Immer wieder mal gelingt es einem Hersteller, meistens unbeabsichtigt, ein Fahrzeug zu kreieren, dass gute Lösungsansätze in einer maximal unattraktiven Hülle verpackt. Der Fiat Multipla ist ein klassisches Beispiel dafür, der Malaguti Centro allerdings auch.
Großradroller neigen grundsätzlich zu einer etwas gewöhnungsbedürftigen Optik, im Falle des Centros kommt noch dazu, dass die einzelnen Segmente der Karosserie vermutlich von Designern gezeichnet wurden, die nichts von der Arbeit ihrer anderen Kollegen bei diesem Projekt wussten. Entsprechend wild zusammengewürfelt sieht das Ergebnis aus. Der riesige Doppelscheinwerfer sorgt zudem dafür, dass diese Konstruktion der legendären Marke aus Bologna nie in den Olymp der Rollerschönheit aufsteigen wird.
Dem gegenüber stehen jedoch eine, für den Hersteller typische, extrem solide Konstruktion mit sehr guten Fahreigenschaften. Zudem ist den Konstrukteuren etwas gelungen, das bei Großradrollern nicht selbstverständlich ist: Der Centro bietet brauchbaren Stauraum. Der Trick dahinter ist so simpel wie genial: Der Tank befindet sich in der bauchigen Frontmaske. Das 8,2l Spritfass fällt zudem für einen Fuffiroller riesig aus und ist sehr gut befüllbar, eigentlich eine perfekte Sache. Wenn dann ein Exemplar dieses seltenen Rollers günstig auftaucht, dann kann ich eigentlich nicht anders als zuschlagen.
So fand eben heute diese weinrote Absonderlichkeit ihren Weg in meine Werkstatt.
Der Roller hat eine recht interessante und gut belegte Vorgeschichte. Der Erstbesitzer, von dem ich das Fahrzeug gekauft habe, hatte den Roller 1998 bei einem Markenhändler in Ingolstadt für seine Frau erworben. Das Kaufdatum ist insofern interessant, als der Roller Baujahr 1996 ist. Er hatte also bereits eine gewisse Übung im Rumstehen, eine Aufgabe der er bei der Gattin des Käufers recht zuverlässig nach kam. 2014 war dann das Töchterlein des Besitzers die Treibende Kraft hinter einer Reaktivierung des skurrilen Italieners, allerdings endete diese Beziehung bereits 2016. Seither stand der Roller wieder nur herum und im Weg, was ihm dann endgültig einen Platz in den Kleinanzeige einbrachte.
Wie das bei solchen Standleichen eben ist, geht natürlich erstmal gar nix. Mit der Batterie aus dem Klingonenkreuzer konnte ich zwar die Elektrik wieder aktivieren, aber an einen Motorstart war nicht zu denken.
Nachdem der Roller mit etwas Starthilfespray auf den ersten Kick kurz anruckte hatte ich aber Hoffnung, dass er heute noch fahren würde. Nun ist Hoffnung aber bekanntlich der erste Schritt auf der Straße der Enttäuschungen.
Dabei sah es eigentlich recht gut aus. Der Vergaser lies sich gut reinigen und ist in gutem Zustand, wie überhaupt der Roller in sehr gutem Zustand zu sein scheint. Allerdings läuft er trotzdem nur solange Sprit im Vergaser ist.
Es half also nichts, die Verkleidung muss fast komplett runter denn nur so lassen sich die Treibstoffleitungen sinnvoll verfolgen. Die Benzinpumpe sitzt unter dem Trittbrett und ist vermutlich die Ursache des Problems. Denn es kommt einfach nicht genug Sprit am Vergaser an. Um die Benzinpumpe ausbauen zu können, musste ich natürlich den ganzen Sprit ablassen.
Jetzt steht also erstmal warten auf dem Programm. Denn ohne eine neuen Benzinpumpe (und Ersatz für die völlig versteinerten Leitungen) kann ich nicht wirklich sinnvoll weitermachen.
btw: Einen Namen hat die Karre auch schon: Das Tankstellenfoto oben hatte ich direkt nach der Aufnahme an eine Freundin geschickt. Die Antwort: "Ach wie süß, ein Glubschi!" legte dann den Namen fest. ;)
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