Fahrzeugportrait: Yamaha Neo`s 50 (erste Generation)

Yamaha Neo`s 50 (erste Modellgeneration)



Allgemeines zum Neo's
Der Yamaha Neo's 50, sowie sein baugleiches Schwestermodell MBK Ovetto, (beide Baureihen werden bei MBK in Frankreich produziert) sind grundsätzlich als mittelgroßer, komfortorientierter Stadtroller zu verstehen.
Die Fahrezeuge sind in der hier besprochenen Modellgeneration mit einem luftgekühlten, Zweitaktmotor des Herstellers Minarelli (Italien) ausgerüstet. Der Motor verfügt, wie die meisten modernen Zweitaktmotoren, über Getrenntschmierung, Elektrostarter und automatischen Choke (wobei die ersten Neo`s noch mit einem manuellen Choke ausgerüstet waren).
Das Fahrwerk besteht, typisch für moderne Automatikroller, aus einem Strahlrohrrahmen mit Telegabel vorne und Treibsatzschwinge hinten.
Die Bremse ist vorne eine einfache Scheibenbremse, hinten ist eine Trommelbremse vorhanden.

Die Tanks des Neo`s fassen 6,5l Benzin und knapp 1,5l Zweitaktöl. Die effektive Reichweite beträgt dabei ca. 200km, eine Öltankfüllung genügt für ca. 1.000km. Unter dem Sitz ist ein gut nutzbares Helmfach, zusätzlich kann ein Gepäckträger montiert werden und es gibt ein kleines Ablagefach im Beinschild (keine Serienausstattung). Insgesamt hat der Roller so einen hohen Nutzwert.

Motor und Antrieb
Die Zweitaktmotoren von Minarelli sind bekannt dafür, sehr robust und langlebig zu sein. Die Nominalleistung von 4PS wird bei 7.000upm erbracht, das maximale Drehmoment von 4,4nm erreicht der Motor bereits bei 6250upm.
Das relativ kurz übersetzte Endgetriebe sorgt dafür, dass der Roller sehr spurtstark ist, jedoch bei Fahrten mit Höchstgeschwindigkeit angestrengt und unsouverän wirkt. Ein Vorteil der kurzen Übersetzung ist jedoch auch die gute Bergsteigfähigkeit.

Der Antrieb, ein stufenloses Automatikgetriebe in üblicher Bauweise ohne besondere Merkmale, ist solide und ab Werk gut abgestimmt. Lediglich der in den Antrieb integrierte Freilauf für den Anlasser neigt dazu bei höherer Laufleistung zu blockieren, was ein hässliches, kratzendes Geräusch beim Anlassen erzeugt. Die Instandsetzung dieses Problems ist jedoch im Rahmen der normalen Inspektion ohne großen Mehraufwand machbar und daher relativ günstig.

Der ab Werk verwendete Auspuff ist von schlechter Qualität und rostet sehr schnell durch. Die Ausführung mit Katalysator neigt dazu, dass sich der Kat ablöst und den Auspuff verlegt. Hier ist gegebenenfalls die Umrüstung auf einen Zubehörauspuff sinnvoll.

Fahrverhalten
Das Fahrverhalten des Neo`s ist, bedingt durch die Fahrwerksgeometrie und die relativ großen Räder (12“), gutmütig und sicher. Geübten Fahrern fällt die mangelnde Schräglagenfreiheit in Linkskurven auf, hier setzt sehr schnell der Hauptständer auf. Sportlich ambitionierte Fahrer demontieren diesen daher oft.
Die Bremsen sind gut und verlässlich, die hintere Trommelbremse jedoch schlecht dosierbar. Ein überbremstes Hinterrad kann beim Neo`s jedoch auch von ungeübten Fahrern gut beherrscht werde. Die vordere Scheibenbremse ist besser dosierbar, jedoch weniger wirksam. Für ungeübte Fahrer kann dies jedoch auch als Vorteil gesehen werden, da es das Risiko das Vorderrad zu überbremsen (was praktisch unweigerlich zum Sturz führt) erheblich minimiert.

Der Neo`s im Alltag
Der Nutzwert des Fahrzeugs ist, wie bereits beschrieben, gut. Für den kleinen Wochenendeinkauf reicht es allemal, mit einem Topcase ausgerüstet schluckt der Neo`s notfalls auch die Schultasche oder das Reisegepäck für einen Wochenendtripp ans Meer.
Das breite Beinschild und das kaum gestufte Trittbrett sorgen für guten Wetterschutz, auch bei Regen oder Kälte ist der Roller angenehm zu fahren. Echte Allwetter oder Winterfahrer werden jedoch auf eine Windschutzscheibe nicht verzichten wollen. Diese ist, ebenso wie Sturzbügel, Gepäckträger und anderes Zubehör sowohl original von Yamaha als auch im freien Zubehörhandel zu bekommen. Aus Qualitätsgründen sollte hier jedoch dem Originalzubehör der Vortritt gewährt werden.

Die relativ einfache Struktur des Fahrzeugs, die auf Unnötiges verzichtet, erleichtert Wartung und Reparatur des Rollers. Dies reduziert die Arbeitskosten bei Werkstattbesuchen und macht Selbstschraubern das Leben leichter. Die große Inspektion (alle 5.000km) ist in Eigenarbeit mit Zubehörteilen für deutlich unter 50 Euro machbar. Die Reifen (vorne 120/90-12 hinten 130/90-12) sind Standardgröße und günstig und in großer Auswahl verfügbar.
Für Tuner und Leistungshungrige hält zudem der freie Handel eine, schier unüberschaubare Auswahl an Optik- und Technikteilen bereit. Damit kann der Neo`s dann zu jeder beliebigen Evolutionsstufe getrieben werden.

Fazit
Der Yamaha Neo`s 50 ist (fast) die sprichwörtliche Eierlegendewollmilchsau unter den Rollern. Er ist solide gebaut, langlebig und zuverlässig. Die Unterhaltskosten sind gering und er ist auch noch sehr komfortabel.
Für Alltagsbenutzer, Tourer und Tuner bietet er eine solide Basis. Die hier besprochene Generation (bis 2007 produziert) ist jedoch nur noch gebraucht erhältlich. Viele gebrauchte Neo`s kommen jedoch aus gutem Vorbesitz und sind in gutem Zustand, das erklärt auch die zum teil recht hohen Gebrauchtpreise. Wer sich für einen gebrauchten Neo`s interessiert sollte auf Unfallschäden und Bastelspuren achten sowie nach möglichkeit vorgelegte Rechnungen für die Wartungsarbeiten genau ansehen. Ein ordentlich gepflegter und gewarteter Neo`s wird seinem Besitzer auch bei hohen Laufleistungen noch viel Freude bringen.

 
 

Kommentare