Schraubertipps: Batteriepflege und Batteriekunde

Eine der häufigsten Ursachen von Elektrikproblemen bei Rollern ist die Batterie. Die hat verschiedene Gründe, ist jedoch meist in der relativ hohen Belastung der Batterie bei gleichzeitig eher geringer Ladeleistung der Zündlichtanlage begründet. Da an dieser grundlegenden Problematik Nichts zu ändern ist, sollte man der Batterie eines Rollers mehr Aufmerksamkeit und Pflege zukommen lassen, als es zum Beispiel bei modernen PKW angebracht ist.

Wichtige Grundsätze im Umgang mit Batterien
So harmlos die kleine Starterbatterie eines Rollers wirken mag, sie ist ein in mehrfacher Hinsicht gefährliches Objekt. Zum einen enthält sie Säure, die zu schweren Verätzungen führen kann. Daher sollten bei Arbeiten an der Batterie grundsätzlich Schutzhandschuhe und eine Schutzbrille getragen werden. Um Säureaustritt zu vermeiden, darf die Batterie unter keinen Umständen auf die Seite gelegt oder umgedreht werden (ausgenommen hiervon: hermetische Batterien die dafür ausdrücklich geeignet sind) Zudem ist zu beachten, dass die Batterie niemals kurzgeschlossen werden darf. Dies kann zu Brand oder Explosion führen! Während der Ladevorgangs kann die Batterie explosives Knallgas aussondern, darum muss sie von Zündquellen ferngehalten werden und es darf nicht geraucht werden. Schlussendlich ist auch eine verbrauchte und defekte Batterie noch gefährlich und giftig, sie darf daher nicht einfach weggeworfen werden, sondern muss Sachgerecht entsorgt werden. 

übliches Modell einer Blei-Säure Batterie für Motorroller
Begrifflichkeiten
Der Begriff "Batterie" für die Starterbatterie (so der technisch korrekte Begriff) eine KFZ ist eigentlich falsch. Strenggenommen handelt es sich hierbei um einen Akkumulator (kurz Akku). Dieses Wort ist aus dem Lateinischen entnommen und bedeutet in wörtlicher Übersetzung eigentlich "Anhäufer". Genau dies ist auch die Aufgabe der Starterbatterie: Das speichern und bereithalten von elektrischer Energie für die elektrischen Systeme des Fahrzeugs. Tatsächlich hat sich jedoch der technisch falsche Begriff Batterie so in die Umgangssprache eingebürgert, dass er teilweise auch von den Herstellern entsprechender Bauteile verwendet wird. Es ist daher wohl legitim, ihn auch in dieser Anleitung zu benutzen.
In der Anleitung wird zudem auch von Säure die Rede sein. Gemeint ist hiermit Batteriesäure, also eine 37% Lösung von Schwefelsäure mit Wasser (37 Teile Schwefelsäure und 63 Teile Wasser). 


Batterietypen
Besonders häufig sind Blei-Säure-Batterien. Diese einfach, günstige und robuste Bauform ist bei Rollerbatterien immer noch der Standard. Grund dafür ist vor allem der niedrige Preis bei gleichzeitig ausreichender Lebensdauer und Leistung. Meist sind solche Batterien "offen", haben also herausnehmbare Stopfen an den Zellen über die (bei einer neuen Batterie) Säure und später zu Wartungszwecken destiliertes Wasser eingefüllt werden kann. Diese Batterien sind nicht wartungsfrei und müssen regelmäßig kontrolliert werden.
Eine verbesserte Form dieser Batterien stellen die s.g. wartungfreien Batterien dar. Hierbei handelt es sich um ab Werk befüllte, hermetisch verschlossene Batterien. Diese gasen weniger aus und sind damit weniger pflegebedürftig. Zudem können sie bei einigen Modellen auch seitlich liegend eingebaut werden. Ihr Nachteil ist vor allem die Tatsache, dass verlorene Flüssigkeit nicht ergänzt werden kann, daher sind sie bei der Lebensdauer einer (gut gewarteten!) offenen Batterie unterlegen.

Eine weitere Sonderform der Blei-Säure-Batterie stellt die s.g. Gelbatterie dar. Bei diesem Typ ist die Batteriesäure in einem technischen Gel gebunden und kann somit nicht auslaufen. Diese Batterien gasen zudem kaum aus und sind daher extrem langlebig. Obwohl sie etwas teurer sind als konventionelle Batterien werden sie gerne als Ersatzteil verwendet, denn sie sind wartungsfrei und langlebig. In den meisten Fällen, stellt eine solche Gelbatterie den sinnvollsten Kompromiss dar.

Eine relativ neue Erscheinung sind Lithium-Ionen-Starterbatterien. Sie sind deutlich leichter als konventionelle Blei-Säure-Batterien, dabei jedoch erheblich leistungsfähiger und langlebiger. Insbesondere bei Motorsportanwendungen ist ihr geringes Gewicht von Vorteil, im normalen Straßenverkehr haben sie sich, des hohen Preises wegen, noch nicht durchgesetzt. 

Batterie aus-/einbauen
Naturgemäß muss die Batterie zur Wartung oder zum Austausch ausgebaut werden. Bei einigen Rollern befindet sie sich an einer schlecht zugänglichen Stelle, daher ist es hilfreich im Werkstatthandbuch nach Hinweisen zu suchen. Ein wichtiger Grundsatz ist, dass man beim Ausbau zuerst den Massekontakt (Minuspol) trennen sollte, denn dann kann es nicht mehr zu einem Kurzschluss kommen, wenn beim trennen des Pluspols versehentlich die Karosserie oder der Rahmen berührt werden. Beim Einbau ist es natürlich genau andersherum.
Je nach Bauweise sehen einige Fahrzeuge einen Entlüftungsschlauch für die Batterie vor. Dieser muss ebenfalls kontrolliert und ggf. freigeblasen werden. Im Zuge des Batterieausbaus ist dazu gute Gelegenheit.

Beim Einbau sollten zudem die Batteriepole eingefettet werden, nachdem die Kontaktschrauben angezogen wurden. Dies verhindert zum einen zuverlässig, dass die Kontaktschrauben einrosten und zum anderen beugt es Korrosion an den Batteriepolen vor. Altes Polfett sollte vorher entfernt werden.

Batterie prüfen und warten
Grundsätzlich sollte man die Batterie etwa alle sechs Monate überprüfen. Dies ist insbesondere bei "offenen" Batterien wichtig und verlängert deren Lebensdauer erheblich. Zunächst wird hierzu an der ausgebauten Batterie die Spannung gemessen. Bei einer 12V Batterie sollte diese nicht nennenswert unter 11V liegen, bei einer 6V Batterie nicht unter 4V. Zu beachten ist, dass 12V Batterien ab einer Restspannung von 3V tiefenentladen ist, bei einer 6V Batterie liegt der Wert bei 2V. Tiefenentladene Blei-Säure Batterien sind fast immer so stark verbraucht, dass sie ausgetauscht werden müssen.

Bei offenen Batterien wird anschließend der Pegelstand der Säure geprüft und ggf. mit destiliertem Wasser ergänzt. Anschließend sollte die Batterie wenn möglich mit einem Ladegerät voll aufgeladen werden.

Zur Spannungsmessung eignet sich ein handelsübliches, einfaches Multimeter mit entsprechendem Messbereich für Gleichstrom. Es gibt natürlich auch spezielle Prüfgeräte, mit denen die Batterie auf ihre Restkapazität getestet werden kann. Solche Vorrichtungen sind jedoch relativ teuer und die Anschaffung lohnt sich meist nur für Profiwerkstätten.
Ein Gerät, über dessen Anschaffung man jedoch nachdenken sollte, ist ein Säureheber. Dies ist ein einfaches Messgerät mit dem die Dichte der Batteriesäure bestimmt werden kann. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf den Zustand der Batterie ziehen. Natürlich kann ein solches Gerät nur bei offenen Batterien verwendet werden.

Die Dichte der Säure wird in Gramm je Kubikzentimeter (g/cm³) angegeben und hat folgende Sollwerte:
intakte, voll geladene Batterie: 1,28g/cm³
intakte, ausreichend geladene Batterie: 1,22 - 1,18g/cm³
intakte, entladene Batterie: 1,12g/cm³
defekte, tiefenentladene Batterie: 1,06g/cm³ und darunter
Insbesondere die beiden unteren Werte sind interessant, denn sie zeigen an, ob ein "Rettungsversuch" durch Aufladen sinnvoll ist oder nicht.

Batterie laden
Um die Batterie zu laden muss ein geeignetes Ladegerät verwendet werden. Die lange Zeit gebräuchlichen und bis heute in vielen Werkstätten vorhandenen ungeregelten Ladegeräte sind nur bedingt zu empfehlen. Denn sie haben keine Schutzschaltung die ein Überladen der Batterie verhindert. Dadurch kann die Batterie überkochen und im Extremfall sogar explodieren! Ein modernes, geregeltes Ladegerät verhindert dies zuverlässig.
Da beim Laden gefährliches Knallgas austreten kann, dürfen Batterien nur in gut belüfteten Räumen geladen werden die frei von Zündquellen sind. Bei offenen Batterien muss zudem vor dem Laden der Flüssigkeitsstand geprüft und ggf. ergänzt werden.
einfache, ungeregelte Ladegeräte wie dieses sollten nicht mehr verwendet werden
Bei offenen Batterien werden die Einfüllstopfen vor dem Ladevorgang entfernt und ein Platzen des Batteriegehäuses zu verhindern. Um die Gefahren durch austretende Säure zu reduzieren stellt man die Batterie während des Ladevorgangs idealerweise in eine oben offene Plastikkiste. 
Gelbatterien und Lithiumbatterien dürfen nur mit dafür zugelassenen Ladegeräten geladen werden.

Batterie während langer Standzeit pflegen
Gerade über den Winter, wenn der Roller nicht gefahren wird, muss die Batterie gepflegt werden. Dazu wird sie ausgebaut und wie üblich gewartet. Idealerweise stellt man sie dann an einen trockenen und relativ kühlen aber frostsicheren Ort. Zudem kann sie an ein Erhaltungsladegerät angeschlossen werden, dass einen eventuellen Leistungsverlust ausgleichen kann. Vor der Wiederinbetriebnahme sollte die Batterie aber auf jeden Fall erneut geprüft werden.

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