Schraubertipps: Typenkunde Piaggio Zip

Der Piaggio Zip zählt zweifellos zu den beliebtesten und vielseitigsten Rollern überhaupt. Der kleine, ursprünglich als billige Sparversion der Sfera gedachte, Cityflitzer ist bei Tunern ebenso begehrt wie bei Alltagsnutzern. Einfach weil er in praktisch jeder Rolle glänzen kann. Der Hersteller hat dies beizeiten erkannt und das ursprünglich arg primitive Gefährt zu einer praktisch unübersehbaren Modellvielfalt weiterentwickelt. Um die Orientierung in diesem Dschungel zu erleichtern, soll hier eine (grobe, aber dennoch unvermeidbar umfangreiche) Modellübersicht gegeben werden. Die Unterscheidungskennzeichen der einzelnen Modellvarianten finden sich als Präfix der Fahrgestellnummer wieder.


grobe Unterscheidung
Grundsätzlich lässt sich der Zip in zwei grundlegende Baureihen einteilen. Zum Einen den Zip der ersten Generation, also jene Fahrzeuge die zwischen 1991 und 1999 produziert wurden und auf der Sfera basieren. Auf der anderen Seite steht der Zip der zweiten Generation, also jene völlig neu konstruierte Baureihe die 2000 eingeführt wurde und die das alte Modell endgültig ablöste. In diesem Zusammenhang ist oft von "Zip 1" und "Zip 2" die Rede, dies ist stark vereinfacht aber grundsätzlich richtig. Es ist jedoch strittig, inwiefern die Modelle mit Viertaktmotor als eigene Baureihe, gewissermaßen als "Zip 3", anzusehen sind. In dieser Übersicht sollen sie gesondert betrachtet werden, nicht weil sie eine eigenen Baureihe darstellen würden, sondern weil dies der Übersicht dienlich ist.

Hersteller
Die Roller der Zipbaureihe wurden nicht nur von Piaggio selbst, sondern auch von Lizenznehmer produziert. In Europa tauchen eigentlich nur Fahrzeuge aus der Produktion bei Piaggio in Genua und Pontedera auf sowie Lizenzroller aus spanischer Produktion von Motovespa. Allerdings wurden auch in Indien Zips der ersten Generation gebaut, jedoch nur für den asiatischen Markt.
Typenschild eines "spanischen" Zip 25
Die Lizenzroller von Motovespa entsprechen vollständig den "echten Italienern" und wurden genau wie diese über das Piaggio Händlernetz verkauft, daher ist eine Unterscheidung in spanische in italienische Roller nicht sinnvoll. Lediglich je nach Land der Erstauslieferung gab es Unterschiede bei der Ausstattung der Roller.
Seit 2006 wird der Zip, zunächst teilweise, später dann vollständig, in Rotchina gebaut. Diese "Chinazips" sind auf dem Typenschild mit "made in China" gekennzeichnet und daher leicht zu erkennen. Sie sind jedoch keine Lizenzbauten sondern entstehend direkt unter der Regie von Piaggio. Gleiches gilt auch für in Indonesien und Vietnam gebaute Fahrzeuge. 

der Zip als Inovationsträger
Auf den ersten Blick macht der Zip, insbesondere in seinen frühen Formen, den Eindruck ein arg rudimentäres Fortbewegungsmittel zu sein. Tatsächlich war er ja auch als abgespeckte und billigere Version der Sfera gedacht. Eine europäische Antwort auf das Millionenheer der asiatischen Billigstroller seiner Zeit eben.
1994/1995 nutzte Piaggio jedoch  ausgerechnet seinen einfachsten Roller als Basis für ein mutiges Fahrzeug. Der Zip&Zip Bimodale war der erste serienmäßig hergestellte und verkaufte Hybridroller der Welt. Zusätzlich zu seinem konventionellen Zweitaktmotor verfügt diese Version über einen kleinen Elektromotor der, gespeist von Batterien im Helmfach, einige Kilometer rein elektrisches Vorrankommen erlaubte. Der Elektromotor befindet sich dabei oberhalb der Treibsatzschwinge. Er wirkt über einen Zahnriemen auf das Reduktionsgetriebe des Rollers.
Der hohe Preis und der geringe Mehrnutzen machten diese Version jedoch zu einer Randerscheinung, dennoch kann Piaggio als der Hersteller gelten, der als erster das Zukunftspotential eines derartigen Fahrzeuges erkannte.
Zip&Zip Bimodale
Der Elektromotor befindet sich oberhalb der Treibsatzschwinge. Der Zahnriemen fehlt auf diesem Bild.

Der Tacho des Bimodale, mit zusätzlicher Ladestandsanzeige für den Fahrakku. Unten rechts, auf dem Handschuhfach ist der Umschalter für die beiden Antriebsarten zu erkennen.

Zip-Modelle der ersten Generation (Zip 1)

Zip SSL1T (Zip Base und Zip 25) 
Die von 1991 bis 1994 gebaute Urvariante, die bereits früh den Namenszusatz Base erhielt, stellt das einfachste Modell der Baureihe dar. Diese Roller haben noch die primitive Telegabel mit Fettfüllung und Trommelbremsen an beiden Rädern. In der Grundausstattung gibt es nur einen Spiegel und keinen Gepäckträger. Italienimporte haben zudem keine Soziusfußrasten und die kurze Einmannsitzbank die in Deutschland eigentlich dem Zip 25 (Mofa) vorbehalten war. Ebenfalls aufpreispflicht war hier das abschließbare Handschuhfach anstelle der offenen Ablage im Beinschild. Auf dieser Modellvariante basiert auch der nur in Deutschland angebotene Zip 25, also die werksseitige Mofavariante mit radikaler 25km/h-Drosselung. Diese Roller tragen als zusätzliches Präfix SSL25, sind jedoch der Baureihe SSL1T zuzuordnen.
italienischer Zip Base 50km/h mit kurzer Sitzbank und ohne Fußrasten, aber mit dem Handschuhfach als Sonderausstattung

deutscher Zip 25, hier komplett ohne Ablagefach in der Front (nicht original) und mit zweitem Spiegel als Sonderzubehör
Abgesehen von den technischen Eigenschaften, sind diese Roller an der Frontmaske mit sechs ovalen "Nasenlöchern" zu erkennen.  
Die "Nasenlochfront" kennzeichnet die Modelle der Zip Base Familie
Zip SSL1T (Zip Fastrider)
Als Sportvariante des Zip Base gab es den Fastrider. Dieser unterscheidet sich technisch durch die vordere Schwingengabel mit Scheibenbremse deutlich vom Base. Zudem hatten Fastrider stets eine gehobene Ausstattung mit zweitem Spiegel, Handschuhfach und Gepäckträger (mit Kunststoffverkleidung). 
deutscher Fastrider mit serienmäßiger Ausstattung plus Topcase
Die Karosserie des Fastrider unterscheidet sich im Frontbereich durch den, für die Schwingengabel angepassten, Kotflügel und die Frontmaske mit Lamellengitter vom Base.
die Lamellenfront kennzeichnet den Fastrider der Baureihe SSL1T

Zip SSP2T (Zip Base)
Nur im Jahr 1995 gab es den Zip der Baureihe SSP2T, der grundsätzlich dem Zip SSL1T entspricht, jedoch auf Wunsch mit einer vorderen Scheibenbremse lieferbar war. Diese, bisweilen als Zwischenmodell bezeichnete, Variante hat als einzige eine fettgefüllte Telegabel mit Scheibenbremse. 

Zip ZAPC06 (Zip RST)
Von 1996 bis 1998 wurde die Baureihe ZAPC06 als Zip RST (ReSTyling) angeboten, also ein mildes Faceliftmodell des alten Zip Base. Diese Variante entspricht im Grunde dem SSP2T, hatte jedoch eine verbesserte hydraulische Telegabel statt der alten "Fettpresse". 

Zip ZAPC07 (Zip RST Fastrider)
Ein besonders interessante Modellvariante stellt der ZAPC07 dar. Dieses Modell wurde in Deutschland ohne den Familiennamen Zip nur als Fastrider angeboten und von 1996 bis 1999 gebaut. Es entspricht technisch dem Modell ZAPC06, weicht jedoch optisch stark ab.
unfallbeschädigter ZAPC07, die veränderte Frontmaske ist jedoch gut zu erkennen
Der Scheinwerfer liegt bei diesen Modellen tief in der Frontmaske und die Blinker sind in den Lenker gewandert. Damit bricht der ZAPC07 mit dem bisherigen Erscheinungsbild der Baureihe.
Ein weiteres Merkmal des Fastrider RST ist die leicht gestufte Sitzbank, die sich etwas von der Sitzbank anderer Zipmodelle unterscheidet.
Die Sitzbank des Fastrider RST ist deutlich gestuft als bei anderen Zip der ersten Generation.


Zip ZAPC11 (Zip SP1 / Zip LC)
Von 1996 bis 2000 wurde der SP1 angeboten, eine wassergekühlte Sportversion des ZAPC07. Wie dieser weißt das Modell einen tiefliegenden Scheinwerfer auf, über diesem befinden sich jedoch die Lufteinlässe für den Wasserkühler.
Fahrwerkstechnisch greift der SP1 auf den Fastrider der Baureihe SSL1T zurück und nutzt dessen Schwingengabel. Der Motor entspricht, bis auf die Schwingenlänge, im wesentlichen dem des Quartz und der frühen wassergekühlten NRG-Modelle.

Zip-Modelle der zweiten Generation (Zip 2), mit Zweitaktmotor
Die zweite, komplett neu konstruierte, Generation des Zip wurde 2000 auf den Markt gebracht. Diese Modelle bauen nicht mehr auf der Sfera-Plattform auf, sondern sind technisch an die neueren Piaggio-Modellreihen angelehnt. Weiterhin ist der Zip jedoch das Einstiegsmodell im Herstellerprogramm und der kleinste Roller.

Zip ZAPC25 und ZAPC25b 
Von 2000 bis 2005 war diese Version mit Euro-1-Abgasnorm im Programm. Es handelt sich dabei um einen einfach ausgestatteten Roller mit modernisiertem Design. Das Fahrwerk wurde, anders als bei den Grundmodellen der ersten Generation stark modernisiert. Der Zip 2 weißt eine moderne, hydraulische Telegabel mit Scheibenbremse auf.
Modelle von 2006 bis 2009 erfüllen, mit Änderungen an der Abgasanlage, die Euro-2-Abgasnorm.
Zip ZAPC11 und ZAPC256 (SP2)
Nur 2001 und nur in geringer Stückzahl entstand der SP2 mit Euro-1-Abgasnorm mit ZAPC11-Chassisnummer. Wie schon der SP1 war dieses Modell als sportliche Variante des normalen Zip gedacht und verfügte über einen wassergekühlten Motor sowie eine, für die Aufnahme des Kühlers, modifizierte Frontmaske.
Die technisch nur geringfügig abweichenden Modelle mit ZAPC256-Chassisnummer wurden von 2001 bis 2005 gebaut, sie erfüllen ebenfalls die Euro-1-Abgasnorm.

Zip ZAPC250 (SP2 Euro 2)
Von 2006 bis 2013 wurde die überarbeitete Version des SP2 mit Euro-2-Abgasnorm angeboten. Die wesentlichen Änderungen gegenüber dem Euro-1-Modell bezogen sich auf die Abgasreinigung.

Zip LBMC25E0 und LBMC25E1
2009 wurde ein mildes Facelift eingeführt. Die gravierendste Veränderung war jedoch, die vollständige Verlagerung der Zip-Produktion nach China. Dieser "Chinazip" stellt gleichzeitig die finale Evolutionsstufe des Zip mit Zweitaktmotor dar, denn 2015 endete die Produktion endgültig.


Zip-Modelle der zweiten Generation (Zip 2), mit Viertaktmotor
Im Jahr 2000 wurde dem klassischen Zweitakt-Zip ein auf dem Zip 2 basierender Viertakter zur Seite gestellt. Diese Variante ist, abgesehen vom Motor natürlich, mit den Zweitaktern der zweiten Generation identisch.

Zip ZAPC250
Die von 2000 bis 2005 gebaute Euro-1-Variante des Viertakt-Zip teilt sich das Chassisnummern-Präfix mit den Zweitaktern der SP2 Baureihe. Für diese wurde ZAPC250 ab 2006 genutzt, nachdem die Euro-1-Viertakter außer Produktion waren.  
Viertakt-Zip der ersten Generation
Zip LBMC25C und LBMC25D
2006 begann mit der Euro-2-Version des Viertakt-Zip die Ära der "Chinazips". Diese Modellvariante wurde als erste ausschließlich im Reich der Mitte produziert. Sie wurde bis 2017 immer weiter angepasst und modernisiert um die jeweils gültigen Abgasnormen zu erfüllen. 2017 endete die Produktion des LBM25C und damit auch die von Zip mit Vergasermotor.
Von 2006 bis 2016 gab es diese Modellvariante auch als Werksmofa Zip25.


Zip LBMCA21 und LBMCA220
Mit dieser Modellvariante hielt 2018 endgültig moderne Technik einzug im, einstmals, primitiven Zip. LBMCA21 verwendet einen Viertakt-Einspritzer mit Vierventiltechnik.
LBMCA220 kennzeichnet als Präfix den Zip25 dieser Generation.

Zip-Modelle mit mehr als 50ccm
Mit Markteinführung des Zip 2 brachte Piaggio erstmals auch einen "großen Zip" heraus. Diese Fahrzeuge sind zwar in der Summe relativ selten geblieben, sollen jedoch hier mit aufgeführt werden. Grundsätzlich sind sie, von den nötigen Änderungen an die größere Endgeschwindigkeit abgesehen, mit den 50ern identisch. 

Zip ZAPM25 (Zip 125)
Die hubraumstärkste Version des großen Zip ist der 125er, der von 2000 bis 2003 in Produktion war. Diese Euro-1-Viertakter sind mit 12PS die bislang stärkte Serienversion des Zip.

Zip LBMM252 (Zip 100)
Mit nur 100ccm entspricht LBMM252 den Zulassungsvorschriften vieler asiatischer Länder besser als ein 125er. Mit nurmehr 6PS zwar deutlich schwächer als das Vorgängermodell mit vollen 125ccm verkaufte er sich dadurch deutlich besser. Diese Euro-2-Roller wurden von 2006 bis 2010 in der chinesischen Fertigung hergestellt.

Zip RP8M253 und RP8M2531 (Zip 100)
Zwischen 2011 und 2018 als Euro-2 und Euro-3-Version produziert sind diese Modelle bislang die letzten "großen Zip". Sie kamen aus Fertigung in Indonesien und Vietnam, den Hauptmärkten für dieses Variante.

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