Pornoyacht: unverhofft kommt oft

Wie berichtet hatte sich ja die Bedüsung der Pornoyacht als unpassend erwiesen. Sprich es brauchte eine kleinere Hauptdüse. Darum habe ich mich heute Morgen nochmal mit dem Roller beschäftigt.
Zunächsteinmal Bestandsaufnahme, denn das Brennbild der Zündkerze ist nachwievor einer der besten Indikatoren dafür, ob der Motor richtig abgedüst ist. 
Wie erwartet feucht und ölig mit deutlichen Rückständen unsauberer Verbrennung. Die Lösung eine fünf Nummern kleinere Hauptdüse war schnell gefunden und durch mehrere Probefahrten bestätigt. Die PK lief wieder richtig gut.
Soweit so gut, in der Werkstatt habe ich dann noch aufgeräumt und wollte mit der PK noch eine größere Testrunde drehen. Einfach um ganz sicher zu gehen, ob wirklich alles passt. Nach dem Ankicken lief der Motor für einige Sekunden ruhig im Stand, ging dann aber wieder aus und war fest. Keine Chance den Kickstarter auch nur einen Millimeter zu bewegen. Ein Kolbenfresser bei Standgasdrehzahl? Sehr unwahrscheinlich, eher eine mechanische Blockade. Mein erster Verdacht war die Lüfterradabdeckung, denn diese ist bei der PK schon länger nicht mehr wirklich gerade.
Allerdings ließ sich der Motor auch nach dem vollständigen Entfernen der Verkleidungen nicht drehen. Ein überaus seltsames Fehlerbild, das ich in dieser Form bisher noch nie erlebt habe. Die einzig sinnvolle Art diesem Problem auf den Grund zu gehen ist den Motor auszubauen. 
Das ist bei Vespas relativ einfach, allerdings überleben in den seltensten Fällen die Züge für Schaltung und Kupplung den Ausbau. So auch diesmal, hier sind dann auf jeden Fall auch noch neue Züge fällig. Das ist aber noch das geringste Problem.
Äußerlich ist der Motor soweit in Ordnung, lediglich eine leicht lockere Schraube am Abgaskrümmer hatte für ein wenig Ölsiffe gesorgt. 
Am Polrad gab es dann jedoch eine böse Überraschung. Erst jetzt ist mir das massive Spiel im Kurbelwellenlager aufgefallen. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass im Inneren des Motors etwas ganz und garnicht in Ordnung ist.
Ab jetzt war klar, dass der Motor komplett auseinander muss. Schimpfen und Fluchen bringt nichts, es ist einfach manchmal unumgänglich Nägel mit Köpfen zu machen.
Erste Spuren der Vewüstung zeigten sich dann nach dem Ziehen des Zylinders im Kurbelgehäuse. Schwarzer Abrieb, Metallspäne und Gummibröckchen, vermutlich die traurigen Reste eines Wellendichtrings, sind keine angenehme Überraschung im Inneren eines Motors. Ebensowenig das völlig ausgeschlagene obere Pleuellager. 
Positiv ist lediglich, dass das Zylinderkit in Ordnung ist. Der Kolben ist sauber eingebrannt, keinerlei Blowby und nur minimale Laufspuren. Der harmlose Klemmer am Kolbenhemd unterhalb der Kolbenringe ist alt, vermutlich ein Relikt der Abstimmfahrten nach dem Einbau des Zylinders.
Das Bild des offenen Motors zeigt deutlich, dass hier eine ziemlich häßliche Sache passiert sein muss. Wobei das heftigste Schadensbild am zündungsseitigen Kurbelwellenhauptlager vorliegt.
Der Lagerkäfig ist komplett geplatzt, die Hälfte der Lagerkugeln fehlt vollständig. Es ist erstaunlich, dass nichts  das Motorgehäuse durchschlagen hat oder in den Zylinder gesaugt wurde.
Im Getriebe sind die Bauteile soweit in Ordnung, lediglich einen der Anschlaggummis für den Kickstarter hat es völlig zerrieben. Außerdem sind auch hier alle Lager hinüber. Stellvertretend hier ein kurzes Video von der Vorgelegewelle.
Bleibt die Frage, was hier passiert ist? Nun, die Lager waren vermutlich schon länger nicht mehr in Ordnung. Dazu passt auch, dass die Schaltung des Rollers seit einiger Zeit schwergängig lief, die Passungen der Gangräder waren einfach nicht mehr korrekt. Den Blockierer hatte vermutlich das völlig zerlegte Hauptlager verursacht. 
Nun ist der Motor ja vor knapp sechs Jahren erst komplett überholt worden. Ich habe diese Arbeiten damals nicht selbst ausgeführt, sondern an eine Werkstatt abgegeben. Die Auswahl des Betriebs war wohl ein Fehler, denn zum Einen habe ich einige Montagefehler gefunden und zum Anderen sind sämtliche Lager und Wellendichtringe die ich heute ausgebaut habe minderwertige Billigware. Es ist kaum verwunderlich, dass der Motor nach nur sechs Jahren und knapp 5.000km bereits wieder völlig platt ist. Der nächste Schritt ist jetzt die Motorteile zu reinigen und zu sichten sowie das Getriebe zu zerlegen, denn ich gehe davon aus, dass auch die Schaltklaue defekt ist. Nach einer gründlichen Reinigung werde ich das Motorgehäuse dann vermessen lassen, einfach um sicher zu gehen, dass die Lagersitze noch in Ordnung sind. Anschließend muss der Motor von Grund auf neu aufgebaut werden, wahrscheinlich mit komplett neuen Innereien. Ich gehe nicht davon aus, dass irgendetwas von den Altteilen rettbar ist.
Die Teilnahme am Vespatreffen in Bad Abbach, das ja morgen stattfindet, ist für diesen Roller jedenfalls vom Tisch. Denn einen Reservemotor habe ich leider nicht zur Hand.

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