Fahrzeugportrait: Explorer Race 50GT

Die Roller der ATU (Autoteile Unger) Eigenmarke Explorer zählen zur Klasse der günstigen "Chinaroller", sind jedoch qualitativ deutlich über dem Niveau der ganz billigen Baumarktroller angesiedelt. Es handelt sich dabei um Fahrzeuge, die auf einem Einheitschassis aufbauend, in verschiedenen Modellvarianten angeboten werden. Dieses Einheitschassis ist im Wesentlichen ein rotchinesischer Nachbau der CPI-Zweitaktplattform, auf der unter anderem die bekannten Typen CPI Oliver und Aragon aufbauen. 


Die Variante "Race 50GT" stellt hierbei das Sportmodell der Explorerfamilie dar. Es ist ein relativ moderner, gefälliger Roller, der sportliches Styling mit hohem Nutzwert verbindet. 

Motor und Antrieb
Der Motor des Race 50GT ist ein Zweitaktmotor mit liegendem Zylinder, Luftkühlung und Membraneinlass. Es handelt sich im Wesentlichen um einen Nachbau der CPI-Lizenzvariante des Minarellimotors mit liegendem Zylinder und langer Schwinge. Der Motor weicht in Details der Konstruktion vom italienischen Original ab, unter anderem ist der Antriebskasten nicht Teil des Motorblocks, sondern wird durch einen überbreiten Variomatikdeckel dargestellt. 
Die meisten anderen Anbauteile sind jedoch mit dem Originalmotor kompatibel. Das Qualitätsniveau des chinesischen Nachbaus ist nahezu gleich der CPI-Variante. Der Motor ist etwas leistungsswächer als das italienische Original, jedoch ebenso langlebig und zuverlässig.
Im Race 50GT ist die werksseitige Variomatikabstimmung (5g Gewichte der Dimension 15X12mm) relativ konservativ geraten, der Roller wirkt dadurch behäbig, ist jedoch auch bei niedrigen Geschwindigkeiten gut kontrollierbar und neigt nicht zum überdrehen. Daher bietet dieses Modell eine gute Grundlage für Mofaumbauten, welche man auch überdurchschnittlich oft sieht.

technische Daten
Hubraum: 49,2cm³
Leistung: 1,98kW bei 6.500upm
Höchstgeschwindigkeit: 45km/h
Bereifung: 120/70-12 vorne und 130/70-12 hinten

Abweichend davon beim Mofaumbau mit dem Drosselsatz der Firma Mehls:
Leistung: 1,7kW bei 5.000upm
Höchstgeschwindigkeit: 25km/h
Die Drosselung erfolgt durch Austausch der CDI sowie Einbau eines breiteren Distanzrings und eines Gasschieberanschlags. Der Soziussitz wird bei dieser Umbauversion durch eine fest angeschraubte Tasche blockiert.

Fahrwerk und Bremsen
Angesichts der engen technischen Verwandschaft verwundert es kaum, dass Ausgestaltung und Verhalten des Fahrwerks stark an den CPI Oliver erinnern.
Das Fahrwerk ist von simpler Machart, aber sehr robust und frei von groben Schwächen. Es bietet jedoch nicht die nötige Feinfühligkeit, um den Roller so sportlich zu machen wie er auf den ersten Blick erscheint. Der Race 50GT wirkt ein bisschen wie ein tiefergelegter Traktor mit Spoiler, sportliche Ambitionen hat er keine, dafür ist er neutral bis weit in den sehr breiten Grenzbereich hinein und damit auch für Anfänger absolut narrensicher zu bedienen. Das hohe Trittbrett in Verbindung mit den relativ großen Rädern sorgt jedoch für erstaunliche Schräglagenfreiheit. Erst sehr spät setzt (links) der Ständer auf.

Die Bremsen des Race 50GT sind, wie das Fahrwerk, das was man als solide Hausmannskost bezeichnen kann. Die einfache Scheibenbremse vorne und die übliche Trommelbremse hinten bringen die Fuhre jederzeit sicher zum stehen, es fehlt ihnen jedoch an einem sauber definierten Druckpunkt. Keines der Räder neigt zum schlagartigen Überbremsen, auch in dieser Disziplin gibt sich der Roller also gutmütig und anfängertauglich.
Gefährlich können höchstens die werksseitig aufgezogenen Billigreifen werden. Hier ist ein Austausch gegen Qualitätsware sehr empfehlenswert, gerade wenn der Roller auch auf unbefestigtem Untergrund oder bei schlechtem Wetter gefahren wird.

Race 50GT im Alltag
Das breite, flache Trittbrett, ein großes Helmfach und ein serienmäßiger, nach CPI-Art in Spoilerform ausgeführter, Gepäckträger machen den Race 50GT zum guten Alltags- und Tourenroller. Lediglich der prollige Pseudo-Sportauspuff, der diesem Modell ab Werk verpasst wurde nervt weil er blechern plärrt und einen Teil der Abgase direkt auf den Fahrer bläst.
Wichtiger ist da schon, dass die solide und zuverlässige Struktur des Rollers ihn zu einem verlässlichen Begleiter macht. Zudem ist er gut ausgestattet, kommt ab Werk mit Seiten- und Hauptständern sowie einem vollständigen Cockpit. Ebefalls positiv ist das gute, weit und breit leuchtende Licht aus den großen Scheinwerfern. Abblend- und Fernlicht sind hierbei getrennte Leuchten mit jeweils genau definiertem Streubild, was der Lichtausbeute bei Nachtfahrten auf unbeleuchteten Straßen zugute kommt.
Ein Schwachpunkt, der in den CPI-Genen des Explorer steckt, ist die von der Starterbatterie gespeiste Cockpituhr. Bei langen Standzeiten kann diese den Fahrzeugakku leeren. Immerhin ist für diese Fälle ein gut erreichbarer und leichtgängiger Kickstarter an Bord.
Im Originalzubehör sowie bei Drittanbietern gibt es zudem viel nützliches Zubehör für den Roller. Von einem Wetterschild bis hin zu verschiedenen Topcases und einer wärmenden Beindecke für den Winter ist alles da, was den Roller im Alltag noch besser macht.

Fazit
Optisch mag der Race 50GT viel Sport versprechen, halten kann er dies jedoch nicht. Dafür ist er ein zuverlässiger, unaufgeregter und praktischer Alltagsbegleiter ohne besondere Schwächen. Kein Roller der ganz oben auf der Wunschliste von Enthusiasten steht, aber eben auch kein schlechtes Fahrzeug, sondern vielmehr ein günstige Alltagsroller mit hohem Nutzwert.



Vielen Dank an Erich, dessen Roller für die Fotos als Modell dienen konnte.




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