Am Anfang dieser Anleitung sollte eine kleine Begriffskunde stehen um Verwirrungen beim Leser zu vermeiden. Es haben sich in diesem Bereich nämlich verschiedene Begriffe eingebürgert, die fachlich eigentlich falsch sind.
Die Zündung moderner Automatikroller ist fast immer eine sogenannte Kondensatorentladungszündung. Diese wird aus einem Zündanker gespeist, der aus der Grundplatte mit den Spulenpaketen und einem Schwungmagneten (Polrad) besteht. Dies ist keine Lichtmaschine im eigentlichen Sinne.
Um den Austausch der Grundplatte und des Polrades soll es hierbei gehen, denn diese Arbeit beunruhigt viele Schrauber, dabei ist es eigentlich ein relativ einfacher, wenn auch sehr arbeitsaufwändiger, Eingriff.
benötigtes Werkzeug:
Bei den meisten Rollern befindet sich auf dem Polrad die Kühlturbine (Luftkühlung) oder die Wasserpumpe (bei wassergekühlten Motoren). Diese müssen für die nachfolgend beschriebenen Arbeiten demontiert werden. Hierauf wird hier nicht im Detail eingegangen, denn diese Arbeiten unterschieden sich je nach Modell. Welches Werkzeug für diese Arbeiten notwendig ist, hängt vom jeweiligen Modell ab. Bei den meisten Fahrzeugen genügt jedoch ein normaler Satz Schraubendreher und -schlüssel sowie ein Knarrenkasten.
Zudem ist ein Druckluftschlagschrauber zum lösen der Polradmutter sinnvoll. Theoretisch kann man auch den Antrieb mit einem Werkzeug zum blockieren des Variators festsetzen, diese Methode hat jedoch den Nachteil, dass dabei die Kurbelwelle verdreht werden kann.
Desweiteren wird zwingend ein Abzieher für das Polrad benötigt. Hierbei handelt es sich um ein nicht genormtes Sonderwerkzeug, dass passend zum jeweiligen Fahrzeug angeschafft werden muss. Diese Werkzeuge sind jedoch heute relativ günstig und eine einfache Billigausführung für unter 10€ genügt den gelegentlichen Einsatz in der Hobbywerkstatt vollauf.
vorbereitende Arbeiten:
Zunächst muss die Zündung freigelegt werden. Bei luftgekühlten Motoren muss dazu in der Regel die Kühlluftführung abgenommen und das Turbinenrad abgeschraubt werden. Bei wassergekühlten Modellen muss das Kühlmittel abgelassen und die Wasserpumpe demontiert werden.
Anschließend ist die Polradmutter zu lösen. Dabei ist zu beachten, dass diese bei manchen Modellen (Piaggio und Gilera) als Dehnmutter ausgeführt ist, die nicht nochmals benutzt werden darf. Manche Roller (div. asiatische Hersteller) haben ein Linksgewinde an dieser Stelle!
abziehen des Polrads:
Um das Polrad von der Kurbelwelle zu lösen, muss der Abzieher in das gereinigte und entfettete Gewinde eingeschraubt werden. Dabei ist er so tief wie möglich einzudrehen, jedoch nicht festzuziehen.
Jetzt kann der Abzieher mit einem passenden Schraubenschlüssel gegengehalten werden, während man die Abdrückerschraube mit einem anderen Schlüssel oder der Knarre eindreht.
Insbesondere bei älteren Rollern muss hierbei oft ein großer Widerstand überwunden werden. Es kann hilfreich sein, den Abzieher mehrere Minuten unter Spannung stehen zu lassen und dann wieder ein Stück zu lösen. Sehr festsitzende (u.U. festgerostete) Polräder lassen sich so meist ohne Beschädigungen abziehen.
Wenn sich das Polrad gelöst hat, kann es einfach herausgenommen werden. Dabei auf den Polradkeil achtgehen, denn dieser darf nicht verloren gehen. Es ist eine gute Idee, die Kurbelwelle so zu drehen, dass der Keil nach oben zeigt!
Die Zündgrundplatte ist bei den meisten Rollern mit mehreren Schrauben am Motorblock befestigt. Diese sind oft sehr fest eingerostet, lassen sich jedoch mit einem genau passenden (!) Schraubendreher fast immer lösen. Um die Zündgrundplatte endgültig abzunehmen, müssen vorher aber noch die Kabel vom Kabelbaum des Fahrzeugs abgesteckt werden. Danach kann die Grundplatte mit dem Kabelbaum herausgezogen werden.
Da bei den meisten Rollern keine Zündeinstellung erfolgt, kann die neue Grundplatte in umgekehrter Reihenfolge montiert werden. Ein verrosteter Kurbelwellenstumpf, wie auf dem Beispielfoto oben, sollte vorher gereinigt werden. Wichtig ist, dass der Kegelsitz des Polrades sauber und öl- und fettfrei ist.