so genannte "Rahmenknoten", also das Teil, welches den Motor aufnimmt, sind hier sehr gefährdet.

Bei unserem Zip ist, ungewöhnlich genug für einen 90er Jahre Piaggioroller, hier alles in Ordnung. lediglich die Haltestreben für das Trittbrett zeigen leichte, oberflächlichen Rostbefall. Hier sollte mit einem weich bleibenden Rostschutzmittel, etwa einem Hohlraumwachs, einem weiteren Rostbefall vorgebeugt werden. 


Auf diese Weise untersucht, zeigt sich der Zip, über den ich zunächst nichts wusste, als relativ gut erhaltener, gebrauchter Roller. Er benötigt lediglich die fällige Wartung sowie etwas Rostschutz und eine neue Tachowelle. Das zerstörte Helmfach kann durch ein günstiges Gebrauchtteil ersetzt werden. 
Der Arbeitszeitaufwand für die hier beschriebene Begutachtung liegt bei etwa einer Stunde. 



Besonderer Dank geht an Steffan, der den Zip für die Fotos bereitgestellt hat. 






Donnerstag, 25. Februar 2016

Fahrzeugportrait: TGB / Pegasus Sky



Sky 50 der ersten Generation mit zwei runden Scheinwerfern.

Sky 25 der zweiten Generation mit modernisierter Front. Unterscheidungsmerkmal zum Sky 50: keine Fußrasten und kurze Sitzbank.

Die Heckpartie wurde über die Generationen hinweg nicht grundlegend geändert.

Grundsätzliches zum Sky
Der bei uns als Pegasus Sky bekannte Roller, hört ursprünglich eigentlich auf den etwas kryptischen Namen TGB RFC-5Y. Der Hersteller, TGB (Taiwan Golden Bee) ist ein Traditionsunternehmen aus Taiwan. Die Firma begann mit dem Lizenzbau von Vespas und ist heute einer der größten Zweirad- und Teileproduzenten in Taiwan. TGB ist unter anderem auch als Zulieferer für Piaggio tätig.

Der Sky ist eine Eigenentwicklung von TGB aus den späten 1980er Jahren. Nach Deutschland kam das Modell, importiert von der ZEG, erstmals Anfang der 1990er Jahre. Es folgten diverse Generationen, bis der Import von TGB-Fahrzeugen an die Leebgruppe überging, diese stellte den Import des Sky ein. Neufahrzeuge sind daher in Deutschland nicht mehr erhältlich. Der Sky ähnelt in seinem Grundkonzept Rollern wie dem Piaggio TPH und dem Beta Ark. Er versteht sich als robuster und zuverlässiger, jedoch wenig komfortabler Nutzroller. Wird er in dieser Rolle eingesetzt, kann er seine Stärken voll ausspielen.

Dem Sky 50 stand mehr oder weniger zeitlebens der Sky 25 zur Seite. Hierbei handelt es sich um eine technisch identische, jedoch bereits ab Werk auf 25km/h begrenzte, einsitzige und leistungsreduzierte Version. Eine Umrüstung des Sky 25 auf 50/45km/h ist werksseitig nicht vorgesehen und nicht freigegeben. Sie ist jedoch möglich und kann auch im Einzelverfahren von einem Prüfer abgenommen werden. Die Drosselung des Sky 25 besteht aus einem stark reduzierten Auspuff, einem breiteren Distanzring als bei der 50/45km/h-Version sowie einer gedrosselten CDI. Zum Umbau des Sky 25 zum 50er müssen der Auspuff und der Distanzring sowie die CDI durch die Teile der 50/45km/h-Version ersetzt werden. Sitzbank und Soziusfußrasten der 50/45km/h-Version passen 1:1 an den Mofaroller. Es ist jedoch anzumerken, dass ein solcher Umbau in den meisten Fällen wirtschaftlich nicht sinnvoll ist.


Motor und Antrieb
Der Motor des Sky ist ein modifizerter Lizenzbau des weniger verbreiteten Motors von Franco Morini. Es handelt sich um einen luftgekühlten, einzylindrigen Zweitaktmotor mit Membraneinlass und CDI-Zündung. Der Motor mobilisiert 3,4kw aus 49ccm. Zur Gemischaufbereitung dienten über die gesamte Bauzeit überwiegend Vergaser des Herstellers Mikuni. Vergaser anderer Hersteller kommen jedoch vor und sind entsprechend in der Betriebserlaubnis vermerkt.
Der Motor ist auf Drehmoment und nicht auf Drehzahl ausgelegt und der Antrieb entsprechend abgestimmt. Diese Eigenschaft wird (nachträglichen) Mofaumbauten bisweilen zum Verhängnis, da der Motor gegen hohe Dauerdrehzahlen wenig resistent ist. Sinnig behandelt, ordentlich gewartete und nicht verbastelte Exemplare sind dafür bekannt, auch sechsstellige Laufleistungen erreichen zu können. Tuner sollten beachten, dass die Kurbelwelle des Motors nur eine sehr schwache Pleuellagerung hat. Hubraumsteigerungen überlebt die Serienkurbelwelle meist nicht sonderlich lange.

Der Antrieb, bestehend aus dem üblichen stufenlosen Automatikgetriebe, ist ab Werk sauber abgestimmt. So ist der Roller ausreichend spurtstark, um im Stadtverkehr mithalten zu können. Lediglich die 45-km/h-Ausführung fällt hier unter Klassenstandard zurück, was jedoch der rabiaten Drosselung geschuldet ist.



Fahrwerk und Bremsen
Das Fahrwerk des Sky weißt keine nennenswerten Besonderheiten auf. Es besteht aus einem soliden Stahlrohrrahmen mit Telegabel vorne und Treibsatzschwinge hinten. Die Federelemente des Sky sind relativ weich und für Fahrten mit hoher Zuladung konzipiert. Mit nur einer, leichten Person besetzt neigt der Sky zum Schaukeln. Positiv ist die weiche Federung allenfalls auf schlechten Straßen oder unbefestigtem Untergrund. Die große Bodenfreiheit hilft beim Überwinden von Bordsteinen und bei kleineren Ausflügen ins Gelände.
Die Bremsen des Sky sind, von ganz frühen Versionen mit zwei Trommelbremsen abgesehen, klassenüblich. Scheibenbremse vorne, Trommelbremse hinten. Die Wirkung beider Stopper ist eher rustikal. Wenig Gefühl, hohe Handkraft, dafür aber ausreichende Wirkung. Novizen sollten mit der Vorderradbremse vorsichtig umgehen, da diese zum schlagartigen Überbremsen neigt.


Fahrverhalten
Der Sky ist das, was man ein Geradeauseisen nennt. Kurven mag er nicht und verlangt vom Fahrer beherztes Zupacken in Wechselkurven. Das weiche Fahrwerk und der relativ lange Radstand sorgen zudem für wenig Vertrauen in Schräglage. Anfänger kostet es sehr viel Überwindung, die eigentlich reichliche, Schräglagenfreiheit des Sky voll zu nutzen. Gripabriss an der Reifenkante braucht dabei niemand zu fürchten. Die langen Ausleger des Hauptständers, kratzen ausreichend früh auf dem Asphalt und verhindern, dass es der Fahrer übertreibt.
Im Grenzbereich gibt sich der Sky gutmütig und kann auch von unerfahrenen Fahrern in gefährlichen Situationen gut beherrscht werden.


Der Pegasus Sky im Alltag
Im harten Alltagseinsatz zeigen sich die Stärken des Sky. Angefangen von den langen Auslegern des Hauptständers, die das Aufbocken erleichtern, bis hin zum stets serienmäßig verbauten, sehr soliden Gepäckträger und dem bei späten Modellen serienmäßigen Seitenständer. Das Gesamtkonzept des Sky ist durchdacht und auf hohen Nutzwert ausgelegt.

Der große und gut befüllbare Tank ermöglicht trotz des relativ hohen Verbrauchs von knapp 4L/100km ordentliche Reichweiten. Ein großes Rücklicht und gut sichtbar angebrachte Blinker sorgen für Sicherheit. Spätere Modelle verfügten sogar über eine Warnblinkanlage! Das Helmfach unterm Sitz schluckt einen kleineren Integralhelm oder viel Krimskrams. Die Einkaufstasche hat ihren eigenen Haken am Beinschild. Zudem lässt sich gut ein großes Topcase montieren.

Dem gegenüber steht die, speziell für größere Personen, unbequeme Sitzhaltung auf dem dünnen Polster. Das hoch gelegene Trittbrett zwingt die Beine in einen unangenehmen Winkel. Mit Sozius muss der Fahrer sehr nah an den Lenker rutschen. Für Verwirrung (und hupende Autofahrer) kann der weit voreilende Tacho sorgen. Zeigt er knapp 65km/h an bewegt sich der Sky mit 50km/h völlig legal durch die Stadt!
Der Scheinwerfer der ersten Generation, der zwei kleine Rundscheinwerfer simuliert, jedoch nur eine funzelige Biluxbirne beherbergt, ist schlecht. Nachtfahrten auf unbeleuchteten Landstraßen werden damit zum riskanten Abenteuer. Der große, tiefer liegende Scheinwerfer des Sky II hat zwar ebenfalls nur eine Biluxlampe, ist jedoch deutlich heller und strahlt breiter und weiter. Er ist die klar bessere Wahl und lässt sich, wenn man die komplette Frontverkleidung übernimmt, problemlos an älteren Sky nachrüsten. 

Die ZEG bot für den Sky im Zubehör einige nützliche Dinge an. Darunter ein sehr gutes Windschild mit integrierten Handschützern. Außerdem gab es einen abnehmbaren Einkaufskorb, der anstelle eines Topcase, auf dem Gepäckträger montiert wird. Ebenso nützlich ist der, zum Bordwerkzeug gehörende Trichter zum Einfüllen von Öl in den Mischöltank.
Bei den Wartungskosten zeigt sich der Sky freundlich. Mechanikerfreundlich vor allem. Seine Karosserie besteht aus wenigen, leicht abnehmbaren Segmenten und es dauert, für geübte Hände, kaum fünf Minuten ihn vollständig zu entkleiden. Dann liegen alle Komponenten offen da und der Roller kann leicht gewartet und repariert werden. Schraubernovizen dürften jedoch Probleme damit haben den Heckpanzer abzunehmen, dieser ist mit sehr vielen, teils gut versteckten Schrauben befestigt. Dass die Reifen der etwas ausgefallenen Dimension 120-90/10 (bei der 10"-Version) relativ teuer sind, schmerzt dann nicht mehr so.

 Blick ins Helmfach

Mit soviel Werkzeug kam der Sky ab Werk. Nur die Zündkerze ist eine Hinzufügung des Besitzers.

Fazit
Der Sky spricht weniger den Genussfahrer als den Nutzer an. Wer seinen Roller primär als Nutzfahrzeug versteht, für den ist der Sky die richtige Wahl. Es handelt sich um einen Roller der zu geringen Kosten, einen hohen Mehrwert bietet.


Horst: das Kind hat einen Namen sowie div. Krankheiten

Alle Roller die länger in meiner Garage und/oder Bestandteil dieses Blogs sind brauchen einen Namen. Nach seinem Vorbesitzer heißt der Sky jetzt Horst. Damit hat das Kind also seinen Namen, Zeit sich den Kinderkrankheiten zuzuwenden.
Diese sind hier zum Einen das Resultat von Pfusch am Bau, zum Anderen das Resultat der langen Standzeit. Wobei ich mich heute gleich um beide Varianten gekümmert habe.

Das der Auspuff undicht ist, war bereits bei der ersten Probefahrt mit dem Roller aufgefallen. Ich hatte zunächst vermutet, dass die Abgasanlage durchgerostet ist. Tatsächlich blies es aber nur am Krümmerflansch heftig ab, der Zustand des Auspuffs ist sogar erstaunlich gut. Aus den Unterlagen, die ich zum Roller bekommen habe, geht hervor, dass der Auspuff kurz bevor der Roller abgestellt wurde erneuert wurde. Die Werkstatt die das gemacht hat, hat dem Vorbesitzer dafür den stolzen Preis von 225€ abgenommen. Warum er mit der Sache nicht zu mir gekommen ist weiß ich nicht. Tatsache ist, dass die Undichtigkeit direktes Resultat der Werkstattarbeit ist. 
Der Auspuff war nämlich nur am Montagepunkt an der Schwinge befestigt, der Krümmerflansch war mit Auspuffdichtmasse "angeklebt" worden. 
Grund dafür war wohl der Umstand, dass beide Krümmerschrauben abgerissen waren. Beim Sky ist es leider unmöglich, da in eingebautem Zustand richtig hin zu kommen. Der Zylinder musste also runter. Die wenig mechanikerfreundliche Konstruktion des Sky bedingt dafür dummerweise ziemlich umfassende Demontagearbeiten. 
Letztendlich aber eine gute Gelegenheit um den Allgemeinzustand der Maschine zu begutachten. Der Roller hat erstaunlich wenig Rost, alle Kabel sind in gutem Zustand und bis auf ein Mäusenest habe ich nichst gefunden, was nicht in den Hobel reingehört. Soweit also alles gut. 
Weniger schön ist hingegen die schiere Menge der Auspuffdichtmasse mit der die Murkser rumgeschmiert haben. Die ganze Lufthutze war voll damit. 
Kolben sind Zylinder sind, auch angesichts der Laufleistung der Maschine, aber in erstaunlichem Zustand. Den Einschlagstempeln auf dem Zylinder zufolge ist zumindest dieser nie erneuert worden. Das Produktionsdatum des Teils passt zu dem des Rollers. 

Auf jeden Fall ein Teil, dessen Rettung sind lohnt.

Bei der unteren Krümmerschraube waren Ausbohren und einschneiden des neuen Gewindes völlig problemlos. An der oberen wurde jedoch deutlich, warum die Werkstatt da so gepfuscht hatte. 
Der Mechaniker hat offenbar versucht, das Gewinde bei eingebautem Zylinder auszubohren und dabei den Bohrer abgebrochen. Dieser Steckt auf voller Länge in der Gewindebohrung im Zylinderblock, jeder Versuch ihn zu lösen scheiterte. Letztendlich habe ich mich dann dazu entschieden, den Zylinder mit nur einem Krümmergewinde einzubauen und mein Glück zu versuchen. 
Tatsächlich ist der Auslass jetzt dicht, auch wenn ich wieder mit Dichtmasse arbeiten musste. Diesmal jedoch nur als Zusatz zur Krümmerdichtung und nicht als alleinige Befestigung des Krümmers. Ich gehe davon aus, dass dies eine dauerhaft haltbare Lösung ist und lasse es jetzt erstmal so. Wenn es wirklich nicht geht, dann braucht der Roller halt doch einen neuen Zylinder. Bei aller Liebe zu Originalteilen, den Bohrer professionell entfernen lassen ist, angesichts der Tatsache, dass ein neuer Zylinderblock unter 50€ kostet, einfach unwirtschaftlich. 


Nach der, halbwegs gelungenen, Pfuschbeseitigung, habe ich mich dann dem Standschaden zugewandt. Der festsitzenden Vorderradbremse. 
Zwar funktionierte die Bremse grundsätzlich, löste jedoch nicht mehr richtig und hatte insgesamt keine gute Wirkung. Die Bremsflüssigkeit absaugen und den Sattel demontieren waren also die nächsten logischen Schritte. 
Der rostige Kragen am Bremskolben lies dann auch schon böses erahnen. Tatsächlich widersetzte sich der Sattel jedem noch so brachialen Versuch den Bremskolben zurückzustellen. Dieser ist wohl rettungslos festgerostet. 

Am Sky gehts also erst weiter, wenn ich einen neuen Bremssattel besorgt habe. Bis dahin hat der Roller erstmal weiterhin Pause.














Montag, 22. Februar 2016

die Flamme weiter tragen, oder: das Vermächtniss eines Rollerfahrers

Es ist eine Erfahrung, die ich immer wieder mache und die mein Leben jedes Mal aufs neue Bereichert. Die Rollerei, egal ob es ums Fahren, Schrauben oder Sammeln geht, bringt einen ständig mit neuen, interessanten und zumeist sehr liebenswerten Menschen zusammen. Ein solcher Mensch war auch Horst, den ich vor einigen Jahren durch Zufall an einer Tankstelle kennengelernt habe. Horst war zu diesem Zeitpunkt bereits einige Jahre in Rente und genoss diesen Zustand sichtlich. Obwohl er nicht besonders viel Geld hatte, war er ein ausgesprochen zufriedener Mensch. Einer jener Zeitgenossen, die ihr inneres Glück nach aussen abstrahlen. Zu diesem Glück trug ein ungewöhnlicher Weggefährte in Horsts Leben bei: ein Pegasus Sky 25. Ursprünglich hatte er den Mofaroller gekauft um damit die Wege des täglichen Lebens zu erledigen, aber schnell Spaß daran gefunden auch einmal eine längere Strecke damit zurück zu legen. Letztendlich besuchte er sogar mehrfach seine Schwester, die seit den 60er Jahren in Paris lebt, mit dem Roller. Für einen Mitsiebziger ohne jedes technisches Wissen oder Schraubertalent eine stolze Leistung, noch dazu wenn das Fahrzeug der Wahl ein komplett im Originalzustand belassener Mofaroller ist. 

Die Tankstellenbegegnung, die nur die Erste von vielen war, liegt jetzt bereits 11 Jahre zurück. Seither hat er mit dem Roller nicht nur Paris bereist, er war damit auch in der Heimat seiner Eltern, Ostpreußen, in Süditalien und an diverse anderen persönlichen Traumzielen. Der kleine Roller hat sich dabei stets als robust und zuverlässig erwiesen und ihn nie im Stich gelassen. Knapp 110.000km sind so zusammengekommen. 

Leider fordert das Alter auch von Rollerfans seinen Tribut und so war Horst die letzten zwei Jahre nicht mehr in der Lage seinen Sky zu fahren. Dieser fristete seither ein trauriges Dasein unter einer Plane in seinem Garten. Leider habe ich vor einigen Wochen erfahren, dass Horst eine letzte Reise angetreten hat, eine auf die ihn der Roller nicht begleiten kann, auch wenn er sich dies sicher gewünscht hätte. Umsomehr freute mich der Anruf, der mich heute Morgen ereilte. Horsts Schwester ist aus Paris angereist um den Nachlass ihres Bruders durchzusehen. Dabei fand sie einen Zettel mit meiner  Telefonnummer und dem Hinweis, dass ich derjenige sei, der sich immer wieder um den Roller gekümmert habe. Das für sie wertlose Fahrzeug, von dem sie jedoch weiß wie viel es ihrem Bruder bedeutet hat, hat sie mir als Geschenk angeboten. Ein Angebot, das ich natürlich sehr gerne angenommen habe. 

Jetzt steht der Sky also in meiner Garage. Er ist nach den zwei Jahren im Garten natürlich nicht mehr fahrtauglich und muss gründlich durchgesehen werden. Ehrlich geagt habe ich auch schon überlegt, ihn im jetzigen Zustand zu belassen und nur zu verwahren. Aber das ist nicht das Richtige. Der Roller muss wieder fahren, auch mit dem Tacho "auf der zweiten Runde" und diverse "Kampfspuren" der vielen Kilometer und Abenteuer mit 25km/h. Eventuell gelingt es mir ja auch, ihn an einen Sammler oder Tourenfahrer zu vermitteln, der dafür sorgt das die Geschichte dieses Rollers weiter geht, auch wenn es "nur" ein alter Sky ist, dieser Roller hat doch eine ganz besondere Geschichte zu erzählen.

Tatsächlich ist es mir sogar gelungen, den Motor zum laufen zu bringen und einige Meter damit zu fahren. Allerdings funktionieren die Bremsen nicht mehr richtig und der Auspuff ist, wohl durch die lange Standzeit im hohen Gras, durchgerostet.

Mal sehen was daraus wird ...








Sonntag, 21. Februar 2016

Schiebfight: Archäologie im Speedgurustyle

Nachdem der Zenith geschlachtet ist, kann es mit dem Speedfightprojekt weiter gehen. Zur Erinnerung: es geht hier um einen Roller für einen guten Freund von mir. Der Speedfight soll ihn dabei helfen, seine Lebensumstände zu verbessern. Aufgrund der besonderen Bedüfnisse die der neue Besitzer an sein Fahrzeug stellt, muss hier ein besonders robustes und zuverlässiges Fahrzeug entstehen. So verrückt es klingen mag: ich halte in diesem Fall den Speedfight 2 für die bestmögliche Basis. Ausserdem steht durch die Schlachtung des Zenith ein komplettes Technikpaket zur Verfügung um den Motor des Speedfights in Ordnung zu bringen. 

Seit der Bestandsaufnahme im Dezember stand der Speedfight unberührt in der Werkstatt. Von diesem Zustand her ging es also erstmal weiter. Um einen möglichst guten Zugang zur Technik des Rollers zu haben, habe ich zunächst die restliche Verkleidung entfernt und den Motor ausgebaut. 

Der Motor ist nämlich die erste Baustelle an der ich mich austoben will. Hier wartet einfach die meiste Arbeit und zudem ist der Speedfightmotor eine der weniger mechanikerfreundlichen Konstruktionen im Rolleruniversum.
Das Hauptproblem bei diesem Exemplar ist jedoch die Pflegementalität des Vorbesitzers. Bilder sagen in diesem Fall wirklich mehr als tausend Worte:



Eine kleine Überraschung am Rande war dieser, sehr lebendige, Käfer. Das kleine Krabbeltier hatte sich den Anlasser als Behausung ausgesucht. Tut mir leid kleiner Freund, du musst dir ein neues Versteck suchen. 
Der, buchstäblich mit Hammer und Meißel, von der Dreckkruste befreite Motor zeigt sich in gutem Zustand. Die Ölpumpe hatte ich ja bereits stillgelegt, die genaue Kontrolle der Kurbelwelle zeigte heute zudem, dass diese tatsächlich in sehr gutem Zustand ist. Es spricht also nichts dagegen, den Motor wieder aufzubauen. 
Nach der obligatorischen Reinigung der Dichtflächen stand dann die Beseitigung der letzten Spuren der Frischölautomatik auf dem Programm. Beim Peugeotmotor wird das Öl nämlich über den Ansaugtrakt zugeführt und die Ölpumpe fördert den Schmierstoff direkt in den Ansaugstutzen. Den Anschluss für die Ölleitung am Ansaugstutzen habe ich daher entfernt. 
In das zurückbleibende Loch wurde dann ein Gewinde M5 geschnitten und es mit einer, mit reichlich Dichtstoff bestrichenen, Schrauben verschlossen.


Der so modifizierte Ansaugstutzen kam dann, zusammen mit dem hervorragend erhaltenen Membranblock des Zenith und neuen Dichtungen zurück an seinen Arbeitsplatz auf dem Motor. 
Ein erster Schritt hin zur "Reinkarnation" des Zenith im Körper des Speedfight ist also getan. Viele weitere werden Folgen, doch für heute war an dieser Stelle erstmal Feierabend. 






 



Freitag, 19. Februar 2016

Project X: ein schöner Rücken kann auch entzücken

Ich hatte ja schon davon berichtet, dass es mir gelungen ist eine der megaseltenen Einmannsitzbänke für die Sfera (eigentlich für den SKR, aber die Bank passt auch 1:1 an das kleine Schwestermodell) an Land zu ziehen. 

Ich konnte mein Glück ehrlich gesagt kaum fassen, denn der Preis für das Teil war relativ niedrig. Das wohl seltenste Zubehörteil für die Sfera zum Preis einer guten, gebrauchten Zweimannsitzbank ist ein ausgesprochen seltener Schnapper. 
Dafür, dass ich den Höcker in schwarzem Originallack überlackiert habe, werden ich die Originallackfetischisten sicher hassen, aber es musste einfach sein. Ein schwarzer Höcker auf einem blauen Roller geht einfach nicht. 
Die eigentliche Montage der Sitzbank ist sehr unspektakulär und rechtfertigt eigentlich keinen eigenen Blogpost. Aber es ist einfach etwas besonderes, einmal ein solch rares Teil in den Fingern zu haben. 
Außerdem sieht es, man möge mir die Wortwahl verzeihen, einfach oberaffenschweinemäßig geil aus.
Die Einmannbank rundet den Roller buchstäblich ab, so gefällt mir das Sferaheck deutlich besser, als mit der normalen Zweimannsitzbank.
Heute war außerdem das Versicherungskennzeichen für den Roller in der Post. In Kürze werde ich die Sfera also ausgiebig testen können, worauf ich mich schon sehr freue.