Warum tut man sich sowas eigentlich an?

Eigentlich hatte ich ja vor, den Blog nicht mehr als Schraubertagebuch zu führen. Dieser Vorsatz steht auch immer noch. Trotzdem habe ich heute wieder einmal ein paar Schrauberbilder aus der Werkstatt für euch.

Vor einigen Wochen ist mir ein zweiter Bajaj Sunny "zugelaufen". Eine etwas andere Ausführung als der bei Bloglesern und Kanalzuschauern bereits bekannte blaue Roller. Aber ich will hier nicht vorgreifen, denn der Neuzugang wird demnächst Gegenstand einer kleinen Videoreihe auf Youtube sein.

Mir geht es jetzt um etwas anderes, denn die Tage habe ich mich mal wieder mit dem Ding befasst und den Hauptständer in Ordnung gebracht. Das klingt nun zunächst nicht weiter spektakulär und eigentlich ist es das auch nicht. Es ist eine Arbeit, die bei viel gefahrenen Rollern von Zeit zu Zeit ansteht, denn letztlich ist der Ständer ein Verschleißteil. Beim Bajaj Sunny gibt es da aber ein kleines Problem: Neuteile sind nicht mehr zu bekommen. Der arg vernudelte Ständer musste also gerettet werden.


Ich habe in der Vergangenheit schon öfters erklärt, wie man das macht. Entrosten, Brüche und Risse zuschweißen und die ausgenudelten Montageaugen durch aufschweißen von neuem Metall und ausbohren wieder benutzbar machen. Nichts davon ist sonderlich schwierig, es ist einfach nur eine zeitraubende Fleißarbeit.


Wenn man die Zeit dazurechnet, die nötig war, um den völlig festgebackenen Montagebolzen aus dem Motorgehäuse zu bohren, so hat es etwa fünf Stunden gedauert, aus einem Haufen verbogenen und vergammelten Schrott wieder einen benutzbaren Hauptständer zu machen. Die Anfertigung eines neuen Montagebolzens habe ich zu dem Zeitpunkt, an dem ich das hier schreibe, noch vor mir, aber darum soll es ja wie gesagt nicht gehen.

Mich hat nämlich vor einiger Zeit ein Kanalzuschauer angeschrieben und eine recht interessante Frage gestellt. Nämlich die Frage, warum ich das eigentlich mache. Also alte, von den meisten Menschen ungewollte Roller wieder aufarbeite. Zeit, Arbeit und Geld in etwas investiere, das hinterher keinen sonderlich hohen monetären Wert hat. Der Bajaj ist dafür ein schönes Beispiel, denn wirtschaftlich sinnvoll ist diese Aktion nicht. 

Der Fragesteller meinte die Frage übrigens in keiner Weise herabwürdigend, denn er hat gleich noch hinzugefügt, dass er meine Arbeit spannend findet und die Videos sehr gerne ansieht. Auch weil ihm sowohl das Talent als auch die Geduld für solche Arbeiten fehlen würde. Es mag ihn überrascht haben, dass ich mich auch als eher ungeduldigen Menschen betrachte. Aus einem unerfindlichen Grund finde ich es aber beruhigen und entspannend, wenn ich an solchen Dingen arbeite. Eine Art Zenmeditation mit Werkzeug sozusagen, aber das trifft es wohl auch nicht richtig, Richtiger ist wohl eher, dass ich die seltsame Befriedigung jage, die daraus resultiert, wenn man aus einem Haufen nutzlosem Schrott ein nützliches - oder wenigstens benutzbares - Objekt gemacht hat. 

Wir leben in Zeiten, in denen nahezu alles ersetzbar und kurzlebig ist. Kauft man ein Ding, so kommt es direkt mit einer Anleitung, wie man es nach Nutzung zu entsorgen hat. Ich finde das ehrlich gesagt traurig. Aus dieser Einstellung resultiert wohl auch meine Vorliebe für alte Dinge, denn meistens wurden diese auch im Hinblick auf Reparaturen gebaut. Ein Gehäuse zu verkleben ist sicher billiger und einfacher als es mit Schrauben zu verschließen. Dem dauerhaften Erhalt ist es jedoch nicht zuträglich.

In letzter Zeit wird sehr viel über sparsamen Umgang mit Ressourcen diskutiert. In mancher Hinsicht ist es vermutlich sparsamer und nachhaltiger, alte Dinge zu reparieren als durch neue zu ersetzen. Im Bezug auf meinen Sunny mag das eine rein akademische Überlegung sein, denn Alltagsfahrzeug wird dieser Roller wohl nie mehr sein, dennoch lohnt es sich, über diesen Aspekt nachzudenken.

Im Übrigen repariere ich nicht nur gerne Roller, sondern auch andere Dinge.





Kommentare