Mittwoch, 31. August 2016

Bravo: lass knattern

Seit gestern steht die Bravo mit frischem Hinterrad in der Werkstatt. Wer mich kennt weiß: Das hält der Bursche nicht lange aus, der will fahren! Genau so ist es auch, also raus auf den Feldweg mit dem Hobel.
Vorher war jedoch noch Zusammenbau des Antriebs angesagt. Also rein mit Kette und Riemen, sowie allen anderen Funktionsteilen die noch demontiert waren.



Die anschließende Probefahrt darf als sehr erfolgreich gelten. Das Moped läuft wunderbar weich. Die Bremsen sind sehr gut und alles scheint zu funktionieren. 

Zurück in der Werkstatt habe ich darum die Verkleidung montiert und kann getrost verkünden: Die Bravo ist soweit fertig. Fehlt nur noch ein würdiger Termin für eine erste Ausfahrt. 

Ein winziges Detail habe ich dann zu Hause angegangen. Beim Kauf war am Fahrzeug ein italienischer Halter für die Versicherungsplakette angebracht. Ein schönes Detail, dass auch wieder ans Fahrzeug soll. 

Da die Plakette leider fehlt und ich auch keinen leeren Plastikhalter am Moped haben will, habe ich ein kleines Schild gebastelt. Das erspart bei Oldtimertreffen den häßlichen Zettel und beantwortet gleichzeitig die üblichen Fragen nach Typ und Baujahr. 

Dienstag, 30. August 2016

Bravo: Nerdgasm der besonderen Art

Es stimmt schon, es sind immer die kleinen Dinge die einem besondere Freude machen. So war es heute ein Anruf: das Hinterrad meiner Bravo sei endlich fertig. Ich war ohnehin auf dem Weg zur Werkstatt und habe es darum gleich mitgenommen und eingebaut. 



Da ich jedoch keine Zeit hatte mehr zu machen, blieb es dabei. Aber egal, mein Tag war gerettet, denn eigentlich muss ich das Bravo jetzt nur noch zusammenbauen und kann dann fahren.

Montag, 29. August 2016

Jawa: Aufgegabelt

Wieder war etwas Zeit sich um die Jawa zu kümmern und den Unfallschaden zu begutachten. Diesmal sollte es vor allem um die Gabel gehen.
Der Lenker lies sich dabei völlig problemlos demontieren. Die fehlende Schraube ist einfach einem ausgerissenen Gewinde geschuldet, sie war vermutlich schon vor dem Unfall locker. Das ist ein Schaden, der beim Zusammenbau problemlos behoben werden kann. Viel interessanter war also die Frage, ob die Gabelholme noch in Ordnung sind. Um dies zu prüfen muss natürlich die Gabel raus. Der Punkt, an dem das Drama begann.
Die Federholme gingen dabei noch problemlos aus dem Gabelkopf. Dieser wird bei der Jawa mit einem dicken Bolzen in den Kugellagern des Lenkkopflagers geführt. Leider erwies sich dieser Bolzen als völlig eingerostet. 
Nach zwei Stunden schweißtreibendem Kampf war er jedoch draußen. Das Lenkkopflager hat es, Unfall hin oder her, einfach nur noch hinter sich. Rost soweit das Auge sieht. 
Der Bolzen war mit der oberen Lagerdruckplatte unglaublich fest verbacken. Erst in ausgebautem Zustand ließen sich die beiden Teile voneinander trennen. 

Spannend ist in diesem Zusammenhang, dass die Jawa ein SKF-Lenkkopflager "made in Western Germany" hat. So undurchlässig wie oft vermutet war der Eiserne Vorhang also doch nicht.

Der Bolzen war zwar extrem rostig aber rettbar. 
Er wurde beim Unfall nicht verformt, was ein gutes Zeichen ist. Denn bei Gabelkonstruktionen wie dieser ist der zentrale Bolzen einer der verwundbarsten Punkten. Beim üblichen Rundlauftest mit der Bohrmaschine gab es aber keine Auffälligkeiten.
Anschließend war nur eine Reinigung notwendig um den Bolzen wieder benutzbar zu machen.

Der unteren Gabelbrücke hatte jedoch der hohe Kraftaufwand beim Ausbau zugesetzt. 
Dies ist jedoch ein unkritische Blechteil, das leicht wieder gerichtet werden konnte. Ansonsten ist die Gabel in gutem Zustand und hat keinen Schaden vom Unfall davongetragen.

Lediglich die Wartung von Gabelholmen und Lenkkopflager wurde in der Vergangenheit sträflich vernachlässigt. Darum stand reinigen und neu einfetten der Federholme als nächster Punkt auf dem Programm.

So lässt sich die, jetzt viel strammer federnde, Gabel wieder einbauen.


Mit dem beruhigenden Gewissen, eine einwandfreie Gabel zu haben, konnte ich dann die Jawa auf die Werkbank wuchten um mich des Lenkanschlags anzunehmen. 
Diese besteht bei der Babetta aus einem Blechformteil, welches am Rahmenrohr angeschweißt ist. Neben der Schweißnaht war das Material beim Unfall aufgerissen.
In diesem neutralen Bereich des Rahmens ist es möglich und zulässig einfach zu schweißen. Nach dem ausbeulen des Teils war dann leicht, wieder für die nötige Stabilität zu sorgen.
Mit etwas frischer Farbe sieht man dann auch nicht mehr direkt, dass hier etwas passiert war.

Somit muss nur noch die Farbe trocknen und ein Lenkkopflager für das Moped aufgetrieben werden. Alles halb so wild wie befürchtet also. Gut, fast fünf Stunden Arbeit waren es heute trotzdem, wozu freie Tage nicht alles gut sind ... 

Jawa: Wunden lecken

Heute habe ich die Jawa in die Werkstatt gebracht und mir die Unfallschäden genau angesehen. Um es kurz zu machen: Die Sache hätte wesentlich schlimmer sein können, aber das Moped hat ganz schön was abbekommen.

Der Lenkeranschlag am Rahmen ist raus gerissen, was ziemlich aufwändig zu reparieren ist. Außerdem hat die Lenkerklemme eine Schraube eingebüßt. Ob hier "nur" die Schraube raus gefallen ist ober ein größerer Schaden vorliegt habe ich noch nicht geprüft. Außerdem ist jetzt ein ziemlich großes Spiel im Lenkkopflager. Woran das liegt muss ich noch genau untersuchen, die nötige Zeit war heute aber nicht da. 
Am wichtigsten war aber natürlich die Vorderradbremse, die ja auch Ursache für den Unfall war. Der Grund für den abgesprungenen Bowdenzug ist offensichtlich: Die Führungsnase ist ausgebrochen.
Grund dafür dürfte Materialermüdung sein. Nach dem ich die Schadstelle abgefeilt hatte zeigte sich jedoch, dass noch genug festes Material für einen Rettungsversuch vorhanden ist. Doch wie setzt man so etwas in Stand?
Viele Mopeds haben an dieser Stelle aber eine Einstellschraube, die gleichzeitig den Bowdenzug führt. Daher habe ich nun versucht eine solche nachzurüsten und dazu ein Gewinde M5 in die vorher glatt ausgebohrte Zugführung zu schneiden.
Trotz der rachitisch aussehenden Struktur ging das erstaunlich problemlos und eine passende Zugeinstellschraube aus dem Fundus (wenn ich es richtig weiß ein Puchteil) lies sich dann auch einsetzen und festziehen. Zusätzlich ist das Teil mit Schraubensicherungsmittel höchster Festigkeit eingeklebt. 
Eine Anschließende Probefahrt mit mehreren Vollbremsungen war erfolgreich. Tatsächlich bremst das Moped jetzt sogar besser als vorher. Zumindest diese Reparatur ist also gelungen. 
Bei nächster Gelegenheit werde ich mich dann den restlichen Problemstellen zuwenden. Mit etwas Glück ist die Jawa also bald wieder fit. 

Freitag, 26. August 2016

Jawa: Stalins Rache

Eigentlich begann der Tag ja ganz gut. Die Räder der Jawa waren fertig, also habe ich sie abgeholt und montiert. Natürlich mit einer sofortigen Probefahrt im Kopf.
Wie schon beim ersten Versuch lief das Moped auf den ersten Kilometern wunderbar, das Fahrverhalten ist durch die neuen Reifen auch erheblich besser geworden. Allerdings hielt die Freude nicht lange. In einem starken Gefälle war schlagartig die Bremswirkung am Vorderrad weg, die Hinterradbremse alleine genügte nicht, um das Moped einzufangen also ging es dahin. Aus einer Kurve und in ein Maisfeld, dieses war dummerweise durch einen breiten Graben von der Straße getrennt. 
Das Resultat: kolossaler Abflug mit einigem Kollateralschaden an Mann und Maschine. 


Ursache für den Unfall ist eine ausgebrochene Bowdenzugführung an der Vorderradbremse. Materialermüdung vom feinsten, das hätte auch richtig böse ins Auge gehen können. Immerhin ist es für mich glimpflich abgegangen, ein kapital verstauchter Knöchel ist auch nicht lustig, aber besser als andere denkbare Szenarien. 


Donnerstag, 25. August 2016

Jawa: Felgenarchäologie

Bei der ersten längeren Probefahrt hatte es mir ja den Hinterreifen der Jawa zerlegt. Angesichts des Zustandes der uralten Gummis kaum verwunderlich, es handelt sich vermutlich noch um die Originalbereifung von 1982, jedenfalls hatten die Dinger keine DOT-Nummer.


Bevor die Räder zum Reifenhändler gehen, wollte ich sie aber noch ordentlich sauber machen. Zwar laufen beide Räder schön rund und scheinen keine übermäßigen Rostschäden zu haben, dennoch ist der optische Zustand nicht besonders. Gut, das passt letztlich zum Rest des Fahrzeugs, aber hier ist die schmale Grenze zwischen Patina und Gammel eindeutig in die falsche Richtung überschritten.
Insbesondere das Vorderrad fällt hier negativ auf, denn irgendjemand hat es mit einer seltsamen, an Unterbodenschutz erinnernden Pampe eingeschmiert. Vermutlich soll das Zeug, was auch immer es sein mag, einen Rostschutz darstellen.
Jedenfalls ist es mir nur an den Rändern gelungen die steinharte Kruste zu entfernen, darunter ist jedoch fast perfekter Chrom, die Felge ist richtig gut. Der archaische Schmier hat seine Aufgabe scheinbar sehr gut erfüllt. 

Hier kommt also im Winter eine schöne Fleißarbeit auf mich zu. Um die Felge vernünftig zu reinigen, wird man sie vermutlich ausspeichen müssen. Eventuell kann man hier aber auch per Trockeneisstrahlen ein gutes Ergebnis erreichen, ich werde darum den Trockeneistyp demnächst mal mit dem Moped heimsuchen. Wäre doch super, wenn da was ginge. 

Die Räder liegen derweil aber erstmal beim Reifenhändler, neue Gummis aufziehen, gleich mit Bändern und Schläuchen, denn was da drin wohnte, war sicherlich nicht mehr gut. 

Mittwoch, 24. August 2016

Schraubertipps: Zündgrundplatte und Polrad wechseln

Am Anfang dieser Anleitung sollte eine kleine Begriffskunde stehen um Verwirrungen beim Leser zu vermeiden. Es haben sich in diesem Bereich nämlich verschiedene Begriffe eingebürgert, die fachlich eigentlich falsch sind.

Die Zündung moderner Automatikroller ist fast immer eine sogenannte Kondensatorentladungszündung. Diese wird aus einem Zündanker gespeist, der aus der Grundplatte mit den Spulenpaketen und einem Schwungmagneten (Polrad) besteht. Dies ist keine Lichtmaschine im eigentlichen Sinne. 
Um den Austausch der Grundplatte und des Polrades soll es hierbei gehen, denn diese Arbeit beunruhigt viele Schrauber, dabei ist es eigentlich ein relativ einfacher, wenn auch sehr arbeitsaufwändiger, Eingriff. 

benötigtes Werkzeug:
Bei den meisten Rollern befindet sich auf dem Polrad die Kühlturbine (Luftkühlung) oder die Wasserpumpe (bei wassergekühlten Motoren). Diese müssen für die nachfolgend beschriebenen Arbeiten demontiert werden. Hierauf wird hier nicht im Detail eingegangen, denn diese Arbeiten unterschieden sich je nach Modell. Welches Werkzeug für diese Arbeiten notwendig ist, hängt vom jeweiligen Modell ab. Bei den meisten Fahrzeugen genügt jedoch ein normaler Satz Schraubendreher und -schlüssel sowie ein Knarrenkasten.

Zudem ist ein Druckluftschlagschrauber zum lösen der Polradmutter sinnvoll. Theoretisch kann man auch den Antrieb mit einem Werkzeug zum blockieren des Variators festsetzen, diese Methode hat jedoch den Nachteil, dass dabei die Kurbelwelle verdreht werden kann.
Desweiteren wird zwingend ein Abzieher für das Polrad benötigt. Hierbei handelt es sich um ein nicht genormtes Sonderwerkzeug, dass passend zum jeweiligen Fahrzeug angeschafft werden muss. Diese Werkzeuge sind jedoch heute relativ günstig und eine einfache Billigausführung für unter 10€ genügt den gelegentlichen Einsatz in der Hobbywerkstatt vollauf. 


vorbereitende Arbeiten:
Zunächst muss die Zündung freigelegt werden. Bei luftgekühlten Motoren muss dazu in der Regel die Kühlluftführung abgenommen und das Turbinenrad abgeschraubt werden. Bei wassergekühlten Modellen muss das Kühlmittel abgelassen und die Wasserpumpe demontiert werden.

Anschließend ist die Polradmutter zu lösen. Dabei ist zu beachten, dass diese bei manchen Modellen (Piaggio und Gilera) als Dehnmutter ausgeführt ist, die nicht nochmals benutzt werden darf. Manche Roller (div. asiatische Hersteller) haben ein Linksgewinde an dieser Stelle!


abziehen des Polrads:
Um das Polrad von der Kurbelwelle zu lösen, muss der Abzieher in das gereinigte und entfettete Gewinde eingeschraubt werden. Dabei ist er so tief wie möglich einzudrehen, jedoch nicht festzuziehen. 

Jetzt kann der Abzieher mit einem passenden Schraubenschlüssel gegengehalten werden, während man die Abdrückerschraube mit einem anderen Schlüssel oder der Knarre eindreht. 


Insbesondere bei älteren Rollern muss hierbei oft ein großer Widerstand überwunden werden. Es kann hilfreich sein, den Abzieher mehrere Minuten unter Spannung stehen zu lassen und dann wieder ein Stück zu lösen. Sehr festsitzende (u.U. festgerostete) Polräder lassen sich so meist ohne Beschädigungen abziehen.

Wenn sich das Polrad gelöst hat, kann es einfach herausgenommen werden. Dabei auf den Polradkeil achtgehen, denn dieser darf nicht verloren gehen. Es ist eine gute Idee, die Kurbelwelle so zu drehen, dass der Keil nach oben zeigt!


Die Zündgrundplatte ist bei den meisten Rollern mit mehreren Schrauben am Motorblock befestigt. Diese sind oft sehr fest eingerostet, lassen sich jedoch mit einem genau passenden (!) Schraubendreher fast immer lösen. Um die Zündgrundplatte endgültig abzunehmen, müssen vorher aber noch die Kabel vom Kabelbaum des Fahrzeugs abgesteckt werden. Danach kann die Grundplatte mit dem Kabelbaum herausgezogen werden.


Da bei den meisten Rollern keine Zündeinstellung erfolgt, kann die neue Grundplatte in umgekehrter Reihenfolge montiert werden. Ein verrosteter Kurbelwellenstumpf, wie auf dem Beispielfoto oben, sollte vorher gereinigt werden. Wichtig ist, dass der Kegelsitz des Polrades sauber und öl- und fettfrei ist. 

Montag, 22. August 2016

Tour: warum in die Ferne schweifen?

Normalerweise fahre ich nach der Arbeit auf dem schnellsten Weg nach Hause. Keine großen Umschweife, einfach auf die Schnellstraße und ab durch die Mitte. So auch heute, doch zu Hause angekommen habe ich dann bemerkt, dass ja ein "kleines Jubiläum" ansteht.


31.000km auf der Uhr beim Roten Baron, eigentlich nichts besonderes, aber irgend eine Begründung bracht man für eine kleine Extratour nach Feierabend ja. ;)

Also ging es wieder los, auf eine besondere Genusstrecke, die jedem regensburger Rollerfahrer sehr ans Herz zu legen ist.
Von Sinzing aus geht es zunächst durch den Kelheimer Forst nach Viehhausen. Dort zweigt dann die Gemeindestraße nach Thumhausen ab.

Die im Grunde unbedeutende Ortschaft liegt malerisch auf der Höhe des Laabertals. Hier kann man entweder auf die Talstraße nach Schönhofen wechseln oder nach Haugenried und Viergestetten weiterfahren. 
Der Weiler markiert das Tor zum Paintner Forst, einem wunderschönen Landschaftsschutzgebiet, das überwiegend aus naturnah erhaltenem Mischwald besteht. Da hier keine intensive Forstwirtschaft betrieben wird, hat sich eine urtümliche Naturlandschaft erhalten, die sich auf kleinsten aber in sehr gutem Zustand befindlichen Straßen erfahren lässt.




Am Ende dieses Streckenabschnittes folgt die kurze Ortsdurchfahrt durch Painten, nach der sich die Straße durch das Paintner Tal nach Deuerling schlängelt. In sanftem Swing geht es auf der wenig befahrenen Gemeindestraße durch das Waldgebiet.

Hoch über Deuerling wacht die Pfarrkirche St. Martin auf einem, ebenfalls nach dem Heiligen benannten, Felsen. Seit dem 13. Jahrhundert lädt der Sakralbau zu Rast und Einkehr ein. Dies ist ein Ort von besonderer Kraft und Ausstrahlung, der einen weiten Blick ins Land hinaus bietet.


Leider endet hier auch der besonders genussvolle Teil der Ausfahrt, denn die B8 ist zwar zu später Stunde wenig befahren, aber dennoch nicht besonders schön. Allerdings bringt sie mich schnell nach Hause, denn jetzt ist wirklich Feierabend für heute!


Die Tour bei Google-Maps: