Sonntag, 8. November 2015

Fahrzeugportrait: KTM Go/Chrono 50

Wenn diese drei Buchstaben genannt werden, leuchten vor allem die Augen vieler Motorradfans. Die österreichische Marke mit dem ungewöhnlichen Namen, KTM steht für Kronreif & Trunkenpolz Mattighofen, ist für ihre exzelenten Enduro- und Motocrossmaschinen weltberühmt. Was dabei viele aus den Augen verlieren, ist die lange, bis ins Jahr 1952 zurückreichende Tradition der Österreicher als Moped- und Rollerhersteller.

In den 90er Jahren entstanden in Zusammenarbeit mit Beta und Malaguti einige ungewöhnlich konzipierte Automatikroller mit Kunststoffkarosserie. Einer davon ist der Großradroller Chrono 50. Ein Fahrzeug das die, eigentlich als altherrenhaft verschriene, Gattung der Großradroller für jugendliche Kunden attraktiv machen sollte. Ohne „Kriegsbemalung“ und in dezenteren Farben, gab es den Roller auch als Malaguti Centro
Der Chrono trug stets schreienden Basislack in Gelb oder Orange. Dazu Aufkleber die an die großen Motocrossmaschinen des Hauses erinnern sollten. Einige Teile des Fahrzeugs sind bunt hervorgehoben, so der Auspuff mit rotem Endstück. 



Grundsätzliches zum KTM Chrono 50
Unabhängig von seinem wilden Aussehen mit der bunten „Kriegsbemalung“ ist der Chrono vor allem als komfortabler Alltagsroller ausgelegt.
Er weißt die typischen Merkmale von Großradrollern auf. Der tiefe Durchstieg mit flachem Trittbrett macht ihn komfortabel, der Fahrer sitzt hoch und aufrecht und hat so immer einen guten Überblick.
Dass große Räder gut rollen, ist eine Binsenweisheit. Doch sie wird auch hier bestätigt. Der Chrono 50 läuft auch auf schlechtem Untergrund stabil und gutmütig geradeaus und verhält sich in Kurven stets neutral.


Motor und Antrieb
Angetrieben wird der Chrono von einem der millionenfach bewährten Minarellimotoren. Der Standardantrieb weißt keine sonderlich spektakulären Eigenschaften auf, verrichtet seinen Dienst aber unauffällig und zuverlässig.
Der, mit 2,6kw bei 6250upm, nominell nicht sonderlich starke Antrieb, beschleunigt den leichten Roller ausreichend gut. Zwar ist der Chrono kein Ampelkönig, zum Mitschwimmen genügt es aber allemal.



Fahrwerk und Bremsen
Wie bereits gesagt, der Chrono zählt zur hierzulande relativ seltenen Gattung der Großradroller. Er rollert auf Pneus der Dimension 1.60-16 (vorne) und 2.15-16 (hinten). Die für Rollerverhältnisse riesigen Räder verhelfen ihn zu einem überdurchschnittlich guten Fahrverhalten. Der im Beinschild (!) versteckte Treibstofftank, verlagert viel Gewicht nach vorne was die, für Roller eigentlich typische, Hecklastigkeit reduziert und die Neutralität in Kurven fördert.
Auch unter widrigen Bedingungen baut der Chrono enorm viel Vertrauen auf. Er gehört zu den Rollern, die auch unsicheren/ungeübten Fahrern schnell zu mehr Selbstvertrauen verhelfen. Gebremst wird der Chrono über die klassenübliche Kombination aus Scheibenbremse vorne und Trommelbremse hinten. Die Bremsen sind nicht übermäßig gut, aber ausreichend wirksam und dosierbar.


Der Go im Alltag
Guter Wetterschutz und exzelente Fahreigenschaften machen den Chrono zu einem angenehmen Begleiter, rund ums Jahr. Durch die Position des Tanks unter der Frontverkleidung ist das Helmfach für einen Großradroller relativ geräumig. Ein Integralhelm passt dennoch nicht hinein. Für den kleinen Wochenendeinkauf reicht es aber.
Gepäckträger und Topcase waren immer Zubehör. Ebenso ein Windschild. Die winzige Scheibe üer dem Tacho die der Chrono im Werk verordnet bekam hat rein zierenden Zweck.

Der Motor ist als Standardtriebwerk mit einer guten Ersatzteilversorgung gesegnet. Fahrzeugspezifische Teile wie Verkleidungs- und Fahrwerkskomponenten sind jedoch bei KTM nicht mehr zu bekommen und auch gebraucht teils sehr teuer. Das Kostenkapitel wird zudem von den relativ teuren und nur von wenigen Herstellern lieferbaren Reifen belastet. Insgesamt gehört der Chrono zu den etwas teureren 50ern, was Wartung und Unterhalt angeht.

Der unten auf dem Foto zu sehende Chrono 50 wurde von mir als Winterroller über eine „Wintersaison“ gefahren und dann an einen Bekannten verkauft. Der Roller bewährte sich auch bei widrigem Wetter und großer Kälte. Das Fahrzeug wird aktuell noch von seinem neuen Besitzer im Alltag gefahren, aktuelle Laufleistung weit über 60.000km. Größere Reparaturen waren bis heute nicht notwendig.

Fazit
Der Chrono 50 polarisiert. Er ist optisch nicht jedermanns Sache, kann aber Freunde ungewöhnlicher Roller begeistern. Gut gewartet und sinnig gepflegt erreicht er zudem hohe Laufleistungen ohne Probleme zu machen. Er ist ein Roller für Leute, die gerne aus dem Einheitsbrei herausstechen möchten. Das größte Problem beim Kauf eines Chrono ist einen zu finden. Die Roller sind auch in ihrer österreichischen Heimat ausgesprochen selten. Die Gebrauchtpreise sind moderat und die Chance einen guten Roller zu bekommen trotz der geringen Verbreitung relativ hoch. Viele angebotene Chrono 50 sind in gutem Zustand und weisen nur geringe Laufleistungen auf.

Ein echter Geheimtipp für Menschen mit Hang zum Ungewöhnlichen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.