Schraubertipps: der automatische Benzinhahn (Funktionsweise, Prüfung und Austausch)

Die meisten Roller verfügen seit Mitte der 1980er Jahre über einen automatischen Benzinhahn. Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen ist dieser unterdruckbetätigt. Elektromagnetische Systeme haben sich nicht durchgesetzt, das prominenteste Beispiel für einen Roller mit elektromagnetischem Benzinhahn ist vermutlich die Vespa Cosa.
Ein automatischer Benzinhahn hat den Vorteil, dass er den Fahrer entlastet und die Bedienung des Fahrzeugs erleichtert. Normalerweise funktionieren die einfachen, durch den Unterdruck des Ansaugtrakts betätigten, Hähne sehr zuverlässig. Sie sind im Grunde wartungsfrei und können im Schadensfalle auch nicht sinnvoll repariert werden. Zwar sind einige Exemplare zerlegbar, jedoch gibt es so gut wie nie Ersatzteile dafür zu kaufen. In dieser Anleitung soll es darum nur darum gehen, die Funktionsweise des Hahnes zu erläutern sowie seine Prüfung und den gegebenenfalls notwendigen Austausch zu zeigen. 

Wichtige Hinweise:
Bei Arbeiten am Kraftstoffsystem ist größte Vorsicht angebracht. Treibstoff ist hoch entzündlich und kann unter Umständen explodieren. Daher sind eine gute Belüftung sowie das vermeiden von Zündquellen extrem wichtig. Es darf nicht geraucht werden! 
Zudem sind Kraftstoffe und Kraftstoffdämpfe hoch giftig. Schutzhandschuhe sowie Schutzbrille müssen bei diesen Arbeiten unbedint getragen werden. Kontakt mit der Haut muss vermieden werden, sollte Kraftstoff verschluckt werden oder in die Augen geraten muss SOFORT ein Arzt aufgesucht werden. Kraftstoffe dürfen zudem unter keinen Umständen in die Kanalisation oder das Grundwasser gelangen können. 

Funktionsweise des automatischen Benzinhahns (Unterdrucksystem):
Im Inneren des Benzinhahns befinden sich eine Membran und ein Stiftventil. Die Membran befindet sich zwischen der Kraftstoffkammer in der immer normaler Atmosphärendruck (Umgebungsdruck) herrscht und der Unterdruckkammer. Die Unterdruckkammer ist über eine Schlauchleitung mit dem Ansaugtrakt des Motors verbunden. Durch die Ansaugleistung des Motors entsteht Unterdruck, dieser zieht die Membrane in Unterdruckkammer hinein und öffnet somit das Ventil.
Unterdruckbenzinhahn in geschlossener Stellung
Unterdruckbenzinhahn in geöffneter Stellung
Die Zeichnung zeigt den prinzipiellen Aufbau bzw. die Funktionsweise des Hahns. Die federbelastete Membran kehrt nach dem Abstellen des Motors zurück in ihre Ruhestellung und verschließt die Treibstoffzufuhr. 
Die heute vorherrschende Bauform von direkt in den Tank eingesetzten Benzinhähnen verfügt außerdem über ein Filtersieb, dass ein Eindringen von Verunreinigungen in den Hahn bzw. das restliche Kraftstoffsystem sowie den Vergaser oder die Einspritzanlage verhindert. Früher übliche Leitungsfilter sollten in solchen Systemen nicht verwendet werden, denn sie können den Treibstofffluss behindern.

Funktionsprüfung:
Die korrekte Funktion des Kraftstoffhahns sollte bei jeder Wartung des Fahrzeugs geprüft werden. Dies ist bei unterdruckbetätigten Hähnen denkbar einfach. Hierzu wird einfach die Treibstoffleitung zum Vergaser / zur Einspritzanlage am Hahn abgezogen. Bei stillstehendem Motor darf kein Treibstoff auslaufen. Anschließend wird ein geeignetes Gefäß unter den Hahn gestellt bzw. gehalten und kurz der Anlasser betätigt bzw. der Kickstarter getreten. Es muss ein deutlicher Kraftstofffluss austreten, der sofort wieder aufhört, wenn der Motor zum Stillstand gekommen ist.
Die Anschlüsse an einem in den Tank integrierten Benzinhahn. Hinweis: Auf dem Foto ist der Hahn auf dem Kopf stehend zu sehen, der Unterdruckanschluss zeigt üblicherweise nach unten!
Fehlerbeseitigung:
Wie oben beschrieben können automatische Benzinhähne in den meisten Fällen nicht repariert werden. Der Austausch ist in der Regel sehr simpel, denn sie sind fast immer nur mit einer einfachen Schlauchschelle befestigt oder mit einer Überwurfmutter angeschraubt. In allen Fällen muss jedoch beachtet werden, dass der Tankinhalt ausläuft sobald der Hahn gelöst wird. Daher muss vorher der Tankinhalt abgepumpt werden. Alternativ kann auch der Tank ausgebaut und der Treibstoff in einen Kanister umgefüllt werden. Bei den meisten Fahrzeugen ist dies die sinnvollste Alternative. 
Um sicherzustellen, dass der Hahn absolut dicht ist, muss ein eventuell vorhandener O-Ring bzw. Gummidichtung grundsätzlich mitgetauscht werden. Neue Benzinhähne werden normalerweise mit einem neuen O-Ring geliefert. Bei eingesteckten Hähnen, die mit einer Schlauchschelle fixiert werden (die meisten Kunststofftanks) sollte der Sitz zudem mit benzinfester Dichtpaste bestrichen werden. Normale Motordichtmasse bzw. Silikon eignen sich hierzu NICHT.

Etwas Dichtmasse am Sitz garantiert, dass der neue Hahn auch wirklich dicht ist.
Sonderfall externer Kraftstoffhahn:
Bei einigen Modellen, insbesondere den in den letzten Jahren so beliebt gewordenen Chinarollern, befindet sich der Treibfstoffhahn nicht direkt am Tank, sondern ist am Rahmen verschraubt. 
externer Benzinhahn am Rahmen angeschraubt, noch ohne Anschlussleitungen
Diese Hähne funktionieren grundsätzlich genauso wie die in den Tank integrierte Variante, hat jedoch in der Regel drei Anschlüsse.
Die Zuleitung vom Tank her kommend (Speiseleitung) ist hier als Schlauchleitung ausgeführt. Wird der Hahn demontiert, muss diese Leitung mit einer Klammer verschlossen werden. Bei diese Bauform ist meist ein Kraftstofffilter in die Speiseleitung eingesetzt, dieser muss im Rahmen der Routinewartung geprüft bzw. ersetzt werden. Alle weiteren Prüfungen entsprechen denen der "normalen" Bauform.

Sonderfall elektromagnetische Benzinhahn:
Elektromagnetische Benzinhähne sind eine exotische  Randerscheinung. Größere Verbreitung haben sie eigentlich nur im historischen Vespamodell Cosa gefunden. Sie bestehen aus einem Gehäuse mit Magnetventil. Je nach Bauform wird dieses Ventil mit Strom versorgt und dadurch geöffnet sobald der Motor dreht oder die Zündung eingeschaltet wird.









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