Eine Frage, mit der ich immer wieder von Bloglesern und Rollerfahrern im Allgemeinen konfrontiert werde lautet: "Wie beurteilt man eigentlich den Zustand eines Rollers?" Diese Frage ist natürlich nicht nur dann interessant, wenn man plant ein Fahrzeug zu kaufen und es darum besichtigt, sondern auch bei einem Roller den man bereits im Besitz hat. Zur gewissenhaften Wartung eines Fahrzeugs gehört ja auch, dass man dessen Allgemeinzustand im Auge behält.
Dieser Artikel soll dazu einige Tipps liefern, kann und will aber natürlich nicht abschließend sein. Modellspezifische Schwachpunkte und den jeweiligen Betriebsumständen geschuldete Besonderheiten sollten natürlich immer gesondert beachtet werden.
Begonnen wird die Bestandsaufnahme mit einer ersten Sichtprüfung des Fahrzeugs. Hierbei sollte das Augenmerk vor allem auf offensichtlichen Beschädigungen und Fehlteilen liegen.
Auch ein Roller der auf den ersten Blick einen ordentlichen Eindruck macht, so wie der hier gezeigte Zip, kann durchaus versteckte Schäden aufweisen. In diesem Falle ist das Helmfach völlig verwüstet. Helmwanne und Serviceklappe sind zerbrochen. Kein sicherheitsrelevantes Problem, aber ein nerviges. Kleinteile können so verloren gehen und Schmutz und Wasser kann in das Staufach eindringen.
Ausserdem ist das zerschlagene Plastikteile natürlich ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Roller ein eher hartes Leben geführt hat bzw. der Besitzer ziemlich grob mit ihm umgegangen ist. Beim Gebrauchtkauf sollte dieser Umstand durchaus beachtet werden und kann ggf. als Hilfsmittel bei Preisverhandlungen dienen.
Nach der oberflächlichen Sichtkontrolle folgt, wenn es sich um ein fahrbereites Fahrzeug handelt, eine Probefahrt. Hierbei sollte nicht nur auf ungewöhnliche Geräusche und das allgemeine Fahrverhalten des Rollers (Spurtreue, Bremskraft ect.) geachtet werden, sondern auch alle elektrischen Systeme getestet werden. Insbesondere Fernlicht und Hupe führen bei vielen Fuffirollern ein Schattendasein und werden nur selten benutzt, ein Defekt fällt daher oft erst auf, wenn das jeweilige System wirklich gebraucht wird.
Ein Bauteil das ebenfalls oft unbeachtet bleibt ist der Rahmen. Dabei ist er eigentlich das wichtigste Einzelteil des gesamten Rollers. Ohne Rahmen kein Roller, so einfach ist es. Ab Werk sind Rollerrahmen fast immer pulverbeschichtet. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass es eine besonders robuste Beschichtung erzeugt, der Nachteil ist, dass die aufgetragene Kunststoffschicht dazu neigt im Alter zu reißen und von Wasser unterkrochen wird. Gerade Roller die häufig bei schlechter Witterung gefahren wurden sind darum sehr rostgefährdet. Der Bereich unter dem Trittbrett und der so genannte "Rahmenknoten", also das Teil, welches den Motor aufnimmt, sind hier sehr gefährdet.
Bei unserem Zip ist, ungewöhnlich genug für einen 90er Jahre Piaggioroller, hier alles in Ordnung. lediglich die Haltestreben für das Trittbrett zeigen leichte, oberflächlichen Rostbefall. Hier sollte mit einem weich bleibenden Rostschutzmittel, etwa einem Hohlraumwachs, einem weiteren Rostbefall vorgebeugt werden.
Auf diese Weise untersucht, zeigt sich der Zip, über den ich zunächst nichts wusste, als relativ gut erhaltener, gebrauchter Roller. Er benötigt lediglich die fällige Wartung sowie etwas Rostschutz und eine neue Tachowelle. Das zerstörte Helmfach kann durch ein günstiges Gebrauchtteil ersetzt werden.
Der Arbeitszeitaufwand für die hier beschriebene Begutachtung liegt bei etwa einer Stunde.
Besonderer Dank geht an Steffan, der den Zip für die Fotos bereitgestellt hat.
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