Roadtrip: auf Kaperfahrt im Land von Weibern und Engeln

Es heißt, der Mensch sei ein Sammler und Jäger. Historisch betrachtet kam das Sammeln mit ziemlicher Sicherheit vor dem Jagen. Aber heutige Sammler sind zunächst einmal Jäger, denn das Objekt der Begierde will ja erst einmal gefunden werden. Mein lieber Freund und Mitslooowrider Thum ist ein solcher Jäger, seine letzte Pirsch galt einer Ergänzung seiner Sammlung kurioser Fahrzeuge aus Gütersloher Fabrikation. Ein Wulfhorst R3 sollte es diesmal sein. Gefunden hat er einen in einem entlegenen Dorf in der Eifel, es war also an der Zeit eine Kaperfahrt zu unternehmen.

Getroffen haben wir uns dieses Mal am Hauptbahnhof in Nürnberg, von dort aus ging es über Frankfurt am Main und Limburg an der Lahn nach Nordwesten. Das Navi, das im Ruf steht eine ungesunde vorliebe für Knüppelpfade und Kuhweiden zu besitzen, leitete uns hinter Meckenheim dann durch eine seltsame Gegend mit interessant-verführerischen Ortsnamen. Was soll ein einer Region, in der Straßenschilder den Weg zu Weibern und Engeln weisen, schon schiefgehen? Wir vertrauten daher der lustigen kleinen Maschine auf dem Armaturenbrett und wurden natürlich promt in die Irre geleitet.
Glücklicherweise war es eine landschaftlich ausgesprochen reitzvolle Irre. Auf mehr oder weniger befestigten Waldwegen ging es hinein in die Eifel zum vermeintlichen Ziel. Dort, auf einem kleinen Bauernhof, fanden wir einen sehr großen, freundlichen Hund und dessen nicht minder freundlichen, aber ob unserer Anwesenheit etwas verwirrten Besitzer. Die Adresse stimmte, nur leider befand sie sich im falschen Dorf. Mit einer Wegbeschreibung des verwirrten Hundebesitzers machten wir uns wieder auf und fanden dann unser eigentliches Ziel.
Das bizarre Konstrukt Wulfhorstscher Ingenieurskunst erwies sich als gut erhalten und fahrbereit, was mit einer kurzen Probefahrt unter Beweis gestellt wurde.



Es folgte eine nette Unterhaltung mit dem Verkäufer. Eine schöne Art ein Fahrzeug zu kaufen, doch wir mussten leider wieder auf die Straße zurück. Einmal in östlicher Richtung quer durch die nächtliche Republik. Vorbei an Gießen, Eisenach und Erfurt in den tiefen Osten. Dieser verbarg sich leider hinter dem Vorhang der nächtlichen Dunkelheit, weshalb die lokalen Sehenswürdigkeiten eher beschränkt waren. Aber gut, einen dreirädrigen (!) mit Dachlatten vollgestopften und auf einem Autobahnparkplatz vergessenen Fiat sieht man auch nicht alle Tage.

Tief in der Nacht kamen wir dann glücklich und wohlbehalten in Freiberg an. Noch kurz am Küchentisch ausruhen und dann ab ins Bett, von weiten Fahrten, kuriosen Mopeds und den seltsam liebenswürdigen Bewohnern der Eifel träumen. 

Der Sonntagmorgen brachte dann zunächst das Abladen der Neuerwerbung sowie eine gründlichere Inspektion des technischen Zustands. Dieser ist gut, aber das Fahrzeug braucht nach längerer Standzeit trotzdem eine Inspektion, nichts wildes und so wird Thum mit dem neuen Fahrzeug bald Sachsen unsicher machen können.
Bevor ich mich auf den Heimweg machte gab es noch ein sehr solides, spätes Frühstück. Eier, Speck und Bohnen sind zwar eher eine englische Spezialität, aber auch in Sachsen sehr lecker. 


Die Heimfahrt war eine angenehm helle und daher auch landschaftlich sehenswerte Autobahnfahrt. Auf der A4 nach Chemnitz und dann in südlicher Richtung über Zwickau und Hof zurück nach Bayern. Regensburg habe ich am frühen Abend erreicht, reichlich müde aber auch zufrieden und innerlich tief entspannt. Solche Kaperfahrten sind doch immer wieder schön und ich wünsche Thum viel Spaß und allzeit gute Fahrt mit seinem R3!







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