Manchmal erlebt man die coolsten Sachen dann, wenn man am wenigsten damit rechnet. Zum Beispiel heute, auf dem Weg von der Arbeit nach Hause.
Neben mir an der Ampel stand ein alter, total abgefuckter Sprinter. Eine total verbeulte Karre die offenbar nur zu dem Zweck existiert, der Welt zu demonstrieren, wie lange der Rost braucht einen alten Lieferwagen zu fressen. Dieses Kunstwerk der Vergänglichkeit auf vier Rädern näher zu bewundern fehlte dann jedoch die Zeit, denn die Ampel zeigte wieder grünes Licht und selbst ein sehr alter Sprinter wird diesem Namen eher gerecht als meine Ape. Folglich zog der alte Kübel in einer beeindruckend dichten Rußwolke davon.
Die Ampel an der sich dies zutrug ist zufällig die letzte vor dem Ortsausgang, danach kommt nur noch ein kurzer Abschnitt durch ein Neubaugebiet bevor die Landstraße beginnt. An jener Landstraße gibt es eine Parkbucht und in just dieser stand der Sprinter als ich mich der Stelle näherte. Neben dem Lieferwagen stand ein Mann in ausgewaschenen Latzhosen und einem ehemals vermutlich rosafarbenen T-Shirt. Er winkte und wollte mich offensichtlich zum Anhalten bewegen. Zunächst dachte ich, dass der Sprinter seinen letzten Diesel gesüffelt und endgültig die Reise in den großen Hochofen im Autohimmel angetreten hatte. Also hielt ich an und fragte nach dem Grund für den Stopp.
Ich lag insofern daneben, als der Sprinterfahrer sein Fahrzeug freiwillig abgestellt hatte. Er wollte sich mit mir unterhalten, denn die Ape war ihm und seiner Freundin aufgefallen. Es entspann sich ein interessantes Gespräch, denn die Beiden sind Dauerreisende. Sie leben von ihren Computerkünsten, die sie über das Internet anbieten und damit ihren mobilen Lebensstil finanzieren. Tatsächlich ist der ehemalige Paketbus seit fast drei Jahren das Zuhause von Karolin und Michael aus Salzburg. So verlottert der Bus aussieht, innerlich ist er mit viel Liebe und handwerklichem Geschick zu einem gemütlichen Zuhause ausgebaut. Er ist somit vor allem ein blecherner Beweis dafür, dass man dem ersten Eindruck nicht trauen darf. Diese beiden unglaublich freien und innerlich gefestigten Erdenbürger sind wunderbar offene Menschen, von denen so mancher Zeitgenosse viel lernen kann. Einschließlich mir.
Bei der Weiterfahrt ging mir vor allem durch den Kopf, dass die Ape, wieder einmal, die Tür zu wundervollen Menschen geöffnet hatte. Es zeigt sich hier, dass es manchmal sehr lohnend ist den Mut zu haben aus der Masse heraus zu stechen, nicht im allgemeinen Einheitsbrei unter zu gehen und zum Anderssein zu stehen.
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