Dienstag, 1. November 2016

Fahrzeugportrait: TGB / Pegasus Corona

Grundsätzliches zum Corona:
Beim Corona handelt es sich im Kern um eine optisch modernisierte Version des bekannteren Sky. Wie dieser wurde das Modell in Taiwan von TGB produziert und in Deutschland von der ZEG als Pegasus vertrieben.
Wie den Sky, gab es auch den Corona als werksseitige Mofavariante mit nur einem Sitzplatz und Drosselung auf 25km/h.

Motor und Antrieb:
Der Motor des Corona und identisch zu dem des Sky. Es handelt sich um einen modifizerten Lizenzbau des weniger verbreiteten Motors von Franco Morini. Es handelt sich um einen luftgekühlten, einzylindrigen Zweitaktmotor mit Membraneinlass und CDI-Zündung. Der Motor mobilisiert 3,4kw aus 49ccm. Zur Gemischaufbereitung dienten über die gesamte Bauzeit überwiegend Mikunivergaser. Vergaser anderer Hersteller kommen jedoch vor und sind entsprechend in der Betriebserlaubnis vermerkt.
Der Motor ist auf Drehmoment und nicht auf Drehzahl ausgelegt und der Antrieb entsprechend abgestimmt. Diese Eigenschaft wird (nachträglichen) Mofaumbauten bisweilen zum Verhängnis, da der Motor gegen hohe Dauerdrehzahlen wenig resistent ist. Sinnig behandelt, ordentlich gewartete und nicht verbastelte Exemplare sind dafür bekannt auch sechsstellige Laufleistungen erreichen zu können. Tuner sollten beachten, dass die Kurbelwelle des Motors nur eine sehr schwache Pleuellagerung hat. Hubraumsteigerungen überlebt die Serienkurbelwelle meist nicht sonderlich lange.
Der Antrieb, bestehend aus dem üblichen stufenlosen Automatikgetriebe, ist ab Werk sauber abgestimmt. So ist der Roller ausreichend spurtstark, um im Stadtverkehr mithalten zu können. Lediglich die 45-km/h-Ausführung fällt hier unter Klassenstandard zurück, was jedoch der rabiaten Drosselung geschuldet ist. 
Fahrwerk und Bremsen:
Das Fahrwerk des Corona weißt keine nennenswerten Besonderheiten auf. Es besteht aus einem soliden Stahlrohrrahmen mit Telegabel vorne und Treibsatzschwinge hinten. Die Federelemente des Corona sind relativ weich und für Fahrten mit hoher Zuladung konzipiert. Mit nur einer, leichten Person besetzt neigt der Corona zum Schaukeln. Positiv ist die weiche Federung allenfalls auf schlechten Straßen oder unbefestigtem Untergrund. Die große Bodenfreiheit hilft beim Überwinden von Bordsteinen und bei kleineren Ausflügen ins Gelände.
Die Bremsen des Corona sind klassenüblicher Standard. Scheibenbremse vorne, Trommelbremse hinten. Die Wirkung beider Stopper ist eher rustikal. Wenig Gefühl, hohe Handkraft, dafür aber ausreichende Wirkung. Novizen sollten mit der Vorderradbremse vorsichtig umgehen, da diese zum schlagartigen Überbremsen neigt.
Interessant, weil bei Rollern eher unüblich, ist die Tatsache, dass der Corona auf beiden Rädern unterschiedliche Riefengrößen haben darf. Es sind für das Vorderrad die Dimensionen 120/70-12 sowie 130/70-12 und 130/60-12 homologiert. Auf dem Hinterrad dürfen 120/70-12, 130/70-12 und 140/70-12 verwendet werden. Somit bietet der Corona eine unüblich große Auswahlmöglichkeit bei seiner Bereifung. Die bei einigen Baujahren noch in der Betriebserlaubnis eingetragene Bindung an bestimmte Reifenhersteller und -typen ist zwischenzeitlich gegenstandslos geworden. Dank Reifenfreigaben der meisten Hersteller, dürfen auch andere Reifen verwendet werden.
Fahrverhalten:
Der Corona ist das, was man ein Geradeauseisen nennt. Kurven mag er nicht und verlangt vom Fahrer beherztes Zupacken in Wechselkurven. Das weiche Fahrwerk und der relativ lange Radstand sorgen zudem für wenig Vertrauen in Schräglage. Anfänger kostet es sehr viel Überwindung, die eigentlich reichliche, Schräglagenfreiheit des Corona voll zu nutzen. Gripabriss an der Reifenkante braucht dabei niemand zu fürchten. Die langen Ausleger des Hauptständers, kratzen ausreichend früh auf dem Asphalt und verhindern, dass es der Fahrer übertreibt.
Im Grenzbereich gibt sich der Corona gutmütig und kann auch von unerfahrenen Fahrern in gefährlichen Situationen gut beherrscht werden.

Der Corona im Alltag:
Im harten Alltagseinsatz zeigen sich die Stärken des Corona. Angefangen von den langen Auslegern des Hauptständers die das Aufbocken erleichtern, bis hin zur sehr soliden Gepäckträgeraufnahmen und dem serienmäßigen Seitenständer. Das Gesamtkonzept des Corona ist durchdacht und auf hohen Nutzwert ausgelegt.
Der große und gut befüllbare Tank ermöglicht trotz des relativ hohen Verbrauchs von knapp 4L/100km ordentliche Reichweiten. Ein großes Rücklicht und gut sichtbar angebrachte Blinker sorgen für Sicherheit. Das Helmfach unterm Sitz schluckt einen kleineren Integralhelm oder viel Krimskrams. Die Einkaufstasche hat ihren eigenen Haken am Beinschild. Zudem lässt sich gut ein großes Topcase montieren.
Dem gegenüber steht die, speziell für größere Personen, unbequeme Sitzhaltung auf dem dünnen Polster. Das hoch gelegene Trittbrett zwingt die Beine in einen unangenehmen Winkel. Mit Sozius muss der Fahrer sehr nah an den Lenker rutschen. Für Verwirrung (und hupende Autofahrer) kann der weit voreilende Tacho sorgen. Zeigt er knapp 65km/h an bewegt sich der Corona mit 50km/h völlig legal durch die Stadt! 
 
Die ZEG bot für den Corona im Zubehör einige nützliche Dinge an. Darunter ein sehr gutes Windschild mit integrierten Handschützern. Außerdem gab es einen abnehmbaren Einkaufskorb, der anstelle eines Topcase, auf dem Gepäckträger montiert wird. Ebenso nützlich ist der, zum Bordwerkzeug gehörende Trichter zum Einfüllen von Öl in den Mischöltank.
Bei den Wartungskosten zeigt sich der Corona freundlich. Mechanikerfreundlich vor allem. Seine Karosserie besteht aus wenigen, leicht abnehmbaren Segmenten und es dauert, für geübte Hände, kaum fünf Minuten ihn vollständig zu entkleiden. Dann liegen alle Komponenten offen da und der Roller kann leicht gewartet und repariert werden. Schraubernovizen dürften jedoch Probleme damit haben den Heckpanzer abzunehmen, dieser ist mit sehr vielen, teils gut versteckten Schrauben befestigt
Fazit:
Wem der Sky zu bieder ist, findet im Corona einen ebenso robusten, weil technisch weitgehend identischen, Alltagsroller. Es handelt sich um ein klassisches Nutzfahrzeug, das trotz seiner leicht sportlich angehauchten Optik in den praktischen Disziplinen des Alltags voll überzeugen kann. 
 

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