Wenn der Wunsch
nach „einer alten Vespa mit rundem Licht“ aufkommt, ist für
viele eine PK50 die erste Wahl. Die kleine Baureihe der 80er und
90er Jahre ist für Leute mit PKW-Führerschein heute der günstigste
Einstieg in die Vespawelt.
Insbesondere die zweite Modellgeneration XL1 ist hierbei von interesse, denn die meisten angebotenen Exemplare entstammen dieser Baureihe.
Insbesondere die zweite Modellgeneration XL1 ist hierbei von interesse, denn die meisten angebotenen Exemplare entstammen dieser Baureihe.
Grundsätzliches zur Vespa PK50 XL1
Die PK50 wurde von
1983 bis 1996 in verschiedenen Modellgenerationen und -varianten
Produziert. Diese Varianten unterscheiden sich teilweise erheblich
voneinander und haben bis auf den Namen wenig gemeinsam.
Hier soll es primär um
die PK50 der zweiten Generation, die Baureihe XL gehen. Zur
Unterscheidung zur späteren, weitreichend veränderten Baureihe XL2
meist als XL1 bezeichnet. Einige Aussagen treffen jedoch auch auf die älteren bzw. neueren Versionen zu.
Anders als das Urmodell PK50 sowie die erweiterte „Sportvarianten“ PK50S, ist die XL1 heute noch recht häufig zu sehen. Sie stellt rein zahlenmäßig das Gros der vorhandenen Roller der PK-Baureihe.
Anders als das Urmodell PK50 sowie die erweiterte „Sportvarianten“ PK50S, ist die XL1 heute noch recht häufig zu sehen. Sie stellt rein zahlenmäßig das Gros der vorhandenen Roller der PK-Baureihe.
Motor und Antrieb
Der Motor der PK
ist eine weiterentwickelte Version des Motors aus der legendären
Vespa 50. Es handelt sich um einen luftgekühlten,
drehschiebergesteuerten Zweitaktmotor. Der Zylinder ist stehend
angeordnet, was den Motor schon rein optisch von den großen
Baureihen unterscheidet.Die Leistung
beträgt etwa 2kW, je nach Modelljahr und Ausführung. Die
Höchstgeschwindigkeit liegt, je nach Baujahr, bei 40 oder 50km/h.
Anders als die V50
und frühere PK-Modelle verfügt die PK50 XL1 über kontaktlose
Zündung und 12V Bordelektrik. Einen Elektrostarter gab es gegen
Aufpreis ebenfalls. Für einige Märkte war ein Sparmodell mit
Minimalelektrik (keine Tankuhr und keine Blinker) lieferbar. Der Antrieb
erfolgt über das, für Vespas typische, vom linken Lenkergriff aus
geschaltete Getriebe. Für die PK standen Getriebe mit vier und mit
drei Gängen zur Verfügung. Zudem war eine Automatikgetriebeversion
lieferbar die in diesem Bericht aber außen vor bleiben muss. Die
sogenannte Automatika unterscheidet sich vom Normalmodell zu sehr,
das würde hier den Rahmen sprengen. Anders als das mit einem
Ziehkeil ausgerüstete Getriebe der großen Baureihen ist das
Getriebe der PK klauengeschaltet. Es ist daher leichtgängiger und
präziser als das der großen Baureihen.
Für den
Kraftschluss sorgt eine Mehrscheibenkupplung die im Ölsumpf des
Getriebes läuft.
Fahrwerk und Bremsen
Das Fahrwerk der
PK50 ist genau so aufgebaut wie man es von einer Vespa erwartet. Die
selbsttragende Stahlblechkarosserie nimmt vorne die Gabel mit der
gezogenen Einarmschwinge auf. Hinten stützt sich ein einzelnes
Federbein auf der Treibsatzschwinge ab. Die bewusst komfortbetonte
Federung macht, zusammen mit der bequemen, sehr aufrecht sitzenden,
Ergonomie die PK zu einem angenehmen Begleiter im Alltag.
Die Bremsen
erfüllen leider ebenso die, geringen, Erwartungen des Vespakenners.
Die originalen Trommelbremsen der PK sind über Seilzüge betätigt
und wenig wirksam. Zwar bringen sie den Roller stets sicher zum
stehen, doch kann Dosierbarkeit und Effektivwirkung im heutigen
Straßenverkehr nicht mehr als zeitgemäß gelten. Eine
Scheibenbremse am Vorderrad gab es ab Werk nie, sie kann jedoch als
(nicht ganz billige) Nachrüstlösung eingebaut werden.
Fahrverhalten und Fahrleistungen
Die PK gibt sich
betont komfortabel. Sportliche Fahrweise wird nicht unterstützt oder
gefördert. Die langen, weichen Federelemente lassen den Roller in
schnellen Wechselkurven aufschaukeln und machen ihn im Grenzbereich
instabil. Sportfahrer gehören daher zu den treuen Kunden jener
Firmen, die Sportfahrwerksteile für Vespas anbieten.
Im Alltagsgebrauch
gibt sich der Roller träge, aber narrensicher und absolut
verlässlich. Die Fahrleistungen der PK können mit modernen 50er
Rollern nicht mithalten. Sie ist träger und langsamer als die
neumodische Automatikflotte. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Der
Vespafahrer kann sich damit arrangieren und genießt die bewusst
zelebrierte Entschleunigung oder er rüstet nach. Es sind
Motorumbauten jeder Ausprägung mit zugekauften Teilen möglich.
Die PK50 XL1 im Alltagsgebrauch
Im Alltag erfreut
der Roller vor allem mit enormer Zuverlässigkeit. Im Normfall genüg
ein Tritt auf den Kickstarter um den Motor zum Leben zu erwecken. Der
Wetterschutz ist, auch dies eine typische Vespatugend, sehr gut. Das
breite und hohe Beinschild hält die Beine des Fahrers aus dem Wind
und schützt vor Spritzwasser. Wer bei schlechtem Wetter oder im
Winter fährt, weiß ein Windschild zu schätzen.
Stauraum bietet
der Roller ab Werk wenig. Das Handschuhfach schluckt den nötigen
Kleinkram und das kleine Fach vor dem Tank (unter der Sitzbank) etwas
Werkzeug. Gepäckträger für vorne und hinten, sowie ein Topcase gibt
es im Zubehör. So gerüstet bewältigt die PK dann alle
Transportaufgaben des Alltags.
Beim abstellen erfreut der gute Hauptständer des leichten Rollers. Dieser lässt sich von beiden Seiten aus problemlos bedienen. Wer es noch bequemer möchte kann einen Seitenständer montieren.
Beim abstellen erfreut der gute Hauptständer des leichten Rollers. Dieser lässt sich von beiden Seiten aus problemlos bedienen. Wer es noch bequemer möchte kann einen Seitenständer montieren.
Die
Unterhaltskosten sind erfreulich niedrig. Die Wartung ist einfach und
kostengünstig, der Treibstoffverbrauch sollte zwischen zwei und drei
Litern liegen, verbraucht der Roller mehr ist er entweder frisiert
oder in technisch schlechtem Zustand. Die Reifen der, auch heute
noch verbreiteten, Dimension 3.00-10 sind günstig und in großer
Auswahl zu bekommen. Durch das niedrige Gewicht und die relativ
geringe Leistung des Rollers halten sie sehr lange.
Schwächen
Die PK könnte ein
Roller ohne Schwächen sein, wenn sie nicht an den klassischen
Vespaproblemen kranken würde:
Getrenntschmierung
Die PK50 war
zeitweise auch mit Getrenntschmierung lieferbar. Dieses System
funktionierte jedoch nie zufriedenstellend. Entweder wird zu viel Öl
beigemischt oder (viel schlimmer) gar keines. Entsprechend viele
Roller wurden daher bereits auf Mischungsbetrieb umgerüstet.
Rost
Die Karosserie der
PK50 war ab Werk nie versiegelt. Roller die im Winter gefahren wurden
sind daher oft stark vergammelt. Gefährlich ist vor allem der
Bereich um die hintere Federbeinaufnahme. Zur Kontrolle muss der Tank
ausgebaut werden, etwas das der Kaufinteressent unbedingt tun sollte
wenn der Verkäufer es erlaubt (tut er dies nicht, weiß er oft genau
warum!). Ein in diesem Bereich durchgerosteter Roller ist nicht mehr
verkehrssicher. Eine Instandsetzung ist extrem aufwändig und
wirtschaftlich nicht lohnend.
Grundsätzlich
sollte jede PK nach dem Kauf gründlich versiegelt werden.
Ölverlust
Der Motor neigt
zum „sabbern“ was ihm in vielen Fällen nie vollständig
abgewöhnt werden kann. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Die
regelmäßige Kontrolle des Getriebeölstands ist daher sehr wichtig.
Vorsicht mit Italienimporten
Oft werden Roller
angeboten die frisch aus Italien importiert wurden. Diese sollte nur
kaufen wer genau weiß was er tut!
Die Italienischen
PK50 haben oft nur das unbeliebte Dreiganggetriebe. Zudem sind sie
stets mit einer Einzelsitzbank statt der „deutschen“ Zweimannbank
ausgerüstet. Sind keine
Fahrzeugpapiere dabei, sollte kontrolliert werden, ob die
Fahrgestellnummer noch lesbar ist. Ist sie abgeschnitten oder
ausgeschliffen wurde der Roller in Italien wahrscheinlich als
verschrottet gemeldet. Ein solches Fahrzeug in Deutschland legal auf
die Straße zu bringen kann sehr langwierig, aufwändig und teuer
werden. Der Preisvorteil der vermeintlich günstigen Importe ist dann
meist mehr als aufgezehrt.
Fazit
Als
Alltagsklassiker und solide Einsteigervespa ist die PK50 genau das Richtige. Sie hat den Charme der klassischen Modelle, jedoch bereits
die Zuverlässigkeit und Solidität moderner Fahrzeuge. Der direkte
Vergleich mit modernen Rollern hinkt zwangsläufig. Ihn sollte man
erst gar nicht ziehen.
Prima Beitrag! Auch für den, der bereits eine PK 50 XL1 fährt, interessant zu lesen.
AntwortenLöschenDer Artikel stellt sehr gut heraus, was die Liebe zu und den Fahrspaß mit dem Vespa-Roller ausmacht. Entsprechend lasse ich die knatternden "Plastik-Bomber" an der Ampel gern ziehen....
Vielen Dank und beste Grüße
Thomas